The Forester’s Daughter

Originaltitel: Die Försterchristl. Operette 1931; 96 min.; Regie: Frederic Zelnik; Darsteller: Irene Eisinger, Paul Richer, Oskar Karlweis, Manfred Koempel-Pilot, Tibor Halmay, Jelly Staffel, Adele Sandrock, Paul Hörbiger; Transocean-Tobis-Klangfilm.

Christl, Förstertochter im Wienerwald, verliert ihr Herz an einen fremden Jäger, in dem sie später am Wiener Hofe Kaiser Josef erkennt. Deshalb ein Affront zwischen ihrem Verlobten, Korporal Földessy, und einem Leutnant. Kaiser Josef begnadigt den zum Tode verurteilten Földessy, schickt Christl wieder heim. . . Dies erzählt sie Jahre später als Frau Földessy ihren Enkelkindern.

Zusammenfassung
Es ist eine alte Geschichte – und bleibt doch ewig neu: Die Geschichte von dem Mädel, das einen lieb hat, den es nie und nimmer kriegen kann. Das Ende kann sehr traurig sein. Bestenfalls Resignation. Aber oft – wer weiß? – ist es vielleicht ganz gut so gewesen. – Christl, blondzopfiges Försterstöchterlein im Wiener Wald, von groß und klein nicht anders als die „Försterchristl“ geheißen, hat eines schönen Tags im Wald eine denkwürdige Begegnung. Sie vergißt darüber den strammen Földessy, den Korporal, der sie heiraten will. Sie vergißt den feinen Walperl, der ein Hofbeamter an der Wiener Hofburg sein will und sie auch zum Weibe begehrt Sie vergißt schier alles über dem fremden Jägersmann, den sie auf ihrem Reviergang stellen muß, weil er um ein Haar ihr zahmes Reh über den Haufen geschossen hätte, obwohl es ein rotes Banderl um den Hals trägt. Den blitzsauberen, schlanken Wiener und seinen Gehenden Mund kann die Christl so bald nicht vergessen. – Aber wie sie heimkommt, ist der Teufel los. Eine Gerichtsperson will dem Vater die Wiese wegnehmen, die der Familie seit ewigen Zeiten gehört. Da hilft nichts als ein Gesuch an den Kaiser in Wien. Die Christl macht kein langes Federlesen und fährt mit dem „Hofbeamten“ Walperl in die Donaustadt. Kommt trotz aller Hindernisse in die Hofburg, findet ihren Jägersmann als Ofenheizer und ihren Walperl als Messerputzer. Aber dann geschehen Wunder und Zeichen: Eine Baronin holt die Christl zum Hofball, wo der Ofenheizer sich in den Kaiser Josef verwandelt hat, der mit der Christl tanzt. Und ihr einen festen Kuß auf den Mund gibt. Geht aber ein Getuschel und Gezischel los darüber, am Hof, in der Wiener Stadt, bis ins Feldlager zum Földessy, der darüber einen Leutnant niederschlägt, weil er sagt, daß der Kaiser die Försterstochter Christl Lange aus dem Wiener Wald zu seiner Kurtisane gemacht hat. Das Todesurteil, das der Kaiser über den armen Földessy verhängen soll, macht dem Märchentraum der kleinen Christl ein jähes Ende. Zwar wird der Földessy begnadigt, weil er so mannhaft für sein Mädel eingetreten ist. Aber der Kaiser Josef hat eingesehen, daß es doch besser ist, die Christl wieder heimzulassen und ihr in dem braven Jungen einen tüchtigen Ehemann an die Seite zu geben. Kein anderer als der unsterbliche Wolfgang Amadeus Mozart schreibt und spielt die Musik für die Trauung der Försterchristl. Und die Majestät bringt in höchsteigener Person ihr Hochzeitsgeschenk, eine kostbare Spieluhr, auf dem man die Christl mit dem Kaiser ein zierliches Menuett tanzen sehen kann. – Davor sitzt die Christl noch als alte Exzellenz Földessy. Denn ihr Mann ist später ein hohes Tier, ein General geworden. Und sie denkt dann an den Märchentraum der „Försterchristl“ zurück, die sich ausgerechnet den Kaiser Josef von Österreich zum Liebhaber ausgesucht hat. Und mit einem nassen und einem lachenden Auge konstatiert sie, daß es halt schließlich doch so am besten gewesen, wie es der Himmelvater für sie gefügt hat.

