Three Days Confined to Barracks

Originaltitel: Drei Tage Mittelarrest. (Drei Tage Kasernarrest.) Militärschwank 1930; 91 min.; Regie: Carl Boese; Darsteller: Fritz Schulz, Lucie Englisch, Felix Bressart, Max Adalbert, Ida Wüst, Paul Otto, Hugo Fischer-Köppe, Fred Döderlein, Gertl Theimer, Paul Hörbiger, Henry Bender, Leo Peukert, Vicky Werckmeister; Allianz-Tobis-Film.

Das der Bürgermeistersköchin bereitete Gretchenschicksal und die Unmöglichkeit der Ausfindigmachung des schuldigen Soldaten führen zu einem Konflikt zwischen dem zivilen und dem militärischen Oberhaupt einer kleinen Garnison, der sich in boykottierten Tanzunterhaltung und erotischer Abstinenz der Rekruten äußert. Da darunter auch die Zielbevölkerung „leidet“ tritt der Bürgermeister den Canossagang an und verschafft seiner Köchin einen anderen Vater für ihr Kind.

Zusammenfassung
Flowinkel, ein kleines Provinzstädtchen, ist seit einem Jahr nicht wiederzuerkennen. Seit dieser Zeit ist die Stadt, man höre und staune, nämlich im stolzen Besitz einer eigenen Garnison. Das sonst so ruhige und eintönige Dasein ist wie auf den Kopf gestellt, es ist, wie man zu sagen pflegt, Leben in die Bude gekommen. Die Geschäfte und Wirtschaften haben einen großen Aufschwung genommen — die jungen Mädchen haben endlich ihre längst ersehnten flotten Tänzer gefunden — die Hausfrauen und Mütter schmieden schon allerlei Verlobungspläne, und auch die Dienstmädchen und Köchinnen sind ganz außer Rand und Band. Jetzt haben sie endlich das Richtige für ihr Herz gefunden, und von der alten Langeweile kann nicht mehr die Rede sein.
Nur einer ist da, der an dieser allgemeinen Freude nicht teilnehmen will und kann, das ist der Bürgermeister Hoffmann. Bis zum Eintreffen des Militärs war er der unbestrittene und anerkannte erste Mann der Stadt, jetzt ist er durch den Major v. Faber, den Bataillonskommandanten, glatt in den Schatten gestellt. Diese Zurücksetzung macht ihm viel Ärger, und wo er nur kann, macht er dem Militär, besonders dem Herrn Major, Schwierigkeiten, um sich wenigstens einigermaßen zu rächen. Der Major aber, der über der Situation steht, bemerkt diese Nadelstiche nicht, und wenn der Bürgermeister mal zu deutlich geworden ist, dann setzt er sich lächelnd über diese Kleinlichkeit hinweg.
Da kommt dem Herrn Bürgermeister ein glücklicher Zufall zu Hilfe. Seine Köchin Auguste hat von einem Soldaten ein Kind bekommen. Sie weiß nicht, wer der Vater ist; der Betreffende hat sich nie bei ihr sehen lassen. Sie weiß eben nur, daß es ein Soldat ist. Der Bürgermeister ergreift diese Gelegenheit mit Wonne, um dem Militär, speziell dem Herrn Major, eins auszuwischen. In einem geharnischten Schreiben an den Major verlangt er, daß der Schuldige festgestellt und zur Verantwortung gezogen wird. Eine entsprechende Umfrage bei der betreffenden Kompagnie führt aber zu keinem Resultat, niemand will der Schuldige gewesen sein. Dem Bürgermeister wird auch in diesem Sinne geantwortet. Er gibt sich aber mit diesem Bescheid nicht zufrieden, im Gegenteil, er wird jetzt noch aggressiver, und verlangt kategorisch die Feststellung des unbekannten Vaters.
Der Major wird durch diese Quängelei schon etwas nervös und stellt dem Bürgermeister frei, seine Köchin in die Kaserne zu schicken, um sich unter den angetretenen Mannschaften selber den Vater herauszusuchen.
Das geschieht auch. —
Max Plettke, ein kesser Berliner Junge, der der Vater des Kindes ist, sich aber vor den Folgen seiner Vaterschaft drücken will, ist 30 schlau, vor diesem Appell zu verschwinden, um von Auguste nicht wiedererkannt zu werden. Er meldet sich rechtzeitig krank, wird als Simulant erkannt und zur Strafe dafür in einen dreitägigen Mittelarrest gesteckt. Vergnügt tritt er diese Strafe an, das war es ja, was er gewollt hat. Kein Wunder also, wenn auch dieser Appell fruchtlos verlief.
