Ash Wednesday

Originaltitel: Aschermittwoch. (Seine letzte Nacht, die Liebeleien einer schönen Frau.) Offizierstragödie 1931; 91 min.; Regie: Johannes Meyer; Darsteller: Hans Stüwe, Evelyn Holt, Karl Ludwig Diehl, Claire Rommer, Hans Junkermann, Erna Morena, Ferdinand von Alten, Wolfgang Zilzer, Erich Kestin, Melitta Klefer; Althof-Tobis-Klangfilm.

Ein preußischer Leutnant liebt ein einfaches Mädchen. Die Frau seines Freundes möchte ihren Mann mit ihm betrügen, just als dieser dem von einem Wucherer Bedrängten helfen will. Von seinem Freunde überrascht und mißverstanden, greift er zum Revolver.

Zusammenfassung
1913 . . . . . Karneval in Köln! –  Die ganze Stadt beteiligt sich an den Vorbereitungen. Die großen Karnevalsgesellschaften treten zusammen, die berühmten Büttenredner probieren eifrig ihre witzigen Karnevalsreden, der Bürger zieht das ernste Gewand des Alltags aus und wird . . . . für wenige Tage . . . . zum Narren. – Kurz vor Beginn des Karnevals ist der Leutnant beim Ulanenregiment in Hannover, Georg von Linken, zur Kriegsakademie abkommandiert und einem Infanterieregiment in Köln zur Dienstleistung zugeteilt worden. Der Kommandeur dieses Regiments ist der Vater Georgs. – Zur großen Freude Georgs findet er seinem neuen Regiment einen Kameraden aus dem Kadettenkorps wieder, einen Offizier, der lange bei der Schutz-truppe in Ostafrika gedient hat und jetzt Hauptmann und Kompagnieführer in Köln ist, Herrn von Rochow. – Rochow war Linken mehr als ein Kamerad gewesen, die beiden jungen Leute hatten sich im Kadettenkorps eng befreundet, und Rochow hatte seinen jüngeren Freund aus mancher gefährlichen Sache herausgehauen. – Dann wurde Rochow abkommandiert, er ging ins Ausland, man verlor sich aus den Augen . . ., und jetzt sahen sich die beiden endlich nach so langer Trennung wieder. – Übrigens hatte sich Rochow aus den Kolonien eine ganz entzückende Frau mitgebracht, Yvette, die Tochter eines reichen englischen Diamantenbergwerksbesitzers. – Yvette ist zwar etwas kapriziös, hatte ihre eigenen Anschauungen vom Leben und eine ganze Menge Launen . . . aber Rochow, der diese Frau über alles liebte, gerade weil sie so anders ist, als die anderen Frauen seiner Umgebung, verzeiht ihr alles, – Yvette ist, kaum daß Georg von Linken in ihrem Hause eingeführt war, sofort entschlossen, diesen jungen hübschen Offizier für sich zu gewinnen, und Georg bleibt dem versteckten, sehr vorsichtigen Werben der Frau, gegenüber nicht ganz gefühllos. – Allerdings ist es die Frau seines besten Freundes, um die es sich hier handelt . . . . . . – . . . und außerdem binden Georg noch von Hannover her andere zarte Fäden. Er hat da in Hannover eine kleine blonde Stenotypistin zurückgelassen, Hertha, die jetzt zu Beginn des Karnevals in Köln auftaucht. Hertha – Hertha kommt nach Köln, um ihren Geliebten zu warnen vor einem Mann, den die selbst zwar nicht kennt, der aber – wie sie erfahren hat ––  Wechselschulden des jungen Mannes – Georg freut sich außerordentlich, als er seine Hertha so unerwartet wiedersieht, er freut sich um so mehr, als er hofft, durch Herthas Anwesenheit, durch ihre Nähe und durch das ständige Beisammensein mit der Geliebten jene andere Frau zu vergessen, mit der er sich von Tag zu Tag mehr beschäftigte. – Er verlebt mit Hertha glückliche Karnevalstage . . . ganz allein mit ihr auf seiner Leutnantsbude . . . da wurde ihm der Besuch eines Herrn Tiburtius aus Hannover gemeldet – Tiburtius kommt, um dem Leutnant von Linken Wechsel zur sofortigen Zahlung zu präsentieren. – Er hat eine alte Rechnung mit dem Hause Linken abzumachen, war vor vielen fahren wegen einer dunklen Affäre aus der Armee gestoßen worden und glaubt jetzt, sich an Oberst von Linken, den er für sein Unglück verantwortlich macht, rächen zu können, indem er gegen seinen Sohn vorgeht – Linken sieht nur einen Ausweg . . . Rochow muß helfen. –  Er sucht ihn noch in der Dienstagnacht auf einem Karnevalsfest auf, und der Freund verspricht ihm auch, die Sache sofort zu regeln, in einer Stunde wollte er zu Georg in die Wohnung kommen und alles Nähere mit ihm besprechen. – Yvette, die den Leutnant auf allen Karnevalsfesten vergeblich gesucht hat, sieht ihn jetzt endlich. In der Ausgelassenheit des Karnevals hofft sie, Georg ganz für sich zu gewinnen, und es gelingt ihr durch eine List, sich den Zugang zu der Wohnung zu verschaffen, ohne daß eine Ahnung davon hat. – Georg, der sich auf das Kommen Rochows vorbereitete steht plötzlich Yvette gegenüber. – Eine Minute vergißt er alles, was ihn bedrückt, er vergißt Hertha, er vergißt alle seine guten Vorsätze . . . – . . . und als Rochow kommt, um seinen besten Freund zu helfen und seine eigene Frau bei ihm vorfindet, kann Georg dem Kameraden keine ausreichende Erklärung geben. – Die Glocken des Kölner Doms läuteten den Aschermittwoch ein. – Mit einem Schlage ist der ganze Zauber des Karnevals erloschen. –  Als Hauptmann von Rochow am Aschermittwochmorgen mit seiner Kompagnie zum Dienst ausrückt, fehlt Georg von Linken. Er hat seine Schuld mit dem Leben bezahlt.

