For Once I’d Like to Have No Troubles

Originaltitel: Einmal möcht’ ich keine Sorgen haben. Musikalische Komödie 1932; 88 min.; Regie: Max Nosseck. Darsteller: Max Hansen, Ursula Grabley, Josef Dangger, Fritz Grünbaum, Adele Sandrock, Bernhard Goetzke, Grete Reinwald, Eugen Neufeld; Biograph-Tobis-Klangfilm.

Ein arbeitsloser Friseurgehilfe schwindelt sich in die Wohnung eines Kammersängers, bewirtet dort ein Blumenmädchen, erhält schließlich für die Ergreifung eines Autodiebes 1000 Mark.

Zusammenfassung
Der arbeitslose Friseurgehilfe Peter besitzt nur einen schäbigen Anzug und dreißig Pfennige. Seines Aussehens wegen sind alle seine Versuche erfolglos, endlich eine Anstellung zu finden. Da hat er plötzlich eine Idee. Mit einem unsauberen Trick erhält er vom Chef eines Herrenkonfektionsgeschäfts einen tadellosen neuen Anzug.
In einem Friseurgeschäft hört er wenig später, daß der Kammersänger Bellert, der am Kurfürstendamm wohnt, um den Besuch eines Friseurgehilfen bittet, weil er sich vor seinem Auftritt noch rasieren lassen möchte. Peter nutzt seinen Vorsprung aus, rasiert Bellert und erhält von ihm noch den Auftrag, den Hund auf die Straße zu führen. Den Wohnungsschlüssel gibt ihm der Sänger mit.
Peters Auftrag erfordert aber viel Zeit, da ihm der Hund fortläuft und erst wieder eingefangen werden muß. Peter trifft den Sänger daher nicht mehr in der Wohnung an, weil er schon in das Theater gegangen ist. Daher behält Peter zunächst den Schlüssel. In einem Omnibus wird er von einem Kontrolleur aufgespürt, weil er keinen Fahrschein gekauft hat. Er flieht in ein abgestelltes Auto und fährt einfach los. Erst unterwegs bemerkt er, daß er einen unfreiwilligen Fahrgast hat. Es ist das Blumenmädchen Jenny, daß sich in dem Wagen nur ausruhen wollte.
Die Fahrt nimmt unerwartet abenteuerliche Formen an, weil ein Polizist auf das Trittbrett springt und Peter zur Verfolgung eines Autodiebes auffordert. Da er Jenny imponieren möchte, führt er sie anschließend in die Wohnung des Kammersängers, die er für die seine ausgibt. Durch einen nicht geschlossenen Zapfhahn entsteht in einer anderen Wohnung ein Wasserschaden. Dadurch wird Peter endlich gezwungen, Jenny gegenüber Farbe zu bekennen. Ihr gefällt es viel besser, daß er kein reicher Mann ist. Daher fühlt sie sich in seiner armseligen Dachkammer bedeutend wohler. Beider Glück ist gesichert, als Peter für die Ergreifung des Autodiebes eine Belohnung von tausend Mark erhält.

Kritik (Lotte H. Eisner, Film Kurier #076, 03/31/1932):
Jenes „einmal möcht’ ich keine Sorgen haben“, es ist der Stoßseufzer so manchen Kinobesuchers und Theaterbesitzers, das bleibt gewiß. Da treffen sich die Gedanken, dieser Titel spricht für sich und für sie und er enttäuscht hier auch nicht: ein, zwei Lichtspielhaus-Stunden hat man einmal wirklich keine Sorgen, die Heiterkeit eines vergnüglich aufgezogenen Films hilft darüber hinweg.

