The Love Doctor

Originaltitel: Der Liebesarzt. Komödie 1931; 87 min.; Regie: Erich Schönfelder; Darsteller: Harry Liedtke, Dina Gralla, Fritz Schulz, Marianne Kupfer, Eugen Rex, Siegfried Berisch, Rudolf Lettinger, Charles Willy Kayser; Hegewald-Lignose-Breusing.

Ein berühmter Revuestar will auch als Unbekannter die Gunst des Publikums erringen. Er wird unter falschem Namen Statist, springt dann für sich selbst ein und erringt nicht nur den größten Erfolg sondern auch ein Mädchenherz.

Zusammenfassung
Von allen Dächern Londons schreit es herab: . . . Mortimer . . . Mortimer . . . der bezaubernde Sänger . . . der große Revuestar . . . ! – Und nicht nur in London jubelt man ihm zu . . . überall in Europa . . . in Amerika . . . in Asien . . . in Australien . . . singt man seine Lieder . . . auf englisch . . . französisch . . . russisch . . . japanisch . . . überall drehen sich die Schallplatten mit Mortimers göttlicher Stimme. – Zu dieser Zeit liegen in New York zwei Revuetheaterdirektoren in erbitterter Fehde. Nicht nur, weil sie natürlicherweise Konkurrenten sind. Nein – Sally Hobbs und Tillmann haben eine Mordswut aufeinander, weil Hobbs durchaus Peggy, die Tochter seines Konkurrenten, heiraten will und alles tut, um Tillmann pleite und damit den widerstrebenden Vater gefügig zu machen . . . – Eines Tages aber hat Tillmann den aufreibenden Kampf satt. Besser Sally zum Schwiegersohn als bankrott. Hobbs soll seinen Willen haben. – Doch die kleine Peggy hat ihrerseits auch einen Willen. Sie denkt nämlich gar nicht daran, Hobbs zum Mann zu nehmen. – Hobbs platzt vor Wut. “Jetzt erst recht!” meint er. Jetzt wird er alles auf eine Karle setzen! Die größten Attraktionen, die man nur irgendwie bekommen kann, wird er Peggys Vater vor der Nase wegschnappen. Das Mädel wird schließlich froh sein müssen, wenn sie ihn, Sally Hobbs überhaupt bekommt. – Wie soll Tillmann diesen Schlag parieren? Die stärksten Kanonen fordert er an. Aber alle Agenturen haben stets nur das eine Wort: “Besetzt! Von Hobbs verpflichtet! – Wie eine Erleuchtung kommt’s schließlich dem Verzweifelten; Mortimer! Wenn er den bekommt dann kann Hobbs seine Kasse zumachen und die Eintrittskarten ruhig einstampfen lassen. – Aber wird Mortimer wollen!? Er – der seit fünf Jahren Londons erklärter Liebling ist? . . . Ein Telegramm nach London . . . – Und Tillmann hat geradezu unglaublichen Dusel. Mortimer will wirklich . . . sagt wahrhaftig zu . . . antwortet . . . daß er . . . da feststudiert . . . pünktlich am Premierentag eintreffen werde. – Er kommt sogar schon zwei Wochen früher nach New York . . . und betritt Tillmanns Bühne . . . allerdings nicht als Mortimer, sondern als kleiner unbeachteter Statist mit Namen Miller. – Warum? – Tillmanns Glück beruht offen gesagt auf purem Zufall. Mortimer hat nämlich gerade Ferien . . . Und er opfert diese Ferien zwecks Austragung einer Wette. Townbridge, Mortimers älterer Kollege, ein großer Skeptiker, hat behauptet, es käme nur auf den großen Namen an. Hiervon hinge der Erfolg beim Publikum ab und die Möglichkeit. Überhaupt an große Aufgaben heranzukommen . . . – Das will Mortimer nicht gelten lassen. Und um den Gegenbeweis zu führen, nahm er Tillmanns Offerte an. – Ausgerechnet den kleinen Statisten Miller muß Peggy anrempeln, als sie ihren Papa während einer Probe Im Theater besucht. Und ausgerechnet muß Millers Hut in den benachbarten Kleistertopf fallen. Sicher hat der Kleister es sich bei dieser Gelegenheit nicht träumen lassen, daß er diesmal seine bindenden Eigenschaften nicht nur bei Papier und Holz, sondern auch bei zwei jungen Menschenkindern beweisen würde. – Kurz und gut: Peggy und Miller finden Gefallen aneinander, und als Miller erzählt, daß er sehr gut Ukeleie spiele, erklärt Peggy es plötzlich für höchst wichtig, bei ihm Unterricht auf diesem Instrument zu nehmen. – Wo er denn wohne? “Carltonstraße 13” erklärt Miller-Mortimer, indem er sich eine x-beliebige Nummer ausdenkt. In Wirklichkeit wohnt er im Hotel. – Aber es hilft nichts, er muß. Jetzt außerdem Carltonstraße 13 wohnen. Und als er entdeckt, daß in der bezeichneten Straße Grundstück Nummer 13 mit schönem grünen Wiesengras bedeckt ist, läßt er kurzerhand ein transportables Häuschen dorthin expedieren. – Süße Stunden verlebt er hier mit Peggy. Sie glaubt fest an die Zukunft ihres “armen” und doch so begabten Freundes. Und sie will ihn heiraten . . . keinen anderen als ihn. – Sally Hobbs hat nichts Eiligeres zu tun, als Peggys Liebschaft dem Papa zu hinterbringen. – Miller fliegt. Townbridge, der Mortimer gefolgt ist, sieht sich schon als Sieger der Weile. – Aber als am Abend der Premiere Mortimer – wie man sich denken kann – nicht erscheint und Tillmann sich die Haare vor Verzweiflung rauft, ist plötzlich Miller wieder da und bietet sich als Ersatz an. Er habe mit Mortimer gespielt, ihm alles abgesehen. – Tillmann schmeißt ihn raus. – 15 Minuten vor Beginn der Vorstellung! Mortimer ist immer noch nicht da . . . ! – Miller wiederholt seinen Antrag. Da gibt der Direktor endlich nach. – Und es wird ein Riesenerfolg! Keiner ist erfreuter und überraschter als Tillmann. – Wie erfreut und überrascht ist er aber erst, als der Mortimer-Ersatz sich als der echte Mortimer entpuppt, der seine Wette gewonnen hat und ein süßes Mädel dazu.

