The Soaring Maiden

Originaltitel: Die schwebende Jungfrau. Schwank 1931; 96 min.; Regie: Carl Boese; Darsteller: S. Z. Sakall, Dina Gralla, Fay Wall, Hilde von Stolz, Lissy Arna, Fritz Schulz, Paul Kemp, Max Ehrlich, Paul Westermeier, Kurt Lilien; Glass-Tobis-Klangfilm.

Ein Rechtsanwalt will für seinen Kompagnon, zukünftigen Gatten seiner Schwägerin, die Affaire eines vertauschten Koffers liquidieren. Geht dabei, immer unter des anderen Namen, einer Detektivin auf den Leim, schaukelt aber trotz aller, ihm durch einen tollpatschigen Onkel bereiteten, Schwierigkeiten die Chose schließlich doch zum guten Ende.

Zusammenfassung
Im Hause des Rechtsanwalts Paul Brandt und seiner jungen Frau Else lebt auch ihre Schwester Lilly, die mit Pauls Kompagnon, dem Dr. Kurt Winter, verlobt ist. – Bin weiterer Hausgenosse ist Onkel Lampe, ein gutmütiger alter Junggeselle. – Rechtsanwalt Paul Brandt ist gerade Strohwitwer, und nützt diese Zeit gründlich aus. – Er kommt beim Morgengrauen von einem Kostümfest heim, auf dem er sich mit einer reizenden „Strandnixe“ ausgezeichnet amüsiert hat. Leider ist die Dame nur auf der Durchreise in Berlin gewesen. – Dr. Kurt Winter, der Kompagnon Pauls, war am Abend von einem auswärtigen Termin zurückgekehrt. Er begrüßt ihren Verlobten sehr herzlich und nimmt ihm das Köfferchen ab, um es auszupacken. – Wie groß ist des Erstaunen der beiden Schwestern, als sie in dem Köfferchen lauter weibliche Gebrauchsgegenstände finden und einen Stoß von Reklamebildern, darstellend eine junge Dame in Trikots – einen Varietéstar „die schwebende Jungfrau“. Ferner ein Telegramm folgenden Inhalts: „Erwarte dich sehnsüchtig Hamburg, Hotel Atlantik, Toni“. – Ein Ferngespräch ruft Kurt an den Apparat, – eine Dame meldet sich aus Hamburg und teilt ihm mit, sie sei gestern seine Kupeegenossin gewesen – Kurt müsse ihren Koffer mit dem seinen verwechselt haben. Da ihr Mann – ein ehemaliger Preisboxer – sehr eifersüchtig sei, beschwört ihn die Dame, sie doch umgehend in den Besitz ihres eigenen Koffers zu setzen. Kurt weiß sich nicht zu helfen, da erbietet sich sein Kompagnon Paul, für ihn sofort nach Hamburg zu fahren und den Kofferumtausch vorzunehmen. Den Frauen will Paul vorschwindeln, er habe in Hamburg einen Termin, aber Kurt müsse dann für Paul nach Stettin fahren, wo tatsächlich ein Termin wahrzunehmen ist. – Frau Else hat bereits für ihre Schwester gehandelt und sofort ein Detektivbüro angeklingelt, dessen Inhaber sich als eine rassige junge Dame namens Sonja erweist. Diese Sonja soll nun dem „treulosen“ Verlobten Lillys nach Hamburg folgen, um seine Untreue festzustellen. – Onkel Lampe erklärt sich bereit, ebenfalls nach Hamburg zu reisen, denn das Lebensglück seiner Lieblingsnichte liegt ihm sehr am Herzen. Er kann bei dieser Gelegenheit Tante Malchen in Hamburg den Affen zurückbringen, den diese für die Zeit ihrer Badereise den Verwandten in Pension gegeben hatte. – Sonja, die fesche Detektivin, hat sich schon im Zug an Paul