Originaltitel: Leutnant warst du einst bei den Husaren. Musikalische Liebeskomödie 1930; 86 min.; Regie: Manfred Noa; Darsteller: Mady Christians, Georg Alexander, Gustav Diessl, Gretl Theimer, Max Ehrlich, Lotte Spira, Hermann Picha, Hermann Blaß; Aafa-Tobis-Film.
Die Königin eines Balkanstaates dankt ab und verliebt sich inkognito bei einer Auslandsreise in den Führer der Revolutionäre. Als die Masken fallen, verzichten sie beiderseits auf Thron und Präsidentenstuhl, werden ein glückliches Paar.
Zusammenfassung
Alexandra ist Königin von Gregorien, und Prinz Vicky, ihr ergebener Adjutant, wird allgemein als der zukünftige Prinzgemahl bezeichnet. Doch die Dinge entwickeln sich anders. Republikaner sind an der Arbeit. Ihre Verbindungen reichen zu einem ausländischen Agenten, Fedor Karew, der Gelder beschaffen soll. Revolution bricht aus. Die Königin muß abdanken. Noch einmal erscheint sie in voller Uniform im Offizierskasino ihres Leibhusaren-Regiments, wo Abschied gefeiert wird. – Am Tag darauf packt sie bereits ihre Koffer, um nach Paris zu ihrer alten Freundin zu fahren, der Fürstin Trobakoff, die dort ein Künstler-Kabarett aufgemacht hat.
Der Motor ist angekurbelt, Vicky sitzt am Steuer, und die Königin, in Erinnerungen vertieft, summt den Refrain des Liedes: „Leutnant warst du einst bei den Husaren“. – So ist schon eine stattliche Anzahl von Kilometern erledigt, als plötzlich auf der Chaussee ein anderer Wagen auftaucht. Vickys Ehrgeiz, ihn zu Überholen, hat üble Folgen; die beiden Wagen stoßen zusammen. Dem beschädigten Wagen entsteigt ein Mann von nicht unsympathischem Aeußeren, der sich um die erschrockene Königin bemüht, während Vicky versucht, die notwendigen Reparaturen auszuführen. Man kommt in ein anregendes Gespräch. Plötzlich zieht ein Gewitter auf, es regnet anhaltend, und der Unbekannte erbietet sich, die Königin in ihrem unbeschädigten Wagen bis zum nächsten Dorf zu fahren. Vicky hat immer noch an der Unfallstelle zu tun, während die Königin und der Unbekannte bereits im Wirtshaus bei einem Glase Wein sitzen. Die Stimmung wird heiter. Der Fremde, der bisher versäumt hatte, sich vorzusteiten, bittet darum, sich Romeo und die Dame Julia nennen zu dürfen. Alexandra wird allmählich etwas beschwipst. Sie beginnt wie sie es als Königin gewöhnt war, zu ihrem Gegenüber in militärischem Befehlston zu sprechen. Der Unbekannte vermutet in der Dame eine Schauspielerin und fragt nach der Stätte ihres Auftretens. Alexandre, in Verlegenheit gebracht, gibt schließlich als solche „Lampion Rouge“, das Pariser Kabarett, an. Inzwischen ist es schon spät geworden, Dem Par wird ein gemeinsames Zimmer angewiesen, doch auf beiderseitigen Wunsch durch eine spanische Wand getrennt. Alexandra schläft lange, bis in den nächsten Vormittag hinein. Als sie aufwacht, ist der Fremde verschwunden. Der Gruß, den er hinterläßt, lautet: Auf Wiedersehen im „Lampion Rouge“.
Am nächsten Morgen fährt Alexandra weiter. Mit Vicky, der des Fremden wegen schreckliche Eifersuchtsqualen ausgehalten hat. Verfolgt von Knox, einem Agenten, der die Ex-Königin gern als Varieté-Attraktion verpflichten möchte. Katharina Trobakoff empfängt ihre alte Freundin mit Herzlichkeit. Auch Vicky fühlt sich in Paris sehr wohl, nachdem er Freundschaft mit Mimi, einer reizenden Balletteuse, geschlossen hat. Eines Abends entdeckt Alexandra unter den Gästen des Kabaretts ihren geheimnisvollen Romeo. Im Grunde ihres Herzens freut sie sich, kommt aber in große Verlegenheit, als der Fremde sie bittet, recht bald auf dem Podium zu erscheinen und ihre schauspielerischen Talente glänzen zu lassen. Alexandra, die auf keinen Fall ihr Inkognito lüften will, kramt schnell in einem alten Notenschrank nach singbaren Schlagern herum und findet endlich ein Lied, das sie trotz Lampenfiebers unter größtem Beifall der Gäste zum Vortrag bringt. Besonders begeistert ist der Fremde; er lädt Alexandra zum Abendessen ein, und in einer Loge des Kabaretts „Lampion Rouge“ tauscht das Paar die ersten Küsse aus.
