
Originaltitel: Der Feldherrnhügel. Militärlustspiel 1932; 84 min.; Regie: Eugen Thiele. Darsteller: Iván Petrovich, Elga Brink, Betty Bird, Fritz Spira, Hansi Arnstaedt, Ida Perry, Ernst Dumcke, Roda-Roda, Hansi Arnstaedt, Ida Perry, Fritz Steiner, Julius Brandt, Hermann Blaß, Louis Ralph, Ernst Morgan, Albert von Kersten, Julius Eckhoff; Emelka-Tobis-Klangfilm.
Ein Rittmeister, schon am Hochzeitstag in Untreueverdacht geraten, wird nach einem Nest versetzt, wo bei einem Regimentsjubiläum mit Felddienstübung der Oberst absichtlich patzt, um pensioniert zu erden. Da aber die inspizierende Hoheit, anderwärtig in Anspruch genommen, den Rittmeister zur Berichterstattung befiehlt und dieser – er versöhnte inzwischen seine Frau – nachher Manövermärchen erzählt, winkt dem guten Obersten nach die Beförderung.
Zusammenfassung
Rittmeister von Jennewein, der fescheste Offizier des 17. österreichischen Husarenregiments, beschließt unter der Last seiner Schulden, ein solides Leben zu beginnen, eine gute Partie zu machen und so auf dem Wege einer ertragreichen Heirat die große Schar seiner Freundinnen und Gläubiger loszuwerden. Nach Liquidierung seiner amoureusen Vergangenheit heiratet Rittmeister von Jennewein Lilli, die reizende Tochter der ebenso begüterten wie gestrengen Gräfin Kopsch. Aber auf der Hochzeit kommt es zu einem Skandal, wie ihn die Wiener Hofgesellschaft noch sie erlebt hat. Die Bildhauerin von Landiesen, eine abgebaute Freundin Jenneweins, erscheint auf dem Hochzeitsbankett, fällt dem Rittmeister um den Hals und küßt ihn zum Entsetzen der Hochzeitsgäste ab. Die Folge dieser peinlichen Kußaffäre ist das sofortige Scheidungsverlangen der frischgebackenen und sich schon betrogen sehenden Frau Lilli und die Strafversetzung des Rittmeisters nach der ruthenischen Garnison Insch a. d. Donau, die Seine Hoheit, der Herr Erzherzog. der Zeuge der Skandalaffäre wurde, höchst selbst verfügt.
In einer Laune, wie sie schlechter nicht sein kann, reist Jennewein von Wien nach dem gottverlassenen Nest Insch. Mit ihm sein treuer und unverschämter Bursche. Orenstein, im Zivilberuf Versicherungsagent, der Mann, dem seine Tätigkeit als Soldat doch noch Zeit übrig läßt, nebenbei nahezu die ganze österreichische Armee zu versichern.
Rittmeister Jennewein voran reisen jedoch seine Schuldner, sein Ruf als Don Juan und — Frau von Landiesen.
Die Garnison Insch bereitet sich eben vor, das 200jährige Bestehen des „schönen Regiments“ festlich zu begehen. Der Korpskommandant und Seine Hoheit, der Herr Erzherzog, werden dafür erwartet Auch Gräfin Kopsch und ihre mit Jennewein verheiratete — oder besser schon wieder in Scheidung befindliche — Tochter Lilly reisen, ebenfalls nach Insch.
Der festliche Tag des Regimentsjubiläums ist da und ein großer Empfang in der Offiziersmesse des „schönen Regiments“ vereint alles, was in Insch einen Namen von Klang and Rang hat Selbstverständlich sind auf diesem Fest auch Frau von Landiesen, Gräfin Kopsch und Tochter zur Stelle. Seinen Höhepunkt erreicht das Regiments-Jubiläumsfest mit dem Eintreffen Seiner Hoheit, der sich freilich mehr für die schöne und kokette Frau von Landiesen, als für die zweifelhaften Darbietungen des sich nicht sonderlich auf der Höhe befindlichen Husarenregiments von Insch und seines vertrottelten Obersten von Leukfeld interessiert. Jennewein aber gibt dieses Fest Gelegenheit, sich mit Lilli, seiner Ex-Gattin, auf dem Umwege über den Gerichtsvollzieher wieder zu versöhnen. Denn überraschend erscheinen in der Offiziersmesse der Hauptgläubiger des Rittmeisters mit dem Gerichtsvollzieher, um Jennewein oder hilfsweise seine Gattin zu pfänden, und Lilli gibt gerne ihre Perlenkette für die Schulden Jenneweins hin.
