Originaltitel: Kasernenzauber. (Bunter Rock und Unterrock.) Militärschwank 1931; 89 min.; Regie: Carl Boese; Darsteller: Igo Sym, Lucie Englisch, Fritz Schulz, Truus van Alten, Oskar Sima, Eugen Rex, Fritz Spira; Hegewald-Lignose-Breusing.
Ein Husar lockt dem Gläubiger seines Leutnants durch eine Eifersuchtskomödie überfällige Wechsel heraus, wobei ihm die Besitzerin einer Feinputzerei hilft, und sich nach Bereinigung eines durch den sie verehrenden Korporal geschaffenen Mißverständnisses sich mit ihm verlobt.
Zusammenfassung
Schmetternde Marschmusik kommt vorbei – vorn Pauken und Trompeten – dahinter die neuen Rekruten – noch in Zivil.
Militär! – Das ist das einzig Wahre für die dralle, hübsche Minna Fröhlich, die Plättmamsell gegenüber der Kaserne . . . Der bunte Rock ist ihre schwache Seite. Vor allem der fesche, aber recht leichtsinnige, verschuldete Leutnant von Rhoden. Sie bringt’s nicht mal fertig, ihn ernstlich ans Zahlen zu erinnern. Wenn aber einer so nett und liebenswürdig ausschaut wie der neue Rekrut, der Willi Hintertupfer, dann gönnt man auch einem Gemeinen gern einen Blick. – Schnell leben sich die Neuen ein . . . Wenn nur der Unteroffizier Strammberger nicht wäre. Der Leuteschinder – der Kniebeugeerfinder – wie Hintertupfer so schön zu sagen pflegt. – Hintertupfer sowie seine Stubenkameraden, haben eine Mordswut auf ihren Vorgesetzten. – Sonntagnachmittag im Prater. Lustige Musik. Soldatenstiefel und Mädelfüßchen stampfen und schweben über den Tanzboden . . .
Hintertupfer hat Schwein gehabt. Er ist den Fängen Strammbergers entronnen und Bursche beim Leutnant von Rhoden geworden. Aber an diesem Sonntag ist er wieder mit seinen Kameraden zusammen – mit Schnösel und Pimpfinger . . . Plötzlich packt Hintertupfer die Eifersucht. Dahinten in der Ecke – an einem Tische mit Strammberger – sitzt ja die bildhübsche Wäscherin – die ihn immer so anlacht. Diesem Kerl muß er’s mal geben. Nicht umsonst kann er die Stimme seines Leutnants so täuschend nachahmen. – Fünf Minuten später hat ein telephonischer Befehl des „Leutnants” den Unteroffizier vom Tanzboden geholt – während Hintertupfer zum Gaudium der Kameraden den freigewordenen Platz neben Minna belegt und sich das hübsche Mädel im Sturm erobert . . . . – Strammberger holt sich aber einen fürchterlichen Anschnauzer, weil er den ahnungslosen von Rhoden beim schönsten Techtelmechtel mit seiner Freundin Pussy stört. – Die Gelegenheit zur Rache an seinem neuen Nebenbuhler findet sich bald. Und so gelingt es Strammberger, den verhaßten Hintertupfer bei seiner Minna schlecht zu machen. – Für sie allein – für die geliebte Minna – singt Hintertupfer beim Kompagnieball das flotte Lied: „Zu jedem Unterrock gehört ein bunter Rock!” – Und er ist sehr traurig, als sie verächtlich fortschaut – begreift nicht, warum sie ihn nicht mehr mag. – Bis eines Tages sich alles wieder aufklärt. Im besten Zimmer des dienstlich abwesenden Leutnants wird in großer Gesellschaft Versöhnung gefeiert. – Immer ausgelassener wird die Stimmung. – Plötzlich geht die Klingel . . . Jemand will durchaus beim Leutnant, dem wegen der vielen Schulden schon der schlichte Abschied droht, Wechsel präsentieren. – Hintertupfer hat eine blendende Idee. Minna wird vorgeschickt . . . Eine leichte Poussage mit dem Gläubiger . . . Dann stürmt Hintertupfer in Leutnantsuniform selbst rein. Duellforderung. Große Szene! Schließlich verzichtet der geängstigte Gegner auf alle Wechselproteste und begnügt sich mit Ratenzahlungen . . . Die Stimmung steigt immer höher. Niemand merkt, daß Strammberger inzwischen die Wohnung betreten hat und alles durchs Schlüsselloch beobachtet. – Das unerwartete erscheinen des Leutnants von Rhoden selbst bringt aber Verwirrung in die rachedurstigen Pläne des gefoppten Unteroffiziers. Ein tolles Verwechslungsspiel beginnt, bis endlich der echte Leutnant statt des verkleideten von seinem Unteroffizier einen kräftigen Tritt in die Rückseite bekommt.
