Originaltitel: Namensheirat. (Zwei Menschenkinder.) Lebensbild 1930; 89 min.; Regie: Heinz Paul; Darsteller: Evelyn Holt, Walter Rilla, Valerie Boothby, Ida Wüst, Wolfgang Zilzer, Oskar Marion, Hermine Sterler; Haase-Tobis-Klangfilm.
Ein Baron ohne namenswertes Vermögen, Lehrer in einem Konservatorium, ist mit einer Schülerin verlobt. Um seinen Schwager vor den Folgen einer Defraudation zu retten, geht er eine Namensehe ein. Das Mädchen glaubt sich nun verraten, verübt einen Selbstmordversuch, wird aber gerettet.
Zusammenfassung
Eva Helmer und Baron Hans von Velten, zwei Musiker und Menschenkinder, lieben einander. Dann taucht eine unglückliche Schwester Veltens auf, deren Mann der Bankkasse einen hohen Betrag entnommen hat, um einem scheinbar vertrauenswürdigen Freunde zu helfen. Dieser Freund hat sich erschossen, in der Kasse fehlen 30.000 Mark und die Revision steht bevor. Seiner Schwester zuliebe geht Baron Velten eine Namensheirat ein, erhält dadurch den Betrag und will nach Erledigung der Heirats- und nachfolgenden Scheidungsformalitäten zu seiner Braut Eva zurückkehren. Er verunglückt ohne ernstere Folgen mit dem Flugzeug, Eva liest in der Zeitung „Baron Velten und Frau“, geht hin, um sich von der Wahrheit dieser Zeilen zu überzeugen und stößt sich ein Messer in die Brust. Aber sie wird mittels einer spannenden Operation gerettet und an der Seite Veltens, von einem Rosenkranz beschattet, sieht sie ihrer Genesung entgegen.
Kritik (-g., Film Kurier #285, 12/03/1930):
Der Branche-Ausdruck für ein solches Werk ist „Publikumsfilm“. Da ist eine Handlung mit etwas Spannung, etwas Rührung und einem glücklichen Ende, da sind sympathische Darsteller, geleitet von einer passiven, auf herkömmlicher Basis arbeitenden Regie. Solche Filme sind ohne Nachhall, wenn man draußen auf der Straße ist, denkt man an sie nicht mehr. Der wenig Anspruchsvolle nimmt es hin und sagt bei Befragung „ganz nett“, das große Publikum ist weder enttäuscht noch mitgerissen. Es gibt auch einige im Parkett, die ein Dutzend überbanaler Szenen als fast körperliche Beleidigung peinlich empfinden, aber sie sind die Minorität.
Hella Moja und Alfred Schirokauer haben das Manuskript ganz nach den Grundsätzen des Stummfilms aufgebaut. Die knappen Dialoge sind spärlich, nicht viel mehr als gesprochene Zwischentitel. Nur im Musikalischen nutzt man Tonfilmmöglichkeiten. Nach den Berichten der Theaterbesitzer gibt es viele Besucher, die die Fülle des im üblichen Tonfilm Gesprochenen nicht fassen können, denen zuviel und zu schnell geredet wird. – Für diese Leute ist dieser Film gerade richtig.
Das mit der Namensheirat ist so, daß ein junger Baron, um seinen Schwager vor dem Zuchthaus zu retten, seinen Titel für eine Trauung in England verkauft. Aber das Flugzeug stürzt auf der Rückfahrt ab, seine Braut, die von Ehe und Scheidung nichts erfahren sollte, glaubt an Verrat und begeht einen Selbstmordversuch. Große Operation, bange Minuten und schließlich Versöhnung.
Heinz Paul inszenierte den Stoff mit einer gewissen technischen Routine, am sichersten im Lustigen, in dramatischen Momenten ohne Fingerspitzengefühl. Die Bildsprache des Films ist schlicht und einfach, aber Schlichtheit ist in diesem Fall noch nicht Größe.
Zahlreiche musikalische Einlagen sind in den Film hineinkonstruiert. Annemarie Hase hat die dankbare Aufgabe, das Lied vom Lenz falsch zu singen und erzielt Lacher und Applaus. Dagegen überzeugt die darstellerisch sehr sympathische Evelyn Holt gesanglich keineswegs. Man sollte es überhaupt vermeiden, im Tonfilm auf der Leinwand Darbietungen stürmisch applaudieren zu lassen, wenn nicht die begründete Aussicht besteht, daß man im Kinoparkett ebenso fühlt.
Walter Rilla gibt eine gute Liebhaberfigur, Ida Wüst ist als Heiratsvermittlerin wieder in ihrem Element. Valery Boothy bringt als mondänes Luderchen Farbe in den Film. Wolfgang Zilzer hätte von der Regie gedämpft werden müssen. Hans Mierendorf, Erika Dannhoff, Grit Haid, Oskar Marion und Hermine Sterler sind sonst noch zu nennen.
Victor Gluck lieferte eine anständige Photographie. Robert Dietrich bewies bei seinen Bauten viel Geschmack. Der Ton, für den Adolf Jansen und L. Kish zeichnen, ist einwandfrei.