Originaltitel: Korvettenkapitän. Schwank 1930; 100 min.; Regie: Rudolf Walther-Fein; Darsteller: Harry Liedtke, Maria Paudler, Lia Eibenschütz, Fritz Kampers, Hans Junkermann, Max Ehrlich; Aafa-Tobis-Film.
Ein Korvettenkapitän tauscht mit seinem Burschen die Uniformen und besucht die Tochter eines recht dämlichen Aristokraten, der durchaus sein Schwiegerpapa werden möchte. Die junge Dame jedoch hat mit ihrer Kammerzofe die Kleider gewechselt, sodaß sich nun die usuellen Verwicklungen abspielen können, bis endlich die Pärchen zueinander finden.
Zusammenfassung
Korvettenkapitän Robert Norgard ist in der ganzen Flotte wegen seiner tollen Streiche bekannt. So manches pikante Abenteuer mit schönen Frauen macht die Runde. Zur Zeit ist sein Schiff auf großer Fahrt. In einem südlichen Hafen geht man vor Anker. Eine schöne Südländerin hat sich in Robert so verliebt, daß sie ihn, als es zum Abschied kommt, nicht gehen lassen will, und er sich nur mit Mühe ihren Armen entreißen kann. Durch das nächtliche Hafenviertel eilt er zum Schiff. Irgendwo ist Geschrei und Tumult. Verbrecher haben einen Mann aus dem Hinterhalt überfallen und wollen den Ausgeraubten ins Wasser werfen. Robert kommt gerade zurecht, um die Verbrecher knockout zu boxen und dem Fremden das Leben zu retten. Es ist ein vornehmer Italiener, der jetzt vor Dankbarkeit überströmt. Er stellt sich als Cavaliere Emanuele di Cagliano vor und will Robert zu einer Flasche Sekt einladen. Robert kann ihn nicht loswerden und nimmt ihn mit aufs Schiff in die Offiziersmesse. Noch immer hat sich der Italiener nicht beruhigt Er hält eine große Dankrede, preist Roberts edle Tat in höchsten Tönen und will ihm als Lohn seine Tochter Julia zur Frau geben. In Ragusa ist die Familie zu Hause, und der Zufall will, daß es auch der nächste Hafen ist, den das Schiff anläuft. Obwohl Robert die ganze Affäre mit dem Italiener höchst lästig ist, so macht ihm doch die Verlobung mit einer ihm völlig unbekannten Dame Spaß. Und unter dem allgemeinen Hallo der Offiziere verspricht er, in Ragusa Julia einen Besuch abzustatten. – Julia, die Tochter Emanueles, ist ein anmutiges junges Mädchen, die sich allerdings in dem öden Nest Ragusa schrecklich langweilt, so daß ihre Zofe Anita es oft schwer hat, ihrer Herrin über von Zeit zu Zeit auftretende Gemütsdepressionen hinwegzuhelfen. Da kommt ein Telegramm Emanueles, indem er Julia mitteilt, daß er sie soeben mit einem Korvettenkapitän verlobt habe. Der Herr werde ihr in Kürze seine Aufwartung machen. Julia ist zuerst empört, daß ihr Vater sie wie eine Ware verschachert. Doch dann fällt ihr ein, daß man aus der Sache einen guten Scherz machen kann. Zuerst wird die Mutter durch ein fingiertes Telephongespräch zu einer Tante geschickt, die angeblich die Masern bekommen hat. Jetzt ist die Gelegenheit da, um eine nette Komödie der vertauschten Rollen aufzuführen. Anita soll die Herrin spielen, Julia die Zofe, eine lustige in das Geheimnis eingeweihte Gesellschaft zusammengetrommelt werden. Wenn der Kapitän kommt, wird es einen komischen Empfang geben. – Robert erinnert sich, als sein Schiff in der Bucht von Ragusa vor Anker gegangen ist, der Einladung Emanueles. Auch er möchte die Situation zu einem lustigen Streich benutzen. Sein Bursche Peter soll ihn dabei unterstützen. Peter hat eine Sonderheit, sich heimlich die Uniform des Kapitäns anzuziehen und sich darin im Spiegel zu bewundern. Mehrmals hat ihn bereits Robert bei dieser nicht ganz dienstgerechten Handlung überrascht. Jetzt verfällt er auf die Idee, Peter wirklich in Kapitänsuniform zu stecken, sich selbst in die eines Burschen und in dieser Verkleidung Emanueles Tochter kennenzulernen. – Mit allen Ehren wird der Kapitän, in diesem Falle Peter, auf Emanueles Besitzung