Kritik (-r., Film Kurier #030, 02/05/1931):
Harry Liedtke hat in diesem Film einen guten Abend, seine Gemeinde kann sich, ohne enttäuscht zu werden, in Scharen einfinden; sehet wie gern man an den alten Lieben neue Reize entdeckt.
Liedtke ist ja seit Joe May wieder „Nachwuchs“, Doch auch Erich Schönfelders Regie zeigt ihn in sympathischer Form.
Das wird eine fröhliche Mode werden: die Alten wieder wie die Jungen zwitschern zu hören; erstaunt festzustellen, wie viel sie doch können, wie sehr so ein Mann, der ein Mann ist, auch einem Hegewald-Film Gesicht und Form gibt.
An Liedtke ist viel gesündigt, von ihm selbst, den Herstellern und der Presse. Würde man ihm in einer Pariser Revue begegnen, mau stünde begeistert vor seinem Charme, seiner gutmütigen Ueberlegenheit, die so dicht neben der Verlegenheit wohnt. Wer kann ihm so einen berühmten Mann nachspielen, der mal als Statist an einer fremden Bühne mimen möchte und sich unter allerlei Allotria verliebt? Keiner. Man braucht kein Prophet zu sein: Liedtke wird – trotz seines Berliner Theater-Mißerfolges – noch neue Popularität gewinnen.

Dieser ganze Film hat bei der Produktion Glück gehabt.
Die Schallplatten-Fassung ist tonergiebiger als man erwartete; das Drehbuch Ernst Neubachs ist weniger einfältig als befürchtet, hat viele lustige Dialoge, manche wirksame Idee, streckenweise Lacher auf Lacher (seine Schwächen sind „Uebergänge“; was fehlt da alles!) und Erich Schönfelders Regie bringt das ausgezeichnete Ensemble zur Geltung. Sogar gesungen wird nur soweit notwendig und dabei brauchbare Musik von Otto Stransky gespielt.
Drei lustige Knaben gefallen dem Publikum besonders: Ferry Sikla – der Theaterdirektor in Nöten, Eugen Rex, der Sachse am Broadway (muß das ein „Wunderland“ sein . . .), Fritz Schulz – unwiderstehlich verdreht.
Fritz Steiner mit Senta Liberty ein wirksames Tanzduo. Steiner – auch am Mikrophon geschickt pointierend, nur zu ausgespielt.
Dina Gralla ein nettes kleines Mädel aus Erfurt oder Boston; Marianne Kupfer – in einer nicht leichten Aufgabe einer parodierten Star-Närrin auffallend gewandt. In kleineren Rollen: Rudolf Lettinger, Siegfried Berisch, Charles Willy Kaiser, Ernst Pittschau, Max Ehrlich, Erich Schönfelder – alle in guter Verfassung.

Bauten, Photographie, Revue- und Tanz-Arrangements suchen nach Kräften Farbe und Stimmung zu bringen . . . Die technischen Helfer – Kamera: F. Behn-Grund, Winterstein, Böttger. Architekten: Herrmann und Lippschitz. Revuebilder: Robert Neubach (Schwache Tanztruppe), Ton: Bruno Suckau.
Der Titel des Films? Liebesarzt? Er könnte auch der Jäger aus Kurpfalz heißen. Trotzdem – kann der „Liebesarzt“ – ein Kassen-Arzt werden. Er gehört zu der guten Liedtke-Klasse (aus seiner guten alten Erfolgszeit).

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