No More Love

Originaltitel: Nie wieder Liebe. Komödie 1931; 80 min.; Regie: Anatole Litvak; Darsteller: Lilian Harvey, Harry Liedtke, Felix Bressart, Margo Lion, Oskar Marion, Julius Falkenstein, Hermann Speelmans, Theo Lingen, Rina Marsa; Ufa-Klangfilm.

Ein Amerikaner, durch Liebschaften nahezu bankrott, wettet, fünf Jahre keine Frau anzusehen, läßt während einer Seereise es die Mannschaft ebenso halten. Im fünften Jahr läuft ihm ein Mädel in den Weg, das vom Partner der Wette engagiert ist, ihn diese aber schließlich doch gewinnen läßt.

Zusammenfassung
Nie wieder Liebe! Krieg den Frauen,
Ihnen ist allen nicht zu trauen!
Zu dieser Weltanschauung hat Sandercroft sich endlich durchgerungen, nachdem er wieder einmal – wie so oft schon – den Wermutstropfen im Becher der Liebe in Gestalt einer netten kleinen Erpressung gekostet hat. Diesmal soll es aber Ernst werden mit dem neuen Lebenswandel. . . .
Nie wieder Liebe, denn es muß sein.
Auch mit der Liebe muß mal Schluß sein!
Um sich gegen jeden Rückfall zu sichern, wettet Sandercroft mit seinem Freunde Jack um 500 000 Dollar, daß er ab 22. März 1926, 5.30 nachmittags 5 Jahre lang keine Frau anrühren wird. Der Diener Jean ist Zeuge, und ihm ist es Ehrensache, daß Sandercroft die Wette gewinnt.
Aber fünf Jahre ist eine lange Zeit, und Jean kennt das Leben – und seinen Herrn.
Leben ohne Liebe kannst Du nicht,
Wenn man auch den Himmel Dir verspricht –
Alles kannst Du haben und hast doch keine Ruh,
Denn das bißchen Liebe gehört nun mal dazu!
Zehnmal eher kannst Du entbehren
Luft und Licht –
Aber leben ohne Liebe
Nicht!
Also Flucht vor den Frauen! Wohin? Auf die See, auf Sandercrofts Luxusjacht „Odysseus“ – der ja auch den Sirenen widerstand –  mit einer ausgekochten Mannschaft von Weiberfeinden, die von sich singen und sagen:
Uns kann garnichts mehr passieren
Uns kann keine mehr verführen! denn
Wer hat uns immer belogen?
Nur die Frauen, nur die Frauen, nur die Frauen!
Wer hat uns immer betrogen?
Nur die Frauen, nur die Frauen, nur die Frauen!
Drum schwören wir ewige Feindschaft
Den Frauen, den Frauen, den Frauen!
Und schwören bei unserer Freundschaft,
kein Weib mehr anzuschauen!
Der Schwur war der Mannschaft anfangs leicht geworden, denn sie hatten alle Grund, die kühle See mit dem etwas zu heiß gewordenen Boden der Heimat zu vertauschen, und so kreuzte das Männerschiff vier Jahre lang auf allen Ozeanen herum, ohne Je eine Hafenkneipe und – ein Weib zu sehen, geschweige denn zu berühren.
Doch ganz ohne Liebe geht es nie!
Allmählich werden die Weiberverächter unruhig, das Stimmungsthermometer steigt, die Gedanken der Seeleute ranken sich um hübsche, dralle, blonde, braune und auch schwarze Frauen, Locken wehen im Winde, weiße Arme winken zärtlich: „Verdammter Blödsinn, diese Enthaltsamkeit!“ grollen die Seebären, soll doch Herr Sandercroft allein die Frauen meiden, sie wollen an Land, zu ihren Mädels.
