The Firm Gets Married

Originaltitel: Die Firma heiratet. Posse mit Gesang 1931; 86 min.; Regie: Carl Wilhelm; Darsteller: Ralph Arthur Roberts, Charlotte Ander, Oskar Karlweis, Theo Lingen, Edith Schollwer, Ida Wüst, Ferry Sikla, Julius Falkenstein; Terra-Tobis-Klangfilm.

Ein Baron, Rittmeister a. D., übernimmt ein Damenkonfektionsgeschäft, engagiert eine Würstchenverkäuferin als Direktrice, die sich bewährt. Als er ihr anträgt „nur“ seine Freundin zu werden, geht sie zur Konkurrenz, bringt ihn fast zur Pleite. Schließlich aber saniert das Mädel seine Firma wieder, erhält nun den Heiratsantrag und nimmt an.

Zusammenfassung
Im Privatbüro der Firma Goldzahn & Co. herrscht Kampfstimmung. Herr Rittmeister a. D. von Werth, stiller Teilhaber der Firma, rechnet mit Herrn Goldzahn ab. Er wirft ihm vor, daß er das Geschäft nach ganz altmodischen Prinzipien führe, auf die kein Kunde mehr hereinfalle. Es sei kein Wunder, daß das Geschäft so schlecht gehe. Und da Herr Goldzahn sich nicht zu neuen Ideen bekehren will, tritt er sang- und klanglos aus der Firma aus und überläßt sie mit Aktiven und Passiven seinem bisherigen stillen Teilhaber. – das ganze Personal muß antreten. Herr Philipps, der König aller Reisenden, Herr Stups, der stumpfsinnigste aller Buchhalter, Fräulein Hulda, die pikante Directrice, die Schar der reizenden Mannquins und Sally, das Stückchen Malheur des Hauses. Mit kurzen Worten setzt ihnen der neue Chef seine neuen Ideen auseinander und kurz darauf erstrahlt der alte Laden, neu umgebaut, als großzügiger moderner Modesalon. – Und noch etwas Neues ist hinzugekommen: Fräulein Trude. Fräulein Trude hat bisher mit der Konfektion nur soviel Berührung gehabt, als sie zum Frühstück die frischen Wiener Würstchen lieferte. Aber wenn der Chef es will, schießt selbst ein Besen – und so sieht man Fräulein Trude als tüchtige Kraft des Hauses sich in allen Abteilungen unentbehrlich machen. – Sehr schnell stellt sich heraus, daß ein tüchtiger ehemaliger Offizier noch kein erstklassiger Kaufmann sein muß, besonders, wenn man seine Haupttätigkeit im Boudoir seiner charmanten Freundin ausübt, statt in seinem Modesalon. In den schwierigsten Situation aber zeigt es sich, daß in der kleinen ehemaligen Wurstverkäuferin Trude ein großes Talent heimt. Trude ist nicht nur der Liebling aller Kollegen, sie ist auch der Liebling der Kundschaft, und so ist es kein Wunder, daß sie bald zur ersten Directrice avanciert. – Diesen großen Weg hat Trude nicht ohne Hindernisse überwunden. Treu beraten von ihrem „Freunde“ Sally, ist sie allen Fährnissen, die einem so hübschen Mädel drohen, entronnen. Auch der Chef weiß, daß sie die Perle des Hauses und es nur ihr zu verdanken ist, wenn die Firma über die Schwierigkeiten, in die sie durch die Verschwenungssucht von Lissy gebracht wurde, hinwegkommt. – Eines Tages platzt die Bombe! Sally entdeckt einen Vertrauensbruch! Philipps, der Reisende, ist in die Fußstapfen seines erlauchten Chefs getreten, jedoch – bei Fräulein Lissy! Philipps fliegt, Lissy fliegt. Der Chef ist frei. Das vernachlässigte Geschäft soll mit neuem Fleiß in die Höhe gebracht werden, der Chef wird von den beiden jungen Leuten auf den Weg der Tugend und Arbeit zurückgeführt und, was lange schon unter der Asche glomm – Sally hat es weise vorbereitet – der Chef steht vor seiner kleinen Directrice und fragt: „Fräulein Trude, wollen Sie meine – – wollen Sie meine – Freundin werden!?“ – Sofort verläßt Trude ihre Stellung. Sally kündigt. Die Firma hat ihre größten Stützen verloren! Herr von Werth, allein, verlassen, steht in kurzer Zeit vor dem Ruin! – Doch wieder ist es der schlaue Sally, der anhänglich dem Hause seine Liebe bewaht. Er zieht die Fäden – bis die Puppen – der Chef und Trude – einander gegenüberstehen und Herr von Werth diesmal die kleine Trude fragt: „Fräulein Trude, wollen Sie meine – Frau werden?“ Und in den Armen liegen sich beide . . . .
Die Firma heiratet!

