Terror of the Garrison

Originaltitel: Der Schrecken der Garnison. Militärschwank 1931; 81 min.; Regie: Carl Boese; Darsteller: Felix Bressart, Lucie Englisch, Tamara Desni, Adele Sandrock, Albert Paulig, Kurt Vespermann, Fritz Spira, Hugo Fischer-Köppe, Karl Harbacher; Aco-Tobis-Klangfilm.

An einem Rekruten prallen die Kraftausdrücke seiner Vorgesetzten wirkungslos ab, die seiner Tollpatschigkeit gegenüber machtlos sind. Ein Infanterieregiment läßt ihn zur Kavallerie transferieren; diese schickt ihn zurück. Nach einem Aepfeldiebstahl bei der Erbprinzessin aber wendet sich das Blatt. Es wird ihm verziehen, er bekommt eine Braut, und sichert noch das Liebesglück seines Leutnants.

Zusammenfassung
Wo es auf der Welt auch Militär gibt, immer besteht eine friedliche Rivalität zwischen der Infanterie und Kavallerie, die sich nun einmal feiner und besser dünkt als alle anderen Truppengattungen, In der kleinen Residenz der Erbprinzessin Adelheid ist dies besonders der Fall, noch dazu, da sie die Husarenoffiziere bevorzugt und sie regelmäßig ins Schloß zu ihren musikalischen Abenden einlädt, auf denen sie selbst tätig mitwirkt. Aber die Infanterie ist vom Schicksal auch besonders hart geschlagen, dient ja bei ihr der berühmte Musketier Kulicke, ein Soldat, so dumm und völlig unmusikalisch, daß er wohl imstande ist, das Ansehen eines ganzen Bataillons zu ruinieren.
Er ist es auch, dem auf einem Soldatenball der Leutnant Schmidt eine Backpfeife herunterhaut, weil er sich nicht mehr aus und ein mit ihm weiß, Dies bringt den Stein ins Rollen. Nachdem nun bei der Verhandlung über diese peinliche Sache der Major selbst beinahe Kulicke eine geklebt hätte, ruht man bei der Infanterie nicht eher, bis man erwirkt, daß Kulicke zu den Husaren versetzt wird. Hier befindet sich der Wachtmeister Brennecke, der „Don Juan“ unter den Unteroffizieren der Garnison.
Brennecke schickt Kulicke mit einem Abschiedsbrief zu Antonie Bock, der Tochter eines Photographen, die ihn heiß liebt, aus der er sich aber nichts macht. Als nun Kulicke, von Natur weich veranlagt, sieht, daß dieser Brief furchtbare Folgen bei Antonie haben könnte, da gibt er ihn gar nicht ab, sondern richtet im Gegenteil von dem ungetreuen Wachtmeister Grüße aus und wird nun in folgendem dadurch gezwungen, immer neue Lügen zu erfinden, damit Antonie nicht merken soll, daß der Wachtmeister sie längst verlassen hat. – Kulicke ist ein solcher Unglücksvogel, daß er nicht nur den Leuten Unglück bringt bei denen er gerade ist, sondern auch allen, mit denen er jemals zusammen war: so bringt er es fertig, auch die Liebschaft seines gewesenen Leutnants Schmidt mit dem Töchterchen des Hofrats Witte, Annemarie, dem Vater zu verraten, der nun fortgesetzt die Rendezvous seiner Tochter an den verschiedensten Orten aufstöbern muß.
