
Originaltitel: Wenn die Soldaten… (Einquartierung.) Militärschwank 1931; 86 min.; Regie: Luise Fleck, Jacob Fleck; Darsteller: Hermann Thimig, Paul Heidemann, Charlotte Ander, Gretl Theimer, Ernő Verebes, Oskar Marion, Ida Wüst, Otto Wallbrug, John Mylong; Silva-Hegewald-Tobis-Klangfilm.
Ein Dragonerregiment wird wegen des Leichtsinns seiner Offiziere in ein Nest verlegt. Der tollste von allen gibt sich eines Mädchens wegen als Arzt aus. Endlich bekommt er die Schöne, welche die Tochter des Generals ist, doch zur Frau.
Zusammenfassung
Der Befehl ist heraus. Morgen früh soll das Dragoner-Regiment mit klingendem Spiel in die neue Garnison abrücken. Die Herren Offiziere machen ziemlich lange Gesichter. – Die große Stadt mit irgendeinem Nest vertauschen! – Wie fad! – Aber wenigstens will man am letzten Abend auf der Redoute recht ausgiebig Abschied feiern – und – da das ungenierter ist – in Zivil. – Am schwersten fällt die Versetzung dem lustigen Leutnant Bob Wilsdorf, Schwarm aller Mädels und Frauen der Stadt und geradezu berühmt wegen seiner tollen Streiche. – Hauptattraktion des Festes bilden die Tanzvorführungen einer jungen, unbekannten Dame der Gesellschaft. Sie trägt eine Maske und weigert sich standhaft, vor den neugierigen Gästen das Inkognito zu lüften. Bob aber glaubt in ihr ein ehemaliges Gapusi zu erkennen. Eins, zwei, drei ist er bei ihr in der Garderobe, hat sie umfaßt und ihr einen Kuß auf den Mund gedrückt. In der nächsten Sekunde fühlt er auch schon, als schlagfertige Antwort, eine kräftige Backpfeife brennen. Hinter der Maske kommt das zwar böse aber bildhübsche Gesicht eines fremden Mädels zum Vorschein. Und ehe Bob sich noch von seinem Wundern eifrig erholen kann – ist die hübsche Tänzerin auf und davon! – Kein Wunder, wenn man die streng behütete Tochter Tilly des General von Plessow ist und statt auf die Redoute eigentlich in eine englische Stunde gehen sollte! Ein Donnerwetter des Papa: – und Strafversetzung zur Tante Anastasia in die Provinz – versetzt – grad wie das Regiment – auch dazu in denselben Ort. – In der Kleinstadt gibt es auch die hübsche Betty, Stubenmädel in der Pension „Stilles Heim“, wo Bob Quartier genommen hat. Betty hat gleich zwei Verehrer – Nicky, den Burschen des Leutnants – und Franzl Wiesinger, im bürgerlichen Leben Schlagerkomponist, der als Ersatzreservist der Regimentsmusik zugeteilt ist. Diese Beiden liegen sich voll Eifersucht dauernd in den Haaren. – Bob selbst muß natürlich gleich am ersten Tage das Revier erkunden – selbstredend wieder in Zivil. – Und was sehen seine erstaunten Augen? Da geht doch die hübsche Tänzerin von der Redoute?! Trotz heftigen Widerspruchs heftet er sich an ihre Fersen, folgt ihr durch die Straßen, durchs Gartentor der Villa Tante Anastasias bis ins Haus. Als die Tante höchstpersönlich erscheint, stellt er sich ihr einfach als Dr. Werner, Arzt aus Wien, vor. Mit dem nicht vorgesehenen Ergebnis, daß ihn Tante Anastasia sogleich in ihr Zimmer schleppt, sich ihres Kleides entledigt – und von dem verdutzten Bob durchaus untersucht werden will. Die Tante gehört nämlich zur Gattung der ewig eingebildeten Kranken. Sie hat ihren Bruder, den General schon oft gebeten, ihr doch aus der Großstadt einen tüchtigen Arzt zu schicken und glaubt nun, Bob sei dieser heilkündige Abgesandte. – Im grenzenlosen Uebermut verordnet Bob der alten Dame „Alkohol – morgens, mittags und abends recht viel Alkohol!“ – Von diesem Tage an ist Tante Anastasia ständig beschwipst – und Bob hat infolgedessen ebenso ständig Gelegenheit, Tilly zu sprechen, in die er sich immer mehr verliebt. Eines schönen Abends gibt die Stadt den Offizieren einen Ball. Bob wirds da bald so langweilig, daß er sich drückt, um den Rest der Nacht bei Sekt und reizenden Tanzgirls totzuschlagen. Am nächsten Tag verschläft er den Dienst. – Das wird seinem Rittmeister dann doch zu bunt! Drei Tage Stubenarrest mit strengem Besuchsverbot! – Wer aber kümmert sich den Teufel um den Arrest? – Natürlich Leutnant Bob! Er reißt aus zu seiner Tilly und seiner ersten und letzten Patientin. – Zur selben Stunde trifft General von Plessow in der Garnison ein und begibt sich zum Kasino. Er möchte bei dieser Gelegenheit einmal den Leutnant Willsdorf kennenlernen, von dessen Streichen er soviel gehört hat. Als man Bob holen will, ist der Vogel ausgeflogen. Was soll man dem General sagen? Schließlich erzählt man ihm, Bob läge mit einer schweren und ansteckenden Grippe zu Bett. Aber Plessow hat keine Angst. Er sucht den Leutnant persönlich am Krankenlager auf. Und – sonderbarerweise – in Bobs Bett liegt wirklich ein Kranker, das Gesicht gegen die Wand gedrückt, den Kopf verbunden. Es ist der Franzl, der von seinem Rivalen Nicky soeben furchtbare Prügel bekommen hat. – – Nach ein paar aufmunternden Worten für den vermeintlichen Leutnant geht der General. Die Situation ist gerettet! – Am selben Abend noch bittet der plötzlich genesene Bob den General, um die Hand Tillys. Aber als Plessow diese Werbung seiner Tochter überbringt, wehrt sie energisch ab. Sie liebt einen anderen – einen Zivilisten – und überhaupt sei dieser Leutnant – wie man sich erzähle ein großer Windhund. Mit bedauerndem Achselzucken rät der General Bob, es selbst noch einmal zu versuchen. – Und kann es sich gar nicht erklären, daß die Sache jetzt im Handumdrehen klappt. Eine so schneidige Attacke hat selbst er – als alter Militär – noch niemals reiten geseh’n . . .
