Originaltitel: Einer Frau muß man alles verzeih’n. (Der Stolz der Firma. Der Glückspilz.) Posse 1931; 90 min.; Regie: Eugen Thiele; Darsteller: Maria Paudler, Fritz Schulz, Béla Salamon, Jessie Vihrog, Lotte Stein, William Trenk, Paul Morgan, Kurt Lilien, Blandine Ebinger; Nowik & Roell-Tobis-Klangfilm.
Ein Kognakreisender versucht sich an Stelle eines Namensvetters in der Konfektion, von seiner branchekundigen Freundin, die ihn dazu verleitete, unterstützt. Wird beinahe verhaftet, erhält aber bank zahlreicher Aufträge einen Filialleiterposten.
Zusammenfassung
Wenn ein Mensch Meyer heißt, lebt er am besten auf einer einsamen Südseeinsel. Dort kommt der Name Meyer selten vor, und Verwechslungen sind fast ausgeschlossen. Zu dieser Erkenntnis ist Fritz Meyer, Reisender in Kognak der Firma Rums sei. Witwe, gekommen, weil er das Unglück hat, mit einem anderen Fritz Meyer, Reisender in Damenmoden, Tür an Tür zu wohnen. Meyer I, der die Leute von innen erwärmt, und Meyer II, der es von außen besorgt, sind tief bedauernswerte Opfer der Wohnungszwangwirtschaft. Sie passen als Nachbarn zusammen wie Wertheim und Tietz. Aber wo sollen sie hin? Wer verschafft ihnen eine zweidreihalbe Zimmer – Neubauwohnung mit Reichsversicherungszuschuß und weißem Schein ? Keiner. Sie bleiben verdammt, miteinander verwechselt zu werden. Meyer I liest die Briefe von Meyer II, Meyer II liest die Briefe von Meyer I. Meyer II zieht die Hemden von Meyer I an, Meyer I zieht die Hemden von Meyer II an. Meyer I stürzt ans Telefon und Meyer II wird verlangt. Meyer II stürzt ans Telefon . . . ad infinitum. Der junge, liebenswürdige Kognakreisende Fritz Meyer ist außerdem ein Pechvogel. Er hat seither in seinem Leben mehr Kognak getrunken als verkauft. Darum ist er jetzt auf dem Trockenen und hat kein Geld. Sein Flurnachbar hingegen ist die große Reisekanone des bekannten Modehauses Tucher. Er verdient was er braucht, und das ist nicht wenig. Meyer I ist arm, Meyer II ist wohlhabend. Der andere bekommt Zahlungsbefehle auf keine Betrüge, der andere auf große Schulden haben sie beide, aber schließlich ist es der Höhenunterschied die die Luft ausmacht, in der man lebt. Auch das Glück kann sich einmal in der Adresse irren. Und zu Meyer I kommt es eines Tages hereingeflogen in der Gestalt einer ruhenden kleinen Blondine, genannt Susi – und verborgen in einem bedeutungsvollen Brief. Fritz Meyer, die reisende Kanone, hat sich nämlich mit seinem Chef Tucher verkracht, weil er dieses Jahr unbedingt seine Tour in Königsberg beginnen will Von dieser Auseinandersetzung erführt Tuchers Konkurrent Adolf Heidelberger, Inhaber der Demenkonfektionsfirma Heidelberger jun. Heidelberger hat eine Tochter Brunhilde, die er gerne verheiraten möchte. Er hofft, Bei dieser Gelegenheit einen tüchtigen. zuverlässigen Reisenden für seine Firma zu gewinnen, Aber mit dem Verheiraten ist das so wie mit dem Kochen des Teewassers. Wenn man darauf wartet, kocht es nie. Um keinen Preis. Wendet man aber den Röcken und tut so, ab ob man an ganz etwas anderes denke – – zisch, da kocht es! So auch Brunhilde. Plötzlich ist sie verlobt – aber mit ihrem Klavierlehrer. Und Heidelberger konnte seinen Traum vom „reisenden Schwiegersohn” begraben.Kurz entschlossen schreibt er an Fritz Meyer von Tucher & Co., ob er nicht in seine Firma eintreten wolle. Er macht ihm ein glänzendes Angebot.Diesen Brief erhalt selbstverständlich Fritz Meyer, der Kognakreisende. Ein Postbote ist ja schließlich auch nur ein Mensch. Susi, Fritzens Braut, nebenbei Reisemannequin bei Heidelberger jun., überredet ihren Bräutigam mit Engelszungen, diese günstige Fügung des Schicksals nicht zurückzustoßen und auf das Angebot einzugehen. Sie behauptet überzeugend, man müsse das Glück am Wickel packen. Fritz, anfangs moralisch geniert gibt dem Drangen Susis nach; denn von der Moral allein kann man ja auch nicht leben. Außerdem beweist ihm Susi, daß der Brief an den Reisenden Fritz Meyer gerichtet ist, und Fritz sei doch zweifelsohne der Reisende Fritz Meyer. Einer Braut muß man alles verzeihn, denkt sich Fritz und nimmt die Stellung bei Heidelberger an. Bald darauf ist er mit Susi in Königsberg, wo sie mit dem Verkauf beginnen. Fritz, der keine Ahnung von der neuen Branche hat – er kann kaum einen Morgenrock von einem Abendkleid