Einen schweren Schlag fügt er aber den Husaren zu: denn als er vor dem Schloß der Erbprinzessin Wache steht, da läßt er sich durch den Zaun hindurch mit der Erbprinzessin in ein Gespräch ein über deren Spalieräpfel, die er abfällig beurteilt, wodurch sie außerordentlich aufgebracht ist Sofort hinterher jedoch stört er durch Dazwischenblasen mit seiner Flöte auch noch das Konzert, das sie mit ihren Husarenoffizieren allwöchentlich veranstaltet Jetzt ist auch sein Maß bei den Husaren voll, und der Rittmeister bewirkt es, daß er wieder zu der Infanterie zurückversetzt wird. Hier ist man natürlich verzweifelt, und der Major gibt Kulicke dem ominösen Leutnant Schmidt als Burschen, damit er wenigstens in der Kaserne und im Dienst keinen Unfug mehr machen kann. Besonders bitter ist für Kulicke seine Versetzung zur Infanterie, weil er ja jetzt der Antonie nicht mehr die fingierten Nachrichten über den Husarenwachtmeister Brennecke bringen kann.
So kommt er auf die Idee, sich bei einem Trödler eine alte Husarenuniform zu kaufen, in der er nun vergnügt nach wie vor seine Besuche bei Antonie abstattet die ihn natürlich immer noch bei den Husaren wähnt Eines abends jedoch, als Kulicke kein Geld hat um Antonie etwas mitzubringen. kommt er auf die Idee, die Aepfel der Erbprinzessin aus dem Schloßgarten zu klauen. Dabei verliert er auf der Flucht vor dem Gärtner seinen Husarensäbel, den dieser nun als Beweisstück der Erbprinzessin bringt daß es ein Husar gewesen, der ihr dies angetan.
Die Husaren sind verzweifelt Wer ist der Dieb? Die peinlichsten Untersuchungen folgen, aber nichts kommt zutage.
Kulicke hat seiner von ihm geliebten Antonie vorgeschwindelt daß der Wachtmeister Brennecke krank sei, sie deshalb nicht besuchen könne. Um ihm nun etwas Gutes anzutun, schickt sie ihm nun ahnungslos von den gestohlenen Aepfeln, die eine von der Sonne eingebrannte Krone haben, einige in die Kaserne. Dies schlägt dort wie eine Bombe ein Gerade sitzt Kulicke, als Husar verkleidet bei ihr, als Brennecke mit Wache erscheint. Aber Antonie, die aus dem Benehmen Brenneckes merkt, daß er sie ja längst gar nicht mehr liebt, will nun Kulicke nicht verraten, bis er selbst mutig vertritt und verhaftet wird, da er denkt, daß sich Antonie zum Fenster hinaus stürzen will.
Man führt Kulicke ins Schloß, wo vor der Erbprinzessin selbst die hochnotpeinliche Untersuchung stattfindet. Aber auch die Liebesgeschichte zwischen dem Leutnant Schmidt und Annemarie ist zum Klappen gekommen. Annemarie, die in Pension nach Berlin sollte, ist der Vorsteherin im Zug durchgegangen und zu Schmidt geeilt, mit dem sie durchgehen will und der sie auf seinem Urlaub heiraten will. Auch die beiden eilen jetzt ins Schloß, denn Annemarie hofft durch die Protektion der Erbprinzessin die ganze Sache in Frieden beizulegen. Die Erbprinzessin ist fest entschlossen, den Übeltäter auf Festung zu schicken, als sie aber durch Annemarie die wahren Untergründe der Handlung Kulickes erfährt, daß er nämlich die Äpfel aus Liebe zu seiner Antonie geklaut habe – da ist sie bereit, zu verzeihen – aber nur unter einer Bedingung, daß nämlich Kulicke seine Antonie heiraten muß.
Kulicke kann nichts Besseres passieren! Aber auch Annemarie und der Leutnant Schmidt werden ein Paar, Sauer lächelnd muß der Hofrat Witte seine Zustimmung geben. So hat der „Schrecken der Garnison“ doch am Ende Gutes gestiftet.