Aber Sandercroft, von dem wachsamen Jean bestärkt, ist unerbittlich, denn die fünf Jahre sind Ja bald um, und Jack muß seine Wette verlieren!
Vor Dover kommt es fast zu einer Meuterei! Das Thermometer ist noch mehr gestiegen, es ist kaum noch auszuhalten – – Da! Ein Schrei! Mann über Bord! Man sieht einen Menschen mit den Wellen ringen! Ist es einer vom Schiff? – Schnell ist ein Boot im Wasser, Kräftige Arme packen zu, holen den Körper ins Boot, legen ihn aufs Deck und – sehen, was sie seit mehr als 43/4 Jahren nicht sahen: eine reizende blonde Frau im Badeanzug!
Nun wird’s Ernst! Das dreimal verfluchte gefährliche Geschlecht ist in greifbarer Nähe – im Badeanzug!
Sandercroft, von Jean bestärkt, bleibt mit eiserner Energie unerbittlich, der seltsame Fisch soll gleich wieder von Bord, – aber da streiken die Matrosen. Auf einmal hüpft die verdächtige Nixe über die Reling ins Wasser, höhnt und droht, Herrn Sandercroft vor der ganzen Welt unsterblich lächerlich zu machen seiner Weiberangst wegen, Das geht nicht – man fängt sie wieder ein; sie wird eingesperrt, bricht aus, stellt das ganze Schiff auf den Kopf. Sandercrofts Tatkraft beginnt bedenklich nachzulassen, die blonde Gladys ist auch zu reizend. Wer ist sie? Eine Hochstaplerin, die von der das Schiff revidierenden Polizei gesucht wird! Gladys sagt nicht nein. Sandercroft will sie der Behörde übergeben; nur fort mit der blonden Bestie! Auf einmal ist sie verschwunden und mit ihr Sandercrofts Geld . . .
Auf den Straßen von Nizza jubelt und lärmt der Karneval. Im Hotel „Negresco“ ist ein reizender neuer Gast mit auffallend blondem Haar. Sandercroft erkennt den von ihm so sehr gesuchten kleinen Satan. Der Diebstahl auf der Jacht klärt sich auf; Jean der das Temperament seines Herrn kennt, hat Vorsehung gespielt, Gladys heimlich fortgebracht und selbst zum Schein gestohlen, um sie unmöglich zu machen. Weit öffnet Sandercroft die Arme, um die doppelt Schaumgeborene an sein beinah fünf Jahre trocken gelegtes Herz zu ziehen und – faßt ins Leere. Sie ist ihm entwischt mit 120 PS. Er mit 130 hinterher! Der Strand von Nizza fliegt vorüber. Endlich hat er Gladys eingeholt. Vier Beine bezeugen, daß die entscheidende Aussprache unter Gladys Auto stattfindet. Welch reizende Panne! Jack kommt angebraust, will seine 500000 Dollar haben, denn die beredte Sprache der vier Beine lehrt, daß Jack die Wette gewonnen hat, aber Gladys muß den Mann, der sie engagiert hat, um Sandercroft vom Pfade der Enthaltsamkeit abzulenken, leider enttäuschen, denn es war später als 5.30 Uhr! Sandercroft hat eine Wette, eine entzückende blonde Nixe und seine Freiheit zurückgewonnen. „Nie wieder Liebe“ ist zu Ende!