Kritik (-g., Film Kurier #100, 04/30/1931):
Wieder ein Militärlustspiel; die Konjunktur wird genutzt. Die Uniformen sind diesmal aus Oesterreich, und dieser Tuchwechsel bewirkt, daß der Film eine ganz andere Atmosphäre hat als etwa „Drei Tage Mittelarrest“ und „Schrecken der Garnison“. Der Inhalt dieser beiden Filme wuchs aus einem Milieu heraus, das dem Deutschen, auch der jungen Generation, vertraut ist. Es mag einiges in diesen Filmen verzerrt und karikiert sein, aber manches stimmt.
Der Soldatenbetrieb des neuen Silva-Films ist etwas ganz anderes. Vielleicht hat es so etwas mal irgendwo im alten Oesterreich gegeben, sehr wahrscheinlich ist es nicht. Die Zeit dieser Soldaten ist mit Bummeln, Saufen und der Produktion unehelicher Kinder zu neunzig Prozent ausgefüllt.
In „Drei Tage Mittelarrest“ war es eine Hauptpointe, daß Lucie Englisch vor die versammelte Kompagnie treten mußte und den Vater ihres Kindes aussuchen sollte. In diesem Film erscheinen gleich ein paar Dutzend Mädchen mit quicklebendigen Kindern auf dem Arm. Devise: Wirkung um jeden Preis.
Es geht überhaupt in diesem Film, dessen Manuskript Karl Farkas schrieb und der von J. und L. Fleck inszeniert wurde, mit seltener Delikatesse zu. Die Hauptdarstellerin brilliert bei der Vorführung ihrer Unterwäsche, eine ältliche Dame macht in Busen-Erotik, es wird so viel geknutscht (mit Schmatzgeräuschen als Toneffekt), daß man sehnsüchtig an die kußfeindlichen Zensurinethoden Japans denkt, es wird mit Syphon gespritzt und ins Wasser gestoßen, ein Leutnant setzt sich auf das Bett einer schlafenden alten Schachtel –, man läßt sich keine Klamaukmöglichkeit entgehen.
Der Chronist stellt fest, daß ein großer Teil des Premierenpublikums sich brüllend amüsierte. Es wird aber auch Leute geben, die bei „Schrecken der Garnison“ lachten und bei diesem neuen Film nicht die Miene verziehen. Diese Leute sind in hoffnungsloser Minorität. Dem Theaterbesitzer genügt das Gros der anderen, um seine Kassen zu füllen. Wenn einige wenige schimpfen, erschüttert das nicht weiter das Kassenergebnis.
J. und L. Fleck bringen manchen guten Bildwitz, sie stellen ihre knalligen Situationen mit technischer Routine heraus. Die geschmackliche Linie des Films ist anscheinend von „hoher Hand“ vorher mitbestimmt worden.
Die Besetzung weist viele gute Namen auf. Die meisten Leistungen sind an sich gut, die Darsteller können schließlich nichts dafür, daß der Autor jede zweite Figur verzeichnete und daß für ihn der logische Zusammenhang zwischen den einzelnen Filmvorgängen und den Handlungen der Hauptpersonen offenbar eine überlebte Angelegenheit ist.
Charlotte Ander war seit langem nicht so gelockert, man sollte sie mehr für wirkliche Lustspielrollen verwenden. Gretl Theimer sieht gut aus und ist frisch im Spiel. Ida Wüst hat einige sehr lustige Schwipsszenen.
Ernst Verebes und Paul Heidemann erweisen sich erneut als bewegliche Tonfilmkomiker, Hermann Thimig spielt sympathisch einen leichtsinnigen Leutnant, Jack Mylong Münz ist ein einigermaßen glaubhafter Rittmeister, Oskar Marion macht eine gute Figur. Otto Wallburg hat als Operetten-General viele Lacher.
Will Meisel schrieb die Musik, Kurt Schwabach die Texte, es reimt sich Liebe auf Diebe, in geistige Unkosten hat man sich weiter nicht gestürzt.
Eduard Hoesch und Giovanni Vitrotti lieferten ein gutes Bild, Max Heilbronner baute, Korschkes Ton kommt klar heraus.