Originaltitel: Chauffeur Antoinette. Lustspiel 1932; 94 min.; Regie: Herbert Selpin; Darsteller: Charlotte Ander, Hans Adalbert Schlettow, Georgia Lind, Fritz Steinbeck, Ludwig Stössel, Julius Falkenstein, Elza Temary, Ernst Behmer; Excelsior-Tobis-Klangfilm.
Eine junge Witwe verliert ihr Vermögen durch die Spekulationen eines Faiseurs. Geht mit ihm nachher eine Wette ein, drei Monate tadellos Chauffeurdienste zu leisten. Beiderseitige Einsätze: ihrseinerzeitiges Vermögen – sie selbst. Während dieser Zeit Schikanen, Quälereien, beginnende Sympathien. Schließlich verliert sie die Wette freiwillig, nimmt seine Werbung an.
Zusammenfassung
Antoinette, eine junge schöne Witwe, verliert ihr ganzes Vermögen. Sie erfährt, daß es in die Taschen eines berüchtigten Spekulanten, Harrison, geflossen ist.
Einige Tage später hat sie Gelegenheit, den Mann, der sie arm gemacht, kennenzulernen, ja sogar ihm einen kleinen Dienst zu erweisen. Harrison, der von Antoinette entzückt ist, möchte sich gern erkenntlich zeigen. Antoinette bittet Hin um eine Stellung und da sie von praktischen Berufen nichts außer dem Chauffieren versteht, wird sie von Harrison als Chauffeuse engagiert. Eine eigentümliche Wette zwischen den beiden gibt dieser Stellung noch einen ganz besonders pikanten Reiz.
Antoinette gewinnt nicht nur diese Wette, sondern auch das Herz des großen Spekulanten. Als die Prüfungszeit um ist, beschließen sie, weiter gemeinsam durchs Leben zu fahren . . . jedoch nicht mehr als Chef und Angestellte, sondern als Mann und Frau.
Kritik (-g., Film Kurier #014, 01/16/1932):
In diesem Film, basierend auf einem Bühnenstück von Letraz, Desty und Blum, geht es darum, daß eine über Nacht arm gewordene junge Dame sich als Chauffeuse eines reichen Junggesellen ihr Brot und das chefliche Herz dazu verdient. Schuld an dem plötzlichen finanziellen Zusammenbruch der charmanten Lady sind gewisse Börsenspekulationen, über deren Verlauf sich die Filmautoren Robert Blum, Georg Klaren und Heinz Goldberg offensichtlich selbst nicht im klaren waren. Was kann man dann von einer jungen Dame verlangen.
Der Film weist in seinem Verlauf viele reizvolle Situationen auf. Eine Hosenrolle ist immer für den Star ein gefundenes Fressen, und wenn dieser Star so nett und beweglich ist wie Charlotte Ander, dann kann man sich vorstellen, daß die Metamorphose für den Zuschauer ihre Reize hat. Jule Falkenstein ist ein immer willkommener Komiker, der diesmal als dämlicher Chauffeur einen Lachsieg auf der ganzen Linie erringt, Schlettow spielt den hohen Gebieter, ein sympathischer, unsüßlicher Liebhaber. Von seinen geschäftlichen Fähigkeiten wird der Zuschauer wenig überzeugt.
Regie führte Herbert Selpin, bisher Cutter und Tonfachmann. Was er mitbringt, ist Bildgefühl und Blick für optische Pointen. Was ihm leider fehlt, ist das Gehör für sprachliche Feinheiten. Bei ihm wird fast jede Szene zu einem dramatischen Effekt ausgespielt, gleichgültig, ob es sich um ein Telephonat der Zofe oder um die entscheidende Auseinandersetzung handelt. Bei ihm sprechen die Darsteller unausgesetzt laut, deutlich und akzentuiert, in dem Film fällt kaum ein leises oder absichtlich beiseite gesprochenes Wort. Man wird das fatale Gefühl nicht los, daß die Darsteller deklamieren. Phantasielos ist die Schlußszene gestaltet.
Neben den genannten Schauspielern bemühen sich um die Darstellung Fritz Steinbeck, Georgia Lind und Ludwig Stoessel.
Carl Drews lieferte eine fehlerfreie Photographie – Erich Czervonskis lnnenräume zeigen guten Geschmack, sein Pech, daß er so viele Außenszenen im Atelier bauen mußte.
Für das Tonliche zeichnet Hermann Birkhofer. Ralph Benatzky schrieb die Musik, die von F. Freed betreut wurde. Der von Charlotte Ander gesungene Schlager klingt recht nett.
Das Publikum amüsierte sich bei den luftigen Situationen recht gut und applaudierte zum Schluß.