Originaltitel: „Nur Du.“ Revue-Operette 1930; 81 min.; Regie: Willi Wolff; Darsteller: Charlotte Ander, Walter Janssen, Fritz Schulz, Tibor von Halmay, Paul Morgan, Marianne Winkelstern, Hermann Vallentin, Anita Dorris, Paul Hörbiger, Henry Bender; D. L. S.-Tobis-Film.
Ein erfolgreicher Revuekomponist hat eine Oper geschrieben. Die Aufführung finanziert sein Schwiegervater in spe. Nach dem unvermeidlichen Durchfall kehrt er ruhig zur Revue und zu deren Star zurück… Dazwischen die Geburtswehen eines Theaterstückes.
Zusammenfassung
Ein Schutzmann macht nachts seine Runde durch die stille Vorortstraße. Plötzlich gellende Hilferufe aus dem Fenster eines Hauses; er dringt in die Wohnung ein und findet drei Herren und eine Dame beim Probieren einer Szene für die neue Herbstrevue: Yvette Carell, den beliebten Star, Georg Lenz, den hoffnungsvollen Schlagerdichter, Bela Ratkay, den Tänzer und Sänger und Robert Paulsen, den erfolgreichen Schlagerkomponisten.
Das Mißverständnis wird aufgeklärt, der Schutzmann zieht schmunzelnd wieder ab.
Aber aus dem gespielten Krach wird ein wirklicher, wenn auch nicht so ernster: Yvette liebt Robert, Robert liebt Yvette, aber er kann zwei Dinge nicht vertragen: daß Yvette ihn immer „Bubi“ nennt, und daß er immer „Kitsch“ komponieren soll, statt, wie er gern möchte, seriöse Musik.
Dieser Krach findet auf der turbulenten Revueprobe im Theater seine Fortsetzung. Es scheint überhaupt nichts zu klappen. Der Direktor tobt, Librettist und Komponist liegen sich in den Haaren. Neue Schlager werden ersonnen, neue Tänze ausprobiert – es herrscht ein toller Wirrwarr auf dieser Bühne! . . .
Als Zuschauer hat sich eine kleine Gruppe in den Kulissen eingefunden: Generalkonsul Geldern, millionenschwerer Grundbesitzer, mit seiner netten Tochter Lilly und seinem Schwiegervater Graf Belmont, einem reizenden, lebenslustigen alten Herrn, der sofort einen kleinen Flirt mit dem Girl Mizzi beginnt.
Robert Paulsen lernt Lilly kennen, die ihn sehr bewundert und ihn darin bestärkt, sich doch lieber der ernsten Musik zuzuwenden.
Die Revue wird ein großer Erfolg –, und so kommt der Tag der 300. und letzten Aufführung . . .
Yvette ist sehr glücklich, sie ladet Robert und Georg zu einem kleinen Souper zu sich, um Abschied von dieser Revue zu feiern. Für den gleichen Abend ist Robert aber von Geldern ins Grandhotel zu einem Empfangsabend geladen, bei dem er dem Direktor der Volksoper aus seiner neuen Oper vorspielen soll, die er auf das Betreiben Lillys komponiert hat.
Das Ganze ist natürlich Lillys Werk, die Robert gleichfalls liebt und ihren Vater bewogen hat, für ihn einzutreten. Geldern, der gern einen „zweiten Puccini“ zum Schwiegersohn haben möchte, erklärt sich bei dem Operndirektor bereit, die Kosten der Aufführung zu tragen. – Robert inszeniert bei dem Souper mit Yvette und Georg einen Krach und verläßt sie „beleidigt“. – Er eilt im Grandhotel, spielt dort seine ultramoderne Musik vor, die gar nicht gefällt, aber alles heuchelt Geldern zuliebe große Begeisterung. Nur der alte Graf ist ehrlich genug, zu sagen, daß ihm die Schlager von Robert lieber sind. – Der Direktor, entzückt von der finanziellen Zusicherung des Generalkonsuls, nimmt die Oper zur Aufführung an, Robert ist glücklich, er glaubt sich endlich entdeckt, und da er sich in seinem Streben von Lilly, ganz im Gegensatz zu Yvette, verstanden fühlt, gibt er ihr dankbar seine Zuneigung zu erkennen. – Georg verrät inzwischen der nichtsahnenden Yvette, daß sich Robert schon lange von Lilly Geldern hat einfangen lassen und nur weggerannt ist, um an dem Empfangsabend teilzunehmen. Yvette telefoniert sofort mit dem Grandhotel und verlangt Robert zu sprechen. Man teilt ihr aber mit, daß dies unmöglich sei, da Robert Paulsen sich soeben mit Fräulein Geldern verlobe! . . . – Yvette ist fest entschlossen, sich Robert nicht so ohne weiteres wegkapern zu lassen, – sie rast zum Grandhotel, begleitet von dem zitternden Georg, dem es in der Hotelhalle gelingt, zur Vermeidung eines öffentlichen Skandals, Yvette in ein Extrazimmer der Bar zu führen, nachdem er ihr versprochen hat, Robert zu ihr zu bringen. –- Georg hat sich nämlich einen großen Bluff ausgedacht, durch den er die beiden wieder zusammenführen will, – er erreicht jedoch damit das genaue Gegenteil: Robert hält Yvette für die Erfinderin der ihm vorgetäuschten Komödie – er sagt sich endgültig von ihr los – – – und heiratet Lilly! – Bald aber wird ihm die Täuschung klar, von der er befangen war: Seine Oper wird in der Premiere ausgepfiffen – seine Frau und sein Schwiegervater fühlen sich blamiert, sie wenden sich brüsk von ihm ab. Das Festdiner ist abgesagt worden . . . Robert verläßt die Villa. Unwillkürlich treibt es ihn in die Nahe des Revuetheaters. Er sieht in der Theaterbar die Girls und viele alte Freunde, auch den Grafen Belmont mit Mizzi, die alle in ausgelassener Lustigkeit beisammensitzen. – Robert wird von ihnen entdeckt, im Triumph an die Bar gesogen, und jetzt merkt er, wie gern ihn alle hier haben, daß er doch viel mehr hierher zu diesen Menschen gehört als zu der kalt-vornehmen Welt des Hauses Geldern. – Graf Belmont ist freilich in diesem Haus eine Ausnahme, er hat das Herz auf dem richtigen Fleck.
