The Love Express

Originaltitel: Der Liebesexpreß. (Sieben Tage Glück.) Komödie 1931; 87 min.; Regie: Robert Wiene; Darsteller: Dina Gralla, Georg Alexander, Angelo Ferrari; Greenbaum-Tobis-Klangfilm.

Die Beamtin eines Fabrikbüros gewinnt den ersten Preis einer Maschinschreibkonkurrenz: Sieben Tage Venedigreise. Sie engagiert nach dem Muster ihrer Kunden einen Sekretär, der insgeheim in sie verliebt, vermögend, auf die Reisekosten draufzahlt. Nach diversen Eifersuchtsintermezzi in Venedig werden sie nach der Heimkehr ein Paar.

Zusammenfassung
Anni, die junge hübsche Angestellte eines großen Reisebüros, ist am „Italienischen Schalter“ tätig und schwärmt allen Reisenden von den Schönheiten Italiens und insbesondere Venedigs vor, obwohl sie selbst noch nie dort gewesen ist. Um so größer ist ihre Sehnsucht, den Süden kennenzulernen. Als sie das Glück hat, bei einem Maschinenschreiben-Wettbewerb den ersten Preis in Höhe von 2000 Mark zu gewinnen, beschließt sie sofort die Gelegenheit zu benützen und ihren Traum Wirklichkeit werden zu lassen: sie wird sich endlich einmal das vielgepriesene Italien ansehen, und die sieben Tage ihres Urlaubs in Venedig verbringen.
Da Anni aber nicht italienisch kann und auch sonst keine Reiseerfahrungen besitzt, beschließt sie, einen Reisesekretär zu engagieren und gibt ein dementsprechendes Inserat auf. Kurt, ein forscher, junger Mann, der es eigentlich nicht „nötig“ hat, meidet sich auf dieses Inserat, weil er ein Abenteuer bei der Sache vermutet. Er macht auf Anni in der Tat einen so guten Eindruck, daß er die Steilung erhält. Und Anni hat alle Ursache, mit ihrem Reisesekretär zufrieden zu sein: Kurt erweist sich seiner jungen Herrin gegenüber sehr aufmerksam und überrascht sie mit den verschiedensten Kleinigkeiten.
Auf der Fahrt nach Italien vertreiben Anni und Kurt sich gelegentlich die Zeit mit Grammophonspielen. Als bei einer heftigen Kurve die Platte zu Boden fällt und zerbricht, sind beide sehr überrascht, daß die Stimme trotzdem weitersingt; bis sie die Feststellung machen, daß sich im Abteil nebenan der Sänger der Grammophonplatte persönlich befindet, der seinen Schlager weitergesungen hat, als die Platte zersprang.
In Venedig angekommen, steigen Anni und Kurt im Hotel Danieli ab. Anni macht dort die Bekanntschaft eines Barons, der sich heftig für sie interessiert. Das hindert jedoch nicht, daß bei gemeinsamen Spaziergängen, Gondelfahrten und anderen Unterhaltungen sich Kurt und Anni innerlich immer näherkommen, ohne sich das gegenseitig merken zu lassen.
Durch einen Zufall entdeckt eines Tages Anni, daß ihr Sekretär ein vermögender Mann ist. Das macht sie mißtrauisch und sie schließt sich dem Baron an, mit dem sie eine Reise nach Nizza verabredet. Sie überlegt sich die Sache aber nochmals: sie wird nach Berlin in ihre alte Stellung zurückkehren, zumal der letzte Urlaubstag angebrochen ist. Sie reist ohne ihren Sekretär ab. Kurt aber fährt ihr nach und sucht sie, nachdem er sie in ihrer Wohnung nicht gefunden hat, in ihrem Reisebüro auf. Er bittet sie um zwei Karten nach Venedig. Anni aber, die inzwischen an den „Schalter für Norwegen und Schweden“ versetzt worden ist, verweist ihn an den „Italienischen Schalter“. Hierauf geht Kurt nicht ein, sondern verlangt kurz entschlossen zwei Karten nach Kopenhagen. Und als sie um die Adressen bittet, nennt er ihren und seinen Namen!

Kritik (-ner., Film Kurier #105, 05/06/1931):
Eine kleine Schwester der Privatsekretärin fährt in diesem Liebesexpreß. Und natürlich fährt sie expreß in ihr Glück hinein.
L. Vajda und A. Zsoldoa bringen das kleine Fräulein vom Reisebüro für 8 Tage nach Venedig, und da sie richtig kalkulieren, daß ohne Fleiß kein Preis ist und weil sie wissen, daß man den Filmzufall dosieren muß, verdient sich das kleine Fräulein in der Schreibmaschinenkonkurrenz ihren Preis.
Also etwas wie ein Ausblick auf das arbeitende Mädel von heute – ein winziger Seitenblick aber nur: denn kaum hat das tüchtige Reisefräulein ihre dreitausend Mark und ihre acht Tage Urlaub, da hat sie alle ihre Selbständigkeit vergessen und annonciert, in allen Züchten natürlich, nach dem tüchtigeren Reisesekretär. Und da Georg Alexander, der junge Mann aus dem üblichen reichen Hause, wie üblich nichts zu tun hat und das Pöstchen ergreift, brauchen alle die jungen Mitschwestern von der Schreibmaschine um das Resultat nicht bange zu sein.
So gibt es von seiten der Autoren nicht eben Neues auf dem Rialto, aber Venedig ist da und Robert Wiene bezieht geschmackvoll dieser Märchen- und Filmstadt mit ein, es tauchen als Hintergrund Kanäle auf und Palazzi. Wer sähe das nicht gern und wer hörte das nicht gern, wie Venedig zur singenden Stadt wird?
Es wird sogar nicht einmal operettenhaft unmotiviert gesungen: Wiene, der sonst manche Länge allzu gern auskostet, läßt die Niederberger-Lieder geschickt einsetzen, er macht das gefällig, wenn das kleine Fräulein an der Schreibmaschine sich eins singt oder der junge Herr beim Rasieren und der Kammerdiener beim Stiefelputzen einfällt.
Joseph Schmidt wird zum Italiensänger, er hat das bekannte italienische Schluchzen in der Kehle. Liebe. Gesang, Venedig – das Publikum applaudiert mitten in den Film hinein und der Erfolg ist da.
Georg Alexander hat Teil daran, wie er diskret und mit seinem leicht verlegenen Charme den Privatsekretär mimt. Und Dina Gralla, die vergnügt und mit erstaunten Kugelaugen die Welt von Venedig beschauen kann. Sie macht das natürlich, unsüßlich selbst in sentimentalen Momenten, ganz kleines Mädel, das einen großen Bilderbogen geschenkt bekommt.
Den einst korrekten und auf Abwege geratenen Diener spielt E. Baumann. er muß sich zum größten Vergnügen des Publikums vor Verlegenheit winden und stottern. Und Angelo Ferrari mimt elegant einen eleganten Orsino-Conte.
Karl Drews ist kein Curt Courant, aber er geht mit seiner Kamera liebevoll an die Stadt der Bilder und Lieder heran, niemals wird er postkartenhaft. Die Tonwiedergabe ist in der 6.30-Uhr-Vorstellung sehr wechselnd in der Lautstärke und beeinträchtigt, so scheint es, Erich Langes Arbeit. Ludwig Reiber zieht sich mit seinen Bauten bei der Venedig-Konkurrenz aus der Affäre.
Auf der Bühne singt Joseph Schmidt sein deutsches Italienlied und heimst für sich und den Film viel Applaus ein.

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