Originaltitel: Eine Nacht im Grandhotel. Komödie 1931; 89 min.; Regie: Max Neufeld; Darsteller: Ulrich Bettac, Mártha Eggerth, Max Schipper, Margot Landa, Kurt Gerron, Karl Etlinger, Willy Prager; Thalia-Tobis-Klangfilm.
Ein junger Mann ohne Geld verliebt sich in eine Amerikanerin, nimmt mit ihr, mit nur ein paar Mark in der Tasche, ein opulentes Souper ein, mietet, um die Rechnung nicht sofort bezahlen zu müssen, die Fürstenzimmer. Nach verzweifelten Bemühungen kann er dank einer Rettungsaktion seines Freundes die Hotelschuld bezahlen. Auch die Schöne, die ihn durchschaute, verhält sich keineswegs abweisend.
Zusammenfassung
Vor dem Eingang des großen internationalen Hotels sieht Fritz Ebner eine wunderschöne Frau, deren Bild er zufällig in der Zeitung gesehen hat. Fasziniert von Glays Anmut geht ihr Fritz ins Hotel nach und sucht ihre Bekanntschaft zu machen. Nach Ueberwindung einiger Hindernisse, gelingt es ihm, von Glay ein Rendezvous zu erhalten. Ueberglücklich eilt Fritz nach Hause, um sich für den großen Abend umzuziehen. Mit Hilfe seines Bankiers „Lorbeer“ werden die Kleidersorgen beseitigt und sein Freund Max stiftet die noch fehlenden „wertvollen“ Manschettenknöpfe. – Im Hotel angelangt, wird auf Glays Vorschlag hin beschlossen, den großen Gala-Abend im Hotel mitzumachen. Fritz setzt sich mit gemischten Gefühlen zum Souper, denn diesmal versagen seine von ihm inzwischen herbeigerufenen Hilfstruppen Die von seinen Freunden ihm zugesteckten Gelder reichen um so weniger aus, als während des Essens die beiden Freunde Glay’s, der Finanzmann Callison und der Großindustrielle Achaz erscheinen und als seine Gäste am Souper teilnehmen. Mit eifersüchtigen Blicken betrachtet Achaz jede Bewegung der jungen Leute. Er fühlt, daß er sich um Glay vergeblich bemüht hat. Während Fritz dem Ende des Soupers mit tausend Aengsten entgegensieht, hört er, wie ein Gast am Nebentisch die Rechnung auf die seinem Zimmers schreiben läßt. Er sieht einen Ausweg und begibt sich kurz entschlossen zum Direktor des Hotels und bestellt zum Entsetzen seiner Freunde in Ermangelung eines anderen Zimmers das Fürstenappartement. Nach dem Essen führt Fritz Glay, die ihn bereits liebgewonnen hat, in den Fahrstuhl. Die vor dem Fahrstuhl angesammelten Gäste sehen voller Staunen die Silhouette eines sich umarmenden Paares hinauf und hinunter fahren. . . . . – Vor Glays Tür angelangt, verabschiedet sich Glay von Fritz. Er will noch rasch einen Kuß, doch Glay entwindet sich ihm mit den Worten: „Morgen ist auch noch ein Tag!” Fritz wird sich plötzlich der Konsequenzen seines Treibens bewußt und antwortet melancholisch: „Und was für einer!” Wie er langsam auf sein Zimmer gehen will, stolpert er über Glays Tasche. Glay ruft an und fragt Fritz, ob er ihre Tasche gefunden habe. Auf seine bejahende Antwort verabreden sie sich auf dem Korridor. Hier sehen sie den die Treppe heraufkommenden Achaz und flüchten ins Fürstenzimmer. Endlich ist für Fritz der Augenblick gekommen, um Gay seine Gefühle auch in Worten ausdrücken zu können. Da werden sie durch plötzliches Klopfen gestört Glay flüchtet ins Nebenzimmer und dem überraschten Fritz steht Achaz gegenüber, der ihm rät, von Glay abzulassen, denn in diesem Unternehmen besitze er die Majorität Auf dieses Wort hin tritt Glay entrüstet aus ihrem Versteck. Achaz verlädt das Zimmer Kaum hat sich Achaz entfernt, als die beiden durch neues Klopfen gestört werden. Fritz verabschiedet sich rasch von Glay, öffnet die Tür und sieht sich Gallison gegenüber. Seine Verwunderung wird noch gröber, als er den Zweck des Besuches von Gallison erfährt. Gallison bittet Fritz, ihm seine Manschettenknöpfe zur Bereicherung seiner berühmten Knopfsammlung zu Überlassen. Bereitwillig übergibt Fritz Gallison die wertlosen Knöpfe, für die er zögernd die ihm angebotene Summe von 2 000 RM. annimmt Als Fritz in freudiger Erregung Max von der plötzlichen Wendung erzählt, huscht über dessen Antlitz ein pfiffig-gutmütiges Lächeln. – Mit nobler Geste bezahlt Fritz seine Rechnung in der Hotelhalle, und, wie es sich für den Bewohner eines Fürstenappartements geziemt, teilt er fürstliche Trinkgelder aus. Erleichtert und befreit will Fritz in sein Zimmer zurück, als er sich Glay gegenübersieht, die ihm mit mißbilligendem Lächeln, aber mit großer Wärme in der Stimme, ernste Vorhaltungen über seinen Leichtsinn macht. Auf Fritz erstaunte Frage, woher sie alles wisse, antwortet sie, sie habe schon lange alles gewußt und ihn durchschaut Fritz ist sich nun auch klar über Glays Gefühle für sich und will sie in seine Arme schließen. Doch Glay hat wieder dieselbe Antwort wie zwei Stunden zuvor, sie wehrt ihn ab mit den Worten: „morgen ist auch noch ein Tag!”. – – Nicht mehr voll zwiespältiger Gefühle, sondern freudig und begeistert ruft Fritz: „Und was für einer!“
Kritik (-ger., Film Kurier #287, 12/08/1931):
Spiel im Luxus-Hotel – der junge Mann ohne Geld und die Privat-Millionärin.
