The Fate of Renate Langen

Originaltitel: Das Schicksal der Renate Langen. (Die Liebe der Renate Langen.) Familiendrama 1931; 97 min.; Regie: Rudolf Walther-Fein; Darsteller: Mady Christians, Francis Lederer, Alfred Abel, Hilde Hildebrand, Heinrich Schroth, Hans Sternberg, Hermann Picha, Rolf Drucker; Aafa-Tobis-Klangfilm.

Eine Arztensfrau langweilt sich in ihrer Ehe, lernt einen zweideutigen Kavalier kennen, während der Mann inzwischen ihrer Freundin ins Garn geht. Scheidung. Die Frau wird von ihrem Liebhaber hinabgezogen, arbeitet in dessen Bar, kann später ihr, dem Manne zugesprochenes, Kind, das sie entführte, nicht mehr erhalten. Als sie es dem Gatten zurückbringt, verzeiht er ihr.

Zusammenfassung
Walter Langen und Frau Renate sind seit einigen Jahren glücklich verheiratet und haben einen reizenden kleinen Jungen. Marion, Renates Freundin, macht sich über das sogenannte Glück dieser Ehe lustig. Und Renate läßt sich wirklich einreden, daß eine Ehe in die Brüche gehen muß, wenn man sich nicht mindestens einmal im Jahr vorübergehend trennt. Deshalb fährt sie allein an die See und lernt dort Gerd, einen hübschen jungen Mann kennen, mit dem sie Tennis spielt und Auto fährt. Als er jedoch zudringlich wird, kehrt sie kurz entschlossen nach Berlin zurück. – Walter ist in- dessen nach Garmisch gefahren und hat sich dort sehr gelangweilt. Als er frühzeitig zurückkehrt, besucht ihn Marion, um ihn über die Zeit des Strohwitwertums hinwegzutrösten. Renate überrascht die beiden, glaubt an intimere Beziehungen und fährt dummerweise zu ihrem Verehrer ins Seebad zurück. Die Folge ist, daß sie bei der Scheidung als der schuldige Teil erklärt wird und alle Rechte an das Kind verliert. – Bald stellt sich heraus, daß Gerd nicht der reiche junge Mann ist, für den er sich ausgegeben hat. Ein Herr Brückner, der nebenbei Renate eifrig den Hof macht, bringt ihn, ihr zu Gefallen, in einer Bar unter. Dort lernt Gerd eine reiche Frau kennen, die ihm die Mittel zur Eröffnung einer eigenen Bar gibt Renate hat für Gerd immer weniger übrig, sie fühlt sich entehrt und erniedrigt. Um nicht von dem Gelde der fremden Frau leben zu müssen, betätigt sie sich in der Bar als Mixerin. – Eines Tages erscheinen Walter und sein Freund Schott in der Bar. Renate ist einer Ohnmacht nahe. Walter hat sie ebenfalls erkannt und beauftragt Schott, ihr in seinem Namen Geld anzubieten. Renate weist dieses Anerbieten zurück. Nur ihr Kind will sie Wiedersehen. Walter ist damit einverstanden, daß sie während seiner Abwesenheit Peter auf kurze Zeit besucht. Bei seiner Heimkehr ist das Kind verschwunden. – Als Renate mit dem Kind zu Gerd kommt, stellt dieser sie empört vor die Wahl: Er oder der Junge. Renate entscheidet sich für ihr Kind . . . Nach langem Umherirren kommt sie schließlich wieder in einer Bar unter. Doch schon wird sie wieder entlassen, da sie einem der besten Kunden, Herrn Brückner, nicht genügend entgegenkommt – Renate ist der Verzweiflung nahe. Sie weiß noch nicht, was jetzt aus ihr werden soll; doch ihr Kind will sie vorkommendem Elend bewahren. – Sie bringt Peter wieder in die Wohnung ihres Mannes.
Walter öffnet ihr. – Er zeigt sich zur Versöhnung bereit, doch Renate hält sich nach dem Vorgefallenen nicht mehr wert, an seiner Seite weiterzuleben. Schon ist sie aus der Tür getreten, als Peters Stimme an ihr Ohr klingt, sie plötzlich zur Umkehr bewegt. –
Jetzt weiß sie, wo ihr Platz ist: bei dem Kinde und dem Gatten, der ihr schon längst verziehen hat.

