Do You Speak German?

Originaltitel: Tausend Worte Deutsch. Posse 1930; 72 min.; Regie: Georg Jacoby; Darsteller: Carl Schenstrøm, Harald Madsen, Paul Westermeier, Hans Wassmann, Margot Landa, Theo Lingen, Lilian Ellis, Adele Sandrock, Hansi Arnstaedt, Hedwig Wangel; D. L. S.-Tobis-Klangfilm.

Ein in Berlin tagender Landstreicherkongreß will Pat und Patachon, seine dänische Delegierten, bei der Regierung intervenieren lassen, weshalb sie tausend Worte deutsch lernen sollen. Diese lernen sie im Friseursalon und auf Sportplätzen, mit Mädchen und Fußballern.

Zusammenfassung
Die „Vereinigten Landstreicher Europas e. V.“ halten in der deutschen Reichshauptstadt ihren ersten Kongreß ab, bei dem große Aufgaben erledigt werden sollen. Schließlich werden zwei der prominentesten Tippelbrüder, Pat und Patachon, als Abgesandte der Vagabunden gewählt, um beim Reichstag die Beschwerden und Wünsche der Landstreicher vorzubringen. Der Kassenwart des Vereines, Nunne, ist empört, weil er nicht zum Wortführer gewählt wurde, und macht geltend, daß die beiden ja noch nicht einmal richtig Deutsch könnten. Es erhebt sich eine große Wahlschlacht und schließlich werden Pat und Patachon tausend Mark bewilligt, damit sie rasch Deutsch lernen.
Bei Adele versuchen sie Deutsch zu lernen, aber erstens ist diese, ungeachtet der Zahl ihrer Jahre, in den kleinen Patachon verliebt und zweitens stört Nunne immer den Unterricht. Sie flüchten also und da sie gerade ein entzückendes Mädel kennengelernt haben, suchen sie den Frisiersalon auf, wo Mia, die Verehrte, beschäftigt ist, nicht ohne sich vorher ganz neu und auffallend ausstaffiert zu haben. Im Friseursalon geschehen die tollsten Dinge, und schließlich kommt Patachon in die Lage, Pat einseifen zu müssen. Der eifersüchtige Nunne verklagt Pat und Patachon beim Kongreß, daß sie sich neue Kleider gekauft haben, daß sie mit einem Mädel flierten, und daß sie – oh, welch ein Verbrechen – arbeiten . . .
Der Kongreß schickt eine Strafexpedition aus, die die beiden Tollpatsche durch die ganze Stadt verfolgt, bis alle auf einem Fußballplatz, auf dem gerade ein Ländermatch ausgetragen wird, landen. Die beiden werden von ihren Kollegen hoppgenommen und vor ein Strafgericht gestellt, vor dem sie aber nachweisen können, daß sie bereits 1000 Worte Deutsch sprechen. Schon am nächsten Tage begeben sich die beiden zur Regierung um ihren Auftrag auszuführen.

Kritik (E. J., Film Kurier #288, 12/06/1930):
Viele freuen sich darauf, so selig, so selig mit den beiden Dänen ein Tonfilm-Kind noch zu sein. Das Sprach-Debut stieg. Die stummen Suiten in diesem Film wirkten nicht weniger.
Die Firma Wassermann und Schlee stellten den Pat und den -achon in eine ihrer Possen, in die 5000. oder 14.; wer behält das so genau. Man erinnert sich nur, daß die dunkeldonnernde Sandrock bei beiden Herren wohl immer eine starke Lachrolle gab. Auch diesmal.
Der Lange und der Dicke in keinem Pat und Patachon-Lustspiel also. Vielmehr in einer Tonfilm-Posse. Und dafür finden die Autoren Situationen genug, wenn die beiden Stromer 1000 Worte Deutsch lernen sollen, hinter einem blonden Mädel im Friseurgeschäft her sind, nicht ohne besonders fein und „billig“ eingekluftet worden zu sein. Sie geraten im Berliner Poststadion zwischen den Fußball-Länderkampf Dänemark – Deutschland und pilgern schließlich zur Reichsregierung: wegen der Lustbarkeitssteuer oder der Tonfilmlizenzen (nein, wegen der Gendarmerie).
Warum sie Deutsch lernen müssen als ausländische Ehrengäste des internationalen Landstreicher-Kongresses? – Schwerfällige, nicht einmal humorvolle Begründung: Sie kommen als dänische Ehrengäste zum internationalen Kongreß, können aber kein Deutsch, um die Aufträge des Kongresses durchzuführen. Man vertraut sie der Sandrock an und drückt ihnen „Tausend Worte Dänisch-Deutsch“ in die Hand.
Wie Pat und Patachon den kleinen Führer für ihre Liebschaft und ihre Sportabenteuer nutzen, wird in lustigster Weise gezeigt. Sie stottern und verwechseln die Uebersetzungsspalten, so daß Patachon, statt von der Liebe zu reden, vom Bauchweh flüstert.
Der Dialog wird bewußt knapp gehalten, er ist nicht immer schlagend – dafür wird die stumme Passagegeschichte geschickt benutzt (aber man wird auch stumme Szenen tondramaturgisch anders vearbeiten müssen als mit der recht banalen Tonunterlegung durch Profes.
Am schwächsten sind die Landstreicher-Szenen. Auch die Darsteller wissen da mit dem gestellten und maskierten Vagabundentum nichts anzufangen. Arbeiten als Verbrechen auch nur im Scherz zu bezeichnen – schaudert’s da den Possenautoren nicht? Wir haben; genug unfreiwillige Landstreicher . . .

Die lustigen Friseursalonszenen tragen mit Pat und Patachon: Margot Walter und Lilian Ellis von Georg Jacoby, wie der ganze Film mit leichter, sicherer Hand herausgestellt, – Klaus Pohl, Hansi Arnstaedt.
Auf dem Sportplatz gibts eine Originalreportage von Alfred Braun, der die Sandrock im Journalismus unterrichtet – und Sobeck „persönlich“!
Ton gut. Heilbronners Bauten, Photographie (R. W. Lach) unter Meyers Produktionsleitung zweckentsprechend.
Die große Pat und Patachon-Gemeinde wird sicher neugierig sein, welche Possen ihre Lieblinge auf den Stelzen des Dialogs treiben. Das Komikergastspiel der Dänen in Deutsch-Dänisch ist geglückt. Mit nicht ganz 1000 drollig geschnäbelten Worten.

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