Father Goes on a Trip

Originaltitel: Vater geht auf Reisen. (Nur eine Nacht. Der fidele Bürgermeister.) Schwank 1932; 89 min.; Regie: Carl Boese. Darsteller: Hans Wassmann, Erika Glässner, Lissy Arna, Kurt Vespermann, Hugo Fischer-Köppe, Karin Hardt, Harry Berber, Kurt Gerron; Aco-Tobis-Klangfilm.

Ein Provinzbürgermeister, während eines Berliner Bummels wegen groben Unfugs etc. zu zwei Wochen verdonnert, will einen Landstreicher als Stellvertreter zur Strafverbüssung schicken. Als dieser noch vorher angeblich verunglückt, hält man den Bürgermeister für tot, welcher nun Mühe hat, die Behörden von seiner Existenz und die gestrenge Gattin von der Harmlosigkeit dieses Abenteuers zu überzeugen.

Zusammenfassung
Wenn man mal aus der Kleinstadt nach Berlin kommt, will man sich abends natürlich auch amüsieren, – und so hat Bürgermeister Müller aus Unterneuenhausen einen soliden Bummel gemacht . . .
Völlig beschwipst hat er die tollsten Sachen angerichtet . . . und im „Nachtfalter” mächtig an- und ausgegeben . . . Nur mit Mühe war er davon abzuhalten, den Landstreicher Otto Panicke, den er zufällig kennengelernt hat, mit in das Lokal zu nehmen. Auf dem Heimweg leistete er sich in seiner Trunkenheit alle möglichen Scherze, in seliger Erinnerung an seine Studentenzeit:
Heute Nacht, heute Nacht,
Möchte ich was ganz verrücktes mal erleben,
Heute Nacht, heute Nacht,
Suche ich mir eine, die mich glücklich macht,
Denn die Nacht gehört dem Leichtsinn und der Liebe.
Liebe fragt nicht, ob du arm bist oder reich,
Heute Nacht, heute Nacht,
Will ich leben, alles andere ist nur gleich.
Nachdem er noch die Feuerwehr alarmiert hatte, um seinen „Brand” zu löschen, war er mit einem Schutzmann in eine Auseinandersetzung geraten – die ihn – „wegen Widerstand gegen die Staatsgewalt” – vor den Schnellrichter brachte. Wenn auch der Inhaber des „Nachtfalters” alles beschönigend erzählen will, um seinen guten Gast vor Gericht zu entlasten, so hilft Bürgermeister Müller dieses gar nichts . . . . ja er muß es sich sogar gefallen lassen, daß der als Zeuge zitierte Landstreicher ihn immer noch mit „bester Freund” und „Du” anredet.
Der öffentliche Ankläger hält eine kurze Rede, in der er daraufhinweist, daß Müller exemplarisch bestraft werden müsse, denn als Oberhaupt einer Stadt und überhaupt als intelligenter Mensch bitte er sich nicht ein solches Benehmen erlauben dürfen.
Er wird zu zwei Wochen Gefängnis verurteilt, erhält aber glücklicherweise Strafaufschub, da kein Fluchtverdacht vorliegt.
Auf jeden Fall hat er sich innerhalb eines Monate zum Antritt der Strafe in Moabit zu melden.
Während nun Eusebius Müller in trostloser Stimmung heimkehrt, rüstet man in Unterneuenhausen zum Empfang des Oberhauptes.
Sogar im „Unterneuenhausener Anzeiger” steht ein fabelhafter Empfangsartikel, in dem Müller als Genie gepriesen wird – seine fabelhaften Verkündungen mit den Behörden in Berlin werden als welthistorisches Ereignis gefeiert . . . . kurz gesagt: der junge Redakteur Fritz Osten verhimmelt geradezu unseren Eusebius . . und alles nur weil der fixe, moderne Junge des Bürgermeisters Töchterlein Eva liebt.
Diese Zuneigung hat aber ein Hinderniss und das ist Frau Müller . . . Sie ist nämlich sehr ehrgeizig . . ihr Tick ist, daß sie ihren Mann in die hohe Diplomatie bringen möchte. Nach seinen letzten Verhandlungen in Berlin kommt der „Zeitungsschreiber” gar nicht mehr für sie als Schwiegersohn in Frage.
So kommt Müller nach seinem Städtchen zurück, wo man nichts von seinem „Erlebnis” ahnt. Am Bahnhof stehen Ehrenjungfrauen. Frau Müller holt ihren Mann ab, der sich so gerne drücken möchte. Die Kapelle der „Freiwilligen Feuerwehr” spielt ein Ständchen – und sämtliche Honorationen beglückwünschen den Herrn Bürgermeister.
Er muß erzählen, wie es in Berlin gewesen ist . . . er muß renommieren, und noch viel mehr tut das seine Gattin . . . Ihm wird schwach und schwächer dabei, denn er hat doch eine wahnsinnige Angst, daß einmal alle diese Leute erfahren könnten, was ihm wirklich passiert ist . . . daß er eine Gefängnisstrafe absitzen muß . . . und besonders seine Frau, wenn die davon hören würde . . . das wäre eine unheimliche Katastrophe.
Während Müller immer nervöser wird, je mehr die Zeit vorrückt, wird seine Gattin immer stolzer . . . Fritz Osten existiert für sie garnicht mehr. Ihre Tochter muß einen Diplomaten heiraten: sie soll der Karriere ihres Vaters Ehre machen. – Eusebius sucht und sucht nach Ausreden, wie er einmal für zwei Wochen verschwinden kann, aber es gelingt ihm nicht, da seine teure Gattin ihn nicht allein reisen lassen will.
