Love’s Command

Originaltitel: Liebeskommando. Musikalisches Militärlustspiel 1931; 100 min.; Regie: Géza von Bolváry; Darsteller: Dolly Haas, Gustav Fröhlich, Walter Edthofer, Anton Pointner, Yvette Rodin, Mara Loseff, Livio Pavanelli, Tibor Halmay, Harry Hardt, Fritz Odemar, Paul Morgan; Super-Tobis-Klangfilm.

Ein junger Graf hat keinen Sinn fürs Offiziersleben. Deshalb besucht seine militärbegeisterte Schwester durch drei Jahre an seinerstatt die (Wr. Neustädter) Militärakademie, hänselt „Kameraden“ und Offiziere. Später vom eigenen Vater entlarvt, findet sich das Mädel mit ihrem Vorgesetzten, einem Oberleutnant.

Zusammenfassung
Seit Jahrhunderten waren die Grafen von Scanagatti Offiziere des österreichischen Heeres und erhielten ihre militärische Ausbildung in der Theresianischen Militärakademie der Wiener Neustadt. – Nur Graf Giuseppe Scanagatti machte eine Ausnahme, da er Zeit seines Lebens kränklich war; doch war es sein Lieblingswunsch, daß sein Sohn Francesco der Tradition seines Hauses folge und Soldat werde. – In der Militärakademie wartet ungeduldig Antonia Scanagatti auf die Aufnahme ihres Bruders Francesco. Nur ungern und gegen seinen Willen läßt er sich in die Akademie einschreiben, da er begeisterter Musiker ist und viel lieber das Konservatorium in Wien besuchen möchte. Seine Schwester Antonia dagegen, in ihrem ganzen Wesen knabenhaft, beneidet den Bruder, Soldat werden zu können. Sie fühlt jedoch, daß er es immer noch ablehnt, die für ihn nicht geeignete militärische Laufbahn einzuschlagen, und ein gewagter Plan entsteht in ihrem Kopf, den sie auch verwirklicht. – Mit dem Aufnahmeschein ihres Bruders zieht sie am nächsten Tag in die Militärakademie ein. Diese Täuschung wird nicht entdeckt, und so befindet sich von diesem Tage an in der Theresianischen Militärakademie ein Mädchen, absolviert mit Auszeichnung und großer Tapferkeit sämtliche Übungen und wird als Francesco Scanagatti in kurzer Zeit Liebling der ganzen Anstalt. – Die einzige, die von dem gewagten Spiel Antonias weiß, ist Elisabeth, die Tochter des Kommandanten der Akademie, der sie sich anvertraut. Der Vorgesetzte Antonias, Oberleutnant Schreck von Schreckenstein, ist in Elisabeth verliebt, und Antonia unterstützt dieses Verhältnis, indem sie den Austausch der gegenseitigen Liebesbriefe vermittelt. – Eines Tages erhält die Akademie Zuwachs. Der eleganteste und leichtsinnigste Offizier der Armee, Oberleutnant Ritter von Lorenz, wird wegen seiner Weibergeschichten in die Akademie strafversetzt. Er erhält das Kommando von Antonias Gruppe und wird bei dieser Gelegenheit auf Antonia aufmerksam gemacht, die zwar der tapferste, aufrichtigste, offenherzigste Zögling sei, aber durch ihre andauernden Streiche den Vogesetzten sehr viel Unannehmlichkeiten bereitete. Oberleutnant Lorenz übernimmt mit eisernem Willen die Erziehung der Zöglinge. Seine freien Abende verbringt er jedoch im Kabarett der benachbarten Stadt, so er seiner Freundin, Mia Fleuron, ein Engagement verschafft hat. – Antonias Führung und Benehmen haben zur Folge, daß Lorenz sich immer mehr für den geheimnisvollen Jungen interessiert, doch durch einige Kleinigkeiten wird in ihm der Verdacht wach, daß Antonia eigentlich gar kein Junge, sondern ein Mädel ist. – Inzwischen absolviert ihr Bruder Francesco in Wien das Konservatorium, und bei Jahresabschluß erhält er für eine seiner Kompositionen den ersten Preis. Vater Scanagatti, der bisher immer noch annahm, daß sein Sohn auf der Militärakademie sei, erfährt durch die Zeitung von dessen Auszeichnung, entdeckt nun den ganzen Schwindel und begibt sich schnellstens nach Wien, um die Sache aufzuklären. Dort angekommen, meldet er sich sofort zur Audienz beim Kommandanten. Lorenz hört dies von seinem Kameraden Schreck, und beide erwarten gespannt den Verlauf der Audienz, denn jetzt muß der tolle Streich Antonias ans Tageslicht kommen. Die Verständigung zwischen dem Kommandanten, der nur Deutsch spricht, und Vater Scanagatti, der nur die italienische Sprache beherrscht, ist außerordentlich schwierig, und so kommt es, daß der Kommandant gar nicht begreift, um was es sich handelt. Er glaubt, daß Vater Scanagatti durch Unkenntnis der deutschen Sprache die Artikel „sie“ und „er“ verwechselt und daß er seinen Sohn nur wegen körperlicher Schwäche für nicht militärisch geeignet halte. Er versichert ihm daher, daß Zögling Scanagatti der bravste Junge unter allen sei und daß er ihn ruhig weiter in der Akademie belassen könne. – Erstaunt nehmen Schreck und Lorenz davon Kenntnis, daß Antonia weiter in der Akademie bleibt. Sie vermuten, daß der Kommandant einen wichtigen Grund hat, das Mädel in der Akademie zu belassen, und wahren daher stillschweigend ihr Geheimnis. Das Interesse, das Lorenz vom ersten Tage an für Scanagatti hatte, steigert sich nun zur Liebe. Um zu verhindern, daß sie weiter mit den anderen Zöglingen im gemeinsamen Schlafsaal untergebracht bleibt, läßt er sie unter einem nichtigen Vorwand einsperren. Der Kommandant befreit jedoch Antonia vom Strafvollzug, da sie in der Theateraufführung, die alljährlich beim Jahresabschluß stattfindet, als zierlichster von den Kadetten die Frauenrolle übernehmen soll. Oberleutnant Lorenz spielt die Rolle des Liebhabers, und bei der Theaterprobe in der ersten Kußszene finden sich die beiden Liebenden. – Am gleichen Abend flieht Antonia zu ihrer Freundin Elisabeth, um ihr alles zu erzählen. Sie wird von dem Kommandanten gesehen, als sie gerade durch das Fenster in das Zimmer seiner Tochter einsteigen will. Der Kommandant glaubt seine Tochter kompromittiert, ein ungeheurer Skandal wird sich entwickeln, doch ritterlich springt Oberleutnant Schreck ein und erklärt sich bereit, Elisabeth zu heiraten. Obwohl der Kommandant der Werbung bisher nicht sympathisch gegenüberstand, willigt er ein, und durch diese kleine List wird wieder ein Paar glücklich gemacht. – Die Aufregungen hören nicht auf, denn nun erfährt auch der Kommandant, daß Antonia ein Mädel ist. Oberleutnant Lorenz erhält den Befehl, Antonia noch am gleichen Tage von der Akademie zu entfernen, bevor noch der General Truppeninspektor die am nächsten Tag angesetzte Parade abnimmt. Es läßt sich zwar nicht vermeiden, daß der General Truppeninspektor von der ganzen Angelegenheit erfährt, doch dieser hat ein gutes Herz. Antonia wird zu ihrem Vater in ihre Heimat nach Trient zurückkehren, Oberleutnant Lorenz wird jedoch wieder einmal strafversetzt, und zwar gleichfalls nach Trient, und so kommt es, daß an der Seite des General Truppeninspektors zwei glückliche Paare die Parade abnehmen, ANtonia und Oberleutnant Lorenz, Elisabeth und Oberleutnant Schreck von Schreckenstein.

