A Storm Over Zakopane

Originaltitel: Der Bergführer von Zakopane. (Der Herr der hohen Tatra.) Hochgebirgsdrama 1931; 79 min.; Regie: Domenico Gambino, Adolf Trotz; Darsteller: Dominico Gambino, Alphons Fryland, Lilian Ellis, Philipp Manning, Aruth Wartan, Inge Frank, Hilde von Stolz; Werold-Tobis.

Eine amerikanische Gesellschaft braucht zum Bau einer Drahtseilbahn auf das Tatra-Plateau einen Stützpunkt auf der Sonnenspitze. Ein Bergführer lehnt die Besteigung ab, sein Kollege verunglückt. Als die Tochter des Unternehmers später dort in Bergnot gerät, holt sie der erste Führer herunter und übernimmt nun die große Aufgabe.

Zusammenfassung
In dem inmitten der himmelwärts ragenden Berge der Hohen Tatra gelegenen Winterkurort Zakopane lebt der Bergführer Carlo, ein Mann, der in seiner Gebirgsheimat wurzelt, dem die Natur der Berge Lebensnotwendigkeit, ihre Bezwingung Lebensinhalt ist. Unter den Bergen der Hohen Tatra ist einer, die Sonnenspitze, den noch kein Mensch bezwungen hat. Keiner – außer Carlo. Wieder, immer wieder hatte er den Versuch unternommen, den Gipfel der Sonnenspitze zu erklimmen, ohne daß es ihm geglückt wäre. Nicht locker hatte er gelassen, er mußte hinauf – und dann war er eines Tages oben gestanden . . . Seitdem war die Sonnenspitze sein Berg, dessen Eroberung keinem andern je gelingen würde, so hoffte es Carlo . . . Da erscheint eines Tages in Zakopane ein Amerikaner namens MacAllan mit seiner Tochter Viola und Harry West, dem Ingenieur. MacAllan besitzt die Erlaubnis zum Bau einer Drahtseilbahn, die zur Spitze der Tatra fuhren soll. Und da, wie sich bald zeigt, das Seil nur über den Gipfel der Sonnenspitze geführt werden kann, wendet der Amerikaner sich an Carlo, von dem er erfahren hatte, daß er als einziger den Weg zur Sonnen spitze kennt, damit er, der allein hierzu imstande ist, das Seil auf dem Gipfel befestige. Davon will aber Carlo nichts wissen. Der Berg gehört ihm – er ist sein Heiligtum, das er nicht entweihen lassen würde. Doch Carlo hat sich geirrt, wenn er glaubt, der Amerikaner würde sich durch seine Ablehnung von seinem Projekt abbringen lassen – MacAllan besitzt Dollars – es würde sich also wohl ein anderer finden, der für entsprechende Entlohnung das Wagnis unternehmen mochte. Es findet sich auch wirklich ein berühmter Bergsteiger, der sich bereit erklärt, die Besteigung des Gipfels der Sonnenspitze zu versuchen. Vergeblich warnte Carlo – was er vorausgesagt hatte, trifft ein: der Bergsteiger bezahlt sein Wagnis mit dem Leben . . . Es sieht aus, als müsse die Durchführung des Bauprojektes wirklich an der Unbezwingbarkeit des Berges scheitern. So rasch gibt indessen der Ingenieur, eine Kraftnatur, die keine Hindernisse kennt, den Plan nicht auf. Er macht sich selbst auf den gefährlichen Weg – und ihm schließt sich Viola an, die es sich, bezwungen von der machtvollen Unnahbarkeit dieses Felsens, in den Kopf gesetzt hat, ihn zu erobern. Doch abermals triumphiert der Berg – und mit ihm Carlo, der aus der Ferne das Beginnen der beiden beobachtete. Der Ingenieur und Viola stürzen ab – mit Mühe und Not vermögen sie, gänzlich erschöpft, die Schutzhütte zu erreichen, die kurze Zeit später von einer Lawine begraben wird. In Carlo ist etwas wie grimmiger Hohn. Seinen Berg wollte man ihm nehmen ! Aber die beiden Menschen dort oben – die sind in Lebensgefahr – sollen sie ohne Hilfe bleiben? Vorwurfsvoll sind die Augen der jungen Lehrerin auf Carlo gerichtet Dem Einfluß dieser Augen hatte er sich schon einigemal nicht entliehen können – Menschenleben sind in Gefahr – da stürzt er todesmutig hinaus in das tosende Unwetter, um dem Berg die beiden Opfer zu entreißen. Für ihn ist die Hauptsache: der Berg ist Sieger geblieben – nach wie tot ist die Sonnenspitze sein Berg! Die Amerikaner müssen einstehen, daß hier jedes Bemühen vergeblich ist, und rüsten rar Abreise. Da tritt etwas ganz Unerwartetes ein. Auf der großen Veranda des Gebirgshotels erblickt Carlo eine junge Frau, die sehnsuchtsvoll zu den Firnen und Graten der Berge emporriebt Diese junge Frau ist gelähmt – ihr sind die befreienden Höhen unerreichbar . . . Voll Mitleid nimmt Carlo ihr Gebrechen wahr – und noch niemals hat er das Bewußtsein seiner geraden Glieder und seiner kraftvollen Gesundheit in so beglückendem Maße empfunden wie jetzt. Beschämt vernimmt er die Worte der Lehrerin, die ihm vor hält, daß all die vielen, in diese Gegend kommenden Menschen, die infolge irgendeiner Krankheit die Schönheit der Berge vom Tale aus genießen müssen, des Höhenzaubers teilhaftig werden könnten – wenn er, Carlo, wollte . . . Auf Carlo verfehlen diese Worte ihre Wirkung nicht. Schon am folgenden Tag macht er sich auf den Weg, um zum zweiten Male den Gipfel seines Berges zu erklimmen. Auch diesmal bezwingt er den Felsriesen, in dessen Spitze er einen mächtigen Mauerhaken, tief hinein ins Gestein, schlägt. Der Bau der Drahtseilbahn ist sichergestellt . . .