herangemacht. – Nicht wenig stolz auf diese Eroberung nimmt Paul im Hotel Atlantik Quartier, wo die interessante Fremde ebenfalls absteigt. Zu seiner Ueberraschung findet er im selben Hotel seine Bekanntschaft vom Strandfest. – In Hamburg angekommen, will Onkel Lampe zunächst den Affen los werden. Ein Bengel macht sich den Spaß, den Käfig unbemerkt zu öffnen, der Afe entwischt. – Lampe traut sich nicht zu Tante Malchen. In der Hafengegend kauft er von einem Matrosen einen anderen Affen. – Paul will den Umtausch des Köfferchens vornehmen und begibt sich zu diesem Zweck in den „Alkazar“, wo die Inhaberin der Tasche auftritt. Er findet Einlaß zu den Garderoben und steht plötzlich ganz verdutzt der Eigentümerin des Köfferchens gegenüber. Er entdeckt bei dieser Gelegenheit, daß seine „Strandmixe“ und die „schwebende Jungfrau“ ein und dieselbe Person sind. Eine er sich von seiner Verblüffung erholen kann, findet ihn der eifersüchtige Gatte. Paul hat gerade Zeit, zu entwischen. – Lampe versteckt den netten Affen sorgfältig in seinen Rock und seiner Mission eingedenk, begibt er sich in den „Alkazar“. Auf der Bühne wird gerade eine Tiernummer vorgeführt. Bei den Klängen der Musik lugt das Äffchen neugierig aus Lampes Tasche hervor, Schwupps – springt es über die Tische hinweg auf die Bühne, setzt sich in einen Miniaturwagen und führt unter dem Halloh des Publikums seine Künste vor – der Affe war gestohlen, er gehörte zu der Varieté-Truppe. – Onkel Kampe sucht jetzt die „schwebende Jungfrau“ in ihrer Garderobe auf. Ihr Mann hält Lampe für Paul, den er nie richtig gesehen hatte und schwört ihm Rache, umsomehr, als die „schwebende Jungfrau“ boshafterweise behauptet, Lampe sei wirklich ihr Gulau. – Auf der Bühne findet der gute Onkel nicht den Ausgang und läuft der „schwebenden Jungfrau“ wieder in den Weg. Sie geht auf den Schnürboden, denn von dort soll sie innerhalb ihrer Programmnummer als „schwebende Jungfrau“ herabgelassen werden. Lampe spricht lebhaft auf sie ein, und durch ein technisches Versehen gleitet plötzlich statt der „Jungfrau“ der „schwebende Lampe“ zum höchsten Ergötzen des Publikums auf die Bühne hinab. – Die Detektivin hat inzwischen nach Berlin telegraphisch über den Stand der Angelegenheit berichtet, die Frauen sind maßlos empört. In dieser Stimmung trifft sie der ahnungslos von seinem Stettiner Termin heimkehrende Kurt und ist erstaunt über den frostigen Empfang. – Kurt verlangt energisch Aufklärung. Als man ihm seine vermeintlichen Hamburger Abenteuer vorhält, weist er die Vorwürfe entrüstet zurück: Nun erscheint die Detektivin, der hartgesottene Sünder soll mit ihr konfrontiert werden. Aber Sonja erklärt erstaunt: „Diesen Herrn kenne ich nicht!“ „Ja, mit wem waren Sie dann in Hamburg?“ fragt Frau Else. Da tritt vergnügt trällernd Paul ins Zimmer und prallt entsetzt zurück, als Sonja auf ihn deutend sagt: „Mit diesem Herrn!“. – Die glückliche Ehe wäre beinahe zerstört, aber Onkel Lampe bringt sie wieder in Ordnung.

