Retreat on the Rhine

Originaltitel: Zapfenstreich am Rhein. Militärschwank 1930; 98 min.; Regie: Jaap Speyer; Darsteller: Hans Stüwe, Charlotte Susa, Ernő Verebes, Wolfgang Zilzer, Maria Matray, Sig Arno, Hans Junkermann, Else Reval, Camilla von Hollay, Josefine Dora; Delog-Tobis.

Ein deutscher Leutnant liebt eine Sängerin, die ihm zugedachte Braut einen Kapellmeister. Nach vielem Hin-und-Her und Überwindung diverser Widerstände finden sich die Paare.

Zusammenfassung
Oberleutnant Oskar v. Rastenfeld ist wegen einer Liaison mit der Operettendiva Daisy in eine Rheinische Garnison strafversetzt worden. Dort will ihn die Frau Oberst, die gern Ehen stiftet, unter die Haube bringen, und es findet auch die Verlobung Rastenfelds mit Dina Kemp, der Tochter eines reichen Weinhändlers, statt. Dabei liebt diese den Kapellmeister Max Hoffmann, und der Oberleutnant denkt immer noch in Sehnsucht an Daisy, deren Operettenschlager das Grammophon ihm täglich vorspielt.
Unverhofft kommt Daisy nachgereist; sie findet den Geliebten bei einer Felddienstübung einquartiert bei Kemps. Max Hoffmann, mit dem sie einmal zusammen an einem Theater engagiert war, erzählt ihr, was sich ereignet hat. Daisy beschließt zu handeln. Es gelingt ihr eine Einladung zu dem Fest bei Kemp zu bekommen, dort verdreht sie dem Weinhändler und dem Onkel des Oberleutnants, dem General von Rastenfeld, gründlich die Köpfe. Am nächsten Tage glückt das so klug ausgedachte Spiel. Sie zwingt den General dadurch, daß sie ihn in eine verfängliche Situation bringt, zu der sie glücklicherweise alle Beteiligten rechtzeitig herbeizitiert, sein Jawort zu geben.
Der große Zapfenstreich ist gleichzeitig das Verlobungskonzert für zwei glückliche Paare: Daisy und Rastenfeld, Dina und Hoffmann.

Kritik (Film Kurier #284, 12/02/1930):
Militärfilme sind ein Geschäft, und Rheinfilme sind ein Geschäft. Also drehte man einen Militärfilm, der am Rhein spielt. Den Rhein repräsentieren in diesem Fall einige als Bildillustration zu einem Rheinlied zwischengeschnittene Naturaufnahmen.
Autor und Regisseur dieses Films haben keinen Wert darauf gelegt, genannt zu werden. Sie haben guten Grund dazu.
Der Film hatte bei der gestrigen Vorführung im Titania-Palast szenenweise starken Heiterkeitserfolg. Es gibt Leute, die sich kranklachen, wenn eine Hose durch ein Bügeleisen versengt wird, wenn einer sich Stiefelwichse ins Gesicht schmiert, wenn Männer in Unterhosen umherlaufen, wenn einer in die Regentonne fällt oder Ähnliches passiert. Das Publikum, das diese Klamauk-Situationen bejubelte, wurde auch nicht durch grobe Geschmacklosigkeiten gestört. Und noch weniger durch den primitiven Film-Schnitt.
Die Tonwege dieses Films waren wunderbar. Er diente als Versuchskarnickel für allerhand Experimente. Jetzt haben Tobis-Klangfilm eine klar herauskommende Nadeltonfassung geliefert. Den Vorteil hat davon die Militärmusik, die sehr laut und schmissig ertönt und dem Film zusammen mit dem Kasernenhumor in vielen Kinos eine freundliche Aufnahme sichern wird.
Das ursprünglich stumme Spiel der Darsteller wurde später sprachlich unterlegt. Ein Verfahren, das bei amerikanischen Filmen notgedrungen in Kauf genommen werden muß, bei deutschen Darstellern, deren Stimme man kennt, sich aber sehr merkwürdig anhört. Bild und Ton vertragen sich auch keineswegs immer. Ueber die Dialoge hat man sich nachträglich anscheinend überhaupt nicht den Kopf zerbrochen. Hauptsache, daß geredet wurde.
Der Film weist klangvolle Namen auf: Charlotte Susa, Hans Stüwe, Hans Junkermann, Maria Solveg, Ernst Verebes, Paul Westermeier, Siegfried Arno, Else Reval und zahlreiche andere.
Franz Planer und Friedel Behn-Grund zeichnen für die Photographie, Walter Reimann für die Ausstattung.
Der Film wird gerade wegen seiner Derbheiten gewiß für manches Kino zu gebrauchen sein. Den Theaterbesitzern sei in diesem Fall geraten, durch persönliche Besichtigung selbst über die Eignung für ihr Publikum zu entscheiden.

css.php