Schubert’s Dream of Spring

Originaltitel: Schuberts Frühlingstraum. Singspiel 1931; 95 min.; Regie: Richard Oswald; Darsteller: Carl Jöken, Gretl Theimer, Lucie Englisch, Sig Arno, Oskar Sima, Alfred Läutner, Willy Stettner, Gustl Gstettenbaur; Oswald-Prod.-Tobis-Klangfilm.

Franz Schubert, mit Hilfe seines Freundes Klebinder stets den Dalles bekämpfend, verliert sein Herz an die Komtesse Esterhazy. Therese, die Wirtin der Höldrichsmühle, liebt ihn aussichtslos. Aber auch ihn weist die Komtesse ab.

Zusammenfassung
Wir sind im lebenslustigen Wien des Jahres 1827. Auf der Hölddrichsmühle, einem Ausflugsort in der Nähe der Stadt, geht es hoch her. Der Wirtshausgarten ist voll von fröhlichen Menschen. Alle jubeln der Wirtin Therese, der „Schönen Müllerin“, zu; sie soll singen! Aber sie wehrt lachend ab. Ihr eifersüchtiger Küfer Sepp hat den Klavierspieler hinausgeworfen. Und niemand ist da, der sie begleiten kann. Da fragt sie ein schüchterner junger Mensch, ziemlich wohlbeleibt, die Brille auf der Nase: „Dürfte ich Sie vielleicht begleiten?“ Die Wirtin ist einverstanden. Und bald stellt sich heraus, daß der Begleiter Franz Schubert ist, der junge Tondichter, dessen Lieder sie schon so oft gesungen hat. Er ist probeweise als Schulmeister an der Gemeindeschule angestellt. Und hat sich hier mit seinem Freund Ferdl einen guten Abend machen wollen.
Therese hat ihn treu beendet. Das Publikum rast vor Begeisterung. Doch als sie den Leuten sagen will, wer ihr Begleiter gewesen ist, ist Schubert verschwunden . . .
Er steht vor dem Tore der Höldrichsmühle, allein, während drüber die Menschen nach ihm rufen. Und er erlebt ein neues Wunder; eine Karosse fährt vor, und ihr entsteigt das schönste Mädchen, das seine kurzsichtigen Augen je gesehen haben. Es ist die Komtesse Maria Esterhazy, die mit ihrem Vater und dem von ihm ausgesuchten künftigen Schwiegersohn, Herrn von Fekele, die Höldrichsmühle besucht.
Aber der Traum hat bald ein Ende. Therese, die erkannt hat, daß Maria mit Schubert nur spielt, veranlaßt sie, abzureisen, ohne daß er sie noch einmal hätte sehen können.
Gleichzeitig wird Schubert als ungeeignet zum Lehrer, von der Schule entlassen. Diese beiden Schicksalsschläge lasten sehr auf ihm, das Lachen hat er beinah verlernt: der Gerichtsvollzieher ist sein täglicher Gast. Sein Freund Ferdl muß für ihn in die Stadt gehen, um dem Verleger, die schönsten seiner Lieder um ein Spottgeld zu verkaufen. Aber die barmherzige Wirtin, die Schubert liebtund hofft, daß er ihre Neigung erwidert, weiß Rat. Sie schert sich nicht um die Vorwürfe und die Eifersucht Sepps und führt nach Wien in das Hause Esterhazys, um den Grafen und Maria zu veranlassen, ein Konzert von den Komponisten Schuberts zu geben.
Als Schubert diese Freudennachricht erreicht ist seine Freude grenzenlos, denn er glaubt, daß Marias Zuneigung ihm das Konzert ermöglicht hätte. Im Überschwung seines Herzen schreibt er sein schönstes Lied „Ich schnitt es gern in alle Rinden ein“ und spielt es zuerst Therese vor, die ahnungslos das Geständnis, das in den Worten des Liedes liegt, auf sich bezieht.
Der Tag des Konzertes ist gekommen. Schubert und Ferdl stehen schüchtern und unbeholfen in einer Ecke. Aber Schubert verwandelt sich in einen Hexenmeister, wenn seine Finger die Tasten berühren. Begeisterter Beifall bricht los, als er sein erstes Stück beendet hat.
Auch Therese ist in die Stadt gekommen, um von Schuberts Triumph möglichst rasch zu erfahren. Aber sie muß im Vorraum warten und Sepp, der sie kutschiert hat, sitzt in der kalten Winternacht auf dem Kutscherbock und achtet auf die Pferde. In der Konzertpause erfährt Schubert von Theresens Anwesenheit und eilt zu ihr, um ihr von seinem Erfolg zu erzählen. Dabei erfährt Therese, daß er Maria liebt und nach dem Konzert um ihre Hand anhalten wird. Erst ist sie hart getroffen, dann aber faßt sie sich: sie wird sich die romantischen Pläne aus dem Kopf schlagen und Sepp heiraten, der zu ihr gehört.
Das Konzert erreicht seinen Höhepunkt, als Maria selber das ihr gewidmete Lied „Ich schnitt es gern in alle Rinden ein“ vorträgt. Und unter dem Eindruck seines Erfolges wagt Schubert den Schritt, der über sein Lebensglück entscheiden soll. Er bittet Maria, die Seine zu werden.
Marie ist sehr überrascht, denn sie ist sich nicht bewußt, Schubert Anlaß zu Hoffnungen gegeben zu haben. Sie hat ihn als Künstler verehrt, aber Welten trennen sie von dem genialen Musiker. Behutsam, mit zarten Worten bringt sie ihm das bei. Aber so zart auch die Worte sind, sie schmerzen darum nicht weniger . . . .
Einsam lehnt Schubert am Torpfeiler, als die Gäste das Palais verlassen. Und eine vornehme Dame sagt fast neidisch zu ihrem Gatten: „Wie glücklich muß doch dieser Schubert sein, wenn er so schöne Lieder schreiben kann . . .“

