
Originaltitel: In Wien hab’ ich einmal ein Mädel geliebt. (Liebesmanöver.) Volksstück 1931; 88 min.; Regie: Erich Schönfelder; Darsteller: Werner Fuetterer, Gretl Theimer, Ernő Verebes, Trude Hesterberg, Hans Junkermann, Ludwig Stössel, Hermann Blaß, Eugen Rex, Max Ehrlich; Hegewald-Tobis-Klangfilm.
Ein adeliger Oberleutnant verliebt sich in die Tochter eines Schmierensouffleurs. Sein Vater bringt sie glücklich auseinander. Nach dem Kreige ist sie Filmdiva geworden, er Eintänzer und ähnliches. Im Atelier finden sie sich wieder.
Zusammenfassung
Oberleutnant Franz von Wergenthin hat das Offiziersleben eines Tages satt. Er will frei sein, Reisen machen, sich mal auf andere Art durchs Leben schlaffen. Selbst die Drohung seines Vaters, des K. u. K. Oberhofkämmerers, ihm jede Unterstützung zu entziehen, kann Franz nicht schrecken. Er nimmt Abschied von den diversen Geliebten. Nur den Abschied von der Marchesa Savigliani, einer mehr als „temperamentvollen“ Dame, überläßt er seinem Freund, dem Oberleutnant Imre von Köveshaza . . . Mit ein paar Pflastern im Gesicht meldet Imre am Abend: „Befehl ausgeführt!“
Eigentlich wollte Franz am gleichen Abend gar nicht mehr ausgehen. Aber da kommen ein paar Kameraden … ein Fiaker wartet vor der Tür . . . da fährt er denn mit in den Prater . . .
Nach einem ausgiebigen Heurigentrunk landet die fidele Schar in einem echten Vorstadttheater. . . mitten im Prater. Annerl Rainer, ein blondes Wiener Mädel, Tochter eines alten Schmierenkomödianten, soll heute das erste Mal auftreten.
Aber es wird ein schmählicher Durchfall. Auf einmal weiß das arme Annerl seine Rolle nicht mehr . . . die Zwischenrufe aus der Offiziersloge bringen es völlig aus dem Konzept . . . weinend läuft es hinaus . . . der Traum einer glanzvollen Karriere ist verflogen.
Und als ihr alter Verehrer, der zwar nicht mehr schöne und nicht mehr junge, dafür aber wohlsituierte Juwelier Brandstetter, ihr an diesem Abend Herz und Hand bietet, sagt sie resigniert zu . . .
Franz tut das arme Mädel leid. Er sucht sie in der Garderobe auf. Sie möchte ihm und den Kameraden doch nicht bös sein . . . nix als Übermut sei’s gewesen . . . man habe eben ein bisserl zu lang beim Wein gesessen.
Nein, sie sei gar nicht mehr bös . . . meint Annerl und schaut so lieb, daß Franz sich richtig vergafft.
Kein Wunder, daß er nach Schluß der Vorstellung an der Bühnentür steht und Annerl beim Hinauskommen abfängt. Ob er sie begleiten dürft? O ja, das dürfe er . . .
Reisepläne . . . Abschied von Wien . . . vom Offiziersleben sind vergessen . . . Am nächsten Tage sind, beide wieder in Grinzing.
Die Marchesa Savigliani, die nicht locker läßt und sich für heut bei Franz angemeldet hat, eben der arme Imre wieder empfangen. Diesmal treibt sie es aber so arg, daß er schleunigst das Schlachtfeld räumt, um sich im Kaffeehaus von den Strapazen zu erholen. Hier trifft er Franz von Wergenthins Vater. Der möchte gern von ihm wissen, ob sein Sohn noch immer beabsichtigt, den Dienst zu quittieren. Imre kann ihn beruhigen. Vorläufig hält ja Franz eine neue Liebschaft in Wien fest . . .
Nun, der Oberhofkämmerer wird dafür sorgen, daß die Liebschaft diesmal recht lange dauert . . .
Der alte Rainer ist sehr erstaunt, plötzlich so vornehmen Besuch wie den Oberhofkämmerer des Kaisers bei sich zu sehen. Ganz groß aber werden seine Augen, als der alte Wergenthin sich erbietet, Annerls Ausbildung im staatlichen Konservatorium zu übernehmen. Nur eine Bedingung stellt er. Nie darf das Mädel Geschenke von Franz annehmen. Stets soll er glauben, diesmal um seiner selbst willen geliebt zu werden . . .
Rainers letzte Bedenken werden durch einen großzügigen Vorschuß von zehntausend Kronen hinweggefegt . . . Schweigen . . . das kann er schon . . .
Seit diesem Tage sind Annerl und Franz jeden Tag beieinander.
Die Verlobung mit Brandstetter ist bereits längst gelöst.
