The Cabinet of Doctor Larifari

Originaltitel: Das Kabinett des Dr. Larifari. (1000 Worte Ulk.) Tonfilmparodie 1930; 83 min.; Regie: Robert Wohlmuth; Darsteller: Max Hansen, Paul Morgan, Carl Jöken, Marianne Stanior, Karl Harbacher, Gisela Werbisek, Alice Hechy, Ellen Plessow; Trio-Tobis-Film.

Drei Kaffeehaushocker gründen eine Tonfilmgesellschaft, empfangen die Presse, konferieren mit Drehbuchverfassern und lassen sich Kapellen zum Probespielen kommen. Bald aber bricht die unvermeidliche Pleite herein…

Zusammenfassung
„Schlimme Zeiten ! Was soll man bloß anfangen ?“ Darüber debattieren drei junge Leute, die in einem Café sitzen und überlegen, wie sie am leichtesten und besten über alle Schwierigkeiten hinwegkommen. Es sind drei bekannte Gesichter; das Trio hat es eigentlich gar nicht nötig, sich erst vorzustellen und tut es nur, weil es einmal so üblich ist: es sind Paul Morgan, Max Hansen und Carl Jöken Neben ihnen wird von dem Ober ein Plakat aufgehängt, das auf eine Filmvorführung aufmerksam macht. Dieses Plakat gibt dem Trio die Idee zur Gründung der Trio-Filmgesellschaft. – Ohne viel Mühe ist alles da, was sie brauchen: pompöse Direktions-Autos, ausgedehnte Konferenzsäle, Vorführungs-Theater – kurz alles, was man zum Drehen eines Films benötigt. – Das meiste Interesse haben die drei Direktoren aber für ihre Sekretärin, ein bildhübsches junges Mädchen, in das sich alle sofort verlieben. Keiner wagt, es zu zeigen; am meisten Mut hat Jöken. Während seine beiden Kompagnons sich im Vorführungsraum seine Tonfilmaufnahme ansehen und anhören, läßt er sich – in der letzten Reihe sitzend – von der kulibereiten Sekretärin aufs angenehmste unterhalten. Schließlich bemerken es aber doch Morgan und Hansen, und beide sind darüber so empört, daß sie ihrer Angestellten deswegen die heftigsten Vorwürfe machen, das heißt nur in Gegenwart der anderen, denn sobald sie mit ihr unbeobachtet sprechen können, flüstern sie ihr zu: „Heute abend um sieben Uhr . . .“ Morgan wird gleich so zudringlich, daß er eine Ohrfeige erhalt – und tut nun erst recht empört und spielt sich als gestrenger Direktor auf. – Das Trio hat sogar eine Filmidee: Ein Bayer kommt mit seinem noch im Matrosenanzug steckenden Sohn nach Berlin, um ihn zum Sänger ausbilden zu lassen, denn man hat ihm erzählt, daß in dem Jungen ein hoffnungsvoller Tauber steckt. Erst verirren sie sich zu einem Arzt, denn finden sie sich schließlich zurecht. Nun erlebt der Gesangslehrer eine aufregende halbe Stunde, die ihm der junge Sänger bereitet . . . – Aber zur Ausführung dieser Filmidee kommt es nicht, die Direktion hat bereits wieder etwas anderes zu tun. Die Weintraub-Syncopators haben sich vorgestellt und müssen geprüft werden. Die strengen Direktoren nehmen vor ihnen Platz und lassen sich ihre mannigfaltigen Künste auf den Instrumenten zeigen. Hansen wird davon so hingerissen, daß er sich auf das Podium begibt und die Kapelle zu dirigieren beginnt. Er ist so stolz in seinem neuen Element, daß er den Musikern den Rücken zuwendet und auf Morgan und Jöken blickt, damit sie ihm auch ihre Anerkennung nicht versagen können. Hansen gerät immer mehr in Ekstase und merkt schließlich nichts von dem, was um ihn vorgeht. Auf diesen Augenblick haben seine beiden Freunde nur gewartet. Sie geben den Musikern ein Zeichen – – einer nach dem anderen entfernt sich, ohne daß Hansen es sieht. – Auch die Presse findet sich bald ein, und die neue Direktion soll über ihre Pläne etwas sagen. Einen Augenblick lang kommen sie in Verlegenheit, doch bald versteht es der eine, einen Ausweg zu finden und erzählt dem Journalisten etwas von der Aufnahme zum ersten Film: Die beiden Hauptstars Jöken und Hansen fechten einen Boxkampf aus; allerdings nicht mit Unzen-Handschuhen, Kinnhaken und dergleichen, sondern durch ihren Gesang, in dem der eine den anderen zu übertreffen sucht. – Aber das ist noch nicht alles. Die Kompagnons der Trio-Film wollen auch einen Star haben, und Jöken hat bereits für schöne Frauen gesorgt. Im Kabinett des Dr. Larifari führt er sie ihnen vor, eine immer schöner als die andere, so daß die beiden anderen Direktoren, Hansen und Morgan, sich kaum zu fassen wissen. – Die größte Überraschung ist aber Nr. 5 – eine Schriftstellerin (es sei verraten, daß es Gisela Werbezirk Ist) – die der Trio-Filmgesellschaft ihr Manuskript anbietet. Man bearbeitet es auch und beginnt mit den Aufnahmen, die ein trautes Familienleben in einem nur in Romanen existierenden Heim zeigen. Erst streiten sich Mann und Frau, dann, als die Schwiegereltern kommen, ist alles ein Herz und eine Seele – bis zu dem Augenblick, in dem sich die Leute an der Tonfilm-Kamera das Dazwischenreden des Direktors Hansen nicht gefallen lassen und streiken. Hansen selbst muß an die Tonfilm-Kamera, alles geht schief – und dann – – – – Im Café finden sich die drei wieder ein. Der Traum von der Trio-Filmgesellschaft ist zu Ende. Ihre Ideen konnten sie nicht verwirklichen und alle die schönen Aufnahmen, die sie gemacht haben, wurden nicht fertig und hätten vielleicht auch keinen Erfolg gehabt. – Es sind zwar mehrere Monate seit dem Tage verflossen, an dem sie an der gleichen Stelle den Plan zur Gründung ihrer Filmgesellschaft faßten, dennoch hängt neben ihnen das gleiche Plakat, das sie seinerzeit zu ihrem Vorhaben anregte. Man glaube nicht, daß der Oberkellner vergessen hat, die Filmreklame auszuwechseln, sondern – kopfschüttelnd bemerken es die drei – es wird in demselben Kino immer noch der gleiche Film gespielt, der einen ungeheuren Erfolg davontrug. Es ist ein Volksstück, das – nach dem Titel zu urteilen – keine höheren Ansprüche zu befriedigen scheint.

