Originaltitel: Strohwitwer. Musikalischer Schwank 1931; 96 min.; Regie: Georg Jacoby; Darsteller: Walter Janssen, Maria Paudler, Grete Natzler, Fritz Kampers, Joseph Plaut, Maly Delschaft, Paul Morgan, Adele Sandrock, Hugo Flink; Atlantik-Tobis-Klangfilm.
Ein Schuhfabrikant muß brummen. Schickt indessen seine Frau auf Erholung, läßt sich in der Wohnung von einem befreundeten Filmschauspieler vertreten. Dort erscheint die Tochter des namensgleichen Nachbars, glaubt in dem Filmschauspieler ihren Vater (nach fünfzehn Jahren) wiederzusehen, findet in ihm aber nach Lösung diverser Verwicklungen einen Bräutigam.
Zusammenfassung
Ein Schutzmann klingelt an der Wohnungstür des bekannten Operettenkomponisten Karl Braun, um ihm eine gerichtliche Vorladung zu überbringen. Braun öffnet und weist den Schutzmann wütend zur Nachbarwohnung, zu dem auf dem gleichen Korridor wohnenden Schuhfabrikanten Kari Braun, mit welchem er immer verwechselt wird. Nun überbringt der Schutzmann dem Schuhfabrikanten Braun eine unangenehme Nachricht: Braun muß eine Gefängnisstrafe wegen Beleidigung einer Amtsperson absitzen. Braun ersucht den Schutzmann, leise zu sein, denn er hat Angst vor seiner Frau, die nicht wissen darf, daß er zu einer Gefängnisstrafe verurteilt ist Er verspricht, sich pünktlich im Gefängnis einzufinden. Ratlos, wie er vor seiner Gattin diese „Sitzung“ verheimlichen soll, ruft er seinen Freund, den Filmschauspieler Olsen an. Der kommt zu ihm und richtet es geschickt so ein, daß das Ehepaar in Streit gerät und Frau Braun auf der Stelle verreist. Nun kann Braun ungestört „sitzen”. Olsen, der sich verabschieden will, wird aber von Braun zurückgehalten, denn Braun weiß, daß seine Frau täglich anrufen wird, und Olsen soll nun die Stimme Brauns kopieren, während dieser im Gefängnis sitzt. Olsen bleibt nun in der Wohnung und versucht, da er sich langweilt, seine Freundinnen einzuladen. Aber keine hat Zeit. Lissy, der Star des Orpheum-Varieté, sagt ihm ebenfalls ab. Allein sitzt Olsen vor seinem gedeckten Tisch. – Der Komponist Braun erwartet seine Tochter Mary, die er 15 Jahre lang nicht gesehen hat, da sie, während er auf Reisen war, von der Großmutter aufgezogen wurde. – Nun kommt Mary. Sie klingelt an der Tür des Schuhfabrikanten Braun und Olsen öffnet ihr. Mit einem Aufschrei „Papa“ fliegt Mary dem Olsen, den sie für ihren Vater hält, um den Hals. Olsen will ihr erklären, aber sie läßt ihn nicht zu Wort kommen. Und da sie ihm gefällt, findet er sich in die Situation und verschweigt Mary den Irrtum. – Mary gefällt Olser. Aber immer wieder werden die beiden gestört. Immer, wenn Olsen Mary gestehen will, daß er gar nicht ihr Vater ist, kommt ein Störenfried. Schließlich findet sich Lissy, der Star vom Varieté, ein, Olsen setzt sie in die Küche, und nun muß er mit Mary im Speisezimmer und mit Lissy in der Küche gleichzeitig soupieren. Endlich kommt auch Olsens Regisseur Dove, um ihm den neuen Film vorzulesen. Mary, die Dove für einen Irren hält, verständigt die Rettungsgesellschaft. Zwei Wärter holen Dove ab. Schon glaubt Olsen Ruhe zu haben, da kommt Mary schreiend aus dem Badezimmer. In der Wanne sitzt Karl Braun, der durch einen Trick aus dem Gefängnis entlassen wurde und nun bummeln geht. – Olsen bringt Mary zu Bett und legt sich selbst auf ein Sofa im Herrenzimmer, während Karl Braun sich in dem Kabarett, in welchem Lissy auftritt, amüsiert. Schließlich lädt der beschwipste Strohwitwer Braun die ganze Artistengesellschaft zu sich in die Wohnung. – Und nun geht altes durcheinander. Lissy halt Mary für Olsens Freundin, Lissys eifersüchtiger Bräutigam bedroht Olsen, Ellen, Brauns Frau, kommt von der Reise zu früh zurück und findet Lissy im Bett ihres Mannes. Tohuwabohu! Ellen eilt zu ihrer Mutter. Kriminalbeamte kommen