Dem Major ist die Sache inzwischen aber doch zu bunt geworden, und er beschließt, nun auch seinerseits den Zivilisten, speziell dem Herrn Bürgermeister mit gleicher Münze zu zahlen. Er bittet die Offiziere, jeden Verkehr mit dem Zivil so viel wie möglich einzuschränken und auch dafür Sorge zu tragen, daß die Mannschaften sich mit den Mädchen des Ortes auf keine Intimitäten mehr einlassen. Mit anderen Worten, das Militär soll in Zukunft passive Resistenz üben, damit auf diese Weise der Bürgerschaft klargemacht wird, daß die Soldaten doch nicht zu entbehren sind. Durch diese drakonische Maßnahme wird nun das ganze bisherige gute Einverständnis und harmonische Zusammenleben von Bürgerschaft und Militär vollständig zunichte gemacht. Die Bänke in den Anlagen, die bisher stets von Pärchen besetzt waren, stehen vereinsamt da … die jungen Damen der Stadt machen ihren Vätern die heftigsten Vorwürfe, daß sie wieder ohne Tänzer geblieben sind und ganz besonders deswegen, weil das Fest, das für die nächste Zeit geplant war, ohne das Militär stattfinden soll. Man hat nämlich in Erfahrung gebracht, daß der Major mit Absicht für diesen Abend eine große Felddienstübung angesetzt hat. Die Gastwirte sind außer sich wegen des schlechten Geschäftsganges.
Aller Ärger entladet sich nun auf das Haupt des Bürgermeisters, dem man die ganze Schuld zuschiebt. Der Bürgermeister bekommt es allmählich mit der Angst zu tun. Aus Furcht, unter Umständen sogar seine Stellung zu verlieren, versucht er nun alles Mögliche, um die Sache wieder einzurenken. Er veranlaßt einen kleinen städtischen Beamten, sich selbst als Vater des betreffenden Kindes auszugeben, damit auf diese Weise die peinliche Angelegenheit aus der Welt geschafft wird. Auch seine Frau, die dieselbe Idee hat, macht mit einem anderen Beamten denselben Versuch. Der Major erfährt das, und merkt daraus erfreut, daß im anderen Lager sich der Wind bereits gedreht hat.
Die Frau Bürgermeister selbst macht ihm einen überraschenden Besuch. Sie bittet ihn, doch mit seinen Soldaten auf das Fest zu kommen, da ja die bewußte Angelegenheit nunmehr zur allseitigen Zufriedenheit geklärt sei.
Das Fest findet statt. Es sind aber nur Zivilisten anwesend. Die Stimmung ist höchst niedergeschlagen, denn ohne das Militär ist die ganze Sache eine verpfuschte Angelegenheit. Statt der erwarteten feschen Militärkapelle spielt die höchst primitive städtische Feuerwehr-Kapelle ihre traurigen Weisen.
Der Bürgermeister, der von allen Seiten die heftigsten Vorwürfe zu hören bekommt, ist der Verzweiflung nahe. Da hört man von weitem den flotten Marsch der Militärkapelle. Alles gerät in lebhafte Aufregung. Ziehen sie nun zur Felddienstübung oder kommen sie doch noch zu uns? Und schon marschiert das Militär, mit der Kapelle an der Spitze, vollzählig in den Saal hinein. Wie die Wilden stürzen sich die ausgehungerten Soldaten auf die beglückten Mädchen. Es beginnt erst jetzt das richtige frohe Treiben eines derartigen Festes. Zwischen dem Major, dem Bürgermeister und den übrigen Honoratioren der Stadt hat sich rasch eine Versöhnung gebildet, und das offizielle Programm des Festes kann seinen Anfang nehmen.
Auf der Bühne tritt jetzt Max Plettke mit seinem unzertrennlichen Freund Franz Nowotni in einem drastischen Tiroler Duett auf. Max als Tirolerin. Er wird trotz des weiblichen Kostüms von Auguste erkannt und auch gestellt. Vom Feldwebel werden er und die übrigen Beteiligten zum Major gebracht und hier klärt sich nun der wahre Sachverhalt in lustiger Weise auf. Auguste aber, die sich inzwischen in Nowotni verliebt hat, leugnet jetzt, allerdings in deutlich erkennbarer Weise die Vaterschaft von Max ab und bezeichnet Nowotni als Vater. Nowotni, der ebenfalls in Auguste stark verliebt ist, gibt das mit Freuden zu und erhält auch als Lohn dafür seine geliebte Auguste.

