Originaltitel: Der Frauendiplomat. Musikalische Komödie 1932; 73 min.; Regie: Emerich W. Emo. Darsteller: Max Hansen, Mártha Eggerth, Leo Slezak, Jessie Vihrog, Hilde Hildebrand, Anton Pointner, Albert Paulig, Paul Morgan, Theo Lingen; T. K. Prod.-Tobis-Klangfilm.
Ein junger Attaché, altösterreichischer Adel, hat allerorts diskrete Affaien. Obwohl der Gesandte solch drastische Mittel zu verhindern sucht, werden wieder zwei Diplomaten eifersüchtig. Eine kleine Balletteuse lenkt deren Verdacht ab, und mit ihr vereint versetzt man den Attaché in den dunkelsten Erdteil.
Zusammenfassung
Joseph Maria, Fürst von und zu Windischberg, der fesche Militärattaché mit dem Spitznamen Pepi, ist das Sorgenkind seiner Freunde und Vorgesetzten – und eine ausgesprochene Kapazität für – – Skandale. Seine Karriere, die ihn bisher in alle europäischen Hauptstädte geführt hat, wurde immer wieder jäh durch irgendeine Affäre unterbrochen. Sein Unglück sind die Frauen, sie lassen ihm keine Ruhe; und er müßte eigentlich „der Vielgeliebte” heißen, statt Pepi.
Wieder einmal wird er versetzt – diesmal ist es Berlin, das er mit seinem Aufenthalt beglücken soll und der Gesandte, Graf Rüsterberg, ist schon bei der Nachricht von Pepis Kommen von den schlimmsten Ahnungengeplagt. Er soll sich nicht getäuscht haben, denn in Berlin fängt die zwölfte und größte Skandalgeschichte Pepis an . . . . schon bevor er noch angekommen ist, zieht sich das Unheil über ihm zusammen: Hella, eine junge, hübsche Choristin, hat sich ihn aus Renommiersucht den Kolleginnen gegenüber als „Liebhaber” ausgesucht – – nach den illustrierten Zeitungen.
Am Tage von Pepis Ankunft in Berlin ist großer Ball in der Gesandtschaft; der Botschaftssekretär, Baron Drage, arrangiert, daß stets der Anfang von Pepis Regimentsmarsch gespielt wird, wenn ihm eine „akute Gefahr“ droht, und es dauert keine Viertelstunde, bevor es zu Verwicklungen kommt: die Frau eines Diplomaten kokettiert mit ihm; die temperamentvolle, exotische Gattin eines Gesandten verliebt sich in ihn – mehrere Male muß der Regimentsmarsch aufklingen. Graf Rüsterberg gibt Pepi endlich den Rat, sich seine Freundschaften dort zu suchen, wo es nicht gleich zu diplomatischen und gesellschaftlichen Komplikationen kommen kann.
Pepi geht auf die Suche – und der Zufall führt ihn in ein kleines Künstlerlokal, wo sich ausgerechnet– – – Hella befindet. Die Freundinnen entdecken Pepi, teilen Hella flüsternd mit, daß „Er“ da, ist und Hella fällt dem sprachlosen Pepi um den Hals; sie spielt ihre Rolle meisterhaft weiter und geht schließlich mit ihm in seine Wohnung, da ihre Freundinnen, gespannt und neugierig, ihnen gefolgt sind, Pepi, überrascht und erfreut über das plötzliche Auftauchen des schönen Mädels, versucht, die Situation auszunutzen, aber Hella läuft ihm rasch wieder davon, als die Freundinnen auf den Straßen ihren Posten verlassen haben.
Großer Gala-Abend in der Oper! Danach große Gesellschaft für die diplomatischen Gesandtschaften bei der Gesandtin Mihailow. Während der Vorstellung bettelt Hella Pepi, sie doch mitzunehmen und als er ablehnt, beschließt sie, auf eigene Faust hinzugehen.
