Originaltitel: Zweimal Hochzeit. (Eine schwache Stunde.) Lustspiel 1930; 82 min.; Regie: Emerich W. Emo; Darsteller: Liane Haid, Ralph Arthur Roberts, S. Z. Sakall, Lucie Englisch, Harald Paulsen, Charles Puffy, Paul Morgan; Allianz-Tobis-Film.
Eine Bankierstochter soll einen Geldgeber ihres Vaters heiraten, macht diesem aber schon die Verlobungszeit so schwer, daß er mit der Freundin des Bankiers durchgeht. Nun kann dessen Tochter ihren Erwählten, einen Beamten der Firma, heiraten.
Zusammenfassung
Theodor Grafenberg, Generaldirektor der Union- und Privatbank, ist in gewaltigen finanziellen Schwierigkeiten. Sein Unternehmen ist unsicher geworden und nur durch eine günstige Heirat seiner Tochter mit dem reichen ungarischen Finanzmann Barany zu sanieren.
Seine Tochter ist modern, exzentrisch und eigenwillig und ihr Wort maßgebend in der Familie, die aus Grafenberg und seinem streitsüchtigen Schwager Emil Ritter besteht.
Lianes Freude am Exzentrischen hat sie zum Flugplatz geführt, wo sie fliegen lernt. Ihr Vater hat von diesen täglichen Sportflugübungen gar keine Ahnung, so daß er aus „allen Wolken fällt“, als Liane ihn telephonisch knapp und kurz auffordert, ihr ein Flugzeug zu kaufen. Da Grafenberg, aus Angst um Lianes Leben den Kauf abschlägt, verwirklicht sie ihre Drohung, Punkt 11 Uhr über der Bank zu erscheinen, um verwegene Flugzeugloopings auszuführen.
Grafenberg, der Barany gerade die solide Erziehung seiner Tochter klar macht, mußte mit diesem wenige Minuten später, die tollen Kunststücke seiner Tochter beobachten. – Mit denen aber Liane am allerwenigsten zu tun hat, da sie von sicherer Straßenebene aus zusieht, was ihr Fluglehrer ihrem Vater vorführt. Sie achtete wenig auf die anderen Straßenvorgänge und ist erstaunt, als ein Mann auf sie zugeht, der sich mit dem Namen Willy Meyer vorstellte, worauf sie ironisch bemerkt: „Liane Schulze“.
Liane brauchte auch gar nicht mehr auf die oberen Vorgänge zu achten, da in diesem Augenblick Grafenberg und Barany den Auftrag erteilt haben, auf das Dach des Wolkenkratzers das schicksalsschwere Wort „bewilligt“ zu malen.
Die Situation in der Union- und Privatbank ist inzwischen nicht besser geworden, so daß sich Grafenberg entschließ in seiner Villa ein großes Fest zu geben, das die Erklärung Baranys an Liane als Hauptzweck verfolgt.
Liane hat inzwischen neue exzentrische Ideen und bittet ihren Vater, sämtliche Schulzens, Müllers und Meyers zu diesem Fest einzuladen. Liane erreicht damit erstens, daß Barany durch ihr ununterbrochenes Umdrehen nach dem eventuell erscheinenden, ihr wichtigen Meyer, nervös wird und ihr seine Liebeserklärung nicht machen kann und zweitens, das Willy Meyer tatsächlich erscheint und drittens, daß sie ihm mitteilen kann, sie wäre die Nichte aus einem Verleihgeschäft, welches die Silbersachen zu dem Fest geliehen habe.
Ebenfalls ungeladen ist die Freundin Grafenbergs – Mary – erschienen und hat das Glück, Barany kennenzulernen, den sie zu einem echten Wiener Apfelstrudel am nächsten Tag zu sich einladet.
Gewissermaßen den Höhepunkt erreicht das Fest, als Liane ihrem Vater und dem besorgten Onkel erklärt, daß sie sofort heirate. Beide wollen sich und ihr gratulieren, als sie bestürzt erfahren, daß der Auserwählte ihres Herzens sich kurz und schlicht Willy Meyer nennt und ein Angestellter der Union- und Privatbank ist.
Grafenberg greift ein. Er bietet Willy Meyer doppelte Gage, wenn er verzichtet. Damit hat er erneutes Pech, da die Union- und Privatbank sowohl einen Meyer mit y als auch einen mit i beherbergt. Meier mit i hat gar keine Absichten. Außerdem erklärt der richtige Willy Meyer, daß er gar nicht daran denke, die ihm sowieso unsympathische Tochter des Generaldirektors zu heiraten. Denn er liebt Liane, ohne zu wissen, daß gerade sie die Tochter des Generaldirektors ist. Meyer wird zum Prokuristen ernannt.
Durch Willy Meyer erfährt Liane die wahre Situation der Bank und entschließt sich, jetzt ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen und Barany zu heiraten. Der Kreditvertrag, der gleichzeitig für Liane den Ehevertrag mit Barany bedeutet, kommt mit der Union- und Privatbank zustande.
Neben anderen, für Liane unsympathischen Eigenschaften, besitzt Barany eine ungeheuerliche Körperfülle. Er muß zur Strafe mit Liane rudern gehen – er autelt, er reitet – kurzum, er muß alles machen, um 50 Pfund abzunehmen. Höhepunkt dieser sportlichen Abmagerungskur sind Flugloopings, bei denen Barany derart schlecht wird, daß er „völlig kuriert“, nach der Landung im Eiltempo verschwindet.