Es ist ganz spät in der Nacht, als Robert, mit seinem kleinen Hund planlos durch die Straßen irrend, sich plötzlich dem Hause Yvettes gegenübersieht. Bei Yvette ist noch Licht in der Wohnung . . . sofort bellt der Hund, Yvette erscheint erfreut am Fenster, erkannt Robert und wirft ihm den Hausschlüssel herunter, der Hund apportiert ihn seinem Herrchen, Robert zögert nicht länger, er geht hinauf zu Yvette, die ihn empfängt, als wäre nie ein Streit zwischen ihnen gewesen. Und im Salon findet er den ganzen Regiestab des Revuetheaters mit Direktor, Georg und Bela zu einer Sitzung versammelt, alle begrüßen ihn – als den Komponisten der neuen Herbstrevue – und so ist es wohl nicht zu verwundern, daß Robert reumütig in den Kreis der alten Freunde zurückkehrt . . .
Kritik (Georg Herzberg, Film Kurier #211, 09/06/1930):
Willi Wolff, im Reiche der weißen Leinwand ebenso versiert wie auf den Brettern, die die Revuewelt bedeuten, liefert seinen ersten Tonfilm. Ein Mittelding zwischen Revue und Operette. Buntes Durcheinander für Ohr und Auge. Gelenkige Girls in Neppachs hübschen Dekorationen, hochstehende Tanzleistungen der entzückenden Marianne Winkelstern und des wirbligen Tibor von Halmay, schmissige, einschmeichelnde Musik dreier Komponistenstars: Jean Gilbert, Walter Kollo, Rudolf Nelson.
Dazu eine Starbesetzung von seltenen Ausmaßen: Der sympathische Walter Janssen, natürlich wieder ein Komponist, neben dem springlebendigen charmanten Fritz Schulz, die reizvoll aussehende Charlotte Ander als Revuestar Colette, der liebenswürdige Paul Hörbiger als alternder Lebemann, Paul Morgan als amüsant tobender Revuedirektor, Wilhelm Bendow als schüchternes Faktotum, der ulkige Henri Bender, der sprachlich ausgezeichnete Hermann Vallentin als kunstfördernder Herr Raffke. Die hübsche Anita Dorris ist leider stimmlich wenig befriedigend.
Aber trotz allen wertvollen Zutaten gehört zu einem Film auch ein Manuskript. Um dieses ist es recht schwach bestellt. Kein Einzelfall, sondern leider typisch für die Filmoperetten – Produktion. Willi Wolff, Ladislaus Vajda und Hans Rameau bringen eine Geschichte, in der ein erfolgreicher Revue-Komponist den Ehrgeiz hat, eine Oper zu schreiben. Dank schwiegerväterlicher Finanzierung wird die Oper auch aufgeführt, erlebt aber ein fürchterliches Fiasko. Der Komponist kehrt reumütig zu der Revue und ihrer alles verzeihenden Diva zurück.
Die Handlung ist von den Autoren durch viele lustige Einfälle ausgeschmückt worden, die dem Film besonders im ersten Teil Schwung und Tempo geben. Hier hat auch der Regisseur Willi Wolff seine besten Momente. Von fabelhafter Eindringlichkeit ist eine polternde Revue Probe, in der Paul Morgan mit seinem ganzen Ensemble Krach anfängt, in der Schlager aus der Situation heraus entstehen und in der das ganze Revuedurcheinander als äußerst dankbares Milieu ausgenutzt wird.
Die Schwäche des Films ist die Ausgestaltung der dramatischen und sentimentalen Szenen. Das Autoren-Trio hat hier sehr oberflächlich gearbeitet, die Szenen springen unmotiviert, Walter Janssen muß eine Eselsbrücke in einem unglücklich stilisierten Monolog liefern und Charlotte Ander einen Schlager mit gramdurchfurchter Miene singen. Der Film verliert zum Schluß leider erheblich an Tempo, erst die letzten Meter versöhnen durch ein paar liebenswürdige Momente.
Die sehr befriedigende Photographie schuf Willi Hameister. Tonlich ist der nach dem Tobis-System aufgenommene Film vorzüglich, die Wiedergabe im U. T. Kurfürstendamm war lautstark und deutlich.
Das Premierenpublikum, durch die VorIäufer dieses Films nicht gerade verwöhnt, applaudierte zum Schluß dankbar.