Five from the Jazz Band

Originaltitel: Fünf von der Jazzband. Komödie 1932; 88 min.; Regie: Erich Engel. Darsteller: Jenny Jugo, Rolf von Goth, Theo Shall, Fritz Klippel, Karel Stepanek, Günther Vogdt, Vera Spohr; Universal-Tobis-Klangfilm.

Ein Mädel platzt in das Probespiel einer Jazzkappelle hinein, wird vom Varietédirektor für deren Premiere irrtümlich verhaftet. Als sie freikommt, hat schon eine andere ihre Sensation ausgeführt, sie selbst sich aber einen Bräutigam gefunden.

Zusammenfassung
Eigentlich sind es nur vier, Jim, der Saxophonist, Fritz, der Schlagzeuger, Jean, der Trompeter und Bill, der Klavierspieler. – Aber als sie bei einem ihrer vielen Versuche, ein Engagement zu finden, dem Direktor des Tamedan-Varietés vorspielen, ist plötzlich Jessie unter ihnen. Und gerade Jessie gefällt dem Direktor so gut, daß er sie alle sofort engagiert. Alle fünf. Obwohl doch Jessie eigentlich gar nicht zu ihnen gehört. Nun nennen sie sich also die „5 von der Jazzband“. Zunächst muß Jessie angelernt werden, und sie hat keine Ahnung von Musik. Das ergibt schwierige Proben; aber ganz abgesehen davon soll Jessie auch akrobatische Kunststücke vorführen, denn die vier haben dem Direktor vorgeschwindelt, Jessie sei eine perfekte Akrobatin. – Übermorgen ist Premiere; die Proben werden immer schwieriger. Nicht nur, weil Jessie so schwer lernt. Sie ist auch der Anlaß endloser Zänkereien unter den vier Jungen, die sich bisher so gut miteinander vertragen haben. Ängstlich belauert einer den anderen, damit niemand mit ihr flirten kann. Und so kommt es, daß niemals einer mit Jessie allein ist. Nur Jean, dem pfiffigsten von ihnen, gelingt es am Abend, die anderen hineinzulegen und mit Jessie allein auszugehen. Natürlich bekommt er dafür von seinen wütenden Kollegen eine gehörige Tracht Prügel, die er gern erträgt, denn er glaubt, er sei der Bevorzugte. – Er irrt sich gewaltig. Der Bevorzugte ist ein ganz anderer. Keiner von den Vieren hat bemerkt, daß inzwischen ein fescher junger Herr aufgetaucht ist, in den Jessie sich gleich bei der ersten Begegnung verliebt hat Der heißt Martin und hat blendend schöne Zähne . . . – Der erste große Krach mit den vier Jungens entsteht, als Jessie herausbekommt, daß sie als Akrobatin auftreten soll. Jetzt hat sie genug. Jetzt will sie überhaupt nicht mehr mitmachen. Sie eilt ins Varieté zum Direktor, um endgültig abzusagen. Aber die vier Jungens sind schneller. Sie holen sie ein und erklären ihr alles. Ja, die Sache sei nämlich so: der Direktor habe sie doch nur engagiert, weil er geglaubt habe, daß Jessie zu ihnen gehört. „Und wenn Du Dich jetzt beschweren gehst, dann ist alles aus. Dann haben wir wieder nichts zu essen, wie die Monate vorher.“ Jessie hat Mitleid. Gut, sie macht mit – auch als Akrobatin. Unter einer Bedingung: das andauernde Flirten und die ewigen Streitereien um sie haben aufzuhören! Die vier versprechen es. – Aber nun hat es Jessie auch nicht besser. Es ist ja auch nicht schön für ein junges Mädchen, nur als „Mitarbeiter“ behandelt zu werden. Keiner kümmert sich um sie, niemand macht ihr den Hof, und nicht ein einziges Mal kann sie tanzen. In ihrer Einsamkeit betrinkt sie sich furchtbar. Und so trifft sie der fesche junge Herr mit den schönen Zähnen wieder. – Der nimmt sich ihrer an, führt sie in ein kleines Lokal und schimpft furchtbar mit ihr, denn er hat sie sehr lieb. Unglücklicherweise wird in diesem Augenblick sein Auto gestohlen, und er hat guten Grund, anzunehmen, daß Jessie die Diebin ist Jessie ist ihm schon immer ein bißchen verdächtig vorgekommen. Traurig geht er nach Haus, weil das Mädel, daß er gern hat, ein so schlechter Mensch ist Dann ist Premiere im Tamerlan. Die „5 von der Jazzband“ sind ganz groß angekündigt Aber als Jessie in ihre Garderobe kommt, um sich zu schminken, wird sie verhaftet wegen des Autodiebstahls. Die vier bemerken in letzter Minute, daß Jessie verschwunden ist. Verzweifelt sinnen sie auf einen Ausweg. In einer halben Stunde müssen sie auftreten und Jessie ist nicht da! – Martin kommt zur Polizei. Sein Auto ist wieder da. Jessie wird aus der Haft entlassen und Martin will sie in die Arme schließen. Aber Jessie muß fort, es ist höchste Zeit zum Auftritt. Sie stürmt ins Theater. Auf der Bühne sitzen die vier von der Jazzband und ein Mädel ist auch dabei. Jessie starrt hin; es ist das Stubenmädchen aus dem Hotel, in dem sie gewohnt haben, das Stubenmädchen, daß bei allen Proben dabei war und jetzt schon besser spielen kann als Jessie. – Glücklich spielen die fünf ihren Schlager; sie brauchen um ihr Engagement nicht mehr zu fürchten. Und glücklich hält Martin Jessies Hand . . .