Während seiner Leiden sucht Barany Erholung und Verständnis bei Grafenbergs Freundin Mary, die ihm den heißersehnten Apfelstrudel serviert. Er ist auch sonst nicht ohne Appetit und hält sofort um Marys Hand an.
Liane ist nun völlig obenauf. Sie macht ihrem Vater und dem vollkommen verdatterten Onkel einen riesigen Skandal und erklärt ihnen die Blamage, daß ihr Bräutigam ausgerechnet mit der Freundin ihres Vaters durchgebrannt sei. Die beiden sind vollständig geschlagen und nehmen begeistert eine rettende Idee Lianes auf.
Liane läßt Meyer rufen und fragt ihn, ob er geneigt wäre, Teilhaber der Union- und Privatbank zu werden, wozu er selbstverständlich bereit ist und freudig zustimmt.
Liane braucht also Barany nicht zu heiraten und kann mit ihrem Willy Meyer glücklich werden.
Ihr Glück ist auch das Glück der Bank, da der mit Barany abgeschlossene Kreditvertrag unkündbar ist und die Bank nun wieder floriert.
Kritik (G. H., Film Kurier #189, 08/12/1930):
Dieser Film eröffnet eine Woche großer Ereignisse, in der die Filmpremierentiger fette Happen zu fressen kriegen. Es beginnt sehr richtig mit einem leichten, lustigen Film, mit viel Lachen, Liebe und ein bißchen Musik; denn dieses Genre ist vorläufig das von den deutschen Produzenten bevorzugte.
Ueber den Vorspann des Films herrschte abends auf dem Kurfürstendamm großes Rätselraten. Warum heißt der Film „Zweimal Hochzeit“ ? Weil es keine Hochzeit, sondern nur eine Verlobung und ein Gpusi gibt. Und warum Komödie ? Weil es eine Posse ist. Und warum der Untertitel „Eine schwache Stunde“ ? Weil von schwach nichts zu spüren ist und der Film im Gegenteil eine recht amüsante Abendunterhaltung darstellt.
Für das Manuskript zeichnet gleich ein Autorentrio: Walter Wassermann, Walter Schlee and Karl Noti. Sie haben mit Witz and Humor sich liebevoll jeder kleinen Episode angenommen, sie haben erfolgreich den Tonfilm aus der Enge weniger Atelierdekorationen heraus auf bunten Szenenwechsel eingestellt. Der Film enthält schon fast so viel Einstellungen wie ein durchschnittlicher Stummfilm. Auch die große Abneigung vor Freiaufnahmen hat man hier glücklich überwunden.
Worüber sich wohl die drei Autoren klar sind, ist, daß ihre große, anerkennenswerte Mühe für eine an sich schwache Haupthandlung verwendet wurde. Die Autoren haben alle ihre Kraft auf das Nebenbei gerichtet, und es ist ihnen auch zum guten Teil gelungen, den dünnen Stoff mit buntem hübschen Flitter recht ansehnlich herauszuputzen. Diese Methode ist heute vorherrschend bei der deutschen Produktion.
Wenn man die Inhaltsangaben kommender Filme liest, zeigt sich überall das gleiche Bild.
Das Publikum wird bestimmt ein- oder zweimal Flitter ganz nett finden, aber auf die Dauer wird es nicht nur Vor- und Nachspeise essen wollen, sondern auch einen richtigen Hauptgang.
E.W. Emo muß manuskriptgemäß das Schwergewicht des Films auf die vielen gut heransgearbeiteten Episoden legen und das Komiker-Trio Roberts-Szakall-Huszar gehörig einspannen. Es gibt auf diese Weise eine große lustiger Intermezzi, über die sich das Publikum hörbar gut amüsiert. Emo findet euch diesmal neue Chancen des Tonfilms. Dem Theater gegenüber bietet er die Möglichkeit des häufigen Szenenwechsels. Auf der Bühne hätte der rundliche Hnszar zu schildern, welche Torturen er bei der von seiner Braut diktierten Abmagerungskur zu erleiden hat, er hätte vielleicht auch ein bißchen geboxt und geturnt und freigeübt. Beim Film kann er rudern, reiten, fliegen – das Publikum wird weiter stärker von den Motiven überzeugt, die den geschundenen Bräutigam zum Brautwechsel bewegen.
Emo läßt auch zuweilen die Pointe einer Szene stumm herauskommen, was ebenfalls die Buntheit des Films fördert. Nicht glücklich ist zuweilen der Schnitt, die vielen Abblendungen stören, da sie den Film zerstückeln.
Den Darstellern gebührt das Hauptverdienst am Erfolg. Ralph Arthur Roberts kann mit seinem Tonfilmdebut zufrieden sein. Auch der dicke Huszar hat den gefährlichen Uebergang vom Stumm- zum Tonfilm mit Erfolg überstanden. Szakalls große Komikerkunst kommt erst jetzt richtig im Film zur Geltung.
Liane Haid sieht wirklich reizend aus und absolviert befriedigend ihre Sprachszenen. Ob Harald Paulsen Karriere beim Tonfilm machen wird, muß sich erst noch herausstellen. Diesmal bleibt er bildlich starr und tonlich matt. Lude Englisch kann wieder einmal nach Herzenslust wienern. Gertrude Kohlmann, Hilde Schroedter und Cäcile Lvosky gefallen in kleineren Rollen.