Miss Springtime

Originaltitel: Die Faschingsfee. Operette 1931; 88 min.; Regie: Hans Steinhoff; Darsteller: Anny Ahlers, Walter Janssen, Ernő Verebes, Camilla Spira, Viktor de Kowa, S. Z. Sakall, Harry Halm, Julius Falkenstein, Anna Müller-Lincke; Hisa-Tobis-Klangfilm.

Ein Maler schützt eine Dame vor einem Zudringlichen, bringt sich dadurch um den Preis in einem Kunstwettbewerb, den sie ihm dann unter dem Namen des ersteren zuschickt. Daraus entstehen Verwirrungen, bis die Schöne ihre Verlobung löst und den Maler heiratet.

Zusammenfassung
Im „Goldenen Kakadu“ herrscht Faschingstrubel. Baron Fredy hat alle seine Freunde eingeladen und seine Freundin Lori macht die Honeurs. Er selbst kann nicht kommen, denn er muß seine Kusine, die Gräfin Aledandra, zu ihrem zukünftigen Gatten einem Attaché, begleiten. Als Lori ihm telephonisch mitteilt, daß er kommen müsse, widrigenfalls die Beziehungen zwischen ihr und ihm gelöst seien, bittet er Alexandra auf der Fahrt zu ihrem Verlobten einen kurzen Abstecher in den „Goldenen Kakadu“ machen zu dürfen.
Als Fredy im „Kakadu“ zu lange verweilt, begibt sich Alexandra selbst in das Lokal. Sie wird von einem älteren Herrn belästigt, bis ein junger Maler, Victor Ronai, sich ihrer annimmt. Victor hat soeben die Mitteilung erhalten, daß eines seiner Gemälde mit einem Preis von 10.000 Mark ausgezeichnet wurde, und dieses Ereignis will er nun feiern. Die Bekanntschaft mit Alexandra wird am nächsten Tage fortgesetzt, ohne daß Victor weiß, wer die Schöne aus dem Nachtlokal ist. Er hält sie für ein Malermodell, verschiedene Mißverständnisse und Verwicklungen bringen die so junge Freundschaft der beiden fast in die Brüche, bis sich schließlich Fredy seines Freundes Victor annimmt und die jungen Leute wieder zusammenführt. Auch der Attaché erkennt, daß Liebe über Gegensätze hinweg verbindet, und gibt Alexandra frei.

Kritik (-g., Film Kurier #042, 02/19/1931):
Auf der Jagd nach Tonfilmstoffen ist Kalmans „Faschingsfee“ auf der Strecke geblieben. Rudolf Oesterreicher hat den Stoff filmisch bearbeitet. Die Höhepunkte der an Verwicklungen, Mißverständnissen und Entwirrungen reichen Handlung sind gut herausgearbeitet, wenn auch die menschliche Motivierung mancher Ereignisse unterbleibt. Der Humor des Films wird geschöpft aus dem übermütigen Treiben eines munteren Künstlervölkchens und aus dem bravourösen Spiel der verpflichteten Komiker. Die Schwäche des Films sind seine wenigen ernsten Stellen. Die Dialoge sind hier allzu primitiv; für das Einsetzen sentimentaler Lieder hatte man nicht immer das richtige Gefühl.
Der Regisseur Hans Steinhoff entscheidet die Aufnahme des Films beim Publikum durch die ausgiebig vorhandenen Gelegenheiten zum Lachen. Der teilweise recht derbe und handgreifliche Humor ist immer dann zur Stelle, wenn nichtüberzeugende Sentimentalität sich allzu breit zu machen droht.
Der Film gehört zu den zahlreichen deutschen Lustspielen, die ihren Erfolg aus der Darstellung der komischen Rollen schöpfen. Wann wird man der Handlung und der Stoffausarbeitung die gleiche Sorgfalt wie der Besetzung zuwenden?
Der Held des Abends ist Ernst Verebes. Von unbändigem Temperament und unermüdlicher Zunge. Er hat als deus ex machina ein dutzendmal die Szene zu klären; das Parkett schmunzelt über ihn, wenn er nur in die Dekoration gefegt kommt und kann sich nicht sattsehen und satthören an seinen Kapriolen.
Harry Halm nimmt es in ein paar netten Szenen mit ihm auf Szoeke Szakall sprudelt gutgelaunt seinen Wortsalat; Julius Falkenstein, der Meistbeschäftigte unserer Filmdarsteller, steuert auch diesmal durch seinen trockenen Humor ein paar nette Momente bei. Die charmante Camilla Spira bringt ihr resolutes Mundwerk effektvoll zur Geltung.
Viktor de Kowa, in seiner ersten größeren Rolle, erweist sich als sympathischer Liebhaber, frei von störender Süßlichkeit.
Ein Versager ist leider Anny Ahlers, deren darstellerische Unzulänglichkeit von der Regie nicht gemildert wurde. Es wäre gut, wenn man nachträglich einige gefährliche Szenen von ihr herausnähme.
Walter Janssen hat in einer inhaltslosen Rolle nicht mehr zu tun, als gut auszusehen.
In den Nebenrollen gibt es, von Anna-Müller-Lincke bis Wilhelm Diegelmann, manche ansprechende Leistung.
Das Technische des Films, der unter der Produktionsleitung von Ilia Salkind entstand, befriedigt vollkommen. Der fleißige Friedl Behn-Grund lieferte klare Bilder; Jack Rotmil und Heinz Fenchel bauten mit vielen netten Einfällen, besonders in den Atelier-Szenen, und Hans Grimm bediente das nieversagende Mikrophon.
Es gab zum Schluß herzlichen Beifall für die Darsteller.

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