Kritik (-ner., Film Kurier #036, 02/12/1931):
Um das Schicksal des „Schicksals der Renate Langen“ braucht die Aafa nicht besorgt zu sein: es gab gestern im Atrium viel ergriffene Gemüter und unzählig geschnäuzte Taschentücher – Vorboten eines Kassenerfolges.
Denn die vielen, sie hören’s gerne im Lichtspielhaus, da es ihnen dort sichtbarer wird als in Familienromanen: wie die junge schöne Frau dem Heim und Kind nebst gutverdienendem Mann entrissen wird durch des Schicksals Tücke und den Lebejüngling mit sex appeal. Und wie die arme Genoveva des neuen Märchens mit ihren zarten, anderes gewohnten Händen Bargetränke mixen muß, unnahbar natürlich, bis sie wieder, von Kinderhand geleitet, einziehen darf ins Heim, das freundlich auf sie wartet.
Was dem Al Jolson recht ist, mitsamt dem sonny boy, ist der Mady billig: da sitzen die vielen in ihren Sesseln, fremdes Schicksal, Bar-Pracht und Heim-Glück erlebend und fragen nicht danach, ob das Leben wirklich so ist, wie B. E. Lüthge es glauben machen will.
Mady Christians, liebenswürdig von Friedrich Fuglsang aufgenommen, spielt die traurige schöne Schicksalsdame, und sie spielt sie charmant und einfach, niemals starbewußt. Sie darf temperamentvoll ein Nelson-Holländer-Lied vortragen, und sie hat gelegentlich auch ihre reizende Schwipsszene, dezent und lustig.
Rudolf Walther-Fein leitet sie, er fügt sauber Szene an Szene, mitunter mit einem Hang zum Retardieren. Bei dem Bestreben, den Dialog auszuwerten, gelingt ihm Eine Liebesszene mit kleinen Pausen besser als das Ehegespräch im Schlafzimmer.
Für das Einsetzen der Chansons – Nelson und Friedrich Holländer haben aus ihrer Liedfülle Gangbares herausgeholt – hat seine Regie gelernt: er läßt die Mady aus dem Sprechton beim Mixen unmittelbar ins Singen geraten. (Dr. Felix Günther hat die Musikleitung, Hans Grimme zeichnet für die Tonaufnahme).
Für die Bauten sorgen Höfer und Schwidewsky, bemüht, die Unterschiede der großen Bar und der kleinen Bar in dem von Stufe-zu-Stufe-Sinken zu finden.
Alfred Abels Noblesse setzt sich wie stets durch, aus dem etwas schwierigen Part des beiseite stehenden Ehemanns versteht er etwas zu machen, seine Resignation gewinnt Charme und Ueberlegenheit.
Dieser Darsteller ist eine Klasse für sich, wie er aus jeder Rolle ein kleines Kabinettstück ausgewogenen Spiels werden läßt; wie er Gentleman-Künstler durch und durch Haltung und Zurückhaltung auswertet und mit einem eben hingeworfenen leger betonten Wort, einer liebenswürdigen Interpretierung, noch einen belanglosen Dialog zu stützen weiß.
Dem Schlieferl, dem Gigologeliebten, gibt Franz Lederer die richtige windige, billig-elegante Dämonie.
Und neben den Drei: Heinrich Schroth, Hans Sternberg, Picha, Rickelt und die als Vamp sich windende Hilde Hildebrandt, nebst dem kleinen Rolf Drucker, der mit einer riesigen Zuckertüte bewaffnet zum Schluß auf der Bühne erscheint und mit den Großen den lauten Applaus einheimst.

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