und wollen den irrtümlich entlassenen Braun holen, finden aber den Komponisten Kar! Braun, der ebenfalls angeheitert ist und den sie mitnehmen. Alles geht drunter und drüber. – Da erscheint Eilens Mutter, Brauns Schwiegermutter, in der Wohnung. Die Gesellschaft verläßt fluchtartig die Wohnung. Wieder erscheint die Kriminalpolizei» denn der Komponist Braun hat sich als völlig unbeteiligt legitimiert. Die Kriminalpolizei fordert die Herren auf, zu sagen, wer der richtige Häftling Kari Braun ist Und da Olsen weiß, daß Ellen, Brauns Frau, alles verzeihen wird, nur die Gefängnisstrafe nicht, so opfert er sich für den Freund, und läßt sich als Karl Braun ins Gefängnis führen. –
Friede herrscht im Hause das Schuhfabrikanten Braun. –
Nur Olsen sitzt im Sammelraum der Polizeistation. –
Da erscheint Mary. Sie hat Olsen verziehen, daß er ihr so lange vor-gespielt hat, ihr Vater zu sein. Sie will zu Olsen. Aber der Beamte erklärt ihr, daß man in den Sammel-raum nur bei Vergehen oder Verbrechen hineinkäme. Da geht Mary und wirft einen Stein in die Scheiben der Polizeistation. Ihr Wunsch wird erfüllt. Verhaftet, liefert man sie in den Sammelraum ein, wo sie Olsen wiederfindet Endlich allein glauben die beiden zu sein, nach all dem Wirrwarr!!
Da aber öffnet sich die Tür. Auch Dove, der Filmregisseur, hat sich verhaften lassen, um seinem Hauptdarsteller Olsen endlich in Ruhe das neue Manuskript vorlesen zu können . . . wie er sagt . . . . Vom Anfang bis zum . . . . Ende.
Kritik (-e-, Film Kurier #275, 11/24/1931):
Die Produktion, deren Ensemble günstig auffällt, bezeichnet sich als musikalischer Schwank – und es stimmt. Viele Musik wird zu vielerlei Allotria angestimmt.
Wie der Herr von Eisenstein muß der Schuhfabrikant Braun auf 24 Stunden in ein fideles Gefängnis und die Gattin soll es nie erfahren.
Dazu ist nun dem sonst glücklicheren Autor Ernst Neubach der rettende Freund in Gestalt eines Filmschauspielers eingefallen – und wie man dem Filmschauspieler (unverdienterweise) im Leben manches zutraut, so mutet ihm der romantische Autor des Films noch mehr zu. Denn der Filmschauspieler muß, während der Gatte brummt, dem Ersatzmann spielen.
Was sich dabei in der rund um einen schönen Bechsteinflügel gebauten Etagenwohnung dieses Films alles abspielt, läßt sich kaum aufzählen. Eine falsche Tochter gerät an den falschen Papa, eine Ehefrau findet die Freundin ihres Gatten in ihrem Schlafzimmer – und es ist gar nicht seine Freundin, die Zwangsjacke wird für einem rasenden Filmregisseur herbeigeholt, ein eifersüchtiger Messerstecher läuft durch die Szene, dazu fließt der Sekt in Strömen . . . die auf der Leinwand sind diesmal lustiger als die im Parkett.
Allen Unfrieden schlichtet eine gestrenge Schwiegermama, Adele Sandrock – die seriöse Bassistin des feucht-fröhlichen Ensembles.
Neue Köpfe, die man gern sieht: Joseph Plaut, der bekannte Komiker, Grete Natzler, die reizvolle Soubrette – die bei sorgfältigerer Regieführung ihren Darstellerwert noch ins bessere Licht setzen werden.
Walter Janssen und Maly Delschaft auch in Possenrollen auf dem Posten. Fritz Kampers gibt den wüsten Ehemann mit viel Vergnügen. Paul Morgan hält recht lustige Monologe, Maria Paudler frisch und nett.
Inszenierung: Georg Jacoby. Musik und Ton sind gut geraten, wenn auch die Schlager von Bert Reisfeld allzu stark forciert wirken. Dr. Felix Günther sorgte für die gefällige Ausführung der Illustration. Befriedigender Durchschnitt die Arbeiten der Kamera (Fuglsang) und der Innenarchitektur (Knauer und Schwidewski).
Die Produktion hat sicher einigen Ehrgeiz, den man auch aus der Posse herausspürt, denn wie gesagt, Besetzung, Musikbeigabe sind nicht alltäglich – darum bessere und abgewogenere Stoffe suchen, auch wenn es sich um heitere Filme handelt.