Originaltitel: Ehe mit beschränkter Haftung (Causa Kaiser.) Satirische Komödie 1932; 93 min.; Regie: Franz Wenzler; Darsteller: Charlotte Susa, Werner Fuetterer, Georg Alexander, Hans Moser, Rosa Valetti, Trude Brionne, Paul Morgan; Hisa-Tobis-Klangfilm.
Ein Anwalt kann seiner Klientin nur durch die Heirat mit einem Namensvetter ihres von seiner Frau noch nicht geschiedenen Lebensgefährten eine Erbschaft retten. Diese Namensehe, vom männlichen Part ernst genommen, geht bald in Brüche, führt zu einem ergötzlichen Scheidungsprozeß. Schließlich: das ursprüngliche Paar und ein neues.
Zusammenfassung
In der Kanzlei der Rechtsanwälte Doktor Wendler und Dr. Springer liegt die Erbschaftsangelegenheit Irene Kaiser. Die Erbin ist nicht aufzufinden und in wenigen Tagen ist die Frist verstrichen, nach welcher der Fiskus die Erbschaft für sich beanspruchen kann. Da lernt Dr. Wendler in einem Kabarett die Vortragskünstlerin Irene Santa Fé kennen und deren Gatten Georg Kaiser, die gesuchten Erben.
Alles wäre in schönster Ordnung und die beiden verschuldeten Künstler mit einem Schlag reiche Leute, wenn sich nicht plötzlich herausstellte, daß Sirene und Georg wohl vor Gott ein Ehepaar sind, aber nicht vor dem Gesetz, da Georgs erste Frau ihn verließ und nirgends aufzufinden ist. Schon scheint die Erbschaft wieder verloren, da die verehelichte Irene Kaiser also gar nicht verehelicht ist und auch nicht Kaiser heißt. Da kommt Dr. Springer auf eine glänzende Idee. Muß denn Irene mit diesem Georg Kaiser verheiratet sein? – Nein. Sie muß eben einen anderen Georg Kaiser heiraten, und dieser findet sich auch alsbald in der Person eines alten mürrischen Sollizitators, der diesen nicht so seltenen Namen führt.
Kaiser I begleitet das neuvermählte Paar ohne Wissen Kaiser II auf die Hochzeitsreise. Doch nach der Rückkehr wird es allzu offensichtlich, daß Kaiser II hineingelegt ist. Nach wilden Kämpfen kommt es schließlich zu einem Ausgleich. Die Ehe wird geschieden, Kaiser II erhält seine Rechte und Irene kehrt wieder zu ihrem Kaiser I zurück.
Kritik (Georg Herzberg, Film Kurier #017, 01/20/1932):
Wenn ein Film heute in der Lage ist, tausend Menschen zum Lachen und Lächeln zu bringen, wenn er sie veranlaßt, die Welt beim Ausgang optimistischer zu betrachten als Leim Hineingehen, dann hat er seine Lustspielmission erfüllt. Ueber diesen Film wurde gestern viel und herzlich gelacht, und oft drohte die Gefahr, daß die Applausstürme lauter wurden als die Dialoge.
Die Geschichte beruht auf dem Bühnenstück „Causa Kaiser“ von Stärk und Eisler. Wieder einmal muß ein exzentrisches Testament den Anlaß geben zu verzwickten Situationen. Dabei ist festzustellen, daß diese Testamentsgeschichte dem Zuschauer während des Abends absolut unklar bleibt. Vielleicht lenkt man die zermarterten Gehirne der neugierigen Kinobesucher durch ein Preisausschreiben: „Woher kennt der Onkel aus Amerika Herrn Georg Kaiser?“ auf die richtige Fährte. Noch besser ist allerdings, wenn die Filmautoren B. E. Lüthge und Curt I. Braun dem Publikum den guten Rat geben, die Dinge nun einmal so zu nehmen, wie sie geschildert sind, sich gut zu amüsieren und ihr Detektivtalent an anderen Ereignissen zu erproben.
Das Drehbuch ist gut gebaut, man war um eine frische, unkomplizierte Darstellung der Handlungsweise bemüht und kann als Erfolg für sich buchen, daß das Publikum willig mitging und jede servierte Pointe entdeckte.
Der Regisseur Franz Wenzler bewahrt sich geschickt vor dem Abgleiten ins Possenhafte, ohne durch überspitzte Zurückhaltung den Komödienstoff filmunwirksam zu machen. Es ist ein sehr gangbarer Mittelweg, den man hier gewählt hat. Und wenn Sam Spiegel, der zum erstenmal für die künstlerische Oberleitung eines Filmes zeichnet, die Fähigkeit besitzt, solche Wege zu finden, dann hat er Eignung für dieses Metier.
Wie immer bei solchen Stoffen, wird der Erfolg durch die Darsteller entschieden. Das Ensemble ist gut ausgewählt und in Spiellaune, und es bleibt dem persönlichen Geschmack des einzelnen überlassen festzustellen, welcher Schauspieler der beste war.
Charlotte Susa gefällt in der weiblichen Hauptrolle durch die charmante Ungezwungenheit ihres Wesens. Sie singt mit reizvoller Stimme zwei Schlager von Dr. Kaper und Walter Jurmann (Texte: Fritz Rotter), von denen der Foxtrot mit dem Refrain „Ich frag’ Madam’, wann kommen wir zusamm’“ Aussicht auf Erfolg hat.
Um bei den Damen zu bleiben: Rosa Valetti setzt sich mit rasantem Mundwerk in jeder Situation durch. Jeder Satz ein Lacher. Und Trude Brionne spielt sich mit Selbstverleugnung aus der Rolle eines Küchentrampels einen Erfolg heraus.
Bei Werner Fütterer konstatiert man, daß er durchaus unsüßlich auftreten kann und die Vernachlässigung in der letzten Zeit nicht verdient hat. Dieser Film ist für ihn eine Art Rehabilitierung.
Bleibt noch das große Komiker-Trio: Paul Morgan, Georg Alexander und Hans Moser. Moser als Ehemann ohne diesbezügliche Rechte, ein pensionierter Kanzleisekretär, der plötzlich in den Strudel der großen Welt versetzt wird. Er spielt die Figur mit all den wunderbaren Glucksern und Stotterworten, die wir bei ihm lieben.
Georg Alexander mimt dreist und gottesfürchtig einen mit allen Wassern gewaschenen Rechtsanwalt, und von seinem Morgan ist zu sagen, daß er ihm weder an Skrupellosigkeit noch an Wirkung auf das Zwerchfell nachsteht.
Tamara Desni und Walter Steinbeck verdienen weitere Erwähnung.
Das Technische ist erfreulich. Kamera: Karl Drews, Bauten: Sohnle und Erdmann, Ton: Charles Metain.
Es war ein richtiger Premieren-Erfolg. mit Hervorrufen und Glückwünschen an die Universal, die mit ihrer deutschen Produktion einen Erfolg nach dem anderen landet.