Am nächsten Tage findet das große Jubiläumsmanöver statt, bei dem sich der Oberst Leukfeld durch absichtliches Patzen in Gegenwart der allerhöchsten Herrschaften den wohlverdienten Ruhestand erringen will. Das Manöver geht zum Gotterbarmen schief, der Herr Korpskommandant schwitzt Blut und droht dem Obersten für seine Patzereien alle Strafen der Hölle an. Aber Seine Hoheit merken von alldem nichts. Denn Hoheit haben es vorgezogen, sich den Rittmeister als persönlichen Adjudanten zuteilen zu lassen und mit ihm zusammen nach dem Hotel zu reiten, wo Frau von Landiesen wohnt. Während Seine Hoheit angeblich vom Balkon des Zimmers der Frau von Landiesen aus dem Manöver zuschaut, soll Jennewein vor dem Hotel Posten fassen und seinerseits das Manöver beobachten, um dem Herrn Erzherzog dann Bericht erstatten zu können. Aber Jennewein zieht es vor, die Stunden für ein Zusammensein mit seiner Lilli, die im gleichen Hotel wohnt, auszunützen, und das Manöver Manöver sein zu lassen. So kommt es, daß weder der Erzherzog noch Jennewein etwas von dem Manöver sahen, weil sie andere Genüsse dem militärischen Schauspiel vorzogen. Und Oberst Leukfeld kommt auf diese Weise nicht zu dem ersehnten Zylinderhut und der Pensionierung, sondern zu einer Belobigung für sein fesches Manöver aus erzherzoglichem Munde und zur Beförderung zum General. „Es war sehr schön, es hat mich sehr gefreut“, so zieht der Erzherzog die Bilanz dieses komischen Regimentsjubiläums, aber schließlich ist jeder dabei auf seine Rechnung gekommen und Jennewein kann nun ein zweites Mal mit mehr Erfolg seine Lilli heiraten, nachdem der Erzherzog ihm die Frau von Landiesen abgenommen hat.
Kritik (-e-, Film Kurier #078, 04/02/1932):
Der „Feldherrnhügel“ von Roda Roda und Carl Rößler ist immer noch eine der amüsantesten Begebenheiten, die sich im Reiche des bunten Rocks ereignen. Von der politischen Aggressivität, die einstmals dem Bühnenstück anhaftete, ist schon seinerzeit bei der stummen Verfilmung nicht viel übrig geblieben, und Eugen Szatmari, der Autor dieses Tonfilms, ist auf diesem Wege eher noch einen Schritt weitergegangen. Schließlich: Die K. u. K.-Armee existiert nicht mehr, und die Erzherzoge haben auch nichts mehr zu sagen, und es verlohnt sich nicht, ein nicht mehr vorhandenes System und einen zur Gegenwehr nicht mehr fähigen Gegner zu attackieren.
Szatmarie Manuskript ist eine geschickte Mischung aus drei Momenten: Der Liebesgeschichte des verschuldeten Tennewein, der Dämlichkeit der K. u. K.-Rekruten (die Konjunktur der Militärpossen war auszunutzen) und den seltsamen Begebenheiten anläßlich eines Manövers, wo ein dienstmüder Oberst mit Absicht patzt, um den Abschied zu kriegen, und dennoch von seiner Hoheit, die während des Manövers mehr private Dinge erledigte, zum General befördert wird.
Daß Autor und Regisseur sich auf die bewährten Situationen des Bühnenstückes stützen, ist ihr gutes Recht. Lieber Gutes übernehmen als um jeden Preis die Vorlage meiden. Eugen Thiele hätte bei einigen Episoden mehr auf Tempo sehen können, um der Einheitlichkeit des Ganzen willen. Sonst wird er den Aufgaben des Spielleiters ohne besondere Aktivität gerecht.
Das Publikum amüsierte sich laut, und diese Freude im Parkett, die schließlich das Ziel des Films ist, ist vor allem ein Verdienst der Schauspieler, die namentlich in kleinen Rollen Vorzügliches leisten.
I. Petrovich als Jennewein macht eine gute Figur, man glaubt ihm die Weiber und die Schulden. Betty Bird bringt für die junge Gattin ein hübsches Gesicht und ein warmes Mädchenlächeln mit. Für die Rolle der Frau Ladiesen ist Elga Brink nicht gerade die richtige Besetzung.
Das Publikum wird ihr kaum die vier Offiziere in drei Wochen glauben. Man hätte ruhig ein bißchen ins Vamp-Fach greifen können.
Fritz Spira nimmt amüsant den pensionswütigen Oberst, Hansi Arnstädt seine desto ehrgeizigere Gattin. Ernst Dumcke spielt die Hoheit ohne Uebertreibungen und mit einem sympathischen Schuß österreichischer Bonhommie Julius Eckhoff gibt einen einfältigen Burschen so, daß es schon mehr ist als reines Possenspiel.
Roda Roda muß als Korpskommandant zähneknirschend den seltsamen Ansichten. Seiner Hoheit beistimmen. Julius Brandt, Ida Perry, Louis Ralph und Ernst Morgan verdienen noch Erwähnung.
Durchschnittsleistungen sind die Bilder von Karl Vaß und die Bauten von Ludwig Reiber. Bei den Szenen auf dem Feldherrnhügel könnte man nachträglich einige Dialoge durch Dämpfen der Geräusche verständlicher machen.
Die freundliche Aufnahme, die dem Film im Primus-Palast bereitet wurde, berechtigt zu der Annahme, daß er sein Publikum unterhalten wird.