Das Milieu für den Film nicht neu, wirklich nicht – nicht der Fahrstuhl, die Boys, die Telephonzellen, intime Zimmer, üppige Diners, alte Herren, fesche Tänzerinnen, diskrete Ober, der Neger vor der Tür – aber das Theaterstück „Grand Hotel“ von Paul Frank war gut gemacht, bühnenwirksam, – und so garnierte man das Bühnen-Lustspiel mit allerlei filmischen Delikatessen.
Lockende Vorspiegelung des Schein-Seins – das Kinopublikum soll eine Stunde im Grand Hotel wohnen, miterleben sanfte Musik, angenehme Frauen und das leichte Spiel. Im Licht mit dabei sein – fern vom grauen Sorgenabend. So die Parole dieses Filmgenres.
★
Die geschmackvolle Grundeinstellung solcher Millakowsky-Märchen-Produktionen (Leitung Horsetzky) ist ja bekannt – dieser neue Film gleicht darin auch seinem letzten erfolgreichen Vorgänger „Opern-Redoute“. Dasselbe Filmgenre, Kammerspielart, dabei trotz des engen Handlungsbezirkes im Schauplatz wechselnd, im Rhythmus belebt.
Verarmt sind diesmal die Autoren nur an Witz, an Pointenkraft, es zündet nicht immer, wenn der Dialog ulkig sein soll, das leichte Geplauder des Spiels wird durch Neufelds Regie beschwert. Er dehnt statt zu drängen. Die Vorzüge seiner Inszenierung (mit Selpins gutem Schnitt) mehr technischer Art, er ist ein braver Ueberwacher, guter Pappa hinter den Kulissen. Weiter entwickelt hat er sich nicht.
Star: Martha Eggert. Ein schöner Rücken kann auch – damit schafft sie’s. Eine reizende Person, die noch Zukunft hat. Wirklich jung. Daß sie an der Unglücks-Bar ein wildes ungarisches Lied schmettert – nicht ihre Schuld.
Das Kinopublikum begeistert sich an ihrem frischen Temperament.
Der junge Mann: Ulrich Bettac. Für den Film noch sehr jung. Er doziert beim Sprechen. Glaubhaft seine Verliebtheit, sein Schwanken zwischen der Hochstapler-Rolle und der Furcht vor der Sühne, dreist in der Not, beherzt im Poussieren – die Theaterfigur Paul Franks bietet da viele Spielmöglichkeiten. Sein lustiger Genosse, Redakteur und Sekretär: Max Schipper. Nettes Berliner Mädel: Margot Walter.
Der Fritz Grünbaum des Films wird von Willy Prager gespielt – und er macht eine herzensgute Original-Figur daraus.
Die Millionäre: Kurt Gerron, Karl Ettlinger. Saftige Typen – realistisch, wie der Film es vorschreibt; denn ade – Film-Groteske, – – es geht bei diesem Filmtheaterstück ernst und korrekt zu, kein Hopser – die Hotelmenschen stehen mit beiden Füßen auf dem edlen Parkett.
Die noble Linie der großen Filmkomödie wird auch nach der technischen Seite hin durch die Kamera Otto Kantureks und die Bauten Ernö Metzners gewährleistet. Musik: Otto Stransky. Keine aufregenden Schlager gerade, Gebrauchsmusik, wie man sie abends im Hotel eben hört.
Gute Stimmung im Haus und reicher Beifall.