A Student’s Song of Heidelberg

Originaltitel: Ein Burschenlied aus Heidelberg. (Ich liebe, du liebst, er liebt…) Singspiel 1930; 81 min.; Regie: Karl Hartl; Darsteller: Willi Forst, Betty Bird, Hans Brausewetter, Ida Wüst, Ernst Stahl-Nachbaur, Albert Paulig, Carl Balhaus, Erwin Kalser, Hermann Blaß; Ufa-Klangfilm.

Die in Heidelberg studierende Tochter eines Deutschamerikaners verliert ihr Herz an einen Studenten, der um ihretwillen sich zu seiner schweren Säbelmensur nicht stellen kann. Ihr Vater arrangiert aber die Sache bei seiner Verbindung, der Student tritt nachher zur Mensur an und wird glücklicher Bräutigam.

Zusammenfassung
Im Deutschen Klub in New York feiert der reiche Miller ein freudiges Ereignis. Seine Tochter Elinor wird morgen zwanzig Jahre alt. Um den Gesichtskreis des hübschen Goldfisches zu erweitern, soll Elinor eine Reise nach Deutschland, der alten Heimat, machen und ein Jahr in Heidelberg studieren, der Stadt, in der John Miller einst als flotter Student so glücklich war.
„Alt Heidelberg, du feine, du Stadt an Ehren reich“, so klingt und singt es im Deutschen Klub, das heimische Bier schäumt in den Krügen, ein herzerfrischender Anblick, nicht nur für die wackeren Zecher, sondern auch für Herrn Sam Mayer, der nicht verabsäumt, sich für das, was er vorhat, ausgiebig zu stärken. Sam will nämlich Elinor, sobald die Uhr zwölf schlägt und sie mündig wird, eine Steuerquittung überreichen, die nach amerikanischem Brauch persönlich übergeben werden muß, um rechtswirksam zu werden. Sam hat mit allem gerechnet, nur nicht mit dem bösen Alkohol, der ihn so einnebelt, daß er den Lift mit seinem Schlafzimmer verwechselt.
Über die Neckarbrücke in Heidelberg rollt ein mit Koffern hochbeladener Wagen. Die schöne Elinor hält ihren Einzug. Bei einer Wirtin wundermild findet sie Unterkunft. Über den Preis einigt man sich schnell, aber nicht über den Begriff „sturmfrei“, denn dies Wort fehlt in Elinors Lexikon. Kurz entschlossen fragt sie zwei Studenten um Rat, die im Kreise der Kommilitonen beim Frühschoppen sitzen Beiden gefällt das hübsche Mädel. Wenn sie blond ist, soll Dahlberg sie haben, wenn sie schwarz ist, Bornemann. Elinors schickes Hütchen bedeckt aber leider vollkommen ihr Haar, so daß die Frage der Zugehörigkeit nicht entschieden werden kann. Erst im Hörsaal gelingt es den vereinten Kräften der Studenten, Elinor dazu zu zwingen, Haarfarbe zu bekennen, – sie ist brünett! Also unentschieden!
Da Elinor einsieht, daß ihr Deutsch dringend der Auffrischung bedarf, nimmt sie bei Dahlberg Privatstunden und lernt deklinieren und konjugieren. „Ich liebe, du liebst, er liebt“ wird solange geübt, bis es Elinor auch mit dem Herzen begriffen hat.
Bornemann aber, den rauflustigen, übermütigen ersten Chargierten, wurmt seine Niederlage, er brütet – und dichtet – Rache!
Bei einem Kommers auf der Schloßterrasse singt er dem zu spät kommenden Dahlberg ein Spottlied auf sein Mädel vor. Wütend stürzt sich Dahlberg auf den Sänger – eine Ohrfeige knallt! Tusch! So etwas kann nur durch eine schwere Säbelkiste wieder gutgemacht werden! Schon eilen die Sekundanten von Bude zu Bude. Bornemann trainiert eifrig mit dem Säbel, sein Ehrgeiz ist, dem Gegner die Nase abzuschlagen. Bei diesen menschenfreundlichen Übungen überrascht ihn sein Onkel, erfährt den Anlaß und eilt zu Elinor, um sie zu veranlassen, das Duell zu verhindern. Elinor rennt, obgleich es schon Nacht ist, sofort zu Dahlberg und beschwört ihn, sich nicht zu duellieren. Aber schon treffen die Sekundanten ein. Um Elinor nicht bloßzustellen, tut Dahlberg, als sei er nicht zu Hause. Zwei Studenten warten auf der Treppe, und so verrinnt die Stunde des Zweikampfs. Dahlberg hat „gekniffen“!
Elinors Vater trifft in Heidelberg ein und eilt zu seiner Tochter, bei der er Sam Mayer vorfindet, der endlich die Adresse erfahren hat, aber nun feststellen muß, – daß er die Steuerquittung in New York vergessen hat. Als der alte Miller von Elinor erfährt, daß Dahlberg nicht zum Zweikampf angetreten sei, sucht er den Studenten auf. Dahlberg ist nun Elinors wegen beruhigt und stellt sich zur Mensur. Bornemanns Gesichtserker trifft das Schicksal, das Dahlbergs Nase zugedacht war, und damit ist der Vorfall erledigt.
Ein glückliches Brautpaar wandelt unter den Bäumen der alten Stadt, von der es im Liede heißt:
„Am Neckar und am Rheine, kein andre ist dir gleich“.

