
Originaltitel: Die lustigen Weiber von Wien. Lustspiel mit Gesang 1931; 109 min.; Regie: Géza von Bolváry; Darsteller: Lee Parry, Willi Forst, Paul Hörbiger, Irene Eisinger, Evi Eva, Lilian Ellis, Cordy Milowitsch, Oskar Sima, Tibor Halmay; Super-Tobis-Klangfilm.
Da ein Hofrat eine anrüchige Tänzerin heiraten will, verfassen seine zehn Töchter, das Haus, treten ebenfalls als Tänzerinnen auf. Bringen ihren Vater in Verlegenheit, ihren Tanzlehrer in die unangenehmsten Situationen. Schließlich Entlobung des Vaters, Heimkehr der Mäschen und Heirat des Tanzlehrers.
Zusammenfassung
Dieser Film spielt im Frühling des Jahres 1875 in Wien. Hofrat Anselm Leitner, der verdienstvolle Vorstand des Wiener Denkmalamtes, kann auf eine segensreiche 25jährige Amtstätigkeit zurückblicken, und der österreichische Kultusminister, Exzellenz Waldmüller, läßt es sich nicht nehmen, seinen pflichtgetreuen Beamten durch eine seine Verdienste würdigende Ansprache zu ehren. Hofrat Leitner hat zu einem großen Jubiläumsball in sein Heim geladen, und der Minister hat zugesagt, an dieser Festlichkeit teilzunehmen. Er hat dies um so lieber getan, als ihm, der schöne Frauen gerne sah, die Aussicht winkte, bei dieser Gelegenheit die 10 Töchter Leitners kennenzulernen, von denen der Ruf ging, daß eine schöner als die andere sei. Leider sieht sich der Minister genötigt, abzusagen, da er an diesem Abend einem wichtigen Ministerrat beiwohnen muß. Doch ein Jubiläumsball ohne den Minister hatte für alle Anwesenden keinen Wert, so daß sich Hofrat Leitner kürz entschließt, den Ball zu verschieben. Inzwischen herrscht bereits große Aufregung im Hause des Hofrats. Alles ist mit den Vorbereitungen für den Festabend beschäftigt. Die zehn lieblichen Töchter des Hofrats üben zum letztenmal die Fest-Quadrille unter Anleitung des Tanzmeisters Augustin Tuschinger. Hofrat Leimer kehrt ein wenig betroffen nach Hause zurück, denn er kennt seine zehn Mädels und weiß, daß seine Mitteilung von der Verschiebung des Balles eint kleine Revolution unter ihnen hervorrufen wird. Aber ihn bedrückt noch eine andere Sorge. Er trägt sich nämlich mit dem Gedanken, wieder zu heiraten, und er hat ein wenig Angst, dieses Vorhaben, seinen Töchtern schmackhaft zu machen. Da er den Eindruck gewonnen hat, daß sich der Tanzlehrer Augustin das besondere Vertrauen seiner Mädels erworben hat, beauftragt er diesen mit der heiklen Mission. Mit gewohnter Geschicklichkeit gelingt es Augustin, den Damen Leimer die Neuigkeit beizubringen, die sogar sehr begierig sind, ihre neue Mutter kennenzulernen. Doch diese Vorstellung endet nicht gerade zur Zufriedenheit des Hofrats, denn es stellt sich heraus, laß die von ihm geplante Heirat gerade keine sehr standesgemäße ist. Zwar ist Madame Zelenka eine fesche, hochelegante Frau in den besten Jahren, aber sie ist reichlich temperamentvoll und kapriziös. Zu allem Überfluß ist sie auch dem Tanzmeister Augustin gar nicht so unbekannt, gehörte sie doch einmal zu seinem Ballett und war der Wiener Lebewelt als „flotte Motte“ in früheren Jahren recht bekannt. Es ist nicht zu verwundern daß daher Madame Zelenka das Wiedersehen mit Augustin nicht sehr sympathisch ist, und deshalb entläßt sie kurzerhand den Tanzmeister.
