Originaltitel: Schachmatt. (Das Geheimnis der Drei.) Kriminaldrama 1931; 77 min.; Regie: Georgiĭ Azagarov; Darsteller: Gerda Maurus, Walter Rilla, Hans Rehmann, Trude Berliner, Sig Arno, Hans Brausewetter, Hermann Speelmans, Hugo Werner-Kahle, Bernhard Goetzke, Viktor Schwanneke, Hugo Fischer-Köppe; Biograph-Gnom.
Drei Freunde, ausübende Künstler, wollen bekannt werden, täuschen einen Mord vor. Als der „Getötete“ tatsächlich als Leiche gefunden wird, steht es schlecht um den „Mörder“ und es dauert lange bis man in dem dritten der Freunde den wirklichen Täter eruiert.
Zusammenfassung
Es begann an dem Tage, an dem sich Charlotte definitiv mit Georg Holl verlobte. – Georg ist Zeichner, seine Freunde Bigger und Helling sind Schriftsteller und Musiker. Und Charlotte ist seit jeher der gute Geist unter ihnen. – Die Verlobung wird ein entzückender Abend, – ein Atelierfest, wie es eben nur lustige, junge Leute zustande bringen, die keine Sorgen haben. – Haben sie wirklich keine Sorgen? – – Am Morgen, als die Gäste gegangen sind, sieht es etwas anders aus. Sie haben alle drei schwere Sorgen. Sie finden nämlich, daß es mit ihnen zu langsam aufwärts geht. – Hundert Pläne werden erwogen und wieder verworfen. Bis Helling schließlich auf eine Idee kommt, die ihm als Journalisten am nächsten liegt: man müßte in eine riesige Kriminalaffäre verwickelt werden. Und schon hat er einen Plan dafür: einer von den dreien müßte eine Zeitlang verschwinden, – es müßte so aussehen, als ob ihn ein anderer von ihnen ermordet hat, – es müßte so aussehen – man könnte einen Indizienbeweis konstruieren, – der angebliche „Täter“ würde sicher verhaftet werden, – bei der Gerichtsverhandlung sollte dann der „Ermordete” selbst wieder auf tauchen . . . man könnte daraus eine sehr ernste Anklage gegen den Indizienbeweis konstruieren . . . sicher eine Sache, die Sensation erregen wird. – Sie losen aus, wer der „Ermordete“ sein soll, und Helling zieht das Los, das ihn verurteilt, jetzt einmal einige Wochen zu verreisen und sich nirgends sehen zu lassen. Als „Mörder“ wird ebenfalls durch das Los Georg Holl ermittelt Bigger geht frei aus. – Vor allem eins: die Sache muß natürlich diskret behandelt werden. Georg protestiert: wenigstens Charlotte muß er einweihen, – sie ängstigt sich sonst zu Tode! – – Aber man redet es ihm aus. Bigger verspricht, er werde Charlotte später aufklären, damit sie sich nicht zu viel Sorgen macht. – Eigentlich gehört zu diesen Dreien noch ein Vierter, – Bolo, ein verkanntes Genie, ein Mann, der täglich etwas Neues und Unsinnigeres erfindet und sich für einen zweiten Edison hält – – ein netter Kerl, aber zu wenig zuverlässig. Deshalb wird er auch nicht eingeweiht. – – – Und nun bereiten sie den Mord vor, – das Zimmer Hellings wird verwüstet, Spuren werden angelegt, die zweifellos auf Holl weisen müssen . . . Helling verläßt noch am frühen Morgen das Haus . . . – Und die Sensationsaffäre ist da! – Schon die ersten Recherchen ergeben, daß hier zweifelsohne ein Mord stattgefunden hat, – und es bedarf nur kürzester Tätigkeit, um auch den Mörder zu erkennen: Georg Holl! – Charlotte ist entsetzt! – Bolo entdeckt einen neuen Beruf für sich: Detektiv! – er muß den Fall aufklären! Und bald findet er auch eine Spur: seit einiger Zeit wohnt in dem Hause ein neuer, sehr unheimlicher Mieter, – ein gewisser Markutius, – ein Mann, von dem niemand etwas Genaueres weiß, der aber ein sehr seltsames und undurchsichtiges Leben führt… – Georg Holl sieht noch in aller Ruhe der Zukunft entgegen, aber bald merkt er, in welch gefährliches Spiel er sich eingelassen hat. Die Behörden, die ihn der Täterschaft überführen wollen, beginnen sein Privatleben zu durchstöbern. Man sucht nach Motiven für die Tat. Und bald glaubt man sie gefunden zu haben: man sagt Georg auf den Kopf zu, daß er den Mord aus Eifersucht begangen hat! Warum? weil Charlotte ihn mit Helling betrogen hat! Georg will die Leute auslachen, aber sie legen ihm angebliche Beweise vor. Seine Charlotte . . . soll mit Helling . . .? . . . Zum ersten Male verflucht er das Abenteuer, in das er sich eingelassen hat. – Nach einer entsetzlichen Nacht entschließt er sich, zusammen mit seinem Verteidiger dem Untersuchungsrichter den ganzen schlechten Scherz, den sie hier gemacht haben, aufzuklären und dadurch wieder in Freiheit zu kommen. – – Der Untersuchungsrichter hört sich diese Aufklärung schweigend an, – dann fragt er nur: „Also Helling ist nur verreist? – – „Ja!” sagt Holl,– – und der Untersuchungsrichter fährt fort: „Seltsam. Heute vormittag hat man nämlich endlich in einem Wald seine Leiche gefunden!