Doch am nächsten Tage erfolgt eine fürchterliche Entdeckung, Vicky hat im Auto des Fremden die Abdankungsurkunde der Königin gefunden. Alle Anzeichen deuten darauf hin, daß man es hier mit dem Urheber der ganzen Revolution, dem berüchtigten Fedor Karew, zu tun hat, der, gestützt auf dieses wichtige Staatsdokument, Gelder für die neue Republik aufzunehmen beabsichtigt. Alexandra verliert die Fassung, sie will sofort alle Verbindungen abbrechen. Indessen hat Fedor das Verschwinden des Dokumentes bemerkt. Er glaubt, daß Alexandra ihre Hand dabei im Spiel hat, fordert von ihr die Herausgabe und bezichtigt sie, eine Spionin zu sein. Das Schicksal eines ganzen Landes hänge von dem Dokument ab, sagt Fedor. Da wird es ihm ausgehändigt, doch als er gegangen ist, bricht Alexandra zusammen. Ein neues Lebensglück winkte, und die Enttäuschung war furchtbar . . . Auf Revolutionen folgen Gegenrevolutionen. in Gregorien erstarkt wieder die Partei der Monarchisten. Alexandra soll aufs neue den Thron besteigen. Sie folgt dem Rufe der Regierung, doch nur, um das Leben des von ihr immer noch geliebten Verschwörers zu schützen. Als Fedor im Auto die Grenze passiert, wird er von Vicky abgefangen und im Grenzwirtshaus untergebracht, wo auch die Königin abgestiegen ist. Hier sehen sich die beiden wieder, und Fedor macht die Entdeckung, daß er in Begriff war, eine Liebschaft mit der von ihm gestürzten Herrscherin anzufangen. Für die Königin ist jetzt nichts mehr zu tun. Das Geld, das Fedor in Paris aufgetrieben hat, ist trotz aller Vorsichtsmaßnahmen in die Hände der Revolutionäre gekommen. Die Chancen für Fedor sind günstig. Er hat Aussicht, Präsident zu werden. Freiwillig verzichtet die Königin auf ihre Ansprüche. Doch jetzt gibt auch Fedor um seiner Liebe willen alle ehrgeizigen Pläne auf. Jenseits der Politik will er mit Alexandra allein glücklich werden.
Kritik (Georg Herzberg, Film Kurier #257, 10/30/1930) :
Leutnant ist Mady Christians, Königin eines Nirgendwo-Landes Gregorien. Sie muß abdanken, und lernt auf der Fahrt ins Pariser Exil einen sympathischen jungen Mann kennen, der leider der Führer der Revolutionäre ist. Sie verlieben sich inkognito ineinander und verzichten, als die große Enthüllung vorbei ist, auf Königsthron und Präsidentenstuhl. Ab nach Paris. Hände weg von der Politik.
B. E. Lüthge geht also auf politisches Glatteis. Er bewegt sich recht geschickt darauf. Schwarz und Weiß sind gleichmäßig verteilt. Herrscherin und Revolutionär sind gleichermaßen edel, die anderen sind ausnahmslos Trottel, ob sie nun links oder rechts stehen. Irgendwoher müssen ja auch in einer Operette schließlich die lustigen Momente kommen.
Es ist dem Autor und dem Regisseur Manfred Noa zu attestieren, daß der Film szenenweise wirklich charmant und liebenswürdig gemacht ist. Ein paar auf der Hand liegende Witze über Revolutionäre, Königstreue und Konjunkturbegeisterte erregten freundliches Schmunzeln im Parkett. Wer nicht gerade ein politisch angemaltes Brett vorm Kopf hat, wird zugeben, daß auch in weiter westlich gelegenen Ländern als Gregorien sich manche „Politiker“ recht komisch zu benehmen pflegen.
Was dem Film fehlt, ist ein Schuß Sekt, ein paar wirklich überzeugende ironische Bissigkeiten, irgendein schlüssiger Beweis für die geistige Ueberlegenheit der Filmhersteller. So ein wenig Shaw-Geist. Etwas, was nicht den Verdacht aufkommen lassen kann, daß irgendeiner, Autor oder Regisseur, das Sentimentale wirklich sentimental gedacht haben. Einen Königinnenthron für ein paar geschliffene Dialoge !
Den freundlichen Publikumserfolg, den der Film bei der Premiere fand und aller Voraussicht nach auch woanders finden wird, entscheidet die gute Besetzung, eine Hauptstärke der Aafa-Filme.
Mady Christians ist von bezaubernder Anmut, sie trägt glaubhaft die Krone, ist glaubhaft verliebt und beschwipst. A propos Schwips: Das muß man gehört und gesehen haben, wenn die Christians nach reichlichem Weingenuß vor sich hinplappert, die Augen verdreht und weinglücklich lächelt. Wie einst im „Walzertraum“. Gesanglich ist sie weniger befriedigend. Ihre Stimme kommt sehr unklar – sie sollte auch vor mimischen Uebertreibungen beim Vortrag geschützt werden. Die Texte von Peter Herz sind von beängstigender Trivialität.
Neben der Christians holt sich Georg Alexander als Majestät erfolglos anbetender Prinz Vicky den größten Erfolg. Er hat für seine Rolle die richtigen Worte und Gesten.
Gustav Dießl ist der Edelrevolutionär. Er wirkt, ohne pathetisch werden zu brauchen. Ein Filmliebhaber ohne Brillantine.
Die anderen: Hermann Picha, entzückend als geschäftiger Gastwirt, der die Wirtsfahne nach dem politischen Winde hängt. Dann Max Ehrlich als rühriger Manager, der von Riesengeschäften mit einer Exkönigin träumt. Er erzielt ein paar starke Lacher; die Rolle hätte aber etwas sorgfältiger ausgearbeitet werden können. Sonst noch Lotte Spira, Hermann Blaß und die diesmal sehr unbedeutende Gretl Theimer.
Friedrich Fuglsangs Photographie brilliert besonders in den Schauspieler-Großaufnahmen. Höfer und Schwidewsky bauten sehr nett eine Bauernschenke; sonst ist ihnen nicht viel eingefallen. Walter Tost zeichnet für den bis auf die Gesangszenen befriedigenden Ton. Schmidt-Boelke leitete die Musik.
Zum Schluß starker Beifall für Mady Christians.