Originaltitel: Der schönste Mann im Staate. Militärschwank 1932; 92 min.; Regie: Carl Boese; Darsteller: Sig Arno, Camilla Spira, Ralph Arthur Roberts, Hugo Fischer-Köppe, Lissy Arna, Kurt Vespermann, Leopold von Ledebur, Erich Kestin, Philipp Manning; Althoff-Tobis-Klangfilm.
Ein Reserveleutnant, in Zivil Rechtsanwalt, soll seinen Major einklagen. Der ihm diesen schwiegerväterlichen Auftrag überbringende Schreiber wird für einen Rekruten gehalten, bringt die ganze Kaserne in Aufruhr, setzt schließlich dem Oberstleutnant dessen als Rebhühner zubereitete Brieftauben zum Mittagessen vor.
Zusammenfassung
Fritz Piesicke, der Gemeindeschreiber, ist der einzige Mann im Dorf, der nicht zum Militär genommen wurde, weil er zu schwach ist. Aus Angst, sich hiedurch die Gunst seiner Julischka zu verscherzen, erklärt er, daß er zur Garde nach Berlin einrücken müsse.
Bald findet er auch Gelegenheit, in eine Uniform zu schlüpfen und in einer Kaserne als Soldat unterzukommen. Der Schwindel wird nicht sofort entdeckt, und so hat der Zivilist in Uniform die merkwürdigsten und komischesten Erlebnisse. Schließlich wird Fritz entlarvt, auch Julischka erfährt, daß ihr Fritz gar nicht Soldat ist, aber sie behält ihn doch und hält ihn auch weiterhin für den „schönsten Mann im Staate“.
Kritik (-g., Film Kurier #043, 02/19/1932):
Im Mittelpunkt dieses Kommiß-Films steht ein Zivilist, vom Stabsarzt für dienstuntauglich befunden, der bei einem kurzen Gastspiel in der Kaserne den ganzen Betrieb aus dem Geleise bringt. Der Höhepunkt des von B. E. Lüthge und Karl Noti verfaßten lustigen Geschehens ist erreicht, wenn dem Herrn Oberstleutnant mit der großen Passion für die Brieftaubenzucht seine kühnen Flieger als Rebhühner, garniert mit Sauerkraut, serviert werden und er den mangelnden Wildgeschmack erfreut konstatiert.
Dieser Film ist keine Verherrlichung des Militärwesens, er ist auch keine Glossierung. Sondern ein Lustspiel, ein Lustspiel mit dem einen Zweck, die Besucher zu amüsieren. Wenn man den Inhalt liest, mutet er gewiß nicht originell an. Wer aber den Film sieht und nicht ins Lachen kommt, der sollte sich schleunigst in ärztliche Behandlung begeben.
Es ist das Geheimnis des Regisseurs Carl Boese, solche Filme immer um mehrere Nuancen netter, anständiger und genießbarer zuzubereiten als viele Kollegen es tun. Auch dieser Film hat Schwung und Linie, er ist gekonnt und nicht gekrampft, er ist von einem Menschen gemacht, der sein Können dafür einsetzte und nicht mit Achselzucken, daß man „so ’nen Mist nun einmal leider nebenbei machen müsse“, die Gage einstrich.
Seine große Wirkung erreicht der Film erst durch die vielen guten Schauspieler, die am richtigen Ort eingesetzt sind und gute Spielmöglichkeiten haben.
Das ist Siegfried Arno. der Zivilist, der seiner Braut die Dienstuntauglichkeit verheimlichen will durch ein folgenschweres Gastspiel in der Kaserne. Er stellt zum Schluß die Frage: Willst Du mich auch in Zivil?“, und die liebe, rundliche Camilla Spira bejaht mit Freuden.
Sigi Arno erzielt mit seinem höchst unmilitärischen Schlenkerwesen, mit seinem Nichtkennen als des Militärzeremoniells großartige Wirkungen.
Ihm nicht nach steht Ralph Arthur Roberts als schnauzbereiter Major, quicklebendiger als je. Wenn er auch nur auf der Leinwand erscheint, schmunzelt das Parkett.
Hugo Fischer-Koeppe mimt – na was denn sonst – einen Feldwebel. Curt Vespermann, einen Leutnant der Reserve mit nicht ganz waschechten Dienstanschauungen. Eine Könnerin wie Lissi Arna wird leider in eine ihr nicht liegende Rolle gepreßt.
Sonst noch: Leopold von Ledebour. Philipp Manning, Norbert Fels, Erich Kestin, eine sehr gute Charge, Ernst Behmer und Harry Berber.
Das Technische ist guter Durchschnitt: Bauten Machus und Moldenhauer, Kamera Hameister und Gottschalk, Ton Fritz Seidel.
Für das Musikalische zeichnet Arthur Guttmann.
Im Primus-Palast spielt zu Beginn und nach Schluß ein Militärorchester auf der Bühne, mit stürmischem Beifall begrüßt.