Kritik (-g., Film Kurier #016, 01/20/1931):
Ein ehemals erfolgreicher Stummfilmstoff feiert Tonfilmauferstehung.
Es geht in diesem Film darum, daß ein kesses Mädel, ursprünglich in der edlen Kunst des Würstchenverkaufs bewandert, in einen Modesalon eintritt, sich dort zur „Seele des Ganzen“ hocharbeitet und den aristokratischen Chef zur Ehe zwingt.
Es wäre nun ein leichtes, über den Stoff mit den Argumenten herzufallen, daß er erstens schon in unzähligen Varianten vorhanden sei, daß zweitens weibliche Angestellte ihre Chefs nur im Film und auf der Bühne heiraten, und daß wir in dieser schweren Zeit . . . Und so weiter, und so weiter. Ganze politische Glaubenbekenntnisse lassen sich auf diese Weise an die Leser bringen.
Dieser in der letzten Zeit sehr beliebt gewordenen Suche nach dem tiefsten Wesen aller Dinge, ausgerechnet bei Filmlustspielen, stehen die simplen Tatsachen gegenüber, daß bei dem starken Bedarf von Bühne, Film, Buch und Zeitung sich naturgemäß Einfälle überschneiden müssen und daß die romantischsten Dinge zumeist im täglichen Leben vorzukommen pflegen.
Und außerdem kommt es auf das Wie an. Zwei große Lustspielerfolge der letzten Tage wurden allein durch dieses Wie entschieden.
Das Wie beginnt beim Manuskript. Der Autor des zur Debatte stehenden Films ist ungenannt. Der Name schwand, das Werk blieb. Sein Verfasser hat den erkennbaren Ehrgeiz gehabt, den Konfektionsbetrieb möglichst bunt und lustig auf das tönende Zelluloid zu bringen. Da gibt es gutgewachsene Mannequins in reizvollen Combinations, da sind die ehernen Typen des Konfektionslustspiels: altmodischer und neumodischer Chef, Direktrice, dummpfiffiger Lehrling, tatkräftiges junges Mädel. Da sind eine Reihe lustiger Situationen und guter Darsteller-Momente: Aber da ist keine konsequent durchgeführte Handlung. Der Film besteht aus ein paar Dutzend Einzelszenen, aus ebensovielen Ansätzen, Andeutungen, die das Publikum irreführen und neugierig machen, aber das Wenigste ist durchgeführt, die Zusammenhänge fehlen zuweilen völlig oder sind willkürlich konstruiert. Der Schluß ist abrupt und unverständlich.
Ein Beispiel für die verfehlten Konstruktionen unserer Lustspielautoren: Charlotte Ander, sehr nett, sehr appetitlich, erscheint als Wurstmaxe. Wird dann für den Modesalon engagiert und dessen Direktrice. Was kann da wohl das Publikum interessieren? Doch nur, wie ein aufgewecktes Mädel, das vorher nicht Crêpe Georgette von Crêpe de Chine unterscheiden konnte, sich allmählich in den Betrieb hineinlebt, wie es zaghaft eingreift, eigene Ideen lanciert, stündlich an Boden gewinnt, Spaß am Metier bekommt.
Das wäre zu zeigen gewesen. Gezeigt wird die Ander als Wurstmaxe, dann verkündet der Komiker einer Rahmenhandlung, es seien sechs Monate ins Land gegangen, und dann ist die Ander plötzlich Königin aller Direktricen. Sie macht das gewiß sehr effektvoll, aber kein Mensch glaubt ihr die Herkunft. Und wir möchten doch so gern an das glauben, was uns der Film vorgaukelt.
Der Regisseur Carl Wilhelm mußte an diesem Manuskript scheitern. Der Außenstehende weiß nicht, wieweit er vielleicht für die jetzige Manuskriptfassung verantwortlich ist. Vielleicht ist es Max Glass, der Produktionsleiter.
Die Stützen des Films sind also die Darsteller. Von ihnen geht viel Humor, viel Glanz, viel Stimmung aus. Sie geben dem ganzen schließlich die Existenzberechtigung.
Da ist neben der Heldin Charlotte Ander der prächtige Ralph Arthur Roberts, der in mannhafter Haltung unter das Ehejoch tritt. Da ist der charmante Oskar Karlweiß, für seine Lehrlingsrolle allerdings zu alt. Da sind Ida Wüst und Julius Falkenstein, die nie Versagenden. Dann Ferry Sikla. Und trotz mancher Uebertreibung ist auch Theo Lingen noch ein Aktivum, die mimisch unzulängliche Edith Schollwer allerdings nicht.
Ernö Metzner baute einfallsreich einen Modesalon, ein Damenboudoir ist zu „mondän”, um wahr zu sein.
Nikolaus Farkas sorgte für ansprechende Photographie. Ernst Steffans eingefügte Schlager sind passabler Durchschnitt.
Warum hält der Film eigentlich an dem alten Brauch des Vorspannes fest?
Eine Max-Glass-Produktion im Terra-United-Artists-Verleih.

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