Kritik (-r-, Film Kurier #204, 08/29/1930):
Wieder einmal ist es Alt-Heidelberg, die Stadt an Romantik reich, die den Film lockt. Da gibt es die abendliche Stimmung am Neckar, sanfte Konturen der Berge, bunte Mützen, raschbereite Schläger mit ihren alten Gebräuchen am alten Schloß, Kommerslieder und die Liebesgeschichte eines Mädels mit ihrem Studenten.
Diesmal wird allerdings ein heiteres Singspiel daraus, ein lustiges Alt-Heidelberg, das fröhliche Urständ feiert. Statt des Karl-Heinz-Prinzen ist es die deutschamerikanische Dollarprinzeß, die frisch aus U. S. A. hinein-geschneit kommt, um die studentischen Gebräuche der Vorfahren und so ein bischen nebenbei auch die schwer verständliche Gelehrsamkeit der Hörsäle kennen zu lernen.
Was kann, sagen sich die Autoren Neubach und Wilhelm, eine Dollarprinzessin, die selbst das Wörtchen „sturmfrei“ im Lexikon nicht findet, darum besseres tun, als mit tausend Worten Grammatik auch die nötigen Worte Liebe zu lernen? Woraus sich neben allerhand komischen Mißverständnissen ein recht einschmeichelnder Konjugationsschlager „Ich liebe, du liebst, er liebt“ für den Komponisten Hans May ergibt, der mit dem Titelschlager und noch zwei anderen Liedern sich das Herz seines Publikums erobert. Zwischendurch wird die Geschichte von dem schlagenden Burschen gebracht, der gegen seinen Willen kneifen muß und die Sache auf schwere Säbel nicht austragen kann. Derweil der Deutschamerikaner erklärt, wenn schon einer einer Verbindung angehöre, so müsse er sich schlagen.
Das ist schon nicht mehr ganz die frischfröhliche Rauflust des Korpsstudentengeistes von ehedem, da wird sie schon ein klein wenig ad absurdum geführt mit der zerhauenen Nase und dem Jungen mit dem verpflasterten Gesicht, der die Braut nicht heimführt.
Und so nimmt es auch Karl Hartl, ein neuer Mann in der Regie, als Autor bekannt und geschätzt. Für ihn werden Paukboden und Bierkomment nur kleine Untermalungen für seine singfreudige Liebesromantik, er findet sich voll Takt in dieser Jungmännerwelt des Biers zu Stimmungsbildern durch, unterstützt von Carl Hoffmann, der in seinem Sinne an der Kamera die gedämpfte, nie grelle Bildwirkung sucht Robert Herlth und Walter Rörig bringen Bauten, die sich gut und unauffällig einfügen. Auch sie verlieren sich nicht an das Detail, bedacht auf die Milieuwirkung.
Willy Forst gibt charmant seinen schlagenden Bursch, dem das Singen besser ansteht als das Schlagen. Und er macht das leicht, überlegen, unsüßlich und lustig, assistiert von der anmutigen Betty Bird, seiner Dollarprinzeß.
Um die beiden herum die übrigen: Ernst Stahl-Nachbaur, wie stets voll Noblesse, draufgängerisch derb Hans Brausewetter, Kaiser gut in einer kleinen Chargenrolle. Dazu als komisches Trio Ida Wüst, Albert Paulig und der lustigradebrechenden Hermann Blaß.
Das heitere Spiel fand herzlichen Beifall.

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