Kritik (-s., Film Kurier #267, 11/11/1930):
Auch im Tonfilm feiert der brave alte Militärschwank seine fröhliche Urständ und bringt volle Häuser.
Dasjenige Publikum, das einfache Kost und derben Klamauk liebt, wird an dieser Posse aus der Vorkriegszeit seine helle Freude haben. Da sind alle Kanonen des Schwanks engagiert, die man braucht, alles ist da, was zu einer handfesten Kasernenhofgeschichte gehört: der Feldwebel, der den Schnurrbart zwirbelt und seine Leute zwiebelt — Hugo Fischer-Köppe mimt ihn drastisch. Da ist der dumme Rekrut mit dem goldenen Herzen, gespielt von Bressart, der seinen Sonderlacherfolg wie stets bekommt. Und der Windhund, der Hans Dampf in allen Küchengassen, der Herzensbrecher von der Hintertür Fritz Schulz gibt ihn schmunzelnd und keß. Sodann die Herren Leutnants Paul Otto, Fred Döderlein und Leo Peukert als der Herr Stabsarzt, der wettert und Rizinusöl verschreibt.
Dazu das Arsenal von Kleinstadttypen: Der Standesbeamte, der sinnig Storch heißt und ansonsten Herrmann Krehan ist, und Paul Hörbiger komisch schludrig, übereifrig und servil als Stadtschreiber. Alsdann Vicky Werckmeister als liebeshungrige Köchin, die ihren Füsilier mit Gängekeulen versorgt, sowie Ida Wüst; sie gibt mit Applomb eine merkwürdig verständnisvolle Bürgermeisterin, die Gretl Theimer unter die Haube zu bringen hat.
Lucy Englisch spielt lieb, lustig und verschämt, bereits über den derben Schwankeffekt hinaus, das kleine Dienstmädel, das bei der recherche de la paternité die Auswahl zwischen vier Vätern kriegt und dann doch ihr Herz für den Rekruten mit dem goldenen Herzen sprechen läßt, während der wahre Vater sich verdrückt.
Max Adalbert feiert am selben Tage gleich zweimal sein Tonfilmdebut. Mit scharfer Azentuierung macht er seine Sache wie auf der Bühne, und gibt einem Kleinstadttyrann seine eckige trockene Komik auf den Weg mit.
Die Autoren Lüthge, Gordon und Noti haben leichtes Spiel; sie nehmen die Kaserneneinfälle wo sie sie finden, und sieh, da fehlt kein liebes Haupt. Carl Boese ist in seinem Element; er arbeitet drastisch und mit dem Blick auf die Publikumswirkung, bereit, jede Situation auszukosten.
Emil Hasler sorgt in seinen Bauten für das nötige Milieu, an der Bildkamera tut es Robert Lach, an der Tonkamera Fritz Seeger. Arthur Guttmann und Nico Dostal bringen eine lustige Feuerwehr und Militärmusik mitsamt einem Schlager: „Warum bist du so traurig?“
Das Publikum war alles andere als traurig, die Tränen kamen vom vielen Lachen her. Man amüsierte sich; es gab vielen Applaus.

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