One Hour of Happiness

Originaltitel: Eine Stunde Glück. Dramatisches Singspiel 1931; 84 min.; Regie: William Dieterle; Darsteller: Evelyn Holt, William Dieterle, Harald Paulsen, Hans Reimann; Cicero-Tobis.

Eine Stunde Glück, eigentlich eine solche der Furcht vor dem Entdecktwerden bereiten zwei Arbeiter – sie richten des Nachts in einem Warenhause eine Ausstellung ein – einer kleinen Zeitungsverkäuferin: beschenken sie aus Übermut mit Kleidern, die nicht ihnen gehören, die sie nicht behalten darf, ständig auf der Flucht vor dem Nachtwächter. Als dieser endlich Alarm schlägt, stürzt das Mädel in die Tiefe.

Zusammenfassung
Humor ist wenn man trotzdem lacht! – sagen sich Eddy und Tommy, zwei junge Monteure, die noch zu den Glücklichen gehören und in dem großen Warenhaus eine gute Stellung haben. Sie kennen kein Kopf-hängen-lassen und keine Langeweile, auch nicht während der Nachtüberstunden, die sie heute wieder zu machen haben, um die große Reise-Ausstellung des Warenhauses fertigzustellen . . . – Reisen – ! Wie schön für den, der es sich leisten kann – denkt das kleine Mädel, das draußen auf der naßkalten Straße steht und Zeitungen verkauft . . . und hinter den Glasscheiben die verlockendsten Dinge ausgestellt sieht – bis sie von den beiden lustigen Jungens entdeckt wird. – Wie die Kleine hineinschmuggeln? Und hinein muß sie – das steht für beide fest. Sie fliegen zwar und sind ihre Stellung los, wenn sie erwischt werden. – Aber wer wird sich denn erwischen lassen! Hauptsache ist: das kleine, nette Mädel kommt hinein! – Und sie kommt hinein. – Bald entbrennt zwischen den beiden Jungens ein heftiger Kampf, ein Wettbewerb, denn jeder will das kleine Mädel für sich erobern. Jeder bietet ihr etwas Außergewöhnliches – jeder will ihr etwas besonders Liebes antun. Und dabei verlieren sie beide ihr Herz an das schüchterne junge Ding, das zwischen all den Herrlichkeiten des Warenhauses steht. Sie merken gar nicht, daß aus dem Scherz schon Ernst geworden ist und daß das Mädel alles für bare Münze nimmt, was sie ihr in jugendlichem Übermut da vorgaukeln, denn die Kleine sehnt sich nach dem Leben, nach all den schönen Sachen, die sie nur von weitem bisher sehen konnte und die nun in greifbare Nähe gerückt sind. – Sie nimmt in der aufkommenden Stimmung den Spaß für Wahrheit. Tommy läßt sie in dieser Meinung und steigert noch ihre Stimmung, um so mehr, da er merkt, daß er dadurch Chancen bei dem Mädel hat. Doch Eddy ist mit dem Benehmen seines Kameraden nicht einverstanden, er versucht, das Mädel von dem Wahn dieser Stunde zu befreien, nur seine Liebe soll sie als Andenken an diese Stunde behalten und mitnehmen, all die anderen Sachen aber nicht, die sie im Scherz bekam. – Aber das Mädel kann sich nicht mehr von dem Tand trennen, sie läuft davon und läuft den Nachtwächtern in den Weg, die sie verfolgen in dem Glauben, daß sie eine Diebin ist. Sie flieht – – nur von dem einen Gedanken getrieben: von den Sachen, die sie auf eine Stunde ihr armseliges Leben vergessen ließen, nie mehr zu lassen – – – sie rennt die leeren Gänge des Warenhauses entlang – – – sie hält den Tand fest in ihren Armen, nie mehr will sie davon lassen, nie mehr will sie draußen stehen und das, was sie jetzt hält, nur hinter dem Glas der Schaufenster voller Sehnsucht ansehen! – Hinter ihr aber rast die Meute der Wächter, klingeln die Alarmglocken, pfeifen die Signalsirenen . . . . . . Das Leben – das Leben – –

Kritik (-g., Film Kurier #64, 03/17/1931):
Ein verunglückter Film. Durch vielmonatiges Lagern ist er nicht besser geworden.
Man hat etwas anderes machen wollen als den Durchschnitt. Dieses Wollen ist anzuerkennen, leider genügt es allein nicht, entsprechendes Können ist ebenfalls notwendig. Die Idee geht darum, daß zwei Elektro-Monteure, die nächtlich in einem Warenhaus arbeiten, sich ein armes Zeitungsmädel von der Straße hereinholen und ihr mit Hilfe der ausgestellten Waren ein künstliches Glück vorzaubern. Die Kleine hält schließlich alles für Realität, will die „Geschenke“ nicht mehr zurückgeben, wird von den aufmerksam gewordenen Wächtern verfolgt und stürzt sich vom Dach auf die Straße.
Diese Handlung von Karl Gillmann erweist sich als zu kurz für einen abendfüllenden Film, sie ist schwerfällig und ungraziös ausgearbeitet und stellenweise mit einer peinlich-billigen Symbolik frisiert. Die Regie Wilhelm Dieterles, der hier vor seiner Amerikareise den ersten Tonfilm inszenierte, findet nicht den richtigen Ton und die richtigen Einfälle, um die Idee zu einem für das Publikum diskutablen Film zu entwickeln. Der Film besteht aus lauter Einzelheiten, netten, banalen, langweiligen, unterhaltsamen, aber die Regie findet keinen Ausweg aus der Spielerei mit dem Detail. Was eigentlich der Produktionsleitung Pasternack/Lyssa schon im Atelier hätte auffallen sollen.
Für unser heutiges Tonfilmempfinden wird auch reichlich viel gesungen, ohne daß Jean Gilberts Musik mitzureißen vermag.
Den Darstellern fehlen die Rollen, um sich zu entfalten. Der bewegliche Harald Paulsen amüsiert sich und uns so gut er kann. Wilhelm Dieterles hintergründiger Ernst wirkt leicht komisch, und die unglückliche Evelyn Holt, ohne richtige Rolle und straffe Regie, kann sich überhaupt nicht entfalten.
Das Tonliche, für das nicht weniger als vier Tonmeister samt „Oberleitung“ zeichnen, ist reichlich mäßig. Charles Stumar photographierte eine Nuance zu dunkel. I. R. Pan vermag seine Aufgabe, ein Warenhaus als Handlungsort zu entwickeln, nicht zu lösen.

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