Kritik (-ger., Film Kurier #265, 11/11/1931):
Hier eine unglaubliche Ueberraschung!
So viele Uniformen – – und doch kein „Militärfilm“, so viel Wien – – und doch kein Grinzing, so viel Humor und doch kein Klamauk, so erfahrene alte Herren die Autoren (Fritz Grünbaum und Roda Roda) – – und doch ein im Ton, in der Szenenführung, in der locker-harmlosen Ursprünglichkeit des Geschehens – junger Film, eine Kadetten-Operette aus der Schulzeit der Generale, sozusagen Primanerliebe in Uniform.
Diesmal exerzieren nicht die Herren Leutnants, sondern die Wiener Fähnriche amüsant und lustig durcheinander eine Liebesparade, – natürlich operettenhaft, denn selbst mit Wedekind will dieser tränenlose, ulkige Spielfilm nichts zu tun haben.
Und doch zünden die Jugendstreiche, die altbeliebten Schlafkammerscherze junger Menschen, allerhand Amouren der Kadetten, die hinter einer schönen Sängerin her flirten, und dabei die größten Reinfälle erleben. Fröhliches Kinderleben im bunten Rock – wer denkt bei dieser heiteren Demonstration an Blut und Ernst und Tränen?
In diesem Kadettenmilieu – die Verwirklichung einer fast historischen Anekdote, ein Mädel als Mann, eine Frau als Soldat. Die Entdeckung der Hosenrolle für den Tonfilm. Aber wie geschickt, wie geschmackvoll gemacht!
Man hat ja die Dolly Haas – der glaubt man beides, die Kadettenuniform und das Knabenantlitz. Ihr konnte man die heikle Aufgabe anvertrauen, anknüpfend an eine große Tradition berühmter Hosenrollen. Erinnert man sich noch der großen Bühnenerfolge „Wildfeuer“, „Renaissance“ aus Hoftheater-Zeiten, als es noch „Naive“ gab? Die Naiven paradierten darin – und alle Backfisch-Herzen schlugen mit. Dolly Haas kann alle ihre Vorgängerinnen übertrumpfen – denn eine dankbarere Mannsrolle haben noch nie Autoren für ein Weibsbild geschrieben.
Bleiben wir bei den Autoren: Die beiden berühmten Österreichischen „Militaristen“ Fritz Grünbaum und Roda Roda, haben nicht enttäuscht. Der eine läßt seinen „Feldherrnhügel“-Erfolg fröhlich neu erstehen, der andere hat den feinen Sinn für Nuancen, für Lichter des Ironischen, die sanft aufleuchten, ohne zu blenden, für den unmittelbaren, unvermuteten Witz, der immer noch am besten wirkt – Fritz Grünbaum, sicher ein willkommener „Nachwüchsling“ für den Berliner Film, auch als Autor der mathematisch-sichere Pointenbringer (sobald ihm ein Regisseur die Pointen nicht verpatzt). Ihr Drehbuch bat nicht nur Milieu-Späße, Situations-Einfälle, es hat auch klare Linie und Steigerung, sie schludern nicht wahllos, weil es halt ein Operettenfilm ist, sie fügen sehr bedacht ihre Szenen – und Vorbedacht ist noch immer der beste Erfolgsgarant.
Natürlich heiratet bei dieser Erfolgs-Vorkalkulation der Kadett, der ein Mädel ist, seinen Vorgesetzten, den Oberleutnant . . . . Das Publikum ist selig.
Das (sicherlich begrenzte) Talent der Haas hat hier eine phantastische Darstellungsmöglichkeit gefunden, die sie, ihr Kameramann und ihr Regisseur, voll ausnutzen. Hier braucht sie nicht ein blasses, piepsiges Mädel zu sein, ein burschikoser Frechdachs ist dieser „Stubenkommandant“, der Stolz und Schrecken der Kadetten-Garnison.
Das verkleidete Mädel ist malerisch schön photographiert (Willy Goldberger). Ihre Augen bezaubern, ohne daß sie mit Spielnuancen zu klappern braucht, sie ist nur da, marschiert vorbei, albert und gehorcht, schabernackt und schmollt – mit erstaunlichem Instinkt spielt sie sich am Zweideutigen vorbei. Ein tänzerisch-zartes Bewegungsspiel – einmal eine Pantomime: Auf den Zehen stehend blickt sie im Arrestlokal durchs Guckloch, wer ihr die Rose zuwarf . . . . schöne, selbstverständliche Anmut. Nicht gekünstelt. Mit glatt gebürstetem Scheitel ein natürlicher Junge. (Sieg der Hosenrolle. Bitte, keine Mode kreieren!!) Es bleibt ein einmalige Triumph der Dolly Haas. (Der Triumph des Natürlichen); sie hat ohne Verwandelungsschminke, Mimik und Geste des Gustl Gstettenbauer; der kann stolz sein auf diesen Zwillingsdouble!)
– und während die großen und die kleinen, die männlichen und die weiblichen Backfische entzückt die Dolly begucken, haben die Frauen für sich ganz allein ihren Gustav Froelich. Na . . . .! Er hat viel zugelernt; dieser ideale Herzensräuber.
Bei der Heerschau der anderen Darsteller nur Erfolgs-Marschälle, von den Kadetten bis zum Erzherzog, jedem hat ja Grünbaum ein Witzchen mit auf den Weg gegeben. Anton  Pointner, Pavanelli der junge Edthofer, vor allem Tibor von Halmay, Harry Hardt, Fritz Odemar, Gerhart Ritterband (mit vielen Lachern in seinem ersten Tonfilm), Paul Morgan, Leopold von Ledebur, Frtz Greiner, Ernst Pröckl. Man müßte noch viele nennen, Mary Losseff singt wirkungsvoll und Yvette Rodin befriedigt in ihrer kleinen Rolle.
Somit wäre der riesige Erfolg schon begründet.