Augustin tröstet sich mit dem Besuch des Cafés zur „Alten Bastei“, denn auf die reizende Tochter Gretl des Besitzers hat er ein Auge geworfen. Er führt sich zwar nicht sehr vorteilhaft ein, indem er den Kaffee als „Spülwasser“ bezeichnet, so daß es beinahe zu einer großen Rauferei kommt, aber die Wogen der Erregung glatten sich, ab Augustin höchst eigenhändig in der Küche einen so ausgezeichneten Kaffee zubereitet, daß er sich die höchste Anerkennung des Wirtes und – was ihm wesentlich wichtiger – die Zuneigung dessen Tochter Gretl zuzieht.
Inzwischen hat es im Hause des Hofrates Leitner wegen der zu erwartenden neuen Stiefmutter zu argen Mißheiligkeiten zwischen dem Vater und den zehn Hofratstöchtern geführt. Sie stellen ihm sogar ein Ultimatum und drohen mit fürchterlichen Konsequenzen, wenn er sich weigert, seine Verlobung rückgängig zu machen. Doch der Papa gibt nicht nach, und ab Augustin in seinem Zimmer im „Hotel zum Stefansturm“ alles nett herrschtet, um seine Gretl zu empfangen, die ihm ihren Besuch zugesagt hat, erscheinen plötzlich und sehr zu unrechter Zeit die zehn Leitnermädels und erklären, daß sie von Hause durchgebrannt sind und nicht eher zurückkehren wollen, bis der Vater die Verlobung rückgängig gemacht hat. Kein Überreden Augustins hilft, so daß ihm nichts übrigbleibt, ab die Mädels im Hotel einzulogieren. Kaum ist es ihm gelungen, sie aus seinem Zimmer herauszudrängen, erscheint Gretl, doch aus der netten Stunde des ersten Alleinseins der beiden, wie Augustin sie sich so schon ausgemalt hatte, wird nichts, denn alle Augenblicke erscheint eines der Leitnermädels im Zimmer, so daß schließlich Gretl zornig und eifersüchtig wegläuft.
Der Hofrat Leitner hat einen dicken Kopf – doch seine zehn Töchter nicht minder. Sie denken nicht daran, nach Hause zurückzukehren, und da ihnen das Kleingeld zum Leben ausgeht, entschließen sie sich, mit Augustin in einem Tanzlokal, dem Orpheum „Zu den drei Engeln“, als weltberühmte Tanzgruppe „Die lustigen Weiber von Wien“ aufzutreten. Der Vater hört davon und ist verzweifelt. Was soll der Hof, was sollen die Behörden darüber denken? Es bleibt ihm nichts anderes übrig, als seine Demission einzureichen. Er eilt zum Kultusminister. – Doch als dieser etwas von dem Orpheum „Zu den drei Engeln“ hört, läßt er den Hofrat nicht mehr zu Worte kommen. Die neue Tanzgruppe muß er sehen, es muß etwas für die Tanzkunst und den Nachwuchs getan werden. Wohl oder übel muß Hofrat Leitner den Begleiter des Kultusministers bei dessen Besuch in dem Tanzlokal spielen. Der Kultusminister ist von den „lustigen Weibern“ begeistert, so begeistert, daß er sie zu einem Souper in den „Roten Igel“ einladet. Augustin versucht inzwischen, die eifersüchtige Gretl wieder zu versöhnen.
Hofrat Leitner ist wieder einmal in einer schwierigen Situation. Der verschobene Hausball soll nun heute startfinden, und der Kultusminister hat sein Erscheinen zugesagt. Alle Honoratioren der Stadt werden anwesend sein – nur die eigenen Töchter fehlen. In seiner Not muß ihm wieder der so oft bewährte Augustin helfen. Er muß die Mädels herbeischaffen, er muß die leidige Verlobungsgeschichte mit Madame Zelenka ordnen. Auch diese Mission führt er mit außerordentlichem Geschick zu Ende. Als am Abend die ganze Gesellschaft Wiens bei Hofrat Leitner zu Gast ist, als der Herr Kultusminister, Exzellenz Waldmüller, erscheint, hat Augustin die zehn Leitnermädels herbeigeholt und nun ist es an der Zeit, daß er einmal an sich denkt. Jetzt kann er seiner Gretl beweisen, daß die zehn Mädels wirklich die Hofratstöchter sind, daß ihn keine andere Frau interessiert, daß er nur sie liebt. Er eilt zu ihr und führt sie zum Ball des Hofrats Leitner. Nun ist Gretl glücklich und zufrieden. Augustin reißt sie in seine Arme und fuhrt mit ihr den ersten Walzer an. Die Gäste finden sich zu Paaren, und alle drehen sich im alles mitreißenden, bezwingenden, rauschenden Dreivierteltakt.