Kritik (-g., Film Kurier #174, 07/28/1931):
Am Abend eines glutheißen Juli-Tages ist man auf leichte Kost eingestellt, wenn man ins Kino geht. Die Ufa-Theaterverwaltung ist dem Bedürfnis des Kinobesuchers, der sich ohne Stürzen in geistige Unkosten gut amüsieren will, entgegengekommen. Der Film „Nie wieder Liebe“ erscheint prädestiniert für das heutige Repertoire.
Der Zuschauer schaukelt mit der schmucken Yacht Odysseus über die Ozeane, die Wellen plätschern kühlend über die Leinwand, schwimmenden Matrosen spritzt das Wasser über den Kopf zusammen. Es ist Licht, Luft und Sonne in diesem Film. Das Mikrophon fesselt die Bildkamera nicht mehr, es ist kein Selbstzweck mehr, niemand kann sich mehr mit Ton-Schwierigkeiten herausreden, es gibt keine Entschuldigungen mehr für Festkleben in seinen vier Atelier-Wänden.
Es ist ein hohes Verdienst der emsigen technischen Kleinarbeit in den Ufa-Betrieben, daß dem Mikrophon in knapp zwei Jahren die „Mucken“ ausgetrieben wurden. Die Ufa hat sichtbare Pionierarbeit geleistet.
Karneval und Blumenkorso in Nizza, Autorennen über gefährlich gewundene Bergstraßen, viel belachtes happy ending, sommerliches Zuschauer-Herz, was willst du noch mehr! Drei Starnamen stehen auf der Abend-Speisekarte: Lilian Harvey, Harry Liedtke, Felix Bressart. Viele populäre Namen daneben.
Die Augen aller Beteiligten waren auf die Stars und Yacht, auf den Ozean und den Karneval gerichtet, und so konnte Frau von Cube ein Manuskript einschmuggeln, das nicht ganz in die illustre Umgebung gehört. Nach der Vertiefung des Technischen, nach der wiedergefundenen Bild-Schönheit ist dringendstes Gebot: Sorge für das Geistige.
Dabei wäre diese Geschichte von der Wette zweier Millionäre, die den einen zwingt, fünf Jahre keine Frau anzusehen, mit ein paar kleinen Kniffen noch ganz anders auf Touren zu bringen gewesen; nur das Allzu-Unwahrscheinliche wahrscheinlicher machen, und dem Publikum jede Möglichkeit zum Mitgehen bieten, und schon wäre aus einer harmlos-netten Dutzendhandlung eine prickelnd-aufregende Geschichte geworden.
Warum beispielsweise fünf Jahre, wenn ein Jahr plausibler ist? Warum um 500 000 Dollar wetten, wenn der zehnte Teil mehr ist? Und warum erfährt der Zuschauer erst hundert Meter vor Toresschluß, daß das entzückende Lilian-Mädel, das da eines Tages aus den Wellen des Kanals auftauchte, eine gedungene Herzensbrecherin ist? Warum sie nicht sichtbar den Zwiespalt spielen lassen zwischen dem reizvollen Auftrag und aufkeimender echter Zuneigung zu dem Opfer?
Anatol Litwak gelingt die Darstellung der Schiffsatmosphäre gut. Zusammen mit der Musik von Mischa Spoliansky und den frischen Texten von Robert Gilbert wird zur Freude der anwesenden weiblichen Kinobesucher dargelegt, wie leicht sich die Männer das Leben ohne Frauen denken und wie jämmerlich sie sich fühlen, wenn das fünfte Jahr des so leicht gedachten Zölibats heraufdämmert. Reizend ein paar Einfälle, wie die Zerstörung der im Wasser aufgetauchten Frauen-Fata-Morgana durch ausgegossenes Spülwasser, wie die Herrichtung einer Damenrobe aus Vorhängen, Lampenschirmen und Tischdecken. Sehr schmissig die Eingangsszenen mit der Vorführung amerikanischer Erpresser-Methoden. Nizza ist auch bei Litwak brauchbares Filmobjekt.
Lilian Harvey ist spitzbübisch und munter wie seit langem nicht. Sie hat da ein paar Matrosen-Kostüme an, die können die Strandmoden revolutionieren. Und ihr Lockenkopf wird ungezählte Backfische zwischen 14 und 40 bewegen, weiterhin „halblang“ zu tragen.
Harry Liedtkes Unwiderstehlichkeit ist hier mehr aufs Passive gerichtet: Er wird bei jedem Frauenlächeln schwach. Er macht das mit reizender Schicksalsergebenheit.
Felix Bressart, Publikumssieger von 1930/31, entlockt einer Dienerrolle viele lustige Momente.
Margo Lion holt sich Sonderapplaus als herrlich gröhlende Stimmungssängerin. Herrmann Speelmans, Julius Falkenstein und Theo Lingen haben ihre Lacher. Und Oskar Marion ist der Mann, der die Wette und Lilian verlor.
Franz Planer und Robert Baberske gewannen den Schauspieler-Gesichtern und der Landschaft die „besten Seiten“ ab. Robert Herlth, Walter Rührig und Werner Schlichting schufen täuschend-echte Schiffsbauten. Dr. Erich Leistner bemüht sich um den gerühmten Ton. H. O. Bergmann besorgte das Musikalische.
Es gab starken Applaus für die oft gerufenen Schauspieler.

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