Da wendet sich Müller in höchster Not an seinen Freund Walter Beckmann, den Inhaber des „Nachtfalter“, und dieser kommt mit Otto Panicke nach Unterneuenhausen. Frau Bürgermeister ahnt natürlich sofort „Hohe Diplomatie“ und hofiert die Herren, was besonders Panicke entzückt und als die beiden noch am selben Tage abfahren, ist Müller selig, denn sein „bester Freund“ Panicke wird – gegen Zahlung von 200 Emmchen – für ihn die Strafe absitzen . . .
Aber Panicke geht nicht gleich ins Gefängnis . . . erstmal wird die Anzahlung, die er bekommen hat, verjubelt , . . und das ordentlich . . . und als kein Geld mehr da ist, macht er Schulden, und zwar auf den Namen Bürgermeister Müller, dessen Papiere er ja bei sich tragt, um sich in Moabit legitimieren zu können. Panicke hat jetzt Kredit und außerdem eine „Anna“, die ordentlich stolz auf „ihren“ Bürgermeister ist. Die ganze Zechgesellschaft geht auf seine Parole hin noch abends nach Wannsee baden.
Hier passiert etwas Rätselhaftes, denn Panicke bleibt von diesem Augenblick an verschwunden. Man muß leider annehmen, wie der Kommissar der weinenden „Braut“ mittelt, daß ihr „Bürgermeister“ ertrunken ist.
Diese Nachricht erhält auch der „Unterneuenhausener Anzeiger“. Fritz Osten bemerkt natürlich sofort, daß da irgendetwas nicht stimmt, denn er weiß, daß der wirkliche Bügermeister sich auf einer Inspektionsreise befindet; aber als verantwortlicher Redakteur darf er die Nachricht nicht unterdrücken. und so kommt es, daß Eusebius Müller auf der Heimfahrt von seiner Besichtigungsreise seine eigene Todesnachricht lesen muß . . . Müller ist außer sich . . . Aus lauter Angst steigt er auf der anderen Seite des Bahndammes aus … besorgt sich bei einbrechender Dunkelheit einen Umhängebart und da er nicht weiß, wo er bleiben soll, und auch nicht genügend Geld hat, um nach Berlin zu fahren, steigt er behutsam in seine Wohnung ein, betritt sein Herrenzimmer und nimmt Geld aus der Schublade an sich. Beim Weggehen wirft er im Dunkeln eine Vase um. Die aufgeschreckte Gattin glaubt ein Gespenst zu sehen, als er eilends davonläuft . . .
Aber Frau Müller glaubt nicht an Gespenster und beschließt, mit ihrer Tochter Eva nach Berlin zu fahren und den Dingen auf den Grund zu gehen. Sie hat ja noch die Adresse des Freundes ihres Mannes. Daß Fritz Osten auch heimlich nach Berlin fährt, ist wohl selbstverständlich.
Inzwischen ist Otto Patricke bei seiner Braut Anna wieder „aufgetaucht“, und zwar in des Wortes bester Bedeutung, denn nur mit einer „Tonne“ bekleidet, sieht sie ihren „Bürgermeister“ wieder, ihm sind nämlich seine sämtlichen Kleidungsstücke gestohlen worden, und da er sich nicht getraut hat so in die Stadt zu gehen, hat er diese Staatstoilette requiriert. Als er das Geständnis macht, gar kein Bürgermeister zu sein, verzeiht ihm Anna, die froh ist, daß sie ihn wieder hat
Am selben Tage, wo sich Müller vor Sorgen bei seinem Freund Walter Beckmann einen Rausch antrinkt, um zu vergessen, daß es ihm nicht einmal möglich war, seine Identität auf der Polizei zu beweisen, da er ja keine Papiere bei sich hat und für die Akten eine „Wasserteiche“ ist, kommt Frau Müller mit ihrer Tochter zu Beckmann. Dieser hat keine Ahnung, wofür ihn Müller bei sich zu Hause ausgegeben hat und kommt in die furchtbarsten Situationen, zumal Frau Müller vor Neugierde, einmal die „wirklichen“ Diplomaten zu sehen, heimlich durch die Privatwohnung hindurch ins Lokal geht Hier im „Nachtfalter“ amüsiert man sich köstlich über die Provinzler, und Frau Müller ist froh, als Fritz Osten, der inzwischen Eusebius Müller gesprochen hat, sie und ihre Tochter aus dem Lokal bringt . . für sie sind die „Diplomaten“ erledigt, denn so ein Benehmen ist ihr noch nicht vorgekommen . . . – Frau Müller versteht, daß ihr Eusebius sich aus diplomatischen Gründen hat einige Tage unsichtbar machen müssen, aber nun soll er sofort mit ihr nach Hause kommen, sie habe so genug von „diesen Kreisen“, daß es ihr in Unterneuenhausen doch besser gefalle .
Da beginnt die große Wandlung im Leben von Eusebius Müller. Er, der bisher von seiner Gemahlin tyrannisiert wurde, wird endlich, aufgestachelt von seinen Freunden Walter Beckmann und Fritz Osten, ein ganzer Kerl, der Alkohol macht ihm immer mehr Mut, er befiehlt, daß Frau mit Tochter und Schwiegersohn sofort abreisen. Er selbst habe noch 14 Tage in Berlin zu tun. Und warum? Das ist sein Geheimnis?
Daß dieses auch der junge Redakteur Fritz Osten kennt, schadet nichts, im Gegenteil, er wird schon einen Artikel loslassen über die Verwechselung des Namens des Stadtoberhauptes von Unterneuenhausen. Schließlich gibt es in noch mehr „Müller’s“  auf der Welt. Froh führt er mit seiner Braut, begleitet von seiner Schwiegermutter, die auf ihren „Sebie“ nun warten muß, der Heimat zu.