Gebracht wird der Kampf ums Dasein und Angestelltsein eines kleinen stellungslosen Friseurgehilfen; der wird, das ist nun einmal dieser Filmgattung glückliche Art, transportiert in eine freundlichere Märchenwelt. Da kann, ohne viel Umstände, von gütigen Geschicken und gültigem Geschick der vertragene Anzug umgetauscht werden gegen den funkelnagelneuen. Da singt der strenge Kontrolleur gerührt mit im Chor, und der ganze Autobus wiegt sich im Rhythmus des Mischa-Spoliansky-Schlagers.
Man frage nicht viel nach dem Warum, auf das Wie kommt es an und, das gibt hier recht. Es wird ein bißchen geschwindelt in dieser schnurrig verspielten Welt, ein bißchen schwarz gefahren, ein wenig gehochstapelt. Aber all das hält sich in Grenzen, ist gerade, wenns brenzlich wird, wieder vorbei, es kommt keiner zu Schaden, aber zwei kommen zum Glücklichsein – die Liebenswürdigkeit, Selbstverständlichkeit besticht, mit der das vor sich gehen kann.
Die Autoren Dr. Herbert Rosenfeld und Max Kolpe machen sogar den Versuch, die harmlosen Verwegenheiten ihres Helden zu erklären: alles geschieht nur, um einem Blumenmädel ein paar frohe Stunden zu machen, daß es einmal keine Sorgen hat. Und weil es im Leben so häßlich eingerichtet, daß es stellungslose Friseurgehilfen gibt.
Für sie und ihresgleichen sind jene kleinen Retuschen eines Glücks im Winkel ersonnen, als unbeschwerte Aspekte eines reibungslosen Lebens. Das „es ist“ wird abgelöst von dem „so sollte es sein“, diese Kino-Abwandlung des „es war einmal“ vor dem Kaminfeuer.
Der Barbier von Berlin bedarf nicht der reichen Erbin mit dem Millionensegen. Ein Tausendmarkschein genügt für die Seligkeit und die Aussicht auf die arbeitsfrohe Friseurstube.
Doch gerade das bringt das Filmmärchen wieder in die greifbare Nähe der Wirklichkeit.
Das Manuskript holt konsequent aus den Situationen heraus, was sich ohne Krampf ermöglicht: ein Tenormilieu gibt seine gags her, wie der Konfektionsladen. Immer wird dafür gesorgt, daß in dieser Welt, die nicht ernst genommen werden will, Humor zur rechten Zeit sich einstellt. (Nur einmal gerät man zum Stilbruch: da das Figarotraumspiel, uneingebaut, als Intermezzo serviert wird.)

Auf den Regisseur aber kommt es erst an, die Unterlagen zu nutzen: Max Nosseck ist der Mann dazu, er hat den Blick für die Zuspitzung und für das ausladend Volkstümliche. So entsteht eine gute Mischung – der Film wird in Steglitz wie im Westen verstanden. (Ins Literarische irrt Nosseck nicht ab, er weiß wo Boden für seine Füße ist.)
Operettenhaftigkeit ohne Sentimentalität; Lustspiel ohne allzuviel herbeigezerrten Possenklamauk – das ist gar nicht so leicht zu gewinnen. Nosseck schafft es, er setzt Lichter auf und geht doch nicht aufs Grelle dabei, das heitere Durcheinander weiß er zu beherrschen, mit einem halb besinnlichen, halb antreibenden Vorbedachtsein umsichtiger Leitung zu bringen.
Zu Uebergängen verhilft ihm das Lied, er versteht es, Spolianskys charmante Musikeinfälle einzubauen, den Stimmungen anzupassen. Der Witz vom singenden Tenor, der rasiert wird, läuft sicht somit nicht tot.
Für neue Produktionswege ist Nosseck, das zeigt er hier immer wieder, stets zu haben. Statt des üblichen Balletts hat man die skurrile Gelenkigkeit der Cläre-Eckstein-Leute herangeholt aus dem Rabenalt-Reinking-Theaterkreis: Nosseck, selber unverbraucht, zieht frische Kräfte an.
Unter ihm entfaltet sich W. Lachs’ sympathische Kamerakunst. Für die Bauten zeichnet Heinrich Richter.
Hansens liebenswürdige Komik findet sogleich Kontakt mit dem Publikum, sein halbpfiffiges Schlemihltum wird herausgeholt mit seinen kleinen Wendungen und Windungen. Eine hübsche Partnerin: Ursula Grabley. Und die auf Augenblicke auftauchen – Fritz Grünbaum, Adele Sandrock, Hubert von Meyrinck, Leo Sloma, Nico Turoff, Bernhard Goetzke, Grete Reinwald, Josef Dannegger, Job und Neufeld – sie haben, ausgezeichnet verwandt, ihren Anteil am Erfolg.

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