Allmählich aber wird aus der kleinen Liebschaft eine ganz große Liebe. Und eines schönen Morgens erklärt Franz dem Vater, daß er das Annerl heiraten wolle.
„Die Tochter eines Vorstadtkomödianten? Bist du wahnsinnig geworden?“ poltert der alte Wergenthin los.
„Sie ist das einzige selbstlose Mädel, das ich kennengelernt hab’!“ beteuert Franz.
Da eröffnet ihm der Vater, daß alles ein abgekartetes Spiel gewesen sei und zeigt dem entsetzten Sohn die Quittung Rainers . . .
Wie von Sinnen stürzt Franz davon. Schleudert der ahnungslosen Geliebten, die von den Machenschaften des Vaters mit dem Oberhofkämmerer nichts weiß, die ärgsten Beschimpfungen ins Gesicht. Und geht . . .
Dann kommt der Krieg, der Umsturz. Mit dem bunten Rock hat es jetzt wirklich ein Ende. Das Geld der Wergenthins ist zerronnen. Arm und abgerissen läuft sich Franz die Hacken ab nach einem bescheidenen Verdienst.
Als Statist eines Revuetheaters wird er schließlich eingestellt. Soll während der Probe mit der Hauptdarstellerin als K. u. K. Hauptmann in Vertretung ihres Partners eine Szene spielen.
Langsam geht er auf die strahlende, blonde Frau zu, die eben aus der Kulisse schreitet. Nun schaut er ihr ins Gesicht. Es ist sein Annerl.
Ein Schrei, sie liegt in seinen Armen. Nie wurde eine Szene so echt, gespielt.
Nun wollen sie für immer zusammen bleiben, sagt Annerl. Er wehrt traurig ab. Sie, der große, gefeierte Star, er, der arme Statist?
„Das waren Sie einmal!“ hört er da hinter sich die Stimme des Regisseurs. „Kommen Sic zur Direktion. Künftig werden Sie für Annerl Rainer ein ebenbürtiger Partner sein!“
Da fliegt ihm die Liebste jubelnd in die Arme.
Kritik (-e-, Film Kurier #083, 04/10/1931):
Dieser Ernst Neubach ist um Einfälle nicht verlegen, man notiert es schon wieder einmal, Volksstück-Autoren gibt es ja wenige, und wenn er auch, mit Richard Rillo (nach einer Idee von Hanz Pflanzer) tief, tief in die Wiener Gemütskiste mit den Grinzing-Mädels und dem adligen Leutnant (Franz von Wergenthin heißt die Kanallje) hineingreift, so vergißt er die dankbaren Situationen, die Scherzaufwendungen für die Schauspieler nicht, bereitet einen breiten, fülligen Wiener Filmstrudel, bei dem nichts gespart wird, nicht geknausert; die Wiener Leutnantsliebe wird auch nicht zu tragisch genommen. Da kann sich der Schauspieler-Humor entfalten und holt sich viele Lacher.
Ernst Verebes und Trude Hesterberg schießen den Vogel ab. Mit ihnen bringt Erich Schönfelders gewandte Possenregie die turbulantesten Szenen zusammen. Immer wieder einschlagende Filmspäße – – sie italienert gemeingefährlich lustig, er ist so ein losgelassener Ungarnjunge wie selten. Auch wird ihre Belustigungsakrobatik nicht etwa dünn und spärlich serviert Nein, die unbedenkliche Vergnügungslust kommt aus dem Vollen.
Man wird nach der untragischen Leutnantsliebelei des Fränzchen mit der Annerl an den Weltkrieg erinnert und die Erfindung des Tonfilms. Max Ehrlich lebt da nämlich plötzlich als Kleinfilmregisseur auf der Leinwand, eine Persiflage auf den Filmbetrieb wird angedeutet – – für das gläubige Wien-Wien-nur-du-allein-Publikum allerdings eine nicht ganz verständliche Welt. Der Anspruchsvollere wird aber gerade diese Flucht des Films vor seinem eigenen Film-Stoff mit freundlichem Lächeln quittieren. Man kalauert ein bißchen gegen die Tonfilme . . . (und hat’s nötig.)
Schließlich findet Werner Fuetterer, der gut ausschaut, sein Gretl Theimer; sie erzwingt wieder mit ihrer Herzigkeit Sympathie. Ein paar ältere Herren stellen das gut bürgerliche Vorkriegswien her. Stössel, Blaß, Spira, Lettinger, Geppert. Es wimmelt von guten Typen. Ton, Musik, Bauten, Kameraarbeit: Sie befriedigen durchaus. Die Lewis Ruth Band (unter Hansheinrich Dransmann) spielt, da wundert man sich nicht, daß auch eine alltägliche Weise gut klingt.
Berechtigter freundlicher Beifall.