Kritik (-ger., Film Kurier #219, 09/18/1931):
Das ist sie wieder – die alte, bewährte Glaß-Produktion. Hat einen so guten Namen gehabt, der „Professor“, der Doktor gar, der Geschmack auch bei volkstümlichen Themen bewies, der früh schon zu fröhlichen Zeitstoffen griff (als die Zeiten noch fröhlicher schienen). Jetzt liegt er beim Tonfilm wieder richtig.
In fürchterlichster Wirtschaftsmisere ging dieser Produzent an die Arbeit, die Bankenschalter schlossen sich, als er die Ateliertür öffnete. Dem Film ist nichts anzumerken – eine glatte, gekonnte Arbeit. Eine Posse, die man loben muß. Ein Schwank – mit Besinnung. Und dabei welch’ ein Heiterkeitserfolg. Der Lachtumult im Atrium schien die Wände demolieren zu wollen, so knallte es gegen die Decke. Kristall-Verleih bringt da ein Gold-Filmchen (es ist hier echtes Kristall, was glänzt).
Richtig schon: Die Szöke-Szakall-Produktion baut den Szöke-Szakall-Film nicht allein auf Szöke Szakall auf.
Als der große Nebenspieler, der immer dabei sein kann, immer dabei sein muß, geht er auch durch diesen Film, gemütlich und verwundert, gefährlich und entwaffnend – – aber es ist eben noch ein Film drumherum dabei, viele ausgezeichnete Darsteller, gekonntes Milieu, beste Photographie, ausgezeichneter Ton und der liebevollste Detail-Architekt des deutschen Films. (Na wer? Franz Schroedter).
Es war eben schon eine sichere Schwankautorenfirma, die Herren Arnold und Bach – und Max Jungk hat nichts daran verdorben. Nur wenige allzuweit hergeholte Situationen, alles andere hat Fluß, Schmiß, Situationskomik. Carl Boese zeigt, daß er selbst heute von dem Tempo besessen ist, mit dem er arbeiten muß. Vom Film inszenierungsfach her muß diese Arbeit als besonders geglückt herausgehoben werden.
Alle arbeiten bewußt an einer Fidelitas, die natürlich sein soll. Anfang gut – schon vieles gut: Fritz Schulz braucht ja gar kein Drückerchen aufzusetzen, um mit dem Parkett in Kontakt zu sein: das lacht los, wenn er als Tiroler Bua mit dem Federchen am Hut auf dem Kostümfest flirtet. Dann plätschert er burschikos mit vielen hübschen Frauen (Helen Steels, Lissi Arna, der Hollywood viel nützte, Dina Gralla, wieder sehr reizvoll) durch ein paar ungefährliche Ehebrücheleien. Die Fahrt nach Hamburg bekommt dem ganzen Film gut.
Die dagewesensten Schwanksituationen werden auf Neu gewendet. Es wird nicht gespart an Einfällen und Inszenierungsreizen. Selbst Hamburgs Hafenleben spielt mit, Kinder lachen dazwischen, ein Bahnhof steht nicht nur aus Pappe da, ein Luxushotel ist wirklich, ein Luxushotel, überall viel zu sehen, überall Auftrieb – und dazwischen der gute Szöke. Wenn er die Regenmaschine in Betrieb setzt auf der Flucht vor dem Retter der schwebenden Jungfrau – – dann braust das Parkett wie Donnerhall.
Dazwischen tritt er dreimal den Weg zur Verhaftung und Vernehmung vor dem Hamburger Kriminalkommissar (Kurt Lilien) an, mit der Reisedecke am Bindfaden und dem Affen unter’m Arm. Immer sein freundliches Gesicht vor dem Herrn Kriminalkommissar, der sich nicht aufregen möchte und mit dem Szakall tolle Dinge treibt.
Diese Volkskomiker aus dem Spießbürgertum Europas – merkwürdig, merkwürdig, wie ihnen das Publikum ihre kleinen Siege in dieser Welt gönnt. Wesens-Merkmal Szakalls: das Behagliche gepaart mit dem Skurilen. Er hat eine grausame Art, gütig und dumm zu sein. Seine Kraft, mit der er ganze Monologszenen spielt, ist erstaunlich. Sie beweist die Berechtigung, an einer Spezial-Produktion mit ihm zu arbeiten.

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