unterscheiden – gerät in die peinlichsten Situationen, aus denen er sich nur mit Hilfe einer wohlweislich mitgenommenen Riesenauswahl von Kognakflaschen seiner früheren Firma retten kann. Und in entsprechender angeregter Stimmung geben ihm die Kunden zahlreiche Aufträge, und Fritz wird die gesamte Kollektion los. Aber irrtümlich auch die von Tucher & Co. Der andere Fritz Meyer, der sich mit Tucher wieder ausgesöhnt hat, wollte ebenfalls in Königsberg beginnen und hatte seine Koffer vorausgeschickt. Susi und Fritz haben nun in ihrer freudigen Aufregung die Koffer verwechselt und alles mit verkauft. Inzwischen erfährt Heidelberger durch Tucher, daß er an den falschen Meyer geraten ist. Sie reisen beide schleunigst nach Königsberg und treffen gerade in dem Augenblick ein, als Fritz das letzte Stück der 2 Kollektionen an den Mann gebracht hat. Dieser beispiellosen Tüchtigkeit gegenüber schmelzen die erzürnten Herzen der beiden Chefs, und sie erteilen dem jungen Paar Generalpardon, umsomehr Susi sich schützend vor ihren Fritz stellt, alle Schuld auf sich nehmend. Einer Frau muß man alles verzeihen. Tucher und Heidelberger sind nicht kleinlich. Während sie begeistert die vielen, vielen Auftragsscheine zählen, sinken sich Susi und Fritz beglückt in die Arme.Hätte Fritz Meyer auf einer einsamen Südseeinsel gelebt, dann – – aber das gehört nicht hierher, das ist ein ganz anderer Film.
Kritik (-e-, Film Kurier #281, 12/01/1931):
Das Berliner Telephonbuch, letzte Ausgabe, führt 25 Personen auf, die auf den Namen Fritz Meyer hören – ob zwei von ihnen nun so zusammen wohnen wie der Weinreisende Fritz Schulz und der Konfektionsreisende Willy Trenk-Trebitsch, wäre nachzuprüfen, William Karfiol hat, dem Leben fern, der Posse ewig nahe, diese „Idee” hin- und hergewälzt – Henry Gilbert hat Drehbuch und Dialoge dazu geschrieben – und wenn zwei Meyers zweimal Fritz heißen, so werden die dadurch entspringenden Verwechslungen ins Quadrat zu erheben sein.
Dabei spielt die Konfektion eine Rolle – rund um den Hausvogteiplatz ist schon lange nicht gefilmt worden, das Berliner Publikum nahm denn auch in der Uraufführung die Verkaufserfolge des ehemaligen Cognacreisenden (für Rums sel. Wwe.) – in Crepe de Chine und Crepe Georgette mit aller Herzlichkeit auf. Den amüsanten Mittelpunkt des Films also, der seinem Hauptdarsteller Fritz Schulz alle Chancen gibt, durch viele Verlegenheiten durchzukommen. Film-Marke: Deutscher Weinbrand.
Die Konfektionsbranche wird durch zwei Häuser repräsentiert, Tücher & Co. – – Heidelberger & Frau – – also Rivalen –, wobei der Kleinere versucht, dem Großen den berühmten Reisenden wegzuschnappen. Statt dessen schiebt ein geschicktes Mannequin ihren Freund, den unglückseligen Rumvertreter, für die Konfektionskanone ein. Der kleine Rumvertreter reüssiert natürlich auch als Konfektionär. Das Glück, ist groß – und die beiden Konfektionsfirmen fusionieren sogar.
Ob Fräulein Brunhilde Heidelberger ihren Klavierlehrer heiratet, bleibt im Dunkel des Filmgeschicks – ins Helle tritt dagegen Blandine Ebingers Darstellungsgabe, die aus der singenden Brunhilde (in einer Gesangsszene) das parodistische Bild eines mutwillig-linkischen Mädels macht, herzhaft dabei, entschlossen, den aufgezwungenen Vielfraß von Bräutigam (Paul Morgan) nicht zu ehelichen.
Die Darsteller bestreiten den Heiterkeitserfolg, voran Fritz Schulz. Besonders geeignet für Mädels aus dem Volke, die gut angezogen sind: Maria Paudler. In der Welt der deutschen und beinahe deutschen Dialekte des Films hört man Salom Bela, Kurt Lilien, Emil Hermann, Jessie Virogh, Lotte Stein und viele andere (Ungarn überwiegt wieder einmal). Zwei sympathische Episoden: Trenk-Trebitsch und Franz Fiedler.
Eugen Thieles Inszenierung sorgt für Schmiß in der Posse, keine Spielpause, keine Schnitt-Hemmung (Dr. Elling). Gut verwandt sind Schlager von Leo Leux (nach Ambergs Texten). Der Titel des Films ist natürlich die Leitlinie eines Schlagers. Auch er zwanglos und liebenswürdig, im Lubitsch-Stil gebracht, nicht langweilig dahergesungen, sondern durch lustige Gags unterbrochen und belebt. Befriedigende Technik. Bauten: Richter, Kamera: Gluck und Bruckbauer, Ton: Kroschke.
Lachstürme den ganzen Abend über – und der Film wohl sicher ein Verleihtreffer über das ganze Reich hin.