Kritik (-g., Film Kurier #181, 08/02/1930):
„1000 Worte Ulk“ ist der Untertitel des Films. Die Kabarett-Leute Paul Morgan und Max Hansen schrieben die Handlung, die so etwas wie eine Folge von Kabarett-Darbietungen darstellt, durch den berühmten roten Faden der Rahmenhandlung miteinander verbunden. Es wird ein wenig gesketcht und gesungen, die Weintraub-Syncopators lassen ihre große Kunst hören und zwischendurch gibt es Wortwitze, sehr gute, leidliche und weniger gute. Für einen Film eine etwas ungewohnte Mischung.
Man sollte sich die geistigen Väter dieses Films, zu denen der Regisseur Robert Wohlmuth, wie es scheint, in keinem rechten geistigen Verhältnis steht, für die Tonfilmproduktion warm halten. Sie haben eine ganze Menge ausgezeichneter Ton- und Bildeinfälle, die zeigen, daß hier Leute mit unverbrauchten Filmaugen an die Arbeit gingen. Wie gut und verwendungsfähig ist beispielsweise die Idee, im Tonfilm die Stimmen zu vertauschen, also ein Kind im tiefsten Baß und einen alten Mann mit einer Kinderstimme reden zu lassen. Es schwimmt noch eine ganze Menge solcher Pointen in der Filmsuppe.
Aber trotz aller netten Einzelheiten hinterläßt der Film einen wässrigen Geschmack auf der Zunge. Der stumme Film hat unser Auge anspruchsvoll gemacht. Es stört, wenn der szenische Aufbau wiederholt an den einer primitiven Kabarett-Bühne gemahnt. Wenn beispielsweise die Weintraubs spielen, dann erwarten wir im Tonfilm, daß uns die Kamera in lustigem Zickzackweg von Instrument zu Instrument führt, da wollen wir die Musik nicht nur hören wie im Tanzsaal.
Auch mit dem Musikalischen hapert es erheblich. Außer einem belanglosen Schmachtfetzen „Ewige Liebe gibt’s nur im Roman“, den Carl Jöken in der Art der Kurztonfilme seligen Angedenkens singt, gibt es keinen durchgeführten zugkräftigen Schlager. Max Hansen erzählt zwar eine Strophe lang etwas von seinem kleinen Brüderchen, aber wir hätten die Geschichte gern zu Ende gehört (Oder hat der Einfall nicht weiter gereicht ?)
Von den Darstellern sind Max Hansen und Paul Morgan alte Mikrophon-Routiniers.
Carl Jökens Sprache ist dagegen nicht frei von störenden Zischlauten. Marianne Stanlor gefällt in ihren belanglosen Auftritten.
Für die Photographie zeichnen Eduard Hoesch und Otto Heller, für den Ton Charles Metain und Alfred Norkus. Ihre Arbeit ist ansprechender Durchschnitt. Heinrich Richter baute.

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