Kritik (-n-, Film Kurier #037, 02/13/1931):
Friedrich Zelnik hat seine „Försterchristl“ neu einstudiert. Mit Sprache, Musik und Gesang. Sprechbühnen spielen auch nicht dauernd Premieren, auch sie greifen häufig auf bekannte Stoffe zurück. Was der Bühne recht ist, ist dem Tonfilm billig.
Zelnik hat seine neue „Försterchristl“ stark ans Musikalische einstellen lassen. Der Komponist Bruno Granichstädten ist zugleich Manuskriptautor.
Die Liebesgeschichte zwischen dem von der Nachwelt idealisierten Kaiser Josef und der Försterstochter ist mit den Jahren ein „klassisches“ Operetten- und Filmthema geworden. Die Handlung ist hier primitiv und einfach gestaltet, berechnet für die Besucherkreise, die auf den Titel und die Anwesenheit eines gekrönten Helden fliegen.
Man hat schmackhafte Kost fürs Familienkino gekocht, ohne Ambitionen und „literarische“ Skrupel. Man hat es vermieden, sich zwischen zwei Stühle zu setzen.
Wolfgang Amadeus Mozart ist die dritte Hauptgestalt dieses Films. Oskar Karlweiß macht aus ihm einen leichtsinnigen Casanova. Nach „Schuberts Frühlingstraum“ „Mozarts Liebschaften“.
Es gibt viel Heiterkeit im Parkett, wenn das resolute Försterchristl den Inkognito-Kaiser wegen Jagdfrevels in Strafe nimmt oder wenn sie dem vermeintlichen Hofofenheizer Liebenswürdigkeiten sagt. Zelnik hat Blick für solche Situationen, für harmlose Zwischenspiele. Viel holt er aus Tibor von Halmay heraus, der sich vom Messerputzer zum Busenfreund des Kaisers emporschwindelt und einige Aengste auszustehen hat. Sehr nett seine Schwips-Szene in der Küche.
Eine Operette bringt es mit sich, daß die Hauptpersonen ihre Gefühle durch Gesang ausdrücken. Irene Eisingers schöner Sopran tönt aus vielen Filmmetern: In der Küche beim Kuchenbacken, unter Tannenwipfeln und im Kaiserschloß. Ihre Mitspieler bleiben die Antwort nicht schuldig, sogar von den Bergen echots zurück.
Jack Rotmil und Heinz Fenchel haben raffiniert einen Atelierwald aufgebaut. Zelnik schneidet Aufnahmen von Vogelnestern und Eichhörnchen dazwischen. Sogar zahme Tauben gibt es in diesem Wunderwald. Und Singvögel, die immer dann ins Mikrophon schmettern, wenn es im Manuskript verlangt wird. Hätte man nicht in diesen Film, der doch nun einmal im Wienerwald spielt, ein wenig echte Natur hineinbringen können? So ein paar lebendige Tannen und nicht-dressierte Rehe? Gar nicht weit von Berlin hätte man das Gewünschte filmen können.
Paul Richters Tonfilmdebut als Kaiser Josef ist verheißungsvoll.
Richter gibt seiner Figur Haltung, er meidet naheliegende und gefährliche Uebersüßlichkeit und läßt es dem Publikum glaubhaft werden, daß Kaiser nicht immer die glücklichsten Erdenbürger sind.
André Pilot ist ein sehr sympathischer Földessy, dem man seine Christl schön gönnen kann. Paul Hörbiger, Adele Sandrock, Fritz Daghofer gefallen in Nebenrolle.
Ein neues Gesicht: Jelly Staffel als Freundin Mozarts, offenbar ein beachtliches Talent, das noch eine Entwicklung vor sich hat.
Mozarts Melodien sind von Granichstädten geschickt in den Film hineingebracht worden. Dadurch erhält der Film ein musikalisches Niveau, das ihn über den Durchschnitt heraushebt. Walter Sieber leitete das Musikalische.
Technisch ist der Film erstklassig. Mutz Greenbaum und Akos Farkas lieferten eine glanzvolle Photographie, die zusammen mit den hübschen Kostümen und den dekorativen Bauten sehr reizvolle Bildmomente gibt. Das Tontechnische lag bei Dr. Leistner in bewährten Händen.
In beiden Premierenkinos bewies der starke Beifall des Publikums, daß Zelnik und sein Produktionsleiter K. J. Fritzsche richtig kalkuliert haben.
Die Theaterbesitzer werden mit der Terminierung dieses Films bei weiten Kreisen des Publikums Anklang finden.

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