Originaltitel: Lügen auf Rügen. (Das Bademäuschen.) Schwank 1932; 83 min.; Regie: Victor Janson; Darsteller: Maria Matray, Otto Wallburg, Ralph Arthur Roberts, Paul Hörbiger, Olga Limburg, Aenne Goerling, Heinz Wagner, Julius Falkenstein, Leopold von Ledebur, Paul Vincenti; Aafa-Tobis-Klangfilm.
Ein Mädchen erhält ohne sein Dazutun den Preis einer Zahnpasta-Schönheitskonkurrenz, mit welcher sich zwei pleite gewordene Geschäftleute sanieren wollen. Ein bedenkloser Herr lanciert das Gerücht, daß die kleine Tochter eines Multimillionärs sei, rettet sie zum Schluß vor der Verhaftung, gibt ihr seinen Namen.
Zusammenfassung
Fritz Garreis findet im Wartezimmer eines Zahnarztes das Bild eines schönen Mädchens und eine Zeitschrift., in der die Firma Dändanin, Zahnpasta en gros, ein Ausschreiben veröffentlicht, in dem sie der Frau mit den schönsten Dändanin-Zähnen eine Gratisreise nach dem Rügenkurort Binz verspricht. Garreil schickt kurz entschlossen das gefundene Bild zum Wettbewerb ein, – und so kommt es, daß eines Tages Vanda Bilt, ein junges Mädchen aus der Kleinstadt Muckenhausen, die Verständigung erhält, daß sie auf vier Wochen nach Binz reisen könne.
Auf der Insel Rügen hat Vanda Bilt die merkwürdigsten Erlebnisse, sie wird für die Tochter des Millionärs Vanderbilt gehalten und von der Männerwelt mit Liebesanträgen verfolgt. Schließlich befreit sie Fritz Garreis, der Mann, dem sie all diese Abenteuer zu verdanken hat, aus der gefährlichen Situation, für eine Hochstaplerin gehalten zu werden.
Kritik (-g., Film Kurier #008, 01/09/1932):
Noch in den ersten Nachkriegsjahren war es bei Bühnen-, Roman- und Filmschriftstellern beliebte Gewohnheit, immer dann ein schrulliges Testament zu konstruieren, wenn man besonders seltsame Voraussetzungen für die Handlung brauchte.
An die Stelle der Testamente sind die Preisausschreiben getreten. Mit Hilfe eines Preisausschreibens kann man Leute über Nacht reich werden lassen oder sie aus Treuenbrietzen an den Südpol senden. In diesem Fall kam Frau Dolly Brook auf die Idee, ein Fräulein Vanda Bilt (merke dir den seltsamen Namen, o Leser!) aus Muck entlausen mit Hilfe eines Dändannin-Zahnpasta-Preisausschreibens zu einer Gratis-Reise nach Binz zu verlocken. Besonderer Umstand: Die Gekrönte beteiligt sich gar nicht selbst, sondern ihr Bild wird durch einen Wildfremden den Preisrichtern geschickt. Derselbe Fremde streut auch das Gerücht aus, die brave Muckenhausener Blondheit sei die Nichte von Mr. Vanderbildt . . .
Der Leser wird erkennen, daß in Binz auf Rügen einiges drunter und drüber gehen muß, er wird bei Kenntnisnahme der Tatsache, daß Otto Wallburg und Ralph Arthur Roberts die Hauptrollen spielen, sich denken können, daß es recht lustig zu geht und wird ferner in Rechnung stellen, daß die Ostseeküste Gelegenheit zu schönen Außenaufnahmen bot.
Für das Manuskript zeichnet Heinz Goldberg. Er arbeitet bis zur Mitte sehr anständig. entwickelt komplizierte Vorgänge verblüffend klar, verliert aber dann zum Schluß etwas den Faden und rettet sich, mit leicht lädierten Segeln, in den rettenden happyend-Hafen.
Viktor Janson erweist sich als pointensicherer Lustspiel-Regisseur, er holt aus dem Zusammenspiel Wallburg-Roberts alles Erdenkliche heraus. Bei der Schilderung einer spießerhaften Fremden-Pension leistet er sich leider ein paar allzu billige und nicht gerade geschmackvolle Scherze.
Wegen Wallburg und Roberts wird man diesen Film sehen wollen. Wallburg ist in Stimmung wie kaum je zuvor; wenn er vergnügt darauf losquatscht, große Transaktionen einfädelt und seine rundliche Figur in übertriebener Geschäftigkeit strapaziert, herrscht im Parkett eitel Wonne. Roberts steht ihm kaum nach, seine „klassischen“ Gesten haben auch diesmal wieder Erfolg.
Maria Solveg in der weiblichen Hauptrolle sieht reizend aus, das Manuskript hat leider ihre Rolle etwas wirr gestaltet.
Paul Hörbiger spielt den Liebhaber, frisch und ohne Schmalz, ein sympathischer junger Mann.
Sonst sieht man noch Olga Limburg, Heinz Wagner, Julius Falkenstein und eine Horde wildgewordener Pensionsgäste, angeführt von der gestrengen Aene Görling.
Die Musik lieferte Marc Roland, die lustigen und ausgezeichnet pointierten Texte Dr. Johannes Brandt.
Jack Rotmil, der Architekt, Guido Seeber, der Kameramann und Emil Specht, der Tonverantwortliche, bemühen sich um das Technische.
Freundlicher Beifall für die Darsteller.