Weekend in Paradise

Originaltitel: Weekend im Paradies. Schwank 1931; 84 min.; Regie: Robert Land; Darsteller: Otto Wallburg, Trude Berliner, Julius Falkenstein, Claire Rommer, Else Elster, Walter Steinbeck, Anton Pointner, Wolf Roth, Aenne Goerling, Hans Hermann Schaufuß, Paul Westermeier, Kurt Lilien, Hans Halden; D. L. S.-Tobis-Klangfilm.

Ein Regierungsrat, beim Avancement übergangen, will durch die Aushebung eines kaum einwandfreien Wochenendhötels seine Tüchtigkeit beweisen. Stöbert dort aber das halbe Ministerium, allerdings auch seine Frau, auf. Von jedem kompromittierten Vorgesetzten mit einer Ernennung bedacht, wird er im Verlaufe einer Stunde Ober-Regierungsrat, Ministerialrat und schließlich Ministerialdirektor.

Zusammenfassung
Der Regierungsrat Dittchen vom Landesamt, der sich täglich zehn Stunden schindet und die Arbeit fast aller seiner Vorgesetzten auf sich hat, ist nach 12jähriger Dienstzeit wieder einmal bei der Beförderung übergangen worden. Der Bürodiener Wuttke, ein treues Faktotum, fürchtet, daß DIttchen sich etwas antut und beruhigt den Aufgeregten. Dittchen, dessen Frau verreist ist, beschließt, seinen Aerger in Alkohol zu tauchen und begibt sich in ein Nachtlokal. – Der Neuernannte Chef des Landesamtes, der aus der Provinz nach Berlin versetzt wurde, Dr. Grimeisen aus Kassel, ein Junggeselle, verbringt seinen ersten freien Abend in der Reichshauptstadt, auf der Suche nach einem galanten Abenteuer, ebenfalls in einem Nachtlokal – und zwar in der „Weißen Maus“, wo auch der Regierungsrat Dittchen seinen Aerger hinunterspült. Die beiden geraten einer Dame wegen aneinander und Dr. Grimeisen gibt Dittchen eine Ohrfeige. Die junge Frau Tutti, deretwegen der Skandal entstand, bringt Dittchen in seine Wohnung und entfernt sich. Am nächsten Morgen erscheint Dittchen, zu Wuttkes Entsetzen, nicht wie gewöhnlich Punkt 9 Uhr im Büro. Wuttke jammert allen Vorgesetzten und Mittarbeitern Dittchens vor, daß Dittchen sich aus Kränkung über die nichterfolgte Beförderung das Leben genommen hätte. Schließlich erscheint Dittchen doch im Amt. – Regierungsrat von Giersdorf, ein Kollege Dittchens, ist zum Oberregierungsrat befördert worden, und Dittchen erklärt dem Assessor Winkler, daß die Ernennung von Giersdorf auf Protektion des Ministers, des Onkels von Giersdorf, zurückzuführen sei. – Giersdorf, der zu Dittchen ins Amtszimmer kommt, ergeht sich in längeren Betrachtungen über sein Avancement und gibt Dittchen schließlich den Rat, mehr Initiative zu entwickeln und mehr von sich reden zu machen. Beider Vorgesetzter, der Ministerialrat Breitenbach ist ebenfalls ins Amt gekommen. Weder Breitenbach noch von Giersdorf, noch der Assessor haben viel Lust zur Arbeit, denn es ist heute Sonnabend vormittag und jeder möchte pünktlich auf Weekend fahren. Und so schicken sie alle Akten hinüber zu Dittchen, der brav und fleißig hinter seinem Aktenstoß sitzt. Da erscheint bei Dittchen die junge Dame aus der „Weißen Maus“ und bringt ihm die Wohnungsschlüssel. Beim Fortgehen tritt sie mit Oberregierungsrat von Giersdorf zusammen, der in ihr eine alte Weekendbekanntschaft wiedererkennt und sich mit ihr um 2 Uhr am Bahnhof verabredet. Der Assessor hat sich mit der Stenotypistin Lore verabredet. – Dittchens junge Frau Hedwig ist nach Berlin zurückgekehrt und in das Büro ihres Mannes gegangen, um die Wohnungsschlüssel zu holen. Beim Fortgehen trifft sie Ministerialrat Breitenbach, der in der vergangenen Nacht in einem Abteil mit ihr gefahren ist und vergeblich versucht hat, sie anzusprechen. Breitenbach ist nun der Meinung, Hedwig hätte ihn im Amt aufgesucht, ist sehr erfreut und fordert sie auf mit ihm auf Weekend zu fahren. Hedwig erfährt, daß das Avancement ihres Mannes von