Kritik (-n., Film Kurier #002, 01/01/1931):
Domenico Gambino hat die Doppelrolle des Regisseurs und Hauptdarstellers in seinem Bergfilm „Der Bergführer von Zakopane“ gereizt. Begreiflich also, daß er alles auswertet, um seine Ski- und Kletterkünste in Berg und Atelierwelt zu zeigen.
Da rast er in Skijörning einem Schlitten mit wildgewordenen Pferden nach, da gibt es einen kühnen Sprung von Bergzacke zu Bergzacke, der mit Applaus belohnt wird.
Ada von Roon und Gernot Bock Stieber begnügen sich bei ihrem Manuskript ähnlich wie die Regie mit dem handgreiflichen Herausarbeiten derber Effekte. Bergwelt und Hotelleben, sie kontrastieren nicht, suchen auch andererseits nicht ein Aufgeben des Menschen in der Natur.
Hauptsache bleibt ihnen die Fabel vom Bergführer, der seinen Berg nicht an die moderne Technik verkaufen will; auch da wird nicht viel motiviert, genug, daß ihnen der Stoff die Möglichkeiten liefert, ein paar Abstürze und eine Suche nach dem Vermißten bringt.
Wer Sensationsfilme liebt, die noch dazu in den Bergen spielen, kommt hier also auf seine Kosten.
Man bekommt einmal auch einen Einblick ins karpathische Bauernleben: Bauern in ihrer Tracht tanzen einen seltsamen Bergpickel-Tanz, die Tonkamera fängt ihre Sprache auf.
Kleiner Beitrag zur Trachten- und Volkskunde. Sonst geht der Kameramann Vitrotti mit der Karpathenwelt sparsam um. Gelegentlich wird eine Großaufnahme der Bergwelt dazwischen geschnitten, in der Hauptsache ist Vitrotti damit bemüht, den Uebergang zu den Bergmotiven und Bauten seines Landsmannes Rinaldi zu finden, der mit Sorgfalt das Milieu zu schaffen gesucht hat.
Neben Domenico Gambino, Dr. Phillips Manning als reicher Amerikaner, Ferdinand, ein würdevoler Bürgermeister, Angelo Rossi, Anith Wartan, Alfons Fryland und Inge Frank. Lilian Ellis kämpft mutig gegen die Tücken der Tonfilmkamera.
Für die Musik zeichnet Will Meisel, für die musikalische Leitung Wenneis.

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