The Unknown Guest

Originaltitel: Der unbekannte Gast. (Der schüchterne Papa.) Lustspiel 1931; 91 min.; Regie: Emerich W. Emo; Darsteller: S. Z. Sakall, Lucie Englisch, Annie Markart, Hilde Hildebrand, Senta Söneland, Kurt Vespermann, Hans Brausewetter, Oskar Sima, Harry Hardt, Walter Steinbeck; Glass Prod.-Tobis-Klangfilm.

Ein Provinzgreisler glaubt seine Tochter mit einem reichen Manne verheiratet, will sie, die in dessen Haus nur Stubenmädchen und Frau des Chauffeurs ist, besuchen. Man hält ihn für den aus Amerika gekommenen Schwiegervater des Hausherrn, dessen brüchige Ehe er nach zahlreichen Verwicklungen zusammenleimt.

Zusammenfassung
Herr Leopold Gruber hat einen kleinen Laden in Neustadt. Sein Stolz ist seine einzige Tochter Frieda … angeblich reich verheiratet, seit kurzem in Berlin. Mit einem Herrn Müller. Herr Gruber kennt diesen Schwiegersohn noch nicht. Er muß ein reicher Mann sein, denn Frieda hat dem Papa eine Postkarte geschickt, auf der man eine Villa sieht, – und darüber steht: .Hier wohnen wir!- Dementsprechend ist Herr Gruber stolz, und deshalb hat er sich auch entschlossen, an einem Sonnabend sein Geschäft früher zu schließen und mal überraschend nach Berlin zu fahren, um das Glück seiner Tochter auf ein paar Stunden zu genießen. . . .
Damit beginnt das Verhängnis.
Denn als Gruber nach Berlin kommt, findet er tatsächlich die photographierte Villa, – auch der Name „Müller” steht am Portal. Er betritt das Haus. – Der Diener teilt ihm mit, daß die Herrschaften leider im Moment nicht zu Haus sind. Aber als der Besucher sich als der „Vater der gnädigen Frau” vorstellt, wird er natürlich von der Haushälterin und dem gesamten Personal überaus respektvoll aufgenommen.
Herr Gruber ist selig als er das Haus und den Betrieb sieht, so hat er es sich in seinen schönsten Träumen nicht vorgestellt. Leider ist ihm beider ganzen Sache ein einziger Kleiner intern unterlaufen, seine Tochter ist nämlich nicht mit dem Direktor Müller verheiratet, dem das Haus gehört, sondern mit dessen Chauffeur Fritz Müller!
Als das Mädchen Frieda von der Haushälterin hinaufgeschickt wird, um sich um den Gast zu, kümmern, sieht Frieda nicht ohne Entsetzen … ihren Papa vor sich. Und ihr Papa fällt um den Hals und beteuert, dieses sei der schönste Tag seines Lebens. Er ist dabei so rührend glücklich, daß Frieda ihm gar nicht die Wahrheit über ihre Stellung in diesem Hause zu sagen wagt Da die Herrschaften über Weekend verreist sind und da ihr Papa ausdrücklich erklärt, er müsse leider morgen abend wieder abreisen, so läßt sie ihn in dem Glauben, sie sei hier wirklich die Hausfrau. Wenn er morgen abend wieder abreist, wird er die Wahrheit nie erfahren!
Es entstehen sehr komische Mißverständnisse. Die Ehe bei Direktor Müller ist gar nicht so, wie sie sein soll Die Wirtschafterin des Hauses ist die erste, die es dem Herrn „Kommerzienrat” ganz heimlich beibringt. Gruber ist entsetzt, daß seine Tochter unglücklich verheiratet sein soll. Sein Schwiegersohn soll eine Tänzerin zur Freundin haben, und noch einiges soll nicht in Ordnung sein. Gruber ist nach dem Gehörten fest entschlossen, das Eheglück zu reparieren.
Wie Herr Direktor Müller seine Freundin los wird und mit seiner Frau glücklich vereint bleibt, wie Frieda in den Verdacht kommt, mit dem Gast sich zu stark angefreundet zu haben, wie ihr Mann, der Chauffeur, eifersüchtig wird, führt zu vielen lustigen Situationen. Alles wird durch Gruber zum Schluß, ohne daß er weiß, was er angerichtet hat, zu allseitiger Zufriedenheit gelöst. in seiner Ahnungslosigkeit hat er eigentlich doch alles richtig gemacht, und alle sind sehr nett und eine, die Wirtschafterin, die nun doch die „gute Partie“ macht.