Breitenbach abhängt, und verspricht daher, sich die Sache zu überlegen. Um 1 Uhr mittags, als alle Herren mit Ausnahme Dittchens, sich langsam zum Büroschluß rüsten, platzt die gefürchtete Reichstagsabgeordnete Haubenschild ins Amt. Breitenbach schiebt sie zu von Giersdorf, der wieder bringt sie zum Assessor und der Assessor führt sie schließlich zu DIttchen. Der Haubenschild ist die Weekendbewegung ein Dorn im Auge und sie verweist auf die Unmoral der ins Grüne über das Wochenende ziehenden Jugend. Der geplagte Dittchen muß sich die Phrasen der alten Jungfer anhören, während seine Kollegen bereits ihre Tätigkeit beschließen. Um 2 Uhr will nun auch Dittchen heim zu seiner Frau. Da aber erscheint der Villenbesitzer Badrian, der in Schnakensee wohnt und DIttchen mitteilt, das in dem benachbarten Hotel „Paradies“ unmögliche Zustände wären. Nunmehr erinnert sich Dittchen an die Bemerkung von Giersdorf, ein Beamter müsste Initiativen aufweisen, um weiterzukommen, sich persönlich von den Zuständen in Schnakensee zu überzeugen. – All dem Wachtmeister Seidel von der Kriminalpolizei, der nachts schläft, weil er tags Dienst hat, kommt Dittchen in Schnakensee im Hotel „Paradies“ an. Dr. Grimeisen – der sich sicherheitshalber Lehmann nennt – ist ebenfalls zum Weekend in Schnakensee, und wieder auf der Suche nach einem Abenteuer. Aber er hat kein Glück: Die Stenotypistin Lore aus dem Landesamt, die er anspricht, befindet sich in Begleitung des Assessors Winkler – Tutti, die Dame aus der „Weißen Maus“, ist mit Oberregierungsrat Giersdorf im „Paradies“. Aber auch Hedwig, Dittchens Frau, sitzt mit Ministerialrat Breitenbach auf der Terrasse, denn Breitenbach hat vor, Hedwig zu zwingen, mit ihm in Schnakensee zu bleiben. Schließlich findet sich auch die Abgeordnete Haubenschild im „Paradies“ ein kleines Zimmerchen, und Brose, der Wirt des Hotels, welcher die Haubenschild, die ihn durch ihre Reichstagereden schädigt, erkannt, hetzt den abenteuersuchenden Lehmann auf die ältliche Haubenschild. Bei der nun erfolgenden Visitation der Zimmer, die Dittchen mit Hilfe des Kriminalwachmeisters Seidel vornimmt, entdeckt man zuerst Grimeisen – „Lehmann“, der von der Haubenschild beim Eindringen in ihr Zimmer über hergerichtet wurde. Im nächsten Zimmer entdeckt der Wachmeister Seidel in der Begleiterin des Oberregierungsrats von Giersdorf seine Frau und gleich darauf fällt Dittchen beinah in Ohnmacht, denn er erkennt in der Begleiterin des Ministerialrats Breitenbach – seine eigene Gattin. – Im Landesamt herrscht große Aufregung. Dittchen hat eine ungeheure Initiative entwickelt. Er hat einen dicken Bericht über die Zustände in Schnakensee verfaßt und jedem einzelnen seiner Vorgesetzten einige Seiten gewidmet. Nun kommt einer nach dem anderen und ersucht Dittchen, die ihn betreffenden Stellen aus dem Bericht zu entfernen und im Nu avanciert Dittchen zum Dank für das Verschweigen der Namen seiner Vorgesetzten zum Oberregierungsrat und mittags um 12 zum Ministerialrat. Da erscheint der neue Chef des Landesamtes, Dr. Grimeisen aus Kassel, um sein Amt anzutreten. Und nun entdecken die Herren, daß der gefürchteste neue Chef niemand anders ist als „Lehmann“ aus Schnakensee. Da dem Dr. Grimeisen auch noch das Malheur passiert, daß die von ihm attackierte Abgeordnete Haubenschild im Landesamt erscheint und ihn erkennt, nimmt er schleunigst seinen Hut und geht auf Krankenurlaub. Da auch die Haubenschild aus politischen Gründen ein Interesse daran hat, daß ihr Name im Bericht nicht genannt wird, spricht sie mit dem Minister, und um 1 Uhr mittags ist Dittchen vom Ministerialrat zum Ministerialdirektor und zum Chef des Landesamtes avanciert, zur Freude seiner Frau Hedwig, deren Weekendfahrt sich aufgeklärt hat.