Kritik (E. J., Film Kurier #026, 01/31/1931):
Richard Oswalds „Unvollendete“ . . .
Der Operetten-„Schubert“ in einer verdeutschten Habima-Aufführung. Das Publikum war sehr vergnügt, es hat Jargon-Possen mit klassischer Musik gern.
Da kommt ein Freund „Schuberts“ zum Musikalien-Verleger und erzählt eine Geschichte vom „Vater durch Nacht und Wind – mit dein sechzehnten Kind“. Es handelt sich um die Erlkönig-Vertonung.
Der Freund fragt den Verleger ferner: „Lieben Sie Fische – dann bringe ich Ihnen morgen noch die „Forellen“. (Etwas für Kenner!)
Ein anderes Witzwort – der Graf Esterhazy zu seiner Tochter: „Mit Mozart gehst du schlafen – und mit Beethoven stellst du auf.“
Das Werk ist eine Kollektiv-Arbeit der Dichter Arthur Rebner und Leo Lasko, mit Richard Oswald, das entsprechende „schmückende Beiwort“ steht nicht im Film-Knigge
– – und dem Dekorationskunstmaler Franz Schroedter: Photograph (Willi Goldberger) Aufnahmeleiter, Bild- und Tonschneider, Musikalischer Einrichter (Dr. Felix Günther) sind mit von der Schubert-Partie.
Man höre, lausche . . . der Schubert-Ton ist unverwüstlich.
Er weht über den Atelier-Sand und die falschen Blütenbäume hinweg, seinen deutschen Wiener Klang bringt kein Dreimädler-Haus und keine Höldrichsmühle um; wenn der Tenor Karl Jöken die Schubert-Weisen ansprechend und unpretentiös singt, dann fallen die Masken und Kostüme, versinkt der falsche Spuk der so ja ganz routiniert mit dankbaren Typen ausgestatteten Volksoperette – und eine echte Träumerei hebt an, Orchestereinsatz der „Unvollendeten“, die die Posse beinahe adelt.

Lucie Englisch schaut als unglückliche Verliebte ganz allerliebst drein, Oscar Sima spielte selten so gut gelaunt, so ein bramarbasierender Kraftkerl liegt ihm, Gretl Theimer findet sich mit ihrer faden Rolle passabel ab. Willi Stettner und Siegfried Arno bringen die Humor-Sphäre von Carows Lachbühne zur schönen Frühlingszeit in den Film. Ulk um jeden Preis, daß sich die Balken biegen.
Ebensoviel freiwilliger wie unfreiwilliger Humor dabei. Das Publikum quittiert dankbar mit Lachapplaus. Und der unwienerische Jöken: dicklicher Tenor, kandierte Nußstange auf Füßen, so wie wirs aus dem „Dreimäderlhaus“ kennen. „Süßer“ Schubert! Jedem Volk seinen verkörperten Klassiker!
Nachwuchs dabei: der jüngste Oswald unter den fidelen Schulbuben. Ihm hat der „Film“ sichtlich reinste Freude bereitet.

Volkskinos, die eine sanft rührende Liebes-Geschichte in ein paar ewigen Melodien und überdies viel Arno-Clownerie wünschen, finden die richtige Kost! Die Gartenbühne wird zum Tonfilm-Kino.

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