Kritik (Georg Herzberg, Film Kurier #084, 04/11/1931):
Es war vorauszusehen, daß der Sensationserfolg von „Drei Tage Mittelarrest“ sich auswirken würde. Das ist nicht mit Schlagworten zu erledigen, daß der deutsche Produzent ideenlos sei und immer dem Anderen nachlaufe. Das mag ein Grund sein. Aber ein zweiter und wichtigerer ist, daß der Erfolg des ersten Films, der in dem Kasernen-Genre spielte, eben ein so großer Erfolg war, daß man das Interesse des Publikums für solche Filme voraussetzen kann.
Das Publikum will heute im Kino lachen. Woher die Lustspielstoffe nehmen, wenn sich nicht wiederholen oder langweilig werden? Die Dinge, über die heute die große Masse lacht, sind eng begrenzt, man kann nicht an jedem Kinoabend Provinzonkel verulken oder Ehekriege zu sechs Filmakten aufplustern.
Das Militär-Milieu ist dankbar für den Lustspieldichter und Regisseur. Es ermöglicht Situationen, Pointen, Wirkungen, die bei anderen Stoffen nicht da sind. Es ist möglich, daß das Publikum heute über diese Stoffe und Filme sogar mehr lacht als vor dem Kriege, weil damals für den politisch Linksstehenden der Kasernenbetrieb rauhe Wirklichkeit war.
Hat ein Film wie dieser wirklich etwas mit „reaktionär“ oder „Verherrlichung des Soldatenlebens“ zu tun? Ist man gleich geistig Stahlhelmmitglied, wenn man über die Dämlichkeiten eines Rekruten lacht, der wirklich der Schrecken der Garnison-Stadt ist, der von der Infanterie zur Kavallerie und von dieser wieder zur Infanterie abgeschoben wird, weil sich alle Vorgesetzten, vom Major bis zum Feldwebel, die Platze an ihm ärgern?
Ich habe über diesen Film gelacht. Wenn Ihr’s wissen wollt, mehr als über Chaplin. Ich halte es überhaupt für schwer, bei diesem Film nicht zu lachen. Es hätte einer mal auf. den Kritiker der „Welt am Abend“ aufpassen sollen.
Die von B. E. Lüthge und Karl Noti ersonnene Handlung ist primitiv, aber wirksam. Es ist geistige Bedarfsware, zum schnellen Verbrauch bestimmt. Carl Boese schwingt wieder das Regiezepter, sein Name ist stets Bürge dafür, daß das Geschmacklose gemieden wird, daß das Ganze letzten Endes doch etwas Geschlossenes, eine Leistung ist.
Felix Bressart kann einen neuen Sensations-Erfolg buchen. Er ist ein Buster Keaton des deutschen Kasernenhofes. Bitte schön: Wenn angenommen Chaplin seiner Angebeteten verschweigen würde, daß ihr Schwarm nichts mehr von ihr wissen will, wenn er Grüße erschwindelt und Briefe entgegennimmt, wenn er von seinen Pfennigen Konfekt kauft und vorgibt, es sei von dem anderen, wenn er die Aepfel ihrer Durchlaucht stiehlt, weil er keine kaufen kann, wenn er um der Liebe willen alles erduldet – welche Feuilletonspalten würden sich im Romanischen Café füllen! Damit sei nichts Herabsetzendes gegen den großen Künstler Chaplin gesagt, aber es sei allzu großen Ungerechtigkeiten vorgebeugt.
Bressarts Haltung vor Vorgesetzten ist unnachahmlich, ein Schlenkern seines Kopfes sagt mehr als bei anderen Darstellern drei Sätze.
Lucie Englisch ist nett, aber die Rolle gibt für sie wenig her. Herrlich ist Adele Sandrock als grimmige Durchlaucht, die Baßgeige spielt und Spalieräpfel züchtet, von vergangenen Jugendtagen schwärmt und butterweich wird, wenn sie über Liebesdinge entscheiden darf.
Tamara Desni sieht reizvoll aus. Albert Paulig, Kurt Vespermann, Fritz Spira sind die leiderfüllten Vorgesetzen Kulickes. Prachtvoll ist Hugo Fischer-Koeppe, eine Feldwebelfigur, wie sie im Buche steht.
W. A. Herrmann und W. Günther bauten, E. Hameister und H. Gottschalk photographierten, den Ton zauberte Dr. Seidel, für das Musikalische sorgte Arthur Guttmann. Sie alle lieferten saubere Arbeit.
Das Publikum amüsierte sich königlich. Der Primus-Palast hat für viele Wochen ausgesorgt, und der deutsche Theaterbesitzer hat einen Reißer für die Frühlingswochen. Er hat ihn verflucht nötig!

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