The Office Manager

Originaltitel: Der Herr Bürovorsteher. (Konto X.) Lustspiel 1931; 85 min.; Regie: Hans Behrendt; Darsteller: Felix Bressart, Hermann Thimig, Maria Meissner, Margot Landa, Julia Serda, Alfred Abel, Eugen Rex, Peter Wolff, Olga Limburg; Elite-Tobis-Klangfilm.

Ein Rechtsanwalt kleinbürgerlicher Abstammung liebt eine junge Adelige, setzt als Vermögensverwalter ihrer Familie namhafte Summen zu. Als durch eine Ungeschicklichkeit seines Bürovorstehers dies zwar aufkommt, durch einen unfreiwilligen Trick aber ein Betrüger entlarvt wirb und beträchtliche Aktiva sich ergeben, wendet sich alles zum Guten.

Zusammenfassung
Joachim Reißnagel, Bürovorsteher bei Rechtsanwalt Doktor Barke, ist ein treuer Diener seines Herrn, aber eben darum nimmt er Anstoß an dem ominösen Konto X, das in den Büchern des Doktors eine große Rolle spielt und jeden Monat beträchtliche Summen verschlingt. Die Sache verhält sich so, daß Dr. Barke der Familie des verstorbenen Generals Waldhofen, deren Vermögensverwalter er ist, heimlich aus eigener Tasche die Mittel zu einem standesgemäßen Leben zur Verfügung stellt, weil er Ulli, die Tochter des Hauses, liebt. Bürovorsteher Reißnagel, den es verdrießt, daß sein Chef so große Opfer bringt, setzt alles daran, ihn mit den Waldhofens zu entzweien. Zugleich aber rettet er die Familie aus den Händen des Herrn von Zamokki, eines Betrügers, der die Schuld an ihrem materiellen Ruin trug, so daß sie auf Konto X nicht mehr angewiesen ist. Nach Klärung aller Mißverständnisse bekommt Dr. Barke natürlich seine Ulli.

Kritik (-e-, Film Kurier #272, 11/20/1931):
Es war ein sehr freundlicher Theatererfolg, dieses „Konto X“ von Bernauer und Oesterreicher – weit über Berlin hinaus“ in dem sich der konservative Geist einer mit ihren Traditionen groß gewordenen Familie und der frische Geist eines jungen, jüdischen Rechtsanwalts kreuzte.
Bressart hatte darin seine große Episodenrolle, einen unwiderstehlichen Bürovorsteher, der in allen Dingen das Rechte und die Rechte wahrnimmt, treu wie ein Vorstehhund, ergeben und fidel, um die Seele und um das Portemonnaie seines Hern und Anwalts bekümmert.
Diese Paraderolle wird nun für den Film aufgeteilt und ausgewertet, ihre Bühnenlebendigkeit erhält sich auch für den Film, sie gerät in viele amüsante Situationen und schiebt ihren Helden als Schlemihl und treuen Diener durchs Grafenhaus, durch die Anwaltsräume – und weil da ein Film ein bißchen in der freien Luft spielen muß, tritt der Herr Bürovorsteher in seiner Freizeit die Pedale des Zweirads, Vorsteher und Dirigent des Radfahrvereins „Deutsche Speiche“.
Soweit die „Deutsche Speiche“ reicht, wird man natürlich gerade diese Szenen besonders belachen. Obgleich wir seit der „Privatsekretärin“ mit dem sogenannten Vereinshumor von der Leinwand her reichlich versehen worden sind. Dicke Herren, die Kegel schieben. Vereinsgenossen und Genossinnen, die falsch singen – da fällt auch aus dem Autorenhirn Charlie Roellinghoffs nichts Neues heraus.
Aber Bressart steht ja vor dem Ganzen, hält die Vereinsfahne und die Stullen auf dem Fahrrad fest und dirigiert, noch dazu den sehr gemischten Chor „Aufs Rad, Kameraden, aufs Rad, aufs Rad“.
Ueber Bressart wird viel gelacht Man hat sich diesen Typ doch noch lange nicht übergesehen, dieses schlichte Auftrumpfen des Subalternen, den Spießer mit der guten Seele, in dem das echte und wertvolle Stück Menschenschläue steckt (die man in der großen Welt heute leider so schmerzlich vermißt). Auch aus seinen verdrehtesten Dingern leuchtet der gesunde Menschenverstand, daran freut sich groß und klein.
Die Rolle gibt ihm ja hier den Trick auf, einen Wechselschwindler zu entlarven.
Er macht dieses nun, nett, sehen Sie, gar mit dem Bressartschen Nun, Nun und in der ulkigen Art seines blubbernden Deutsch, dessen Sätze er umstülpt und mit gefährlichen Fremdwörtern durchsetzt.
Hans Behrendts Regie beschädigt die hundertfach erprobten Theaterpointen nicht, die Telephonszene Bressarts, wie er Anwaltsgelder einkassieren will, erzwingt wieder die alten Lacher – und das Schmunzeln will nicht aufhören, wenn Bressarts Bürovorsteher mit den fünf korrekten Bleistiften in der Brusttasche einem so noblen Gauner (den Alfred Abel mit natürlicher Meisterschaft spielt) hinter die Schliche zu kommen versucht.
Als Bressart darauf aufmerksam gemacht wird: „Herr Reißnagel, meine Mutter hat Klöße . . .!“ fährt er erstaunt auf und sagt: „Nanu, wieso denn, woher denn?“ (Er hält das im Moment für eine Krankheit).
Ueber diese konfuse Frage geht ein Riesenlacher durch das Haus – und im Kino selbst fährt man vergnügt ebenso auf, vor jeder Anrede von der Leinwand (und hält dies Lachen für eine Gesundheitsstärkung).
Bressart-Erfolg neben einem vielköpfigen Ensemble: Hermann Thimig, Maria Meißner – das sympathische Liebespaar. Margot Walter, Julia Serda, die ehrbare Gastwirtsfamilie. Hans Waßmann, Olga Limburg, Peter Wolf – die feinen Leute. Dazu die Komiker-Garnitur Bender, Berisch, Rex, Paulig.
Das Technische befriedigt. Walter Kollo steuert neben einem schläfrigen Tango ein populäres Lied von der Liebeslaube bei, geschickte Instrumentation Hans I. Salter, Bauten Jack Rotmil, Kamera Franz Planer, Ton F. Seeger.
Freundlicher Beifall.

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