empfangen. Anita führt ihn zur Tafel, während Julia als Zofe mit dem Burschen in die Gesinderäume geht. Peter hat natürlich ein für einen Kapitän sehr merkwürdiges Benehmen, amüsiert aber durch seine Derbheiten die Tischgesellschaft aufs beste. Man will endlich Näheres über die Lebensrettung Emanueles hören, und in halb betrunkenem Zustand gibt Peter eine phantastische Schilderung des Vorfalls. Anita findet diesen Kapitän hochinteressant, auch Peter ist für Anita Feuer und Flamme. Aber auch Julia ist drauf und dran, sich in den auffallend hübschen Burschen Robert zu verlieben. Die Komödie der vertauschten Rollen hat noch eine Kette komischer Zwischenfälle im Gefolge. Es wird Abend, die Gäste verlassen das Haus. Robert, im Garten stehend, belauscht ein Gespräch zwischen Julia und Anita, aus dem nicht nur hervorgeht, wer hier wirklich die Zofe und die Herrin ist, sondern auch, wie es um Julias Herz steht. Robert schon längst in Julia verliebt, eilt glückselig aufs Schiff und alarmiert das ganze Offizierskorps, das Zeuge seiner Verlobung sein soll. Er überrascht Julia am nächsten Morgen beim Klavierspiel. Plötzlich ertönt im Garten Militärmusik, gespielt wird das Lied, das Robert gestern abend Julia vorgesungen hat. Sie wundert sich, und noch mehr, als sie im Garten die blauen Jungs sieht. Doch bevor Robert ihr alles erklären kann, erscheint plötzlich der Vizeadmiral. Er hat überraschend das Schiff inspiziert, aber die dienstfreien Offiziere sowie den Kapitän nicht an Bord gefunden: „Wo ist der Kapitän?” fragt er. Robert tritt hervor. Julia ist völlig perplex, Robert war also kein einfacher Matrose. Robert glaubt jetzt seinen Abschied als Offizier nehmen zu müssen, kommt aber mit einem Rüffel davon. Als Emanuele eintrifft, hat er mit Julia bereits den Tag der Hochzeit vereinbart. Gleichzeitig haben sich auch Anita und Peter das Heiratsversprechen gegeben.
Kritik (-r., Film Kurier #207, 09/02/1930):
Eine Geschichte aus jener freundlichen Welt des Schwanks, in der blaue Jungens alleweil lustig ihre Matrosenlieder singen und kein Verlangen nach Feuer aus den Kesseln zeigen, derweil sogar der Herr Kapitän ein
Auge zudrückt, wen er den Burschen in seiner Galauniform ertappt.
Und weil der Kapitän Harry Liedtke der tolle Robert zubenannt ist, drückt er sogar beide Augen zu und so kommt es nach dem Willen des Autors Franz Rauch zu einer nicht ungewöhnlichen Verwechslungskomödie: der Herr Kapitän tauscht Kleider mit dem Matrosen und die junge Dame zieht das Tändelschürzchen der Zofe und die Zofe das Ballkleid an.
So kommt es dann weiter, wie es kommen muß zu allerhand tollen Verwicklungen. Das Publikum amüsiert sich glänzend, wenn Kampers und die Paudler als Gegenbeispiel für den alten Satz, daß Kleider Leute machen, von einem faux pas in den anderen purzeln.
Derweil das zweite Liebespaar sich unter Rudolf Walter Feins Leitung rascher findet. Wie sollten sie auch nicht, da Liedtke lustig und charmant wie immer den Herzensknicker spielt. Noch dazu in seiner ersten Sprech- und Singrolle, mit der er sich in das Herz seiner anmutigen Zofe Lia Eibenschütz und seines Publikums hineinsingen und sprechen kann, zumal Fritz Rotter ihm und seiner Partnerin ein paar lustige Schlagertexte geliefert hat, die von B. Kaper volkstümlich vertont wurden.
Max Ehrlich spielt mit Aplomb einen italienischen Cavaliere, übersprudelnd, bramabar-barisierend, mit den kleinen Tiks und Wendungen des feurigen Südländers, der die Hindernisse der deutsche Sprak, swere Sprak mit Hundert-Kilometer-Geschwindigkeit nimmt Frederik Fuglsang und Edouardo Lamberti tun das ihre und bringen gute Aufnahmen. Für die Bauten zeichnen Höfer, Schwidewsky und Minzloff.
Das Publikum applaudiert dem lustigen Schwank – Harrys erster Tonfilmstart findet viel Beifall.