Manoeuver Time Is Fine

Originaltitel: Schön ist die Manöverzeit. (Kartoffelsupp, Kartoffelsupp.) Militärposse 1931; 85 min.; Regie: Erich Schönfelder; Darsteller: Paul Heidemann, Max Schipper, Ida Wüst, Gretl Theimer, Albert Paulig, Lilian Ellis, Margot Landa, Eugen Neufeld, Carl Walther Meyer, Vicky Werckmeister, Oscar Sabo; Ben Fett-Tobis-Klangfilm.

Preußen, Vorkriegszeit. Eine Telegraphenkompagnie wirb auf einem Gutshof einquartiert, dessen Herrin den Major angelt, während die Elevinnen sich mit Leutnants und Freiwilligen finden. Das chargenlose Unikum des Bataillons nimmt sich das Stubenmädchen und der Feldwebel ergreift vor seiner Verflossenen die Flucht.

Zusammenfassung
Lola, Fritzi, Else und Vera lernen auf Gut Gollwitz bei Frau Baronin von Wittenau den Gutshaushalt führen. Und dazu gehört so mancherlei: melken und einmachen, kochen, Schweine füttern und buttern. Da sind sie bei Frau Baronin an der richtigen Adresse, denn unter der strengen Aufsicht dieser Gutsherrin klappt der gewiß nicht leicht zu führende Wirtschaftsbetrieb vorzüglich. Ja, Frau Baronin kann sehr wohl ihren Mann stehen. Aber es muß doch auch ein bißchen fürs Herz gesorgt werden. Darum muß es anders werden. „Ein Mann muß ins Haus”, das empfindet die unter ihrer strengen Maske doch sehr charmante Frau Baronin selbst am meisten.
Und es soll wirklich so manches anders werden auf Gut Gollwitz; und nicht nur ein Mann kommt dort ins Haus, sondern gleich ein ganzes Regiment mitsamt seiner Funkerabteilung. Dies Regiment nämlich hat hier während eines Manövers Quartier bezogen und bringt – wie man leicht verstehen kann, wenn man bedenkt, wie Öde und langweilig es sonst in diesem Provinznest ist – erhebliche Aufregung unter den Bewohnern des Gutes mit sich. Vor allem ihr die vier lebenslustigen, jungen Elevinnen bedeutet die Einquartierung ein Ereignis. Das ist doch wenigstens mal etwas anderes als die ewigen langweiligen, steifen Feste, die es sonst gelegentlich hier gibt und über die sich die jungen Mädchen doch nur mockieren.
Dabei handelt es sich bei dem einquartierten Regiment noch um ein ganz besonders nettes. Da ist vor allem Klapper, das Unikum des Bataillons. Immer gerät er in die schwierigsten Situationen, versteht es aber stets, mit Humor und Geschick sich aus der Affäre zu ziehen. Ist etwas angerichtet worden, dann ist es sicher auf das Konto Klappers zu setzen. Aber man kann ihm nicht gram sein, denn er ist treuherzig und ehrlich. Sein „spezieller Freund” ist der Feldwebel Schröder, der es darauf abgesehen zu haben scheint, den armen Klapper zu schikanieren. Dafür versteht er sich aber um so besser mit dem Einjährigen Fredy, der ihm oftmals, wenn Klappers Geld alle geworden ist, aus der Patsche helfen muß.
In puncto Liebe scheint Klapper aber mehr Glück zu haben als Feldwebel Schröder. Denn während Klapper sich glücklich in das hübsche Stubenmädchen der Frau Baronin, Anna, verliebt, versucht Schröder ohne Erfolg, sich das Herz Annas zu erobern. Ja, im Gegenteil, und um das Unglück voll zu machen, findet der Feldwebel ausgerechnet hier auf Gut Gollwitz seine frühere sitzengelassene Braut, die Köchin Marie, wieder. Scheinbar hat Marie alles ihr Angetane vergessen, denn sie überschüttet ihren Feldwebel, als sie ihn wiedererkannt hat, zu seinem Entsetzen mit Liebe und – was von ihm freudiger entgegengenommen wird – mit Leckerbissen.
Auch Fredy hat auf Gut Gollwitz sein Herz verloren, und zwar an Lola, die lustigste der vier jungen Mädels. Und auch Herr Major von Bieberstein, der alte, eingefleischte Junggeselle, hat Feuer gefangen bei Frau Baronin von Wittenau.
Inzwischen nimmt, da man ja schließlich nicht nur der Liebe wegen einquartiert worden ist, das Manöver seinen Fortgang. Bei dieser Gelegenheit macht Herr Major von Bieberstein die Erfahrung, daß auf die technischen Hilfsmittel der Neuzeit kein Verlaß ist. Denn was nutzen einer noch so modern ausgerüsteten Funkerabteilung die besten Telephone, wenn man beispielsweise eine Kleinigkeit zu beachten vergißt, und den Kontakt nicht richtig herstellt. Daher greift der Herr Major wieder auf die primitiven Methoden zurück und vereinbart mit seinen Leuten, daß das Drehen der Flügel einer alten, längst nicht mehr benutzten Windmühle das Zeichen des feindlichen Angriffs bedeutet.
Aber die Mühle ist doch nicht so unbenutzt, wie der Herr Major glaubt. Ihre entlegene Einsamkeit benutzen vielmehr Klapper und Anna zu einem gemütlichen Stelldichein. Unglücklicherweise haben sich aber auch Marie und Feldwebel Schröder dort verabredet, der letztere allerdings in der Absicht, Marie zu versetzen und in der Zeit Anna, die mit Marie ein gemeinsames Zimmer bewohnt und die er allein glaubt, einen Besuch abzustatten.
Doch der Mersch denkt, Gott lenkt. Als Klapper, selig, mit Anna im Arm, in der Dunkelheit die Treppe zur Windmühle hinaufkommt, glaubt Marie ihren Feldwebel wieder einmal bei einer Untreue ertappt zu haben und langt dem armen, unschuldigen Klapper eine kräftige Schelle. Der fliegt gegen das Windmühlenrad, klammert sich daran und bringt es so in Bewegung.
Die Beobachtungsposten des Herrn Major von Bieberstein sind aufmerksame Soldaten. Ihnen entgeht das Drehen des Rades nicht, und es ist verständlich, daß sie es für das vereinbarte Zeichen halten. Also rückt der Herr Major mit seinem Regiment in großer Erwartung dem Feinde entgegen, der gar nicht da ist. Und es ist wirklich mehr dem Zufall als der militärischen Diplomatenkunst des Führers zu verdanken, daß der schließliche Sieg der Biebersteinschen Partei in den Schoß fällt. Doch der Herr Major fügt sich sicher und schnell in die Rolle des Siegers, als ob sie ihm ganz selbstverständlich zukommt. – Feldwebel Schröder, der Bösewicht, hat inzwischen ebenfalls seine wohlverdiente Strafe erhalten. An Stelle von Anna findet er, nachdem er mühselig durchs Fenster zu ihr gestiegen ist, einen großen, gefährlich aussehenden Hund in ihrem Bett, der ihm recht zusetzt. Und nach qualvollen Stunden erlöst ihn wiederum nur – Marie, die glaubt, daß er heimlich zu ihr gekommen ist.
Am Abend des Sieges gestaltet sich das Fest, das Frau Baronin arrangiert hat, zu einem wahren Siegesfeste. Denn es gibt Grund genug, sich zu freuen. Und als Resultat des Manövers ergibt sich folgendes: die Verlobung des Herrn Major von Bieberstein mit Frau Baronin von Wittenau, des Herrn Einjährigen Fredy mit Lola und – last not least – die Beförderung Klappers wegen hervorragender militärischer Leistungen zum Unteroffizier.

