Originaltitel: Die Frau, von der man spricht. Liebesdrama 1931; 88 min.; Regie: Victor Janson; Darsteller: Mady Christians, Hans Stüwe, Lilian Ellis, Ernst Dernburg, Carl Goetz, S. Z. Sakall, Otto Wallburg, Harry Nestor; Aafa-Tobis-Klangfilm.
Eine arrivierte Kokotte verliebt sich in einen jungen Menschen, opfert ihm ihre „Karriere“. Er, verkommener Sohn einer angesehenen Familie und Morphinist, wird durch ihre Beziehungen ein angesehener Bühnenautor, will sie später fallen lassen. Sie tut nichts dagegen, erleichtert ihm den Schritt. Dann aber entscheidet er sich doch für sie, der er alles verdankt.
Zusammenfassung
Ganz Paris kennt Vera Moretti – ganz Paris weiß von ihrem leichtsinnigen Lebenswandel.
Geld wird bei ihr größer geschrieben als Liebe. Ihr augenblicklich bevorzugter Verehrer ist der reiche Banker Guido Greven. — Eines Tages besucht sie ein junger Journalist und bittet um ein Interview. Vera bemerkt plötzlich, daß einer ihrer kostbaren Ringe gestohlen ist Der Journalist muß der Dieb sein. Er leugnet es nicht, gibt den Ring wieder zurück und – vollkommen zusammengebrochen legt er Vera ein Geständnis ab. Er, René Bennett ist kein gewöhnlicher Dieb, wollte Schriftsteller werden, hatte aber keinen Erfolg. Sein Vater, der bekannte Staatsanwalt, war nicht mehr bereit, nutzlos Gelder zu opfern. In seiner Verzweiflung greift der Sohn zum Morphium, versucht nun auf jede Weise zu Geld zu kommen, um das schreckliche Gift kaufen zu können . . . Vera ist tief ergriffen. Mitleid erwacht in ihr, echtes Mitgefühl mit diesem Menschen, den ein unglückliches Schicksal auf die Bahn des Verbrechens getrieben hat. Sie will den jungen Schriftsteller vor dem Untergang bewahren. Mit Hilfe ihres Arztes, eines Dr. Wilson, gelingt es ihr auch, René durch eine besondere Kur zu heilen.
Veras Lebenswandel ändert sich vollständig. Bankier Greven wird der Laufpaß gegeben. Dafür umgibt sie René, den sie bei sich aufgenommen hat, mit aufrichtiger Liebe, und René erwidert diese.
Vollkommen genesen, wendet er sich auch wieder seiner schönsten künstlerischen Tätigkeit zu und bringt, von neuer Schaffensfreude erfüllt, ein Meisterwerk zustande, das bei der Premiere großen Erfolg hat.
Lange hat René nichts von seinem Vater gehört. Doch gelegentlich es Erholungsaufenthaltes an der Riviera sieht er ihn wieder. Staatsanwalt Bennett, dem die wachsende Berühmtheit seines Sohnes nicht unbekannt geblieben ist, versöhnt sich mit René. – Allerdings – empfiehlt er ihm auch eine Trennung von Vera, die seiner nicht würdig sei und in denkbar schlechtestem Rufe stehe. Er müsse standesgemäß heiraten, vielleicht Dina, die jugendlich – reizende Tochter des Marquis von Kent – Vera, die in Begleitung Renés in einem der großen Luxushotels abgestiegen ist merkt bald, in welchen Konflikten sich René befindet. Soll René um ihretwillen eine in jeder Hinsicht glanzvolle Zukunft verschlossen bleiben ? Nein, sie will und darf ihm nicht im Wege stehen.
Um René die Trennung leicht zu machen, beginnt sie, frühere Beziehungen zu Bankier Greven zu erneuern. René, zuerst empört, durchschaut bald die Täuschung. Er erkennt Veras grenzenlose Liebe, die vor keinem Opfer zurückscheut, und sein Entschluß, diese Frau nie zu verlassen, wird unabänderlich.
Kritik (-r., Film Kurier #193, 08/19/1931):
Das übliche Romanmotiv von der reichen Pariser Kokotte, die im Grunde ihres Herezns den Luxus nicht liebt und froh ist, an einem armen aber talentvollen Schriftsteller ihren Charakter beweisen zu dürfen, wurde von Hans Rameau für eine Mady-Christians-Rolle verarbeitet.
Da ein derber Spaßinszenierer wie Viktor Janson am Werk, mußte alles irgendwie Tragische schleunigst ins Lächerliche umgebogen werden. Die Komiker-Kanonen Otto Wallburg und Szöke Szakall werden in die Atelierszene geschickt, ihren bereits genormten Ulk stets frisch von der Leber weg zu verzapfen; das Publikum ist denn auch dafür dankbar.
– dankbar besonders, daß diese ganze Geschichte vom Sohn des Präsidenten, der seine anrüchige Lebedame doch nicht verläßt, ohne Morphiumspritze und ohne Selbstmordversuch endet.
Das Morphium spielt nämlich mit. Der arme, aber liebeslüsterne Reporter und Schriftsteller aus der Mansarde, den Mady mit Hilfe ihres Seelenarztes so berühmt machen muß, nimmt es literweise. Doch das Gift lernt er schließlich entbehren. Auch das blonde Gift der Lillian Ellis, die den jungen berühmt gewordenen Autoren von der Kokotte Mady in eine südliche Landschaft wegheiraten soll.
Daß Mady Christians mit einem hölzernen, sprachlich und mimisch gleich unmöglichen Partner wie Stüwe und einer auf ganz andere Dinge als feinere Spielnuancen bedachten Regie, sich nicht entfalten kann wird niemand verwundern. Wie beliebt sie ist, bezeugte der lebhafte Beifall des Aafa-Premierepublikums, der nur ihr gelten konnte.
Die Herstellungs-Technik des Films entspricht seiner offenbaren Absicht, etwa im Stil des ersten Aafatonfilms „Dich hab ich geliebt“ (der dagegen ein Klassiker!) hier nun noch für ein weit, weit anspruchsloseres Kinopublikum, das durch keinen irgendwie überraschenden oder unüblichen Einfall erschreckt werden soll, einen Aafafilm zu starten.