Kritik (-g., Film Kurier #068, 03/19/1932):
Dieses neue Lustspiel aus der Althoff-Produktion fand gestern freundliche Aufnahme im Primus-Palast. Es ist Unterhaltungsware, gemacht ohne besondere Ambitionen, aber mit sichtbarer Sorgfalt und mit Streben nach neuartigen Wirkungen.
Es geht darum, daß der Herr Bürgermeister Eusebius Müller aus Unterneuenhausen nach Berlin kommt und hier bei einer nächtlichen Kneippartie soviel Unfug anrichtet, daß er zu zwei Monaten Gefängnis verknackt wird. Ohne Wissen der gefürchteten Gattin diese Strafe abzubrummen, ist nun Müllers Streben, und es gelingt ihm nach vielen Zwischenfällen auch schließlich, seine Missetat geheimzuhalten. So nebenbei legt er sein Pantoffelheldentum ab.
Curt I. Braun und Fritz Falkenstein, die Autoren, haben die nicht gerade aufregende Grundidee nett ausstaffiert, und der Regisseur Carl Boese hat mit Hilfe brauchbarer Schauspieler aus dem Thema das Mögliche herausgeholt.
Durch die starken Uebertreibungen des Hauptdarstellers Hans Waßmann wird der Film zuweilen knallig. Boese hätte hier dämpfen müssen. Es wird überhaupt in diesem Film reichlich viel in Besoffenheit gemacht.
Die Gläßner als machtlüsterne Bürgermeistersgattin aus der Kleinstadt ist großartig, die Rolle ist gut für sie herausgearbeitet. Als ihr Töchterchen präsentiert sich Karin Hardt, eine sympathische blonde Novize. Ihr Partner ist der frische, lustige Curt Vespermann.
Hugo Fischer-Koeppe mimt realistisch einen Vagabunden, Lissi Arna gibt der Figur einer verliebten Kellnerin mit festen Strichen Farbe. Kurt Gerron holt sich als bürokratischer Beamter, der einen Lebenden für „amtlich” tot erklärt, den größten Lacherfolg des Abends.
Harry Berber, Ernst Behmer und Hermann Picha sind sonst noch von der Partie.
Das Technische ist Durchschnitt. Bild: Hameister und Gottschalk, Bauten: Herrmann und Günther, Ton: Dr. Seidel. Für das Musikalische sorgte Arthur Guttmann.

css.php