Kritik (-e-, Film Kurier #258, 11/03/1931):
Ein Militär-Film folgt dem anderen, das Kasernenhof-Milieu ist heißer Favorit. Die erfreulichen Kassenergebnisse der bisher erschienenen Soldaten-Lustspiele rechtfertigen die Vorliebe der Produzenten für den bunten Rock. Der vorliegende Film will seine Wirkung mit draufgängerischer Derbheit erzielen, zugunsten der einzelnen Situationen ist der Zusammenhang des Ganzen vernachlässigt worden.
Der Vorwurf zu diesem Film stammt von Richard Royce. Dr. Johannes Brandt und Dr. Josef Than haben das Manuskript geschrieben. Die Idee ist, daß ein Truppenteil in einem Gutshaus einquartiert wird und mit der dort vorhandenen Weiblichkeit innigsten Kontakt findet. Innerhalb weniger Stunden ist ein halbes Dutzend mehr oder weniger fester Verbindungen getroffen. Liebelei ist Trumpf und nahezu ausschließliche Beschäftigung für Personal und Militär.
Unter der passiven Regie von Erich Schönfelder reihen sich die grotesken Szenen ziemlich willkürlich aneinander. Mit der Logik nimmt man es nicht so genau, um so mehr Wert hat man auf das Knallige gelegt.
Hauptclou ist, daß jemand unreife Aepfel ißt, einen Akt lang sich den Leib hält und verschwinden muß und von einem Telephon-Notizblock sinnige Zettel abreißt.
Gespielt wird, wenn man sich über die Derbheiten hinwegsetzt, recht anständig. Oskar Sabo nimmt es im Schnauzen mit jedem Film-Feldwebel auf. Paul Heidemann Ist das Ideal eines gerissenen Rekruten, Max Schipper als Einjähriger tut es ihm gleich. Die charmante Ida Wüst kapert sich mit Geschick ihren Major, den auch diesmal wirklich netten Albert Paulig.
Margot Walter gehört als zuckersüßes Kammerkätzchen zwar auf keinen Gutshof, sieht aber dennoch reizend aus, der Köchin Vicky Werkmeisters Liebeskummer wirkte programmgemäß erheiternd. Die blonde Anmut von Gretl Theimer und Lilian Ellis setzt sich durch, die Novizen Susi Ralph und Olga von Bassoff deklamieren statt zu spielen.
Heinrich Richter baute mit Geschick, die Photographie von Willy Winterstein ist guter Durchschnitt, der Ton von Emil Specht kommt gut heraus.
Für die musikalische Leitung und Komposition zeichnet Marc Roland. Man sollte den Refrain des Hauptschlagers etwas weniger forcieren.
In der 7-Uhr-Vorstellung gab es Beifall für die anwesenden Darstellerinnen.

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