Kritik (-g., Film Kurier #304, 12/30/1931):
Lustspiel um Szoeke Szakall. Fühlbares Bestreben, den Star nicht nur in komischen Situationen herauszustellen, sondern seine Figur menschlich dem Publikum nahezubringen. Bei aller Seltsamkeit vieler Vorgänge haben doch die Autoren Curt L. Braun und Walter Jonas den Grundsatz verfolgt, den Film möglichst auf der Mutter Erde und nicht auf einem Possen-Phantasie-Planeten spielen zu lassen.
Die Verwechslungen nehmen ihren Anfang, als der ehrsame Herr Gruber, Besitzer eines leidlich florierenden Kolonialwaren-Ladens in einer Kleinstadt, von seiner Tochter die Nachricht erhält, sie habe sich in Berlin verheiratet. Die Karte zeigt das Bild einer schönen Villa, und der glückliche Vater meint, seine Tochter habe eine reiche Partie gemacht. In Wirklichkeit ist sie die Frau des direktorialen Chauffeurs, aber sie kriegt es nicht übers Herz, ihrem Vater bei dessen Ankunft sofort die Wahrheit zu gestehen, nämlich, daß sie keineswegs die vermeintliche Hausherrin ist.
Einen Tag lang wird nun Szakall in dem von der Herrschaft verlassenen Hause als aus Amerika zu rückgekehrter kommerzien-rätlicher Schwiegervater behandelt. Das führt zu einigen Komplikationen, bis zu deren glücklicher Auflösung der Herr Gruber Gelegenheit hat, die reichlich gefährdete Ehe des Villeubesitzers zu leimen und die Haushälterin als Herrin seines Ladens mit in die Heimat zu führen.
E. W. Emo kurbelt mit Geschick die Fähigkeiten seines Stars an. Das Publikum amüsiert sich hörbar gut.
Szoeke Szakall spielt sich munter-pfiffig durch die sechs Akte. Er drückt sich vor einem drohenden Bade, läßt die Familie des Gegen-Schwiegervaters beinahe in Ohnmacht fallen und macht dem ehebedrohenden Flittchen in recht eindringlicher Weise den Standpunkt klar. Ein reizender Kerl, dieser Szoeke Szakall, mit seinen lustigen Augen, und der hurtig haspelnden Sprache.
Neben ihm ein bewährtes Ensemble: Senta Söneland, sehr komisch als mannstolle Jungfer. Oskar Sima, mit seinen scharfen, trockenen Sprachpointen immer gern gehört. Hilde Hildebrand, reizvoll-gefährliches Luderchen.
Kurt Vespermann, Casanova beinahe wider Willen, mit starker Sehnsucht nach ruhigen Angelstunden. Lucie Englisch, Hans Brausewetter, Annie Markart, Harry Hardt, Elsa Wagner. Colette Corder, Hugo Werner-Kahle und Waker Steinbede erfüllen ihre Aufgaben.
Das Technische ist in diesem neuen Max-Glaß-Film mit Sorgfalt geschaffen. Willy Winterstein drehte. Ernö Metzner baute mit bemerkenswertem Raum-Gefühl, Carl Erich Kroschke lieferte den Ton.
Für die im Hintergrund bleibende Musik zeichnet Will Meisel.
Freundlicher Beifall für die Darsteller.

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