– aber es ist ja ein Haimann-Film, ein Super-Film und da spielt die Musik eine überlegene Rolle. Es gibt kaum eine deutsche Produktion bei der der Musikanteil so abgewogen und bewußt in die Produktion einbezogen wird. Robert Stolz hat auch diesmal größten Wirkungsanteil.
Nicht nur, daß er vier sehr schöne Piecen schrieb, unter denen der Walzer „Ich möcht’ einmal wieder verliebt sein“ und der Fox „Eine kleine Freundschaft mit dir“ die große Weltreise antreten werden (ausgezeichnete Texte von Robert Gilbert und A. Robison) – – Haimann und Stolz beherrschen auch das „Wie“ der Musikverwendung.
Wenn Marcel Wittrisch (in selten schöner Ton-Aufnahme) singt, geht ein Beifallssturm durch das Haus. Dies wiederholt sich bei fast jedem Musikanlaß.
Auch die Inszenierung von Bolvary beweist wieder dessen sichere Hand. Alle Technik ist Super-Klasse.
Bauten: Andrejew und Dietrich. Ton: Fritz Seeger (hervorragend).
Ein Spitzenfilm seines Genres. Sicher einer der großen Kassenerfolge dieser Saison, weil er dem so vernachlässigten Frauenpublikum der Kinos zart entgegenkommt. (Zart-erotisch, lustig, beschwingt.)
Mit lang anhaltendem Beifall aus der Taufe gehoben.

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