Originaltitel: So lang’ noch ein Walzer von Strauß erklingt. (Wiener Gschichten.) Biographisches Schauspiel 1931; 89 min.; Regie: Conrad Wiene; Darsteller: Gustav Fröhlich, Hans Junkermann, Julia Serda, Maria Paudler, Fritz Spira, Valerie Boothby, Ferdinand Bonn, Irma Godau, Fritz Greiner, Julius Falkenstein; Splendid-Tobis-Klangfilm.
Strauß Vater verläßt wegen häuslicher Zerwürfnisse seine Familie, worauf der Sohn um sie zu erhalten entgegen dessen Wunsch Musiker wird. Wiener Triumphe, Rußland-Tournee, Heimkehr. Seine lugendliebe hat sich inzwischen einem anderen versprochen. Der Vater versöhnt sich vor seinem Tode mit ihm.
Zusammenfassung
Der junge Johann Strauß will Musiker werden wie sein Vater. Er hat aber mit vielen Schwierigkeiten zu kämpfen, die größten bereitet ihm sein Vater, der aus dem Sohne einen Beamten mit fixem Gehalt und Pensionsanspruch machen will. Endlich kommt doch das erste Konzert zustande und wird für den jungen Strauß ein Riesenerfolg. Ganz Wien ist von seinem ernten Walzer begeistert. Nur Liesl, seine Braut, ist traurig, denn sie fürchtet, daß der Ruhm ihr ihren Johann abspenstig machen wird.
Der junge Strauß wind von dem russischen Großfürsten Sergej nach Petersburg eingeladen. Die Reise wird für ihn eine Kette bedeutungsvoller Erlebnisse. Als er zurückkehrt, findet er Liesl bereits als Frau eines anderen. Sie glaubte nicht mehr daran, daß Johann noch zu ihr zurückkommen werde, und nahm einen von ihrem Vater bestimmten Mann zum Gatten. Mit wehem Herzen geht Johann Strauß nach Hause und komponiert dien „Donauwalzer“. Er sucht seinen alten kranken Vater auf und bei den Klängen des von ihm gespielten „Donauwalzers“ stirbt der alte Strauß. Der junge Strauß aber geht seinem Ruhme entgegen.
Kritik (-n-, Film Kurier #232, 10/03/1931):
Daß dieser Film von Johann Strauß Vater und Sohn in London bei seiner Welturaufführung so großen Anklang gefunden hat, ist nicht weiter verwunderlich.
Bringt er doch die Wiener Weisen der beiden Strauß; wieder und wieder steht da ein spielfroher Musikus und läßt die Walzer ertönen inmitten eines Hitzings, wie es die Londoner sehen wollen, mit Wirtshaustisch-Gemütlichkeit und Alt-Wiener kleidsamen Trachten.
Auch in Schöneberg zog gestern dies wie Einst im Mai, das Publikum ist glücklich, den Straußmelodien lauschen zu können, nach jeder Piece, wenn droben auf der Leinwand programmgemäß der Applaus erklingt, setzt unten im Zuschauerraum ernst und gewichtig der Beifall ein.
Um diese Musikstellen hat Paul Beyer ein braves, handfestes Manuskript erdacht, ihm und Conrad Wiener sei es gedankt, daß sie nicht allzu viel Dreimäderlhaus-Getriebe um die Straußfamilie machen. Es wird manches ein bisserl lang und umständlich ausgespielt und die russischen Hofszenen unterscheiden sich nicht allzusehr von dem Wiener Bürgerhaus, aber das Bestreben, einen sauberen Volksfilm, der nicht kostspielig sein darf, zu machen, ist da.
Hans Junkermann kann dem Vater eine sympathische Kavalieraltmodischkeit leihen, Julia Serda darf sein gemütliches Weanerisch plauschendes Weib sein; Maria Paudler spielt überraschend zurückhaltend das Mädel mit dem goldenen Herzen – gravitätisch und würdevoll taucht Ferdinand Bonn auf, auf kurze Augenblicke auch Julius Falkenstein in einer prägnantgebrachten Episodenrolle; dazu Irma Godau, die ihre Tanzkünste zeigen kann, Fritz Spira, Alexander Murskin, Dolly Lorenz.
Inmitten der Wiener Kostümwelt steht Gustav Fröhlich, ein recht norddeutscher Johann Strauß. Aber einen rechten Kerl stellt er auf die Beine, ohne jegliche hier ja da peinlich naheliegende Tenorallüren.
An der Kamera hat Carl Drews gestanden, gebaut hat Willi Schiller. Und die Musik der beiden Strauß spielen mit Wiener Schwung Arthur Guttmanns Symphoniker.