Ein Glück, daß Strammberger in vierzehn Tagen sowieso seine zwölf Jahre abgerissen hat. . .
Und als er zur allgemeinen Freude der ganzen Korporalschaft mit seinem Köfferchen als simpler Zivilist zum Bahnhof trollt, klingt hinter ihm her, wie um ihn zu verspotten, die Regimentsmusik:
„Zu jedem Unterrock gehört ein bunter Rock.“
Minna und Hintertupfer aber sind sich einig. Sobald die Militärzeit zu Ende ist, wird geheiratet.
Kritik (-r., Film Kurier #014, 01/17/1931):
Wir haben da schon ein bomben-sicheres, beifallgewappnetes Ensemble im Tonfilm, wenn im Prater die Kasernen Hofbäume blühen und du (möchtest mögen oder nicht) mal wieder in Grinzing-Uniform sein mußt.
Die Ensemble-Säulen: Lucie Englisch und Fritz Schulz.
Sie: Die rundliche Plättmamsell, die’s mit der k. und k. Eskadron hält.
Er: Der frisch eingekleidete Husar Hintertupfer, der als Leutnantsbursche von Wassermann und Schlee (den Autoren) durch allerlei harmlose Abenteuer gesandt wird.
Er frotzelt seinen Korporal, dem er die Mamsell abspenstig macht. Er rettet den Leutnant vor dem Wucherer -: (man spielte früher in Tanzstunden-Kränzchen solche Militärstücke mit verschuldeten Leutnant, eifersüchtigen Feldwebeln, tollen Offiziersburschen – und dem Regimentsball; kurz nach dem letzten Krieg mit Oesterreich ist’s beliebt gewesen.)
Aus dieser Zeit stammen die Witze und die Uniformen: doch die Schauspieler sind lebfrisch und wenn die appetitlich geputzte Truus van Aalten, die Guido Seeber „persönlich“ abkonterfeit zu haben scheint, bedauert, dem Kommando „Brust heraus!“ nicht mehr bieten zu können . . . dann wissen wir, wo dieser Schwank hält. Deine Kasernenzauber binden wieder – könnte der Leutnant von Rhoden im Spielchen zitieren, denn er verwechselt tatsächlich Schiller mit Shakespeare. Das Publikum ist begeistert darüber, so daß man sich da schon um ein Jahrhundert zum guten alten Kotzebue zurückversetzt glaubt.
Dialog und Text: Ernst Neubach; (scheint Aufseher in einem Humor-Museum gewesen zu sein.) Das Publikum lachte schallend.
Die deutschen Kleinstädter im Kino-Parkett fühlten sich also bei dem österreichischen Militär der Hegewald-Armee, die Carl Boese einexerziert hat, wohl. Namentlich da Boese ein Wienerisch sprechen läßt, das auch die Norddeutschen verstehen. Boese hat auch für Tempo und Belebung der Szene gesorgt, wo er nur konnte.
Den Verdienstorden erhalten: neben dem immer wohl gelaunten, zu jedem Unfug aufgelegten Pärchen Englisch-Schulz: Gaston Briese, der das Geschlecht der Wohlgenährten mit Würde vertritt, Eugen Rex, der apart singt, Max Nossek, der kleine Cohn in Uniform; gut auch Oskar Lima, der österreichische „Himmelstoß“, der es gar nicht so bös meint.
Manfred Lommel hat als Geräuschezauberer bei dem lustigen Militär-Ball einen Sondererfolg.
In kleineren Rollen: Gretl Weiser, Paula Morth, Dammann, Falkenberg, Spira, Fuchs, Jeder am Platz.
Heinz Wernieke, der junge, hellgefärbte Tenor, erfreut durch einen Stimmungsschlager. Die Musik von Otto Stransky zündet namentlich mit seinem Marschlied: „Zu jedem Unterrock gehört ein bunter Rock.“ Die Tonaufnahme wirkte recht gut.
Bruno Suckau besorgte sie auf Lignose-Hörfilm, System Breusing. Die Schallplattenaufnahme erhalt durch die offenbar gute Qualität neue Chancen.