A Fight with the Underworld

Originaltitel: Im Kampf mit der Unterwelt. (Das Geheimnis der fünf Schlüssel.) Sensationssketch 1930; 94 min.; Regie: Carlo Aldini; Darsteller: Carlo Aldini, Ruth Weyher, Sig Arno, Ferdinand von Alten, Fritz Greiner, Grit Haid, Philipp Manning, Maria Forescu, Siegfried Berisch; Aldini-Prod.-Lignose-Breusing.

Fünf Schlüssel bedingen den Besitz einer großen Erbschaft. Eine Verbrecherbande bringt sie an sich. Der richtige Erbe jagt sie ihr ab und findet dabei seine Jugendgeliebte wieder.

Zusammenfassung
Vor 75 Jahren starb in Sacramento der Bankier Corbett. Mit seiner Familie verfeindet, hatte er testamentarisch bestimmt, daß sein Vermögen nach 80 Jahren demjenigen zufallen solle der die fünf Schlüssel im Besitz hätte, die er an seine Angehörigen verteilen ließ. Die Kassette, zu der die fünf Schlüssel gehören, blieb im Tresor des Bankhauses Corbett in Sacramento. In einer dunklen Nacht flieht Tom Murphy aus dem Zuchthaus. Einer seiner Gefährten hat ihm ein Vermächtnis hinterlassen: einen der Schlüssel und einen Plan, auf dem die Besitzer der vier anderen Schlüssel verzeichnet sind. – Die Polizei hat jede Spur des entsprungenen Sträflings verloren. Im Laufe der nächsten fünf Jahre geschehen zwei unaufgeklärte Morde. Sie bringen Murphy und seine Freunde in den Besitz eines zweiten und dritten Schlüssels. – Der Inhaber des vierten Schlüssels ist Carlo Aldini, der sich einer unglücklichen Liebesgeschichte wegen bis vor kurzem in Alaska aufhielt. Auf dessen Fährte hat Murphy seinen Komplicen Watts gehetzt. Er überfällt Aldini, beraubt ihn seines Schlüssels, seiner Papiere und seines Geldes und überläßt ihn den hungrigen Wölfen. Obgleich er Aldini für verloren halt, tut er ein übriges: er geht zur Polizei er erzählt selbst sei von Aldini überfallen worden. Aldini wird nun steckbrieflich gesucht. – Gleichzeitig versucht Murphy den fünften Schlüssel zu bekommen, den Maria besitzt, eine wohlhabende junge Witwe aus San Francisco. Er will sie heiraten, um an die Schlüssel zu kommen. Doch Maria lehnt ab. Er entführt sie in den Keller einer Spelunke und versucht sie zu erpressen. In San Francisco rettet Aldini den Detektiv Puzzle aus einer misslichen Lage und dankbar tritt er in seine Dienste. An den monatealten Steckbrief denkt im Augenblick kein Mensch. – Maria weigert sich, zu sagen, wo der Schlüssel versteckt ist. Um sie dazu zu zwingen, entführt man ihr ihr Kind. Dabei hilft Aldini selbst, ohne es zu wissen. Auf einer Autofahrt mit Puzzle sieht Aldini Watts, und, Puzzle einfach im Stich lassend, schwingt er sich hinten auf das Auto seines Feindes. Als Puzzle fluchend nach Hause kommt, hört er, daß sein „Chauffeur“ kein anderer war, als der steckbrieflich gesuchte Aldini. – Als Maria hört, daß man ihr Kind entführt hat, gab sie das Versteck des Schlüssels preis. Inzwischen ist Watt in der Hafenkaschemme angekommen – mit ihm Aldini. Er findet hier Maria, und die alte Liebe erwacht zwischen beiden. In kurzen Worten erzählt Maria, was ihr geschehen ist. Aldini verspricht, das Kind zu retten und den Schlüssel zurückzubringen. Er belauscht Murphy und seine Freunde, die nach Sacramento fahren wollen, um dort am nächsten Tage das Erbe Corbetts in Empfang zu nehmen. – Aldini erwischt Watts Flugzeug noch im letzten Moment. Durch einen Fallschirmabsprung sucht sich Watts seinen Verfolgern zu entziehen – vergeblich. Er wird von Aldini überwältigt und muß die fünf Schlüssel und Papiere hergeben. Seine Helfershelfer aber bekommen von Aldini fünf falsche Schlüssel ausgehändigt. – Polizeirazzia in der Hafenkaschemme. Murphys Bande flüchtet mit Maria und dem Kinde. Durch einen Trick gelingt es Aldini, auf das Auto der Verbrecher zu kommen. Der Wagen rast gegen einen Baum. Während Maria zurückgehalten wird, flüchtet einer der Verbrecher mit dem Kinde. Aldini jagt dem Kerl nach, erreicht eine Schwebebahn und bringt durch eine wagehalsige Sensation das Kind in Sicherheit – zu Puzzle, der ihm inzwischen gefolgt ist und sieht, wie Aldini einen der Verbrecher nach dem anderen der Polizei überliefert. – Maria ist es währenddessen gelungen, zu flüchten. Als einer der Verbrecher hinter ihr herläuft, springt sie in ihrer Verzweiflung auf ein Floß. Der Mann hinter ihr her. Das Floß treibt einem Wasserfall zu. Aldini sieht es, springt nach. Kurzer Kampf mit dem Mann. Ein Lasso, nach einem Baum geworfen, rettet Aldini und Maria im letzten Augenblick vor dem Versinken. Als Murphy nachts um 12 Uhr zur Testamentseröffnung in die Corbett-Bank kommt und die fünf falschen Schlüssel übergibt, nimmt man ihn auch fest. – Die Erbschaftstellung zwischen Aldini und Maria macht weiter keine Schwierigkeiten . . .