Kritik (E. J., Film Kurier #056, 03/07/1931):
Zehn Töchter hat der gute Herr Hofrat – und das ist einmal ein fruchtbarer Einfall des Autorenpapas Walter Reisch; denn alle zehn fast gleichaltrig, fast gleich abusselnswert – Walzern und polkaen, hüpfen und schwätzen sich durch sorgenlose Wiener Dasein, zehn himmlisch nette Film-Mädels mit Häubchen, Kränzchen, urkomischen Dessous und frischesten Spitzenkleidchen, die Evi Eva, Elfriede Jerta, Lilian Ellis, Edith Herrmann-Roeder, Alexandra Molino, Camilla Fiebig, Lola Werner, Jaggi Großmann, Bimmv Rowland.
Eine Musterschau der Jugend und Beweglichkeit, kalberig und tummelig, so wie’s sein muß mit den legendären Wiener Mädchen. zum Umdrehn närrisch, zum Verlieben flott – – diese Zehnlinge, ein Natur-Mirakel (man schwärmt hier nicht, man beschreibt nur; – und die Alexandra Molino dünkt die anmutigste; Schönheitsäpfelchen wohin rollst du.)
Solcher Zehn-Appeal tanzt alle Einwände nieder, zwanzig Füße bringen Rhythmus, zwanzig Augen Freude – dazu die Stimme der Eisinger, der es vergönnt scheint, ihre Silberhöhe ohne Gefahr dem Zelluloid anzuvertrauen.
Sonst sieht man noch ein fideles Velociped und den Pferdeomnibus durch das Wien des Jahres 1875 trotteln; das Kaffee fehlt nicht mit der blubbernden Gasbeleuchtung, dem kichernden Zeitungsleser, die Bälle mit der Walzerseligkeit, das Volksliederhaus mit dem derberen Vergnügen – alles da, eine Liebesgeschichte, eine Heiratsaffäre dazu, ein paar verdrehte Fremdworte (großer Lacher bei der „Obscönitätenloge“) ein verliebter Kultusminister, ein nicht minder verliebter Tanzlehrer dazu – und man weiß Bescheid.
Denn den Rest besorgt die Haimannschaft. Eine gute Herrengesellschaft: der Regisseur Gera von Bolvary, der Licht und Bewegungsmixer; Willi Forst, (der scheinbar nicht zulernt – hat man ihn überschätzt?) Rob. Stolz der gottlob nur einversig komponiert, Willy Goldberger an der Kamera, Fritz Seeger für die Tonaufnahme, die Lewis-Rnth-Band dazu, Bauten des putz- und stuckfreudigen Andrej Andrejew (mit Gabriel Pellon) . . . da müssen schon ein paar besondere Pointen herauskommen.
Namentlich im zweiten Teil erwacht der Film zu fröhlichem Film-Leben, von Applaus mehrfach unterbrochen.
Reizender Einfall: Eine Duett-Handlung, gesungen von Forst auf der Bühne, sekundiert von der schlagerfreudigen Souffleuse.
Neben Paul Hörbiger, Oskar Sima, Halmay, Odemar, Wurmser, der Cordy Milowitsch: Lee Parry. Ihr Tonfilm-Debut verspricht Erfolge. Nett gefärbter Ton, nicht zu süßlich, nicht zu herb, kluge Führung in ihrer Gesangsandeutung, raffiniert eingekleidet, umstrahlt vom blonden Glanz – – sie hat alle Sympathien.
Zum Schluß des Films walzert die riesig verbreitete Leinwand, aufgelöst in tanzendes Schwarz-Weiß, wehende Röcke, schleifende, hüpfende Schritte – und das vergnügte Publikum tanzt zu der genügsam-gefälligen Melodie des Films auch sein Herz in den ¾-Takt hinein.