“ – Was ist geschehen? – Niemand weiß es. – Tatsächlich ist Hellings Leiche gefunden worden, von Bigger identifiziert – tatsächlich muß der Mord ungefähr zu jener Zeit geschehen sein, als die drei Freunde das leichtsinnige Abenteuer begannen. – Wer ist der Täter? Ist es vielleicht wirklich Georg Holl gewesen? – Oder war es doch jener Markutius, den Bolo immer noch verfolgt? Oder . . . war es vielleicht die kleine Tänzerin Erika, die stets auf Charlotte so eifersüchtig war? – Da kommt die Lösung ganz überraschend. – Eines Nachts nämlich bricht Georg Holl aus der Untersuchungshaft aus, um nun sein Schicksal selbst in die Hand zu nehmen. – Bigger, der sich stets aufs lebhafteste um Charlotte bemüht hat und sie stets veranlassen wollte, mit ihm nach dem Süden zu fahren, um auf andere Gedanken zu kommen, – – wird durch die Nachricht von Holle Flucht überaus nervös. Charlotte fühlt, daß dieser Mann doch ein sehr falscher Freund gewesen sein muß, wenn er Holls Unglück dazu ausnutzt, Charlotte für sich selbst zu gewinnen . . . – Holl ist nach seiner Flucht direkt in seine Wohnung geeilt, um Charlotte zu sprechen. Sie fliegt ihrem Georg um den Hals. Sie schüttet ihm ihr Herz aus. Sie haben beide denselben Verdacht . . . und durch einen Fund, den sie in Biggers Gepäck machen, wird dieser Verdacht zur Gewißheit . . . – Es kommt bei Biggers Ankunft zu einem scharfen Auftritt zwischen ihm und Holl. Bigger sieht sich durchschaut und macht einen letzten verzweifelten Versuch, sich zu retten . . . aber er wird durch das unerwartete Eingreifen des geheimnisvollen Markutius daran gelindert – Und nun kommt durch Markutius die völlige Aufklärung. Markutius ist ein pensionierter Kriminalbeamter, der sich lediglich aus Passion dieses Falles angenommen hatte. Durch seinen Einfluß hat man die Flucht ermöglicht; denn Markutius rechnete damit, daß Holls Flucht die Lösung des Rätsels nur beschleunigen konnte. Bigger hat Helling erschossen . . . und damit gleichzeitig den Nebenbuhler Holl aus dem Wege geräumt. Bigger liebte Charlotte, – das war sein Verhängnis und das Motiv zur Tat.
Kritik (-ner, Film Kurier #032, 02/07/1931):
Wo alles Mordstoffe bringt, kanns Curt I. Braun nicht lassen und macht mit.
Bei ihm beginnt es mit der Komödie: Drei Freunde Brauchen, ähnlich wie Curt Götzens Hokuspokusmann, die große Sensation zum Berühmtwerden und so knobeln sie aus, daß ein Mord fingiert werden soll. Danach wirds aber blutiger Ernst, weil sich ein schlechter Kerl darunter zeigt, der den angeblich Ermordeten – cherchez la femme – wirklich um die Ecke bringt und so den armen Pseudomörder hineinreitet.
Curt I. Braun attackiert noch rasch den durchaus nicht unfehlbaren Indizienbeweis: Kriminalfall, ein drohender Justizmord, da geht das große Publikum mit, zumal noch der einstige Routinier des Stummfilms mit einem heiteren und einem nassen Auge die komischen und ernsten Augenblicke gründlich verteilt, die Komik ins Tragische umbiegt und dann wieder alles einrenkt.
Nur mit der Grundlage fürs Optische hapert es, weil der Ton Braun noch zu schaffen macht, da Spielt et Asagaroffs Regie noch nicht genug zu. Während die Dialogführung selbst – Walter Rilla ist sie anzurechnen – nicht auf große Worte aus ist und sauber durchgehalten wird.
Gruseln und Lacher teilt Asagaroff gewissenhaft und mitunter umständlich aus. Durch weitläufige Atelierräume (F. Bellan hat sie für arme Künstlerbuden mit viel Optimismus und Luxus ausgestaltet), läßt er den großen Unbekannten schleichen, zu dem seinen Autor der „Mann mit dem Laubfrosch“ Pate stand. Und Siegfried Arno kann sich auf seinen Spuren als improvisierter Detektiv betätigen.
Zur Freude der Zuschauer, die gleichzeitig kombinieren dürfen, und wer kombiniert in unserem Wallace-Zeitalter nicht gern, welches der Mann ist, der den Mord beging.
Speelmanns spielt den großen Unbekannten mit ein paar knappen Gesten auf vergnüglich unheimliche joviale Art. So daß sogar der kundige Kriminal-Thebaner doch beinahe Verdacht schöpfen könnte, wenn nicht Hans Rehmann sich durch vorzeitiges Augenrollen und gefühlvolles An-die-Rampespielen als Täter entpuppen würde. Von Rillas sympathisch zurückhaltendem Spiel könnte er lernen.
Neben Rilla liebenswürdig, mit einem warmen Timbre der Stimme Gerda Maurus. Dazu Hans Brausewetter, diesmal angenehm mätzchenlos, dann Hugo Werner-Kahle, Schwanneke, Goetzke.
Aus einer kleinen Stromerszene macht Hugo Fischer-Köppe ein lustiges Intermezzo. Tonleitung für das neue Lichttonverfahren hatten Schröder und Radde, Will Meisel zeichnet für die Musik.
Das Publikum, dem die Mischung von Ernst, Spannung und Komik allgemein gefiel, applaudierte lebhaft.