Kritik (-r., Film Kurier #024, 01/29/1931):
Erfolgsgeheimnis aller Filme im bunten Rock: Die unteren Chargen, die Burschen mit der Majorszofe und der Hauptmannsköchin im Arm, bei denen es lustig zugeht. Da erinnert sich wohl ein großer Teil des militärfrommen deutschen Kinopublikums, sieht vergänglich auf vergangenen Drill der Militärzeit, und vom Soldatenleben kennt es nur die Kasernenhofblüten, die heitere Seite.
(„Kann’s was Schön’res geben als das Soldatenleben?“ Ein großer Teil des Publikums echot: „– Nein!“
Der Soldatenhumor schlägt auch in diesem Film durch: Zwei heitere Typen sichern den Publikumserfolg: Erich Kestin und Max Wilmsen. Wilmsen, der Urtyp des Burschen, mit der Ziehharmonika auf der Küchenbank, jeder Satz ein Lacher. Erich Kestin – ein flott schwatzender Berliner. Beide haben’s faustdick hinter den Ohren, kommen aus einer lustigen und gesunden Schwank welt, die auch den Autoren Wassermann und Schien mehr liegt als die ernste Prosa mit der Tragik des Aschermittwoch-Katers.
Diese Tragik zeigt den bekannten Konflikt des armen (aber anständigen) Offiziers, der dem Wucherer in die Hände fällt, sein noch ärmeres (aber blondes) Mädel nicht kriegt – dafür aber zum Revolver greifen muß.
Diesmal kompliziert das Spiel eine Intrigantin aus Afrika, Engländerin, reiches Mädel, ein Filou natürlich, sie heißt Yvette und wird von Claire Rommer gespielt, die Gelegenheit hat, einen Pola-Negri-Typ mit bezaubernder Anmut durch verführerische Szenen hindurchzuspielen.
Die oft gestellte Frage sei wiederholt: Wann erhält dieses ausgesprochene Lustspiel-Talent die ihm entsprechende Rolle im Sprechfilm?
Ihr Ehemann, den sie betrügen möchte: Karl Ludwig Diehl. Als Hauptmann von Rochow ausgezeichnet. Er macht einen Menschen aus der Romanfigur. Ein Offizier, wie er wirklich im Leben stand. Diehl erspielt sich damit einen überaus sympathischen Erfolg. Populäre Darsteller ohne besondere Nuance: Hans Stüwe, Evelyn Holt. Auffallend in gut gebrachten Episoden: Hans Junkermann. Erna Morena, Ferdinand v. Alten, Wolfgang Zilzer.
Gustav Althoff, der Produktionsleiter, Johannes Meyer, der Regisseur, Siegfried Dessauer, der Aufnahmeleiter, haben für eine abgerundete Inszenierung gesorgt, die sich von Geschmacklosigkeiten freihält und für Witz und Wirbel eintritt. Karnevalstreiben und Kölnische Narrenspäße sind geschickt hineingeschnitten.
Bemerkenswert die Mitwirkung des Staatstheater-Balletts in einer geschmackvollen Szene. Sogar ein Schlager ist dabei „Vom Himmel fiel ein Stern“ (Wilzcynski-Sylvain).
Seegers Ton befriedigt. Ein paar Soldatenlieder holten mit frappierender Echtheit Erinnerungen in allernächste Wirklichkeit.

Auch der anspruchsvolle Betrachter konstatiert, daß an drei, vier Wendungen die Autoren sogar die Tonfilm-Dramaturgie besser als viele ihresgleichen kapiert haben: Im schlagenden Uebergang der Szene, wenn ein pfiffiger Bursche das Liedchen pfeift: „Darüber spricht man nicht“ – nach der Verführungsszene im Salon.
Oder wenn eine überraschende Kußszene durch die sauber arbeitende Kamera Hameisters, die von der Naheinstellung in die Totale fährt, mit einemmal neuen und anderen Sinn enthält: Als Probekuß in einem Schäferspiel.
Mehr solcher Ansätze, weiter in dieser Stil-Richtung – und man hat den dramaturgisch geglückten, pointereichen Programmfilm. –
Der Beifall war groß.

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