Kritik (E. J., Film Kurier #184, 08/06/1930):
Der Film hat drei Titel: „Im Kampf mit der Unterwelt“ . . . „Ich träum’ vom ersten Kuß“ . . . „Das Geheimnis der fünf Schlüssel” . . . , er hat so zwanzig bis dreißig Handlungsansätze – aber was man völlig vermißt: Autor, Regie, Tontechnik.
Zwei große Widersprüche kämpfen hier von der Leinwand und der hartnäckigen Schallplatte her gegen den Zuschauer und Hörer, die fesselnden, brillanten, leichten, Spring- und Sensationskünste Aldinis über Dächer, Krane, Flüsse und Berge dahin und die klebenden, zähen Dialoge, die bis auf wenige Ausnahmen Hemmungen und Bremsen sind.
Carlo Aldini ist ja der Willy Fritsch unter den Sensationsdarstellern: er macht die schwierigsten Saltos und Tricks mit jugendlicher Noblesse; er ist kein Muskelprotz, er ist ein Bonvivant der Kraft und sieht dabei sehr hübsch aus – man möchte ihn sicherlich nicht in der neuen Aera der Ton- und Sprechfilme missen.
Er wird selbst wissen, was seinem ersten Versuch fehlt, denn seine früheren Filme waren darum für den Romantiker des Kintopps oft so bezaubernd, weil sie flott und flink durch die gefährlichsten Schlupfwinkel hindurchsausten, ohne den Zuschauer zum Nachdenken kommen zu lassen . . . und wenn Aldini jetzt auch sehr schalkhaft radebrecht, seine und seiner übrigen Kollegen Dialoge sind doch die reinsten Radeverbrecher.
Es ist ganz unnötig, daß der Sensationsfilm darum an Tempo verliert, an Gcheimniskraft, an Gruselstimmung, an Rauflust, an Schwung und Bravour, daß er sich immer mal an die Erfindung des Sprechfilms besinnt und „Dialoge“ einfügt. Wozu ? Geräusche sind da mehr als Reden, in dieses Milieu gehören Rufe, Seufzer, Schreie – – wenn’s auf Leben und Tod geht, braucht der Film nicht zu rezitieren, braucht nicht Erklärungen und pathetische Versicherungen abzugeben. Aldini hat seine stummen Wirkungen unterschätzt.
Sie sind an diesem Film das Beste, wenn sie auch zum Teil aus allerlei alten Reserven beigesteuert scheinen.
Wenn Walter Jonaß ( – – ?), der Drehbuchdichter ( – – ?) witzig ( – – ?) wird, was ihm namentlich mit Siegfried Arnos Operettendetektiv gelingt, so hat man Mühe, aus den Aufnahmeüberresten (Tonleitung: M. Safra) das Heitergemeinte mit dem Ohr zu erhaschen. Das seriöse Gebrabbel der Verbrechergilde in diesem Film. Fritz Greiner, Ferdinand von Alten, van Riel will man gar nicht hören. Wenn aber die Damen Haid und Weyher von Aldini ins Überhochdramatische getrieben werden . . .
Carlo Aldini selbst hält sich im Film durch und er bietet auch Gewähr, daß in mittleren und kleinen Kinos dieser 35prozentige ein anspruchsloses Publikum unterhalten kann. Die rührigen Bezirksverleiher werden schon dafür sorgen.
Der technische Stab des Films hat fleißig, aber ohne hörbaren Erfolg gearbeitet, alles, was in diesem Film Musik heißt, ist unnötig (O Aldini, o Aldin – die Maria, die Marie läßt er sich übrigens sehr hübsch singen. Caruso oder Original, das ist die Frage.)
Bemerkt sei noch, die intelligente Art des Sprechens bei dem Mongolendarsteller Mamey Terjaj-Basa. Im Ensemble fallen noch auf Ellen Plessow, Maria Forescu und Siegfried Berisch.
Am Ende des Films besitzt Carlo Aldini fünf Schlüssel und wird Millionär. Man gönnt’s ihm – aber es ist nur ein Traum vom ersten Tonfilm.

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