Auf dem Fest kommt es schnell zu den möglichsten und unmöglichsten Verwicklungen – die Frauen sind hinter Pepi her; die Ehemänner sind auf ihn wütend und eifersüchtig. Die ersten Takte des Regimentsmarsches erklingen oft im Laufe des Abends . . . Plötzlich entdeckt Pepi Hella auf dem Ball, stellt sie zur Rede und Graf Rüsterberg, der einen Affront fürchtet, befiehlt ihm, sie nach Hause zu schicken. Der höfliche Pepi weigert sich. Nun versucht Rüsterberg es selbst und Hella erklärt daraufhin dem unbekannten Herrn, Pepi sei ihr Verlobter. Rüsterberg wendet sich nun an Pepi, und Hella, die ihr schlechtes Gewissen Böses ahnen läßt, läuft weg. Pepi ihr nach. Weinend erklärt sie ihm nun, warum sie sich eigenmächtig mit ihm verlobt habe. Er kann sie nicht weinen sehen und verspricht ihr das Blaue vom Himmel, nur aufhören soll sie – schließlich landen sie einträchtig bei einer Flasche Sekt Am nächsten Morgen erinnert sich der verkaterte Pepi unklar der Ereignisse; seine Laune wird noch schlechter, als er an die Teegesellschaft erinnert wird, die an dem gleichen Nachmittag bei ihm stattfinden soll. – Am Nachmittag ist Pepis Haus ein Taubenschlag, gleich zwei Diplomatenfrauen stellen sich ein, die ihren Männern davongelaufen sind, um für Pepi zu leben. Er weiß nicht mehr ein und aus und erzählt hilfesuchend seinem Gesandten von den beiden Frauen in seiner Wohnung – – – da kommt schon die dritte – Hella – die sich nach der in Sektschwips stattgefundenen Verlobung als legitime Braut Pepis fühlt. – Tohuwabohu – aber Hella rettet die Situation … Pepi wird wieder einmal versetzt – nach einer Negerrepublik! – und Hella begleitet ihn; sie wird ihn vor künftigen Versuchungen schützen!
Kritik (-ger., Film Kurier #068, 03/19/1932):
Geht in Ordnung! Die drei Dick-Gedruckten drücken den Erfolg durch:
Max Hansen – Schwarm ungezählter Parkettreihen, in Veilchenfresser-Uniform, auf den Spuren von Moser und Schönthan, Hoftheaterklassikern vor 50 Jahren (die heute als B. E. Lüthge und C. J. Braun zeichnen (– beide für solche Aufgabe recht bescheiden mit Einfällen, ohne Dialog-Finessen).
Martha Eggerth, sie neigt sich, schreitet, singt oder lächelt – und es ist immer der anmutigste Natureinfall.
– und Leo Slezak; im Tonfilm zum erstenmal. Leinwandsprengend in Titanen-Größe: zauberhaft-wohlklingend seine Liedchen, die er, um die Mißlaune als eifersüchtiger Ehemann aufzuheitern, bei jeder Gelegenheit lossingt.
Und hier paßt uns jede Gelegenheit.
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Denn Hans May komponiert und E. W. Emo dirigiert die Inszenierung.
Vom Musiker her garantiert der leichte, schnell bekannte (auch schon vor ihm nicht ganz unbekannte) Schlager – von der Regie her: Erschöpfung der Drehbuch-Möglichkeiten. Die Schauspieler werden nicht gestört, die Laune wird im Film am Film wachgehalten. Geht in Ordnung. Eine Operette mehr – und durch die gute Besetzung mehr als nur „noch eine Operette”.
Inhalt: auf den Max Hansen als jungen Fürst Windischberg (fesch k. u. k. natürlich) fliegen alle Frauen. Panik der Gesandtschaft über solchen Attaché. Um Skandale zu vermeiden, wird bei jedem Ballfest – Film-Diplomaten leben nur von Festen – ein Militärmarsch als Warnung gespielt, wenn das Fürstchen flirtet. Ein Ballettmädel lotst ihn resolut von zwei Botschafter-Damen weg – Jessie Virogh, Hilde Hildebrandt –; Theo Lingen und Anton Pointner sind die komischen Schutzengel, forbidden to love – ihre Parole (die Universal hat einen sehr ähnlichen Stoff command to love „Liebe auf Befehl” deutsch-englisch herausgebracht).
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Man lacht oft – keiner hat so das Ohr wie Hansen, wenn er aus Tonfilm-Vorsingen einen intimen, pointierten Vortrag macht. Mit der Treffsicherheit (und Leichtigkeit dabei), mit der er Chansons bringt, ist er jetzt selbst Tauber über. Herz in sorgfältiger Verpackung, die Füllung läuft nicht aus. Wirkung aus Intimität. Er kann lächeln – wo andere Grimassen schneiden – und er hat doch die Lacher.
Auch gegenüber E. W. Emo kann man ein paar Freundlichkeiten wiederholen: mit dem MädelsEnsemble A. v. Poremsky, Longino, Elben arbeitet er besonders lustig – auch sein Kameramann Drews – Ausstattung, Tontechnik, anständige Arbeit.
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Die Paramount hat sich mit dem deutschen Musik-Film verbunden. Sicher eine glückliche Ehe. Ein einschmeichelnder Film für das Stammpublikum.
Dieser Frauendiplomat ist ja auch ein – – Filmdiplomat. Er wird beweisen, wie sich noch immer der Verleih eines deutschen Starfilms, hergestellt in Berlin, vor allen anderen lohnt.