Kritik (Georg Herzberg, Film Kurier #241, 10/14/1931):
Die D. L.-S.-Produktion ist verheißungsvoll gestartet. Der erste Film war ein starker, verdienter Erfolg. Wenn die kommenden Filme die gleichen Qualitäten aufzuweisen haben, besteht für die Theaterbesitzer alle Ursache, mit ihren D. L.-S.-Abschlüssen zufrieden zu sein.
„Weekend im Paradies“, nach dem gleichnamigen Schwank von Arnold und Bach, ist ein lustiger Film. Mit vielen drastischen Situationen, mit klar verständlichen Pointen. Wodurch sich der Film von dem runden Dutzend ähnlicher Erzeugnisse, die gleichfalls mit populären Effekten aufwarten, unterscheidet, ist, daß seine Handlung eine starke und originelle Grundidee hat. Darauf kommt es aber an. Die gewagtesten Seitensprünge, die kompliziertesten Verwicklungen, die lustigsten Situationen ergeben allein noch keinen Film, der beim Zuschauer über das Lächeln des Augenblicks hinaus irgendwelche Teilnahme erwecken kann. Ein Film, bei dem das Publikum nicht innerlich mitgeht, wird aber nie, sei er noch so klamaukerfüllt, ein durchschlagender Erfolg werden.
Unsere Teilnahme hat diesmal Herr Regierungsrat Dittchen. Ihm wird im Ministerium alle Arbeit aufgehaist, zu ihm kommen alle kniffligen und unangenehmen Angelegenheiten, er schuftet weit über den Feierabend hinaus. Nur bei Beförderungen denkt niemand an Dittchen, da kommen ihm die anderen zuvor. Aber eines Tages packt Dittchen die Wut, er beschließt, Karriere zu machen, die Zustände in einem Weekend-Hotel und die sittliche Entrüstung einer einflußreichen Abgeordneten sind ihm willkommener Anlaß. Er überrascht seine sämtlichen Vorgesetzten in äußerst unangenehmen Situationen, sein Bericht verspricht eine Sensation zu werden. Die in ihm enthaltenen Namen sind ihm Stufen zur Karriere, jeder der Vorgesetzten bringt als Gegengabe für das Weglassen seiner Person ein Avancement. Dittchen wird Oberregierungsrat, Ministerialrat und schließlich Ministerialdirektor. (Der kommt gleich nach dem Minister.) Mit jedem neuen Rang wird die Arbeit geringer und das Zimmer prächtiger; zum Schluß thront der kleine, gequälte Dittchen in einem überdimensionalen Sessel, eine achtunggebietende Zigarre im Mundwinkel und nahezu ausschließlich damit beschäftigt, die wundervolle Inneneinrichtung seines saalähnlichen Büros zu bewundern.
Das Publikum folgt diesem Kampf um die Beförderung mit Begeisterung. Denn wer fühlt sich nicht als Dittchen, wer glaubt sich nicht zu höherem berufen und nur zur Arbeit für andere ausgewählt? Wer möchte nicht auch einmal drei Vorgesetzte überspringen und ihnen liebenswürdige Gemeinheiten ins Gesicht sagen?
Ernst Neubach, der Autor, und Robert Land, der Regisseur, haben mit Raffinement den Aufstieg Dittchens entwickelt. Neubachs Manuskript ist von erfreulicher Geschlossenheit; unter Zickels Produktionsregime scheint man sich jede Einzelheit und jeden Dialog reichlich vorher überlegt zu haben.
Dem Regisseur ist die Atmosphäre des Ministeriums glänzend gelungen. (Anmerkung der Filmprüfstelle: Alle Hinweise und Beziehungen darauf, daß es sich um ein bestimmtes in Berlin oder einer anderen Stadt befindliches Ministerium handelt, sind verboten, und zwar soweit sich diese Beziehungen aus dem Bild und aus dem gesprochenen Text ergeben.) Verführerisch wird das Weekend-Dasein am Sündenpfuhl Schnakensee geschildert, mit Westermeier und Lilien als gerissenen Managern, die für jedes Paar stets die richtige Nische und das richtige Doppelzimmer reservieren. Der Film weist diesmal eine Fülle neuartiger Effekte auf. Für manche gelungene Kritik an Zuständen unserer Zeit sind wir ihm dankbar.
Sehr reizvoll diesmal das Musikalische, mit witzigen Illustrationen, die die bildliche Wirkung vieler Szenen unterstreichen. Kompositionen: Hans May, Leitung: Grete Walter.
Technisch ist der Film sehr sorgfältige Arbeit; Willy Goldberger und R. Lach photographierten, Robert Neppach und Erwin Scharf bauten, mit Witz und Eingehen auf die Handlung, Carlo Paganini schuf den klaren Ton.
Das Ensemble wurde unter Leo Meyers Produktionsleitung mit fühlbarer Sorgfalt zusammengestellt. Ueber allen steht Otto Wallburg als Dittchen, prachtvoll in seiner inneren Verwandlung. Er brabbelt gar nicht, er ist klar zu verstehen und hat von seiner Wirkung doch keinen Deut verloren. Na also . . .
Nach ihm holt sich Julius Falkenstein die meisten Lacher, als allgewaltiger Ministerialdirektor, der incognito die größten Dummheiten begeht, bis alles herauskommt und er den Zylinder nimmt.
Walter Steinbeck und Anton Pointner sind Dittchens Vorgesetzte. Ihr Schauspieler-Erfolg ist, daß wir ihnen Dittchens Triumph von Herzen gönnen.
Um die Frauenrollen sind bemüht die schöne, sanfte Claire Rommer als Frau Dittchen, die temperamentvolle Trude Berliner als Tänzerin Tutti (sie kann sich bei Land für die glänzende Sprachführung bedanken). Dann Aenne Goerling, furchteinflößend als Abgeordnete, und die blonde Else Elster, gerad’ aus der Gartenlaube kommend.
Des weiteren sind zu nennen: H. H. Schaufuß als ewiger Querulant, Hans Halden, Franz Weber und Wolfgang von Rothberg.
Es gab reichlichen und berechtigten Applaus.

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