Kritik (Georg Herzberg, Film Kurier #087, 04/13/1932):
Viktoria! Das war ein Sieg. Das war eine Premiere. Dabei zu sein, wie tausend Menschen für ein Werk Feuer fangen, wie sie mit jeder Szene entzückter werden, ganz automatisch beim Ausspielen jedes Regietrumpfs zu klatschen beginnen und schließlich mit freudeglänzenden Augen auf die Straße treten, das ist schon beinahe ein Erlebnis. Nur von der Produktion her können wir beim Film der Krise zu Leibe gehen. Ein Abend wie der gestrige ist Ansporn dazu.

Es sei zuerst einmal die recht seltene Tatsache konstatiert, daß hier ein Film erheblich besser ist als das ihm zugrundeliegende Bühnenstück, das seinerzeit bei der Aufführung im Schauspielhaus einen recht faden Eindruck machte. Die Autoren Hermann Kosterlitz und Curt Alexander haben erkannt, daß der Stoff gehörig umgeformt werden mußte, um eine brauchbare Filmunterlage zu geben. Sie haben die Grundidee aufgegriffen, daß vier Jazz-Musiker durch Zufall zu einer Kollegin kommen, weil der Direktor sie nur in dem Glauben engagiert hat, daß das Mädel zu ihnen gehört. Ein rechter Aerger ist es mit der Kleinen, ihr musikalisches Verständnis reicht nicht einmal bis zum Paukeschlagen, und obendrein gefährdet sie die männliche Eintracht des Kleeblatts.
Die Autoren haben die Vorgänge in ihrem vorbildlich gebauten Drehbuch filmgerecht aufgelöst. Die Kleine, Angestellte einer Bühnenwerkstatt, tritt in Aktion, als sie auf der Spitze einer imposanten Leiter auf die Bühne kippt und mit ihrem Hinterteil gradwegs in der Pauke landet. Die Handlung wird dann weitergeführt, in einem Artisten-Hotel, in einem Amüsierbums mit internationalem Ringerwettstreit, in einem Knutschcafé, auf der Polizeiwache und sonst noch wo, überall Leben und Geschehen, überall stehen Darsteller, die aus winzigen Rollen in wenigen Metern Starleistungen machen. Womit wir bei dem Regisseur Erich Engel angelangt sind.
Der Abend war im wesentlichen Engels Triumph. Sein überraschender Erfolg mit dem Hansen-Film war kein Zufallstreffer. Hier liegt Leistung vor, die aus wahrem Können heraus geboren ist.
Was in hundert Kritiken geschrieben wurde, im „Film-Kurier“ und anderswo, und was soviele Produzenten bis zum heutigen Tage nicht glauben wollten, wird hier an Hand eines hoffentlich überzeugenden Beispiels demonstriert. Nämlich daß ein Tonfilmregisseur Gefühl für das gesprochene Wort haben muß. Daß ihm das Ohr für jede Sprachnuance ebenso nottut wie der Blick für das Bild. Und daß Leute, die nur sehen und nicht hören können, eben nicht Tonfilmregie führen können.
Den großen Jubel während des Abends gibt es immer dann, wenn ein Satz, der sich im Manuskript bestimmt ganz gewöhnlich liest, plötzlich mit einer Betonung und mit einer Klangfarbe kommt, daß es wie ein elektrischer Schlag in das Hörzentrum der Leute im Parkett geht. Nur ganz große Schauspieler, und auch diese nicht immer, können diesen Ton selbst treffen. Da muß ein Regisseur formen und retuschieren. Und so kommen hier Nebenpersonen zu Erfolg, weil die Regie ihre Szenen nicht als nebensächliche Passagen dreht, sondern sie ebenso wichtig nimmt wie die Auftritte der Hauptdarstellerin. Nur auf diese Weise kann aus einem Stoff, der bei aller Nettigkeit doch schließlich nicht gerade aufregend ist, ein guter Film werden.
Engel ist natürlich nicht nur Sprachregisseur. Wenn er nicht ebenfalls Gefühl für das Bild hätte, wenn ihm sein Instinkt nicht das richtige Tempo und den richtigen Szenenaufbau wählen ließe, wäre er ja ebensowenig ein Tonfilmregisseur wie seine gehörschwachen Kollegen.
Engel ist ein Mensch, der sehen und hören kann. Das ist Alles.
Mich persönlich stört die Anfangsszene, in der ein schlechter Mime beim Vorsingen wie ein überzähliges Stück Vieh behandelt wird. Mag man ihm nachher auch noch ein paar unsymphatische Züge anschminken, wir haben schließlich sechs Millionen Arbeitslose, und auch ein Wenigkönner ist ein Mensch.
Die Jugo hat einen neuen, ganz großen Erfolg. Haben wir es nicht schon alle einmal kennengelernt, das kleine Mädel, das seine ganzen Sorgen hinter einem forcierten Selbstgefühl verbergen will, das die Männer pampig behandelt und sich wundert, wenn sie die Geduld verlieren? Wenn die Jugo die Orchesterprobe abbricht mit dem Satz: „Und Jessie ist überhaupt böse“, dann läßt das Engel so klingen, daß das Publikum vor Freuden jauchzt. Großartig ist die Jugo mit ihren meist unerwartet kommenden trockenen Bemerkungen zu den Geschehnissen dieses Films. Die vier von der Band: Rolf van Goth, Fritz Klippel, Karl Stepanek, Günther Vogdt. Vier Männer um eine Frau. Sie sind auch in ihrer Schauspielerleistung eine Einheit, einer ist auf den anderen angewiesen. Alle vier sind nette, lustige, flinke Jungens. Viel Glück!
Theo Shall legt seinen Liebhaber nobel und unsüßlich an. Ein Kavalier scheint Geld zu haben, keine schlechte Partie für die Kleine, aber wenigstens werden dem Parkett die Millionen nicht aufdringlich vorgerechnet.
Einen Erfolg spielt sich Vera Spohr heraus. Auch die Helmke läßt bei einem Dauer-Geplapper aufmerken.
Alle die anderen: Fledath, Mainzer, Bienert, Gretler, Ihle, Melchior, Steinbeck, Pleß,
Hußar, Hannemann, Klein-Lörk, Lorre, Roth, Schur stellt Engel auf den rechten Platz.

Pasternack, der fleißige Produktionsleiter der Universal, kann stolz auf das neue Werk sein. Seine Techniker haben glänzend gearbeitet: Reimar Kuntze an der Kamera mit warmen und klaren Bildern, Czerwonski als Architekt von Kultur, Grimm als Schöpfer des idealen Tons und Marton als bemerkenswerter, auf den Zentimeter genauer Schneidekünstler.
Theo Mackeben als Komponist liefert eine saubere und abgewogene Leistung. Seine rhythmische Musik paßt sich geschickt dem Geschehen an.
Ihr, die Ihr Filme dreht, geht hin und seht euch an, was man aus Zelluloid mit Negativschicht Schönes machen kann.

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