The Unfaithful Eckehart

Originaltitel: Der ungetreue Eckehart. Posse 1931; 90 min.; Regie: Carl Boese; Darsteller: Ralph Arthur Roberts, Fritz Schulz, Anni Markart, Lucie Englisch, Paul Henckels, Margarete Kupfer, Lissy Arna, Jenny Kiefe, Albert Paulig, Paul Hörbiger, Alexander Murski; Lothar-Stark-Tobis-Klangfilm.

Dr. Eckehart Bleibtreu wird vom Manne seiner Schwägerin als Karnickel für ein Liebesabenteuer mißbraucht, kommt in die peinlichsten Situationen, sonnt sich aber schließlich – der Nachfolger bei der betreffenden Dame ist ein Gesandter – im Glanze des ihm in die Schuhe geschobenen Verhältnisses.

Zusammenfassung
Eckehart Bleibtreu, Direktor im Betrieb des Schwiegerpapas, des Fabrikbesitzers Apel, erster Schwiegersohn, ist ein Meistergatte comme il faut. Gerne hätte Frau Traute, seine kleine lebenslustige Frau, ihren schlichten, etwas pedantischen Mann stolzer und flotter gesehen. Schließlich wäre sogar ein kleiner Seitensprung zu verzeihen – aber bei Eckehart Bleibtreu kommt sowas nicht vor. Frau Traute ist darob nicht glücklich.
Gitta – ja Gitta Stürmer, ihre Schwester –, die könnte ein Liedlein davon singen. Im Verzeihen von Seitensprüngen hat sie sich im Laufe der Jahre schon eine ziemlich große Übung angeeignet.
Fritz Stürmer, ihr Gallan, der ist ein großer Don Juan, lebenslustig und immer jung. Fast ist’s zu viel.
Wie oft schon hatte Fritz endgültige Besserung gelobt, aber Fritz ist anscheinend unheilbar. Susi heißt die neueste Liaison und ist – man denke nur – noch dazu eine vom Kabarett. Aber diesmal ist Dritz sehr vorsichtig. Mit Susi soll man ihn nicht erwischen. Vorsichtshalber hat er sich Susi schon als Dr. Eckehart Bleibtreu vorgestellt, und die reizende Wohnung für Susi wird auf Schwager Eckeharts unvorbelasteten Namen gemietet.
Doch schon nach kurzer Zeit raunt man in den Küchen und Portierlogen von neuen pikanten Geheimnissen. Allmählich wird es zum Streitgespräch, daß mit Apels Schwiegersöhnen schon wieder etwas nicht in Ordnung sei. Doch diesmal – man denke! – ist’s Eckehart! Eckehart Bleibtreu, dieser biedere Mann, hat – wie man hört – zarte Beziehungen angeknüpft!
Familie Apel ist ganz entsetzt Eckehart selbst, von seiner Verworfenheit total konsterniert, ist so aufgeregt wie noch nie in seinem Leben. Schwager Fritz triumphiert und – um vor Entdeckung ganz sicher zu sein – eilt er zu Eckehart „Ungetreu“, um ihn zu bitten und zu beschwören, er möge die Rolle doch weiterspielen, es sei ja nicht schlimm, und Traute sei sicher ganz stolz auf ihn. Eckehart Bleibtreu spielt „ungetreu“, spielt den Lebemann!
Nun hat Frau Traute das, was sie will. Aber wie Frauen nun einmal sind – auch sie ist empört. Das geht ihr zu weit! Sie zieht zu den Eltern und droht mit der Scheidung. Den Beteuerungen Eckeharts glaubt wieder sie, noch glaubt ihm die Familie – auch bei schwören, beweisen und jammern.
Mit wildem Grimm entschließt Eckehart sich schließlich, zu Susi in die Wohnung zu gehen und fürchterlich mit ihr und ihrem Gatten zu rechten.
Susi aber hat inzwischen die Wohnung aufgegeben, und einen Nervenärztin waltet in Susis luxuriösen Räumen nun ihres Amtes. Eckehart kommt ihr gerade wie gerufen. Patienten sind selten, und sie erkennt voll Eifer und Pflicht besonders in ihm einen sehr ernsten Fall. Eckehart aber glaubt, daß die Dame, mit der er hier spricht, niemand anders als die Susi ist, und wird rabiat. Das muß er büßen? Die Ärztin ruft schleunigst die Heilanstalt an, zwei kräftige Wärter treten an und stecken ihn schnell in eiskaltes Wasser. Nun wird er massiert, dann wird er gewalkt und dann frottiert, das Haus dröhnt von Eckcharts Wehgebrüll! – So finden ihn seine Frau und die Schwiegermama, die gekommen sind, um Fräulein Susi zu sprechen. Da erscheint nun auch Fritz – nicht wenig erstaunt. Der gepeinigte Eckehart benutzt die Verwirrung und sucht, zwar wenig bekleidet, aber schleunigst das Weite.
Der Schwiegerpapa hat das beiden Herren Söhne, den Fritz und den hart, zu ernster Sitzung zu sich gerufen. Die Geschäfte gehen schlecht. Man muß unbedingt jeden, auch den kleinsten Skandal vermeiden. . . . Da meidet der Diener Herrn Moor als Besuch! „Herr Moor?“ – „Herr Moor?“ ist es Susis Gatte, ist es Susis Bruder? Was bringt er? . . . Duell!?
„Meine Herren, ich muß bitten, nach solchem Geschehen, Kompromittierung der Schwester, die Police auf 50 000 ,Leben’ zu zeichnen – oder . . . Duell!“ Und man unterschreibt. Nicht zum erstenmal war Susi ihr Tack gelungen – auch diesmal hat sie zuerst mit Erfolg geflirtet und dann „versichert“ – ihr Konzern wird prompt die Provisionen zahlen.
Rasch hat Susi inzwischen eine neue Eroberung. Ein hoher Diplomat ist ihr neuer Gallan. Um Eckeharts gramgebeugtes Haupt glänzt plötzlich ein Glorienschein. Die ganze Stadt bewundert in ihm den Don Juan, den Vorgänger des Botschafters, und die Familie ist stolz auf ihn.
Da der Botschafter seinen Herrn Vorgänger bei Susi nicht in derselben Stadt; wissen will, wird auf Betreiben der Hoheit Eckehart von seinem Schwiegerpapa zum Direktor der Pariser Filiale ernannt und vom Gesandten mit einem Orden geehrt.
Fritz, blaß vor Neid, beichtet die Wahrheit – aber niemand glaubt ihm. Eckehart hat der Seitensprung seines Schwagers viel Ehre gebracht, Vorteil und Ansehen.
Er denkt nicht daran, seinen mühsam erkämpften „Lebemanns“-Ruhm nun freiwillig aufzugeben und bleibt auch weiterhin der Stolz der Familie, als Eckehart Bleibtreu der „Ungetreue“.

Kritik (-g., Film Kurier #222, 09/22/1931):
Dieser erfolgssichere Bühnenschwank von Hans Sturm schrie geradezu nach Verfilmung. Die Verwertung dieses lustigen Geschehens war schon in Stummfilmzeiten fällig.
Der laute Publikumserfolg, der das äußere schon der gestrigen Dopell-Premiere war, ist Beweis dafür, daß es gelungen ist, den Situationswitz des Theaterstückes unverwässert ins Tonfilmische zu übertragen.
Die Hauptereignisse der Handlung besitzen das gewisse Etwas, das an die Seele des großen Publikums pocht. Auch bei solchen hundertprozentigen Possenangelegenheiten ist es notwendig, daß das Schicksal der Hauptfiguren das Publikum innerlich angeht. Die Filmleute können in dieser Beziehung von dem erfahrenen Bühnenhasen à la Sturm viel lernen.
Die Ereignisse um Herrn Eckehart Bleibtreu sind in der Tat höchst aufregend. Er, der tugendsamste aller Ehegatten, kommt dank der Manipulationen seines ewig auf Seitensprünge bedachten Schwagers in eine fatale Situation: er steht als Geliebter einer Tänzerin da, der er sogar eine luxuriöse Wohnung eingerichtet hat. Sittliche Entrüstung der Schwiegermutter, Scheidungsdrohung der Gattin, furchtbare Torturen durch die gewalttätigen Handlanger einer Nervenärztin.
Dieses Riesenausmaß seelischer und körperlicher Marterung wäre sogar für einen Buster-Keaton-Film ein Ereignis. Aber Eckehart bekommt im letzten Akt den Lohn für alles Ausgestandene. Da der Nachfolger bei seinem vermeintlichen Verhältnis ein sehr hohes Tier ist, fällt ein Teil des Glanzes auf den Vorgänger zurück. Es gibt überdies einen wunderschönen Orden, die anbetungsvolle Hochachtung aller Familienmitglieder, die Betrauung mit dem Direktorenposten der Pariser Filiale, etliches Kleingeld und das zum Zerspringen wütende Gesicht des um die Früchte seines Seitensprunges geprellten Schwagers. Das Publikum kann befriedigt feststellen, daß immer noch – wenigstens im Film – der Gute sich durchsetzt und der Böse das Nachsehen hat.
Wenn man berücksichtigt, daß man von einem Possenstoff wie diesem keine hundertprozentige Logik der Geschehnisse verlangen kann, so ist anzuerkennen, daß das Manuskript von Walter Wassermann und Walter Schlee größtmöglichen Wert auf den inneren Zusammenhang der Ereignisse legt. Das Drehbuch macht einen wirklich durch gearbeiteten Eindruck und hebt sieh vorteilhaft von vielem ab, was wir in dieser Saison bisher zu sehen bekamen.
Carl Boese, der fleißigste aller Regisseure, der in diesem Jahre einem neuen Drehrekord entgegensteuert, besitzt die bewundernswerte Eigenschaft, trotz seiner starken Inanspruchnahme immer noch bessere und geschlossenere Arbeit zu leisten als die Mehrzahl seiner Kollegen. Boese ist für derartige Stoffe nun einmal der richtige Mann, und der Produzent ist gar nicht einmal zu schelten, der sein Kapital lieber einem vielbeschäftigten, aber erfolgreichen Regisseur anvertraut als einem weniger, aber schlechter arbeitenden. Auch hierüber muß einmal gesprochen werden. Themen wie das vorliegende werden nun einmal für absehbare Zeit den Kinospielplan beherrschen, es wird wenig nutzen, dagegen anzukämpfen, aber diese Filme müssen wenigstens ein Mindestmaß an technischer Glätte aufweisen, das nun die Boese-Filme einmal besitzen, das aber den Erzeugnissen anderer Regisseure leider nur zu oft fehlt.
Die Besetzung bewogt sich in den üblichen Bahnen. Es sind immer dieselben Namen, die im Vorspann zu sehen sind und die einem beim Ausgang auf den Plakaten für die nächste Premiere entgegenleuchten. So sehr auch jedem einzelnen der heute favorisierten Tonfilmschauspieler sein Können attestiert werden kann, so muß doch berücksichtigt werden, daß die Zuvielbeschäftigung von Darstellern wie etwa Fritz Schulz oder Lucie Englisch für die Dauer auf das Publikum abstumpfend wirkt.
Man sollte bei solchen Filmen neben den gewiß nötigen „Kanonen“ doch auch einigen weniger „Prominenten“ Entfaltungsmöglichkeit geben.
Ralph Arthur Roberts legt seine dankbare Titelrolle ganz auf breiteste Publikumswirkung an, er übertreibt zuweilen erheblich.
Er würde vielleicht auch mit weniger derben Mitteln die Lacher auf seiner Seite haben.
Fritz Schulz spielt zum soundsovielten Male einen charmanten Windhund, Lucie Englischs warme Herzlichkeit setzt sich auch hier durch. Paul Henckels hat als père noble ein paar ausgezeichnete Szenen, die Kupfer ist herrlich wie immer, Paul Hörbiger macht wieder einmal in erheblicher Wildheit. Lissi Arna ist als Nervenärztin von imponierender Sachlichkeit, Anni Markart könnte weniger farblos sein. Jenny Kiefe gefällt.
Dajos Bela sorgt mit seiner Kapelle für schmissige Musik, die von Franz Grothe geschrieben wurde. Die Comedian Harmonists treten in einer Barmixer-Szene auf.
Sohnle und Erdmann lieferten sehr geschmackvolle Innenräume, Schlasys Photographie ist erfreulich sauber, Birkliofers Ton kommt schlackenrein.
Das Publikum zeigte sich sehr amüsiert und kargte zum Schluß nicht mit Applaus für die Darsteller. Das Terminieren dieses Films wird kein Theaterbesitzer zu bereuen haben.

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