The Beggar Student

Originaltitel: Der Bettelstudent. Operette 1931; 92 min.; Regie: Victor Janson; Darsteller: Hans-Heinz Bollmann, Jarmila Novotná, Fritz Schulz, Truus van Aalten, Hansi Arnstaedt, Paul Westermeier, Hermann Picha; Aafa-Tobis-Klangfilm.

In Polen, Gegenwart. Ein zudringlicher Oberst erhält von der Tochter einer verarmten Gräfin einen Schlag mit deren Fächer, was seinen Neffen, das Offizierkorps und schließlich die Stadt zu einem Spottlied inspiriert. Rächt sich, indem er die Spröde mit einem als Nabob auftetenden Studenten zusammenbringt. Am Verlobungsabend Skandal, aber doch Verlobung.

Zusammenfassung
Auf einem Wohltätigkeitsfett zugunsten notleidender Aristokraten trifft sich alles, was zur Aristokratie gehören will. Audi die Gräfin Nowalska mit ihren Töchtern Laura und Bronis-Uva ist erschienen. Eigentlich gehört die Gräfin selber zu den Notleidenden, denen dieses Fest gilt. Sie ist vollkommen verschuldet, versucht aber nach außen hin den Schein von Wohlhabenheit zu wahren.
Laura hat sich in den Dienst der Wohltätigkeit gestellt und betätigt sich beim Ausschenken in einem Sektzelt. Hier ist es, wo Oberst Ollendorf, ein sehr selbstbewußter Schürzenjäger älteren Jahrganges, sie entdeckt und, von ihrer Schönheit entzückt, sich erdreistet, ihr einen Kuß auf die Schulter zu geben. Laura, empört über dieses unwürdige Benehmen, schlägt ihm mit einem Fächer ins Gesicht; ein Vorgang, der von Ollendorfs Neffen, dem Fähnrich Henrici beobachtet wird. Henrici sorgt für Verbreitung, und ein Spottlied entsteht auf den Obersten „Ach ich hab’ sie ja nur auf die Schulter geküßt . . .“ An allen Ecken und Enden tönt es ihm entgegen, und sich für diese öffentliche Blamage Genugtuung zu schaffen, bleibt schließlich sein einziger Gedanke. Vor allem soll Laura daran glauben, die Rache des verschmähten Liebhabers erfahren.
Ein Feldzugsplan wird mit Henrici ausgearbeitet, der seinem Onkel zwei soeben in das Festungsgefängnis eingelieferte Bettelstudenten in Erinnerung bringt. Es handelt sich um Symon und Jan, die wegen Abfassung einer staatsgefährlichen Broschüre zu Kerker verurteilt worden sind. Allerdings haben sie in dem Gefängnis, wo Inspektor Enterich das Zepter führt, nicht viel auszustehen: es herrscht dort weder Zucht noch Sitte. Enterich ist bestechlich, und so können die Gefangenen ein lustiges Leben führen. Selbst Damen wird der Eintritt in die Zellen nicht verwehrt.
Was plant nun Oberst Ollendorf mit den beiden Studenten? Er will sie als Fürst Wibitzky nebst Sekretär im Hause der Gräfin einführen. Symon soll sich den Anschein geben, ein schwerreicher Aristokrat zu sein und um Laura werben. Ist dann alles glücklich bis zur Verlobung gediehen, dann will Ollendorf die Zusammenhänge klären. Nicht abzusehen die Blamage für Laura und die ganze Familie Nowalska!
Alles geht zunächst nach Wunsch. Symon und Jan werden im Hause Nowalska wohl aufgenommen. Und die Gräfin hofft daß ihre Tochter in Kürze eine reiche Partie machen wird, damit alle Schulen bezahlt werden können.
Doch bald nehmen die Dinge einen für den Oberst unerwünschten Verlauf. Symon und Laura verlieben sich ernsthaft ineinander, ebenso wie Jan und die jüngere Schwester Bronis-lava. Symon hat es satt, weiter ein Spiel zu treiben, das ihm inzwischen heiliger Ernst geworden ist Er bittet den Oberst, ihn von seiner Aufgabe zu entbinden, doch Ollendorf bleibt unerbittlich.
Es naht der Abend des großen Regiments-Festes, zu dem der Oberst die Familie Nowalska eingeladen hat; auch Symon und Jan sind anwesend. Man munkelt bereits von einer Verlobung des Fürsten Wibitzky und der Komteß Laura. Gerade das hat der Oberst gewollt. Denn mitten während des Tanzes erscheint Enterich mit Bewaffneten, um Symon und Jan als entwichene Festungsgefangene zu verhaften . . . Im Augenblick ist alles starr vor Schreck. Voll kommen fassungslos sind Laura und Bronislava. Der Oberst versucht Laura zu trösten, und hält die Gelegenheit für gekommen, um ihre Hand zu bitten. Wieder wird ihm eine unzweideutige Abfuhr erteilt: Laura will Symon nicht verlassen, auch wenn er nur ein hergelaufener Bettelstudent ist. Ebenso will auch Bronislava Jan die Treue bewahren.
Inzwischen hat sich die Gräfin dem Oberst genähert. Seine wahren Absichten hat sie nie durchschaut und die Aufmerksamkeit, die er dem Hause Nowalska schenkte, stets auf sich bezogen. Offiziere kommen vorüber und glauben, zur Verlobung gratulieren zu dürfen. Der Oberst hat keine Zeit, das Mißverständnis aufzuklären, er ist plötzlich der Stiefvater Lauras und Bronislavas geworden und kann sich in dieser Eigenschaft nicht der Verpflichtung entziehen, seinen Töchtern die von ihnen geliebten Männer Symon und Jan zuzuführen.

Kritik (-g., Film Kurier #029, 02/04/1931):
„Der Bettelstudent“ in stummer Fassung war einer der stärksten Aafa-Erfolge. Millöckers Schutzfrist ist im vorigen Jahr abgelaufen, keine schlechte Idee also, die Musik dieser populären Operette einem Tonfilm zugrunde zu legen. Es ist dem Autor Hans H. Zerlett zu attestieren, daß er seine Manuskripte frei nach Millöcker schrieb.
So frei sogar, daß darunter die innere Logik und der einheitliche Aufbau des Ganzen leidet. Es scheint, daß der bei vielen Tonfilmen erhobene Vorwurf, sie seien ein Abklatsch der Bühnenfassung, den Autor bewogen hat, eigene Wege zu suchen. Aber wenn man auf den auf der Bühne und sogar filmisch bewährten Aufbau verzichtet, muß man Gleichwertiges dafür schaffen.
Den Ausgleich liefert Hans H. Zerlett durch ein paar Dutzend lustiger Einfälle, die von dem Regisseur Viktor Janson geschickt aufgegriffen werden. Das Publikum gewinnt um dieser lustigen Kleinigkeiten willen den Film lieb.
Dr. Felix Günther hat die Musik eingerichtet, unter sehr häufiger Verwendung des „Schlagers“, „Und ich hab’ sie ja nur auf die Schulter geküßt“. Das Finale ist leider Stimmungsarm. Warum die Skrupel, ein richtiges hundertprozentiges Operettenfinale zu schaffen?
Jansons Regie ist am lustigsten in den Gefängnisszenen, wo der prächtige Hermann Picha als Enterich seinem einträglichen Aufsehergewerbe nachgehen kann. Reizvoll die Szenen auf dem Wohltätigkeitsfest, auf dem sich die verarmte Gräfin Novalska mit ihren Töchtern durchschnorrt.
Bei der Besetzung ergab sich die übliche Schwierigkeit, geeignete Darsteller für die „seriösen“ Partien zu finden. Königreiche für geeignete Filmtenöre!
Die Aafa hat aus verständlichen Gründen den Hauptwert auf das Gesangliche gelegt. Hans Heinz Bollmann und Jarmila Novotna schmettern die Duette Millöckers ins Parkett. Sie sind stimmlich zufriedenstellend, Hans Heinz Bollmann findet sich auch schauspielerisch in dem ungewohnten Filmmilieu zurecht. Jarmila Novotna ist aber leider mimisch sehr starr, man sollte besonders mit ihren Gesangs-Großaufnahmen vorsichtiger sein.
Fritz Schulz und Truus van Aalten als Buffo-Paar haben es nicht schwer, die Konkurrenz zu schlagen. Sie sind beide charmant, lebendig und beweglich, und werden allen Filmanforderungen gerecht.
Paul Westermeier als Oberst Ollendorf hat die Lacher auf seiner Seite. In weiteren Rollen spielen Hansi Arnstädt, Hans Jaray und Paul Biensfeldt.
Die Photographie Guido Seebers ist ganz ausgezeichnet und wird durch eine brillante Premieren-Kopie unterstützt. Hofer und Schwidewsky lieferten ansprechende Bauten, sie sind ganz besonders für den Bezug von appetitlich aussehenden kalten Platten zu empfehlen.
Emil Specht lieferte einen klaren, verständlichen Ton.
Das Publikum folgte dem Film willig, applaudierte